man allerdings nicht viel Glauben beimaß. sprach kürzlich von der Abtretung des französischen Zndo- china. Durch den Schrei nach Japan, den jetzt Hervä in seinem Blatte ausstößt, gewinnt dies Gerücht allerdings viel an Wahrscheinlichkeit.
Zur Einnahme von Belgrad.
(W.T.B.) Wien. 4. Dez. Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich vom 4. Dez. gemeldet: Die Besitzergreifung von Belgrad erfolgte gestern in feierlicher Weise. Der Vormarsch unserer Kräfte geht im nördlichen Teile der Front kampflos vorwärts, wobei gestern 300 Mann zu Gefangenen gemacht wurden. Westlich und südwestlich Amdjelowetz stellten sich dem Vordringen unserer Truppen gestern feindliche Kräfte entgegen, die durch heftige Angriffe, die insgesamt abgewiesen wurden, versuchten, den Rückzug der serbischen Armee zu decken.
Wien. 4. Dez. Wie aus Budapest berichtet wird, ist bei der Einnahme Belgrads durch die österreichischen Truppen den Siegern beträchtliches Kriegsmaterial in die Hände gefallen. Darunter befinden sich, der „Nationalzeitung" zufolge, 150 serbische Feldgeschütze und reichliche Vorräte von Artilleriemunition .
Der Islam im Kriege.
Erfolge der Türken gegen die Russen.
Konstantinopel. 5. Dez (Nicht amtlich). Mitteilung aus dem Hauptquartier: Unsere Truppen habe» in der Gegend am Tschorok und bei Adschara alle Tage neue Erfolge. In nördlicher Richtung vorgehend, sind sie in Adschara und bis östlich von Batum vorgerückt. Ostwärts vorgehend gelangten sie in die Gegend von Ardaghan. Bei einem Kampf westlich von Ardaghan erbeuteten sie mit anderen Waffen ein Maschinengewehr. Die Russen gingen auf Ardaghan zurück.
Konstantinopel, 4. Dez. Der amtliche Bericht des Generalstabs teilt mit, daß die türkischen Truppen einen großen Erfolg in der Zone des Tschorokh- Flusses davongetragen haben. Einzelheiten folgen.
Eine englisch-französische Flotte vor den Dardanellen.
Rom, 4. Dez. Aus Konstantinopel wird gemeldet und von der „Vosfischen Zeitung" wieder- gegeben, daß vor den Dardanellen 4V französische und englische Schiffe kreuzen. Gerüchte von An- griffsabsichten sind verbreitet. Tiirktzche Miliräc- kreise halten jeden Durchbruchsversuch für ausgeschlossen und begründen ihre Auffassung damit, daß die Befestigungen wesentlich verstärkt und die Minensperren unüberwindbar seien.
Aufstand im Sudan.
(W.T.B.) Konstantinopel, 5. Dez. „Tasvier-i- Efkiar" erfährt: Der englische General Wingate Pascha, der jüngst in Aegypten eingetroffen ist, ist nach dem Sudan entsandt worden, um eine gegen die Engländer gerichtete Aufstandsbewegung zu unterdrücken. Infolge der Ausdehnung dieser Bewegung habe England beschlossen, noch 14 000 Mann dorthin zu entsenden. Dasselbe Blatt stellt fest, daß in Aegypten keine indischen Truppen vorhanden seien, da England sie entfernt habe, weil sie sich weigerten, gegen den Kalifen zu kämpfen.
Gärung in Aegypten.
(W.T.B.) Berlin, 4. Dez. Aus Rom wird dem „Berl. Tagebl." gemeldet: Offiziere eines in Neapel eirrgelaufenen italienischen Dampfers erklärten, daß die Gärung in Aegypten weiter zunehme. Der Polizeidirektor von Cairo soll ermordet worden sein.
Das Bündnis mit Italien.
Die italienische Kammer und der Krieg.
