Nr. 50
Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
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Mglückte. Kurz vor Mitternacht wurde er hier noch gesehen Gewisse Anzeichen lassen auch die Vermutung offen, daß Vogel mit Gewalt in die Brenz gestoßen wurde. Eine Gerichtskommission nahm die Leiche in Augenschein.
Ahldorf OA. Horb, 1. März. (Brand.) Gestern abend brach in der Scheuer des Malers Karl Schmid hier ein Brand aus, der mit rasender Schnelligkeit um sich griff und das Gebäude in Asche legte. Die Entstehungsursache dürste den Vermutungen nach durch zündelnde Kinder zurückzu- sühren sein.
Balingen, 1. März. (Vom Pferd geschlagen.) Der ledige 25 Zähre alte Josef Volm wurde in Owingen von einem Pferde so heftig auf den Bauch geschlagen, daß er sehr schwere innere Verletzungen erlitt, die seine Ueberführung nach Tübingen notwendig machten.
Frommer«, OA. Balingen, 1. März. (Usberfahren.) Abends kam der 28 Zähre alte Johannes Zimmermann von hier unter ein von Balingen kommendes Auto. Er wurde in den Straßengraben geschleudert und erlitt einen Arm- hruch. Von dem betreffenden Auto wurde der Verunglückte sofort zur ärztlichen Behandlung nach Balingen übergeführt.
Spaichingen, 1. März. (Ertrunken.) Zufolge der durch den Regen erfolgten raschen Schneeschmelze führt die Prim gegenwärtig Hochwasser, dem am Samstag nachmittag ein Menschenleben zum Opfer fiel. Das vierjährige Söhnchen der Witwe des Schreiners Eugen Schmid fiel in die Fluten und ertrank. Erst am Sonntag vormittag gelang es, die Leiche des Kindes zu länden.
Obernheim, OA. Spaichingen, 1. März. (Brand.) Am Samstag nachmittag fiel die Ziegelei des Gabriel Moser von hier einem Brand zum Opfer. Das Wohnhaus konnte aerettet werden. Die Entstehungsursache ist^lnbekannt.
Fragen der öffentlichen Wohlfahrtspflege
Am 2S. Februar 1927 fand auf Veranlassung des Innenministeriums unter dem Vorsitz von Minister Bolz sowie in Anwesenheit von Präsident v. Haag, Ministerialdirektor Neuster und des Vorstands der Ministerialabteilung für Bezirks- und Kör- verschaftsverwaltung, Präsident Dr. Michel, eine dienstliche Bestechung mit den Oberamtsvorständen und Geschäftsführern der Jugendämter und Vezirksfürsorgebebörden (Wohlfahrtsämter) über dringende Fragen der öffentlichen Wohlfahrtspflege statt. Nachdem der Vorsitzende die Anwesenden begrübt batte, machte Ministerialrat Schmidt zur Begründung der auf der Tagesordnung siebenden Fragen zunächst einige allgemeine Ausführungen. Im Vordergrund stand die Frage der Finanzierung der vom Reich seinerzeit im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Festigung der Währung auf die Länder abgewälzten Wohlfahrtsaufgaben. Die Durchführung dieser vom Reich auferlegten zwangsläufigen Ausgaben belastet die Länder und Fürsorgeverbände umsomehr, als die Zusicherung des Reichs, die zur Erfüllung dieser Aufgaben erforderlichen Einnahmen im Wege des Finanzausgleichs zu überweisen, bis letzt nur ganz ungenügend erfüllt worden ist. Vom Standpunkt der Amtskörver- schaften sprach der Vorsitzende des Landesverbands württ. Amtskörperschaften. Oberamtmann Richter-Eßlingen, vom Standpunkt eines ästdt. Wohlfahrtsamts Direktor Aldinger- Stuttgart und vom Standpunkt eines Bezirks mit gemischt-wirtschaftlichen Verhältnissen Oüerrechnungsrat I o h n e r-Rotten- burg. Aus allen 3 Vorträgen ging die starke Belastung der öffentlichen Körperschaften (Staat, Amtskörperschaft und Gemeinden) durch den Fürsorgeaufwand hervor. Die Vortragenden waren im Hinblick auf die bestehende reichsgesetzliche Regelung naturgemäß nicht in der Lage, durchgreifende Vorschläge für die Entlastung der Fürsorgeverbände zu machen, vielmehr mußten sie sich im allgemeinen darauf beschränken, eine Reibe beachtenswerter Anregungen, deren Durchführung den Fürsorgeträgern in der Hauptsache selbst überlassen ist. zu geben (z. B. Individualisierung der Fürsorge, Heranziehung der Unterhaltspflichtigen, Vorgeben gegen ieden Mißbrauch der Fürsorge usw.) In organisatorischer Hinsicht wurde die württ. Regelung, die mit derienigen der anderen süddeutschen Staaten übereinstimmt (Sonderfürsorge durch Amtskörverschasten, Armenfllrsorge