Erteilung des Berechtigungsscheines W« einjährig-frei- willigen Dienst spätestens bis zum 1. Februar 1815 unter Beifügung der in 8 89 Zffer 4 lit. a—c bezw. Ziffer 5 lit. a der deutschen Wehrordnung vom 22. Juli 1901, (Reg.-Dl. Nr. 23, S. 275) vorgeschriebenen Pariere bei der K. Württ. Prüfungskommission für Einjahrig-Freiwillige in Ludwigsburg (Adresse: Kanzlei der K. Kreisregierung) einzureichen sind.
Bemerkt wird, datz zu der Erklärung des Vaters, bezw. des Vormundes Formulare beim Oberamt und auf dem Rathaus in Calw zu haben sind.
Den 30. November 19l4.
Regierungsrat Binder.
K. Oberamt Calw.
Bekanntmachung, belr. Iugendwehr.
An die Herren Leiter der Zugendwehren ist eine Anzahl verschiedener Drucksachen versandt worden, unrer welchen sich auch ein Vordruck zur Anmeldung der Leiter, Führer und Jungmannen zu einer Haftpflicht- und Unfallversicherung befindet.
Die Herren Leiter der Jugendwehren werden ersucht, diesen Vordruck nach der beigegebenen Anweisung nach dem Stande vom 1. Dezember 1914 auszufüllen, wobei die einzelnen Ortsgruppen des ihnen zugeteilten Bezirks zu einer Jugendwehr zusammenzufassen sind.
Die ausgefüllten Vordrucke wollen sodann umgeyenv an das K. Oberamt zurückgegeben werden.
Den 30. November 1914.
Reg.-Rat Binder.
Die K. Standesämter
werden beauftragt, die Auszüge aus dem Tterberegister über die im Jahre 1914 vorgekommenen Todesfälle männlicher Personen, welche das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten und außerhalb des Gemeindebezirks geboren sind, unverzüglich an das Oberamt als Heeressache einzusenden.
Den 30. November 1914.
Regierungsrat Binder.
K. Oberamt Calw.
Feststellung der Vorräte von Getreide und Mehl.
Am 1. Dezember d. Zs. findet eine Aufnahme der Vorräte von Getreide und Mehl statt. Sie ist von größ- ter Wichtigkeit für die ganze Frage der Ernährung unseres Volkes während des Kriegs; von ihrem Ergebnis wird es abhängen, ob weitere Maßnahmen zur Regelung der Verwendung der vorhandenen Bestände von Getreide und Mehl nötig sein werden. Wissentlich unrichtige Angaben bei der Aufnahme sind mit hohen Strafen bedroht (Geldstrafe bis 3000 Mark oder Gefängnis bis 6 Monate.)
Die Ortsvorstcher werden beauftragt, den Erhebungen volle Aufmerksamkeit zuzuwenden, sich selbst um die richtige und vollständige Durchführung zu kümmern und die mit der Aufnahme betrauten Personen mit allem Nachdruck auf ihre große Bedeutung aufmerksam zu machen.
Aus Anlaß dieser Erhebungen wird die Bevölkerung auf die jedem einzelnen obliegende vaterländische Pflicht hingewiesen, während der Kriegszeit mit den ihm zur Verfügung stehenden Nahruugs- und Futtermitteln sparsam umzugehen.
Den 30. November 1914.
Reg.-Rat Binder.
K. Oberamt Calw.
Erlaß, betreffend Vergütungen für Kriegsleistungen.
Die oberamtliche Bekanntmachung vom 29. Oktober d. I. in obigem Betreff im Calwer Tagblatt Nr. 255 ist dahin abzuändern, daß unter Vorbehalt weiterer Weisung in Uebereinstimmung mit dem K. Ministerium des Innern und des Kriegswesens bis auf weiteres den Vergütungen auf Grund des Servistarifs v. 6. Juki 1904 — Reichsges.-Blatt S. 274 — die Sätze unter a der Ziffer 4—8 zu Grunde zu legen sind.
Demnach ist künftig an Servis zu gewähren:
Sommer-- Winter Monat
4a Quartier für Feldwebel 14,70 M., 20,70 M.
5a Quartier für Portepeefähnriche 8,70 M., 12,30 M.
6a Quartier für Unteroffiziere 6,00 M., 8,10 M.
7a Quartier für Gemeine 3,00 M., 4,50 M.
8a Quartier f. Mil.-Unterbeamte 12,60 M., 17,40 M.
Die übrigen Sätze bleiben gleich.
Den 30. November 1914.
Reg.-Rat Binder.
Ein GlimzW unserer TruM vor MWu-MM erwartet eiueu Angriff Englands
Reue EuWuugen öder Belgiens „Neutralität".