(W.T.B.) Rom, 4. Dez. Die Kammer trat heute in die Erörterung der Regierungserklärung ein. Der unabhängige Sozialist Labriole vertrat die Ansicht, daß die Verantwortung für den europäischen Krieg auf Deutschland falle und daß die italienischen Interessen gegenwärtig durchaus von denen der Zentralmächte getrennt werden müßten. Lavagnari stellte fest, daß die Regierung, als sie bei Kriegsbeginn die Neutralität erklärte, nicht nur ihr Recht ausübte, sondern ihre Pflicht erfüllte. Eugenio Chiesa von der republikanischen Partei wünschte eine Intervention Italiens in dem ungeheuren Kampf. Italien könne nur mit Sympathie auf die Sache der Mächte sehen, die die Grundsätze der Freiheit und Zivilisation verteidigen. Vaccaro gab auch im Namen mehrerer anderer Deputierter der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Erklärung der Regierung dem Gefühl und den Interessen des Landes entspreche. Alfred Baccelli billigte die Haltung der Regierung und die Neutralität. Was die Zukunft anbetreffe, so würde Italien seine Aufgabe erfüllen, wenn die Entwicklung der Ereignisse eine neue Lage Hervorrufen soll-
DeLW des Heererdedarsr a» Schlachtvieh.
Die Landwirte
werden zufolge Auftrags des K. Ministeriums des Innern vom 2. d. Mts. (Staaisanzeiger Nr. 288) davon in Kenntnis gesetzt, daß die wiirttembergische Militärverwaltung nach einem dem Verein wiirttembergischer Viehhändler erteilten Bescheid künftig Vieh außer von der Geschäftsstelle des Wiirttemb. Viehverwertungsverbands auch wieder von Händlern kaufen wird.
Calw, den 4. Dez. 1914
K. Oberamt: Binder.
teil, die eine tätigere Wahrung der Interessen Italiens erfordern würde. Hierzu müsse man der Regierung ohne Unterschied der Partei die Macht und die Autorität geben, den Ereignissen gegenüberzutreten. (Lebhafter Beifall.) Der Sozialist Treves erklärte sich im Namen seiner Parteifreunde für eine Tagesordnung, die die Erklärungen der Negierung nicht billigt. Er stellte fest, daß währeitd die Neutralitätserklärung die einmütige Zustimmung des Landes gefunden habe, man verschiedener Ansicht darüber sei, was diese Neutralität alles in sich schließe. Er und seine Freunde seien Anhänger der absoluten Neutralität. Diese dürfe keine Gleichgültigkeit gegenüber der Größe der historischen Ereignisse bedeuten Sie könne und müsse für Italien ein Mittel sein, seine große Mission der Humanität und Gerechtigkeit während des Krieges und auch später nuszudehnen. Die europäischen Sozialistenkongresse hätten sich gegen den Krieg ausgesprochen, wenn er nicht ein nationaler Verteidigungskrieg sei. Der Redner schloß mit der Versicherung seines vollen Vertrauens iu die Wiederherstellung der Arbeiterinternationale. (Beifall auf der äußersten Linken.)
Die„Nordd. Allgemeine" zurHalluugItaliens.
(W.T.B.) Berlin, 4. Dez. Die „Nordd. Allgem. Zeitung" schreibt: Die Erklärungen des italienischen Ministerpräsidenten Salandra werden als eine bedeutende und für die Politik Italiens Richtung gebende Verlautbarung wie in Italien selbst, so auch in Europa großen Eindruck machen. Für die Freunde und Verbündeten Italiens hat diese entschlossene Wahrung seiner Eroßmachtftellung nichts überraschendes. Eine Mehrheit für diese nationale und patriotische Politik wird dem Kabinett Salandra in der italienischen Kammer sicher sein. Bei den Verbündeten Italiens besteht volles Verständnis dafür, daß das apeninnische Königreich sich bei europäischen Entscheidungen nicht ausschalten lassen kann.
Bülow Botschafter in Rom.
(W.T.B.) Berlin, 4. Dez. Die „Nordd. Allg. Zeitung" meldet: Da der kaiserliche Botschafter in Rom, von Flotow, aus Gesundheitsrücksichten einen längeren Urlaub antr-eten muß, hat Se. Mast der Kaiser den Fürsten Bülow mit der Führung der Geschäfte der kaiserlichen Botschaft in Nom beauftragt.
Berlin. 4. Dez. Wie die „Deutsche Tageszeitg." erfährt, ist Fürst Bülow bereits gestern, von Hamburg kommend, in Berlin eingetroffen und wird, ehe er sich nach Rom begibt, noch einige Tage hier verweilen. Er wurde bei seinem Berliner Aufenthalte vom Kaiser in längerer Audienz empfangen.
(W.T.B.) Berlin. Zu der Entsendung des Fürsten Bülow nach Rom sagt der „Lokalanzeiger": Wieder hat Kaiser Wilhelm gezeigt, daß er die Forderung des Tages mit klarem Blick erkennt, nämlich in unserer großen aber auch ernsten und schweren Zeit auf die wichtigsten Posten die richtigen Männer zu stellen. Dafür wird er vielen Dank und Zustimmung finden. Die politische Situation in Italien ist jetzt schwieriger als vor Wochen. Aber trotzdem kann man sagen, was überhaupt in Rom zum Nützen Italiens und Deutschlands erreichbar ist, wird Fürst Bülow erreichen.
Die Neutralen und der Krieg.
Amerika und der englische Marinismus.
(W.T.B.) Amsterdam, 3. Dez. Die heute hier vorliegende „Mormng Post" vom 30. Nov. meldet aus Washington vom 29. Nov.: „Washington Post" greift England wieder an. Man glaubt, daß diese wiederholten Angriffe aus gewissen Kreisen einen Teil eines planmäßigen Feldzugs sind, um Stimmung gegen England zu machen und gewisse Mitglieder des Kongresses zu der Forderung zu ermutigen, daß die Regierung die Rechte des amerikanischen Handels energischer schützen möchte. Washington Post sagt, der Militarismus zur See sei eine schwerere Bedrohung als der Militarismus zu Lande. Von dem europäischen Militarismus zu Lande habe das amerikanische Volk nichts zu fürchten, aber die Beherrschung der Meere durch eine einzelne europäische Nation werde zu einer Bedrohung des Friedens und der Sicherheit auf der westlichen Erdhälfte. Die Vereinigten Staaten hätten ein besonderes Interesse an der Freiheit des Meeres. Die Sseherschaft Englands sei für sie ebenso unerträglich, wie diejenige Japans, Rußlands oder Deutschlands. Die Welt habe keine Vorteile davon, wenn Deutschland vernichtet und
dafür ein anderer kolossaler Militarismus durch Rußland oder Frankreich errichtet werde. Ebensowenig würde die Welt gewinnen, wenn der Militarismus zu Lande durch einen Militarismus zur See ersetzt würde. Wenn der Kampf in Europa nur darüber entscheiden sollte, ob Deutschland zu Lande oder England zur See die Welt bedrohen und terrorisieren sollen, so wäre es besser, wenn die Armeen und Flotten einander vernichteten. Amerika sei aus See der Nebenbuhler Englands im friedlichen Handel. Amerikanische Schiffe müßten die Freiheit haben, jeden Punkt in der ganzen Welt zu friedlichen Zwecken aufzusuchen, ohne der Spionage britischer Kriegsschiffe und der beengenden Vorschriften für ihr harmloses Handelsgeschäft zu unterliegen.
Die Antwort auf den Protest Amerikas.
Washington, 4. Dez. Reuter meldet: Der britische Boischafter hat dem Staatsdepartement eine Note überreicht, in der erklärt wird, daß England nicht beabsichtige, die amerikanische Schiffahrt durch Durchsuchung nach Kontrebande aufzuhalten. Ein freundschaftlicher Vergleich sei wahrscheinlich, wenn die amerikanischen Reeder auf den Frachtbriefen deutlich angeben, daß, wenn Kupfererz zugelassen würde, um als Ballast zu dienen, dieses nicht zur Durchfuhr durch neutrale Länder nach Deutschland oder Oesterreich-Ungarn bestimmt sei.
Japan und Amerika.
(W.T.B.) Berlin. 4. Dez. Der „Berl. Lokalanzeiger" meldet aus Zürich: Nach der „Neuen Züricher Zeitg." wird Japan in Washington die Frage des Landerwerbs und der Einwanderung in Cali- fornien wieder in Fluß bringen und vollständige Gleichstellung der gelben und weißen Nasse verlangen.
Es scheint, daß Japan auf einen Konflikt mit den Vereinigten Staaten hindrüngt. Interessant wird jedenfalls die Antwort Amerikas sein, die entweder wie früher energisch abweisend sein müßte, oder aber Amerikas Schwäche dokumentieren würde.
Deutsche Militärlieferungen für Rumänien.
Berlin, 4. Dez. Zu der Meldung von Buka- rester Blättern, daß 22 Eisenbahnwagen mit Artillerie und Munition von Krupp für Rumänien angelangt seien, nachdem die östereichische Regierung den Durchtransport gestattet und daß Rumänien auch gestattet worden sei, ES Deutschland und Oesterreich Benzin zu beziehen, bemerkt die„Kreuzztg.": Die Meldungen dürften den Tatsachen entsprechen. Wenn es auch unangebracht erscheint, weitgehende Folgerungen daran zu knüpfen, so darf doch soviel gesagt werden, daß weder Krupp Munition liefern, noch Oesterreich-Ungarn deren Durchfuhr gestatten würde, wenn die Gefahr bestände, daß die deutschen Granaten und Schrapnells gegen uns selbst und unsere Verbündeten Verwendung finden sollen. Die russischen Bemühungen in Bukarest, die rumänische Regierung direkt oder durch gemachte Volksdemonstrationen und Pressehetzen ins Fahrwasser Rußlands zu drängen, haben nicht vermocht, die von klarer Erkenntnis der staatlichen Notwendigkeiten getragene Politik Rumäniens zu ändern. Seine Haltung und auch die Bulgariens erregen neuerdings in Petersburg Besorgnisse.
Vermischte Nachrichten.
Feindliche Flieger über Freiburg.
Karlsruhe. 4. Dez Feindliche Flieger warfen heute mittag in der Nähe von Freiburg im Breisgau Bomben ab, anscheinend 4 Stück. Es schien auf einen Bahnübergang abgesehen zu sein.
Liebknecht.
(W.T.B.) Berlin. 4. Dez. (Nicht amtlich.) Der „Vorwärts" teilt mit, Reichstagsabgeordneter Liebknecht habe dem Reichstagspräsidium eine Erklärung zugehen lassen, die seine Abstimmung über die Kriegskredite motivieren sollte. Solche Erklärungen einer Abstimmung abzugeben, sei zulässig. Sie seien in das Protokoll aüfzunehmen. Der Reichstagspräsident habe die Aufnahme der Liebknechtschen Erklärung jedoch abgelehnt, weil sie so abgefaßt sei, daß sie, wenn sie in der Sitzung öffentlich vörgetvagen worden wäre, unbedingt Ordnungsrufe nach sich gezogen hätte.
Die sozialdemokratische „Mannheimer Volksstimme", das Organ des im Feld gefallenen Abgeordneten Dr. Frank, schreibt dazu: „Dr. Liebknecht hätte, so will uns scheinen, allen Anlaß gehabt, sich nach seinem taktlosen, provokatorischen Verhalten im Reichstage möglichst geräuschlos in sein eigenes Selbst zurückzuziehen, anstatt die allgemeine und Partei- Oeffentlichkeit noch mit einer unpassenden und in unparlamentarischem Tone gehaltenen Erklärung zu belästigen. Er hat — zum Schaden der Partei! — nun schon genug Lärm gemacht; es ist Zeit für ihn. endlich einmal still zu werden und das gleich möglichst „radikal".