durch Gemeinden), jedoch im Hinblick auf die vom Bundesamt für das Heimatwesen bestrittene Rechtsgültigkeit zurzeit auf Grund von Art. 13 der Reichsverfassung der Prüfung des Reichsgerichts unterliegt, als die zweckmäßigste anerkannt. Auch wurde nach- sewiesen, daß der Verwaltungsauswand für die Durchführung der Fürsorgeaufgaben in Württemberg verhältnismäßig nieder ist. Ferner wurde die Zusammenfassung aller Sonderfürsorge- aufgaben unter einer Leitung in den Bezirken (Bezirkswohk- iahrtsamt), wie dies in der Mehrzahl der württ. Bezirke der Fall ist, als sehr zweckmäßig erachtet. Ueber die Frage der Entlastung der öffentlichen Wohlfahrtspflege durch Zusammenarbeit mit der freien Wohlfahrtspflege sprach eingehend Cari- .tasdirektor Dr. Straubinger, der zugleich auch die Fragen, in seine Ausführungen einbezog, die ursprünglich der inzwischen leider erkrankte Stadtpfarrer Wüterich übernommen hatte; er erörterte insbesondere, inwieweit einzelne Aufgaben durch dir freie Wohlfahrtspflege übernommen werden können oder inwieweit sonst eine weitere Zusammenarbeit der öffentlichen und der freien Wohlfahrtspflege möglich ist. Es bestand Einmütigkeit' vorüber, daß öffentliche und freie Wohlfahrtspflege, soweit möglich, susammenarbeiten sollen, und daß der freien Fürsorge, so»j strn sie über die erforderliche Organisation verfügt, ie naÄ ssen Verhältnissen der Bezirke die eine oder andere Aufgaky -überlasten werden kann-... -- —.—
Kleine Nachrichten an» aller Welt
Das Befinden des Reichstagspräsidente» Löbe. Das Allgemeinbefinden des Reichstagspräsidenten Lobe war auch Dienstag früh ausgezeichnet. Auch der objektive Befund »er Aerzte war, wie das Nachrichtenbüro des V.D.Z. hört, >n leder Hinsicht zufriedenstellend.
Verbot des Reichstagsfilmes. Wie die Blätter erfahren, Ut der Film, der einen stürmischen Tag im Reichstag be- verboten worden, weil er geeignet ist, das Ansehen »es Reichstages zu schädigen.
Der Maler v. Zumbusch gestorben. Am Montag ist in München der Maler Prof. Ludwig Ritter v. Zumbusch im Alter von 66 Zähren gestorben.
GerichlrW
Vergiftungs-Prozeß
Ulm, 27. Febr. Die ledige 37 Jahre alte Söldnerstochter Magdalena Dornacher von Oberkirchberg OA. Lauvbeim hatte sich vor dem Schwurgericht wegen Vergiftung zu verantworten. Die Angeklagte hatte in die Medizin der ledigen Ursula Beyer, die bei ihr im Hause wohnte, ca. 30 Tropfen Salzsäure hineingetan. Als Grund gibt sie an, die Ursula habe sie geärgert, seit sie im Sause sei, sei sie nichts mehr wert usw. Die Beyer hat die Mischung beim nächsten Einnehmen gleich gemerkt und hat dann die Medizin gleich ausgesvuckt, sodaß sie keinen Schaden erlitt. Das Gericht nahm nur versuchte Vergiftung an und verurteilte die Angeklagte zu 6 Monaten Gefängnis. Die Dornacher war aber auch wegen Brandstiftung angeklagt. Am 20. Nov. brannttz das Haus ihres Bruders ab; sie wurde aber freigesprochen.
Die Unterschlagungen beim Postamt Psedelbach
Hall, 27. Febr. Vor dem erweiterten Schöffengericht hätte sich der 37 Jahre alte verb. Buchdrucker und Privatvostgebilse Mir. Psaff, gebürtig von Freiburg i. Br. und wohnhaft in Pfedek- bach OA. Oebringen wegen llrkundenvernichtnng und anderer Verbrechen und Vergeben zu verantworten. Die Ehefrau de» Angeklagten hatte die Postagentur in Psedelbach von ihrer Mutter übernommen und der Angeklagte war als Privatvostgebilfe angestellt und eidlich in Pflicht genommen. Neben der Post» ageniur hatten die Eheleute auch noch einen Svezereiladen im -Besitz, wo sie, da das Geschäft nicht gut ging, in Zahlung» schwierrgkciten gerieten. Um sich aus dieser Verlegenheit zu helfen, bat de): Angeklagte, der infolge Erkrankung seiner Frau die Agenturgeschäfte selbst versah, zur Befriedigung seiner Gläubiger einfach Zahlkarten abgesandt, ohne den Geldbetrag in die Postkasse zu lesen. Nachdem bei einer Revision die Unregelmäßigkeiten entdeckt und ein Kassenabmangel von 5400 Mk. restgestellt worden war, ging der Angeklagte flüchtig, wurde aber in Passau festgenommen. Der Angeklagte wurde neben zweijährigem Ehrverlust zu der Zuchthausstrafe von 1 Jahr 6 Monaten, sowie zu der Geldstrafe von 300 Mk. verurteilt.
Ein Postmarder
Hall, 27. Febr. Vor dem Großen Schöffengericht stand der 12 Jahre alte verh. Postschaffner Konrad Hoimann von Crailsheim wegen Unterschlagung und Vernichtung von Briefen. Der Angeklagte wurde im Juli 1926 in Crailsheim mit einem Monatsgehalt von 256 Mk., einschließlich Kinderzulagen, angestellt Da er es nicht verstand, seine Ausgaben mit seinen Einnahmen in Einklang zu bringen, geriet er in Schulden und zugleich auf die Bahn des Verbrechens. Durch die Voruntersuchung und sein Geständnis wurde festgestellt, daß der Angeklagte in wenigstens 30 Fällen Briefe geöffnet und nach Geld durchsucht hat, wobei er in 12 Fällen Geldbeträge gefunden und im ganzen sich etwa 60 Mk. angeeignet habe. Bei seiner Ergreifung auf frischer Tat am 20. Nov. v. Js. hatte er 7 geöffnete Briefe in seiner Tasche. Das Gericht verurteilte ihn neben dreijährigem Ehrverlust zu der Zuchthausstrafe von 1 Jahr 6 Monaten, sowie zu der Geldstrafe von 150 Mk.
Handel und Berkehr
Amtliche Berliner Devisenkurse vom 28. Februar und 1. März
Gell»
Brief
Geld
Brief
Buenos Aires (1 Pav.-Pes.I 1.772
1,776
1,774
1,778
London (1 Pfund Sterling)
20,436
20,490
20,442
20,494
Neuyork (1 Dollar)
4.21314
4,223^
4,2132
4L23S
Amsterdam (100 Gulden)
168,65
169,07
168,70
169,12
Brüssel llOO Belga)
58.66
58,74
58,605
58,745
Italien (100 Lire)
18,46
18,50
18,47
18,51
Kopenhagen (100 Kronen)
112,32
112,60
112,30
112,58
Oslo (100 Kronen)
109,41
109,69
109,31
109,59
Paris lim Francs)
16,485
16,525
16,485
16,525
Prag slOO Kronen)
12,473
12,513
12,471
12,511
Schweiz ilOO Franken)
81,03
81,23
81,04
81,24
Spanien (100 Peseten)
70,74
76,92
70,74
70,93
Stockholm (100 Kronen)
112,48
112,76
112,52
112,80
Wien (100 Schilling)
59,305
59,445
59,33
59,47
Wirtschaft
Konkurse nnd Geschästsansstchte» im Februar. Nach Mitteilung des Statistischen Reichsamtcs wurden im Februar 1927 durch den Neichs- anzeiger 178 neue Konkurse — ohne die wegen Maffemangels ab- gelehnten Anträge auf Konkurseröffnung — und 132 angeorönete Geschäftsaufsichten bekanntgegeben. Die entsprechenden Zahlen für den BWN-Mtt Mllensichau: 493 tzezw. SZ-
Börsen
Berliner Börse vom 1. März. Die Börse hat ihr« zuversichtlich« Stimmung anscheinend wiedergewonnen. Die glatte Ueberwindnng des Ultimo, die Erwartung, daß die Banken nach dem Stichtage für die Zwcimonatsbilanzen der Börse wieder reichlicher Geld zur Verfügung stellen werden, ferner Berichte über gute Beschäftigung verschiedener wichtiger Industriezweig«, die Nachwirkung der Rede des Geheimrats Deutsch über die Zukunftsaussichten der elektrischen Industrie und schließlich Gerüchte von Transaktionen bei elektrische» Unternehmungen und von Kavitalserhöhung bei Schultheiß ermutigten zu Käufen. Der Anleihemarkt war sehr ruhig. Deutsche Anleihen neigten eher zur Schwäch«. Nur Borkriegspfandbriefe konnten sich aut erholen. Obwohl die bedeutenden Steigerungen zu Gewinnsicherunge» reizten, konnten sich die Kurse doch ziemlich allgemein auf dem erreichten hohen Stande erhalten.
Getreide
Berliner Produktenbörse vom 1. März. Weizen märk. 261—267, Roggen märk. 216—249, Gerste 213—211, dto. 192-205, Hafer märk. 191 bis 199, Mais loco Berlin 183—186, Weizenmehl 31.25—36.75. Roggenmehl 33.75-35.56, Weizenkleie 15.75, Roggenkleie 15.25, Biktoriaerbsen 13 bis 61. kl. Speiseerbsen 32—35. Futtererbsen 22—24. Tendenz: befestigt.
Fruchtvreise. Ravensburg: Beesen 10.75, Weizen 14.25—15, Roggen 13—13.25, Gerste 13.25-13.40, Haber 10.50—10.80 >/. — Ulm: Kernen 16.10, Weizen 13.70-14.70, Roggen 12.50-13.50, Gerste 12.70-1S, Haber 10—11 V/ der Zentner.
Märkte
Stuttgarter Schlachtviebmarkt vom 1. März
Zugetrieben waren 38 Ochsen, 93 Bullen, 289 Jnngöullen, 28> Jungrinder, 160 Kühe, SOS Kälber, 1271 Schweine und 20 Schafe: unverkauft blieben 4 Ochsen