Die russischen Offiziersoerluste.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Dom östlichen Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 1. Dezember. Anschließend an den russischen Generalstabsbericht vom 29. 11 wird über die Episode in den für die deutschen Waffen so erfolgreichen Kämpfen bei Lodz festgestellt:
Die Teile der deutschen Kräfte, die in der Gegend östlich Lodz gegen die rechte Flanke und Lücken der Russen im Kampfe waren, wurden ihrerseits wieder durch starke von Osten und Süden heranrückende russische Kräfte im Rücken ernstlich bedroht. Die deutschen Truppen machten angesichts des vor ihrer Front stehenden Feindes kehrt und schlugen sich in dreitägigen erbitterten Kämpfen durch den von den Russen bereits gebildeten Ring. Hierbei brachten sie noch 12 099 gefangene Russen samt 25 eroberten Geschützen mit, ohne selbst auch nur ein Geschütz einzu- büßen. Auch fast alle eigenen Verwundeten wurden mit zurückgeführt, Verluste waren nach Sachlage natürlich nicht leicht, aber durchaus keine „ungeheuren". Gewiß eine der schönsten Waffentaten des Feldzugs.
(W. T. B.) Großes Hauptquartier, vormittags. (Amtlich.) Mitteilung der obersten Heeresleitung. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz nichts Neues. Auch in Ostpreußen und in Polen herrschte im allgemeinen Ruhe. Zn Nord-Polen bis zur Weichsel steigerte sich die Kriegsbeute in Ausnutzung der gestern gemeldeten Erfolge; die Zahl der Kriegsgefangenen vermehrte sich um etwa 8509, die der Geschütze um 18. Außerdem fielen 26 Maschinengewehre und zahlreiche Munitionswagen in unsere Hände.
Oberste Heeresleitung.
Hauptquartier, 1. Dezember. Der Kaiser besuchte heute bei Gumbinnen und Darkehmen unsere Truppen in Ostpreußen und deren Stellungen.
Der österreichische Tagesbericht.
(W. T. B.) Wien, 1. Dezember. Amtiche Meldung vom 1. Dezember, mittags: An unserer Front in Westgalizien und Russisch-Polen war im allgemeinen auch gestern Ruhe. Vor Przemysl wurde der Feind bei einem Versuch, sich den nördlichen Vorfeldstellungen der Festung zu nähern, durch Gegenangriff der Besatzung zurückgeschlagen. Der Kamps in den Karpathen dauert fort. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer, Generalmajor.
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Die Kämpfe um Arras.
Berlin, 1. Dez Dem „Berliner Tageblatt" wird aus Rotterdam berichtet: Hiesige Blätter lassen sich aus London melden, daß seit Sonntag Arras von der Bevölkerung fluchtartig verlassen wird und daß seit Donnerstag die Deutschen Arras mit großer Heftigkeit angreifen. Auf beiden Seiten wird der Kampf mit äußerster Hartnäckigkeit geführt. Die Verluste auf beiden Seiten sind schwer. Arras selbst bildet jetzt nur noch einen Trümmerhaufen.
Zürich, 1. Dez. Dem „Tag" wird von hier berichtet: Nach amtlicher Mitteilung des „Rußkij Invalid", des russichen Armeeblattes, betragen die Verluste an russischen Osfizieren, die bis zum 20 November eingetreten sind, an Toten 9792, an Verwundeten 19511, an Vermißten 3 678.
Freiwillige Motorbootkorps im Osten.
Berlin. Das Freiwillige Motorbootkorps hat sich, wie der „Vosstschen Zeitung" aus dem Osten geschrieben wird, auf den ostdeutschen Flüssen am Kampfe beteiligt. Auf der Memel, auf dem Kuri- schen Haff, wie vor allem auf der Weichsel sind Motorbootflottillen unterwegs gewesen. Auf der Weichsel hatten sie regen Anteil an der großen Schlacht bei Wloclaweck. 6 Boote waren auf vorgeschobenen Posten bestimmt, den linken deutschen Flügel zu decken. Sie haben mit ihren Maschinengewehren sich tapfer am Kampf beteiligt und sogar Landungskorps entsandt. Ein Boot erhielt einmal in kurzer Zeit'16 Treffer. Das schwierige Fahrwasser der Weichsel mit ihren Sandbänken machte den Booten besonders zu schaffen. Obgleich sie immer auf der Wasserfläche dem Feinde ein gutes Ziel boten, ist kein Boot verloren gegangen. Leider ist jetzt durch den Frost und die Eisbildung die Tätigkeit der Motorboote gehemmt.
Dte Kämpfe in den Karpathen.
Budapest. 30. Nov. Aus dem llnger-Komitat wurde die Hauptmacht der dort eingedrungenen Russen zerschlagen und über die Grenze gejagt. Jetzt gibt es dort an der Grenze nur kleinere Trupps, die von unseren Soldaten verfolgt werden. Der nördlich von der Ortschaft Homonna im Zempliner Komitat ausgefochtene Kampf mit den eingedrungenen Russen, die etwa anderthalb Korps stark waren, endete, wie bereits bekannt, mit einem vollständigen Sieg unserer Truppen. Die Russen gerieten, nachdem unsere Truppen in der Nacht zum Samstag einen überraschenden Bajonettsturm ausgeführt hatten, wobei 1500 Russen gefangen wurden, im Laborc-Tal in das Schrapnellfeuer unserer Geschütze. Auch der diesmalige Ausflug der Russen in die Karpathen hat ihnen also mehrere Tausend Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen gekostet.
Ein neuer Sieg gegen die Serben.
Wien, 1. Dezember. Vom Kriegsschauplatz hat ein weiterer Abschnitt in den Operationen seinen siegreichen Abschluß gefunden.
Der Gegner, der schließlich mit seinen gesamten Streitkräften östlich des Kolubara und des Ljig durch mehrere Tage hartnäckigen Widerstand leistete und weiderholt versuchte, selbst zur Ofsensive iiberzugehen, istaufderganzenLiniegeworfen worden und im Rückzug. Er hat neuerdings bedeutende Verluste erlitten. Auf dem Gefechtsfeld von Konatice allein fanden unsere Truppen etwa 899 unbeerdigte
Leichen. Desgleichen bedeuten die zahlreichen Gefangenen und die materiellen Verluste eine namhafte Schwächung, denn seit Beginn der letzten Offensive wurden über 19909 Gefangene gemacht» 47 Maschinengewehre. 46 Geschütze und zahlreiches Kriegsmaterial erbeutet.
Serbien vor dem Zusammenbruch.
Wien, 1. Dez. Der in Petersburg weilende Vertrauensmann des serbischen Ministerpräsidenten Pafitfch schreibt der „Deutschen Tageszeitung" zufolge in der „Nowoje Wremja": Das Vertuschen hilft nichts mehr. Die Serben haben bisher hunderttausend Soldaten verloren, fast ein Drittel ihrer Amee. Das, was Serbien droht, ist hundertmal schwerer als das Schicksal Belgiens: Serbien steht vor der Gefahr der völligen Vernichtung.
Köln, 1. Dez. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Sofia: Die serbische Regierung soll beabsichtigen, das serbische Heer nach Mazedonien zurückzuziehen. Es soll später auf griechisches Gebiet übertreten, auf Salonik zunächst, den bulgarischen Einmarsch zu erschweren und dann, wenn möglich, gemeinsam mit den Griechen Vorgehen. Jedenfalls soll eine Entwaffnung des serbischen Heeres vermieden werden. Fürst Trubetzkoi soll als Gesandter nach Serbien gehen, ohne Aufenthalt in Sofia zu nehmen. Die Annahme, daß er an der Verständigung Serbiens mit Bulgarien arbeiten solle, entfällt damit.
Der heilige Krieg.
Berlin, 1. Dez. Der Konstantinopeler Korrespondent der „Deutschen Tageszeitung" will zuverlässig erfahren haben, daß auch in der Stadt und in dem Schutzgebiet Tunis eine großzügige Erhebung der Mohamedaner gegen Frankreich nach Vekanntwerden der Proklamierung des heiligen Krieges begann. Es sei wahrscheinlich, daß ein Zusammenschluß der Tunesier mit den Algeriern und Marrokkanern erfolgen werde.
Belgiens „Neutralität".
Neue Enthüllungen.
(W. T. V.) Berlin, 1. Dezember. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Es mehren sich die Belege dafür, daß England im Verein mit Belgien den Krieg gegen Deutschland nicht nur diplomatisch sondern auch militärisch schon im Frieden aufs äußerste vorbereitet hatte. Neuerdings erbeuteten unsere Truppen geheime militärische Handbücher über Belgiens Wege und Flüsse, die der englische Generalstab herausge gegeben hat. Uns liegen vier Bände dieses Handbuches vor, von denen Band 1 bereits 1912, Band 2 1913, Band 3 (in zwei Teilen) und Band 4 1914 gedruckt wurden. Sie haben den Aufdruck: „Vertraulich! Dieses Handbuch ist Eigentum der britischen Regierung und ist bestimmt für die persönliche Information von . . ., der für die sichere Aufbewahrung des Buches selbst verantwortlich ist. Der Inhalt ist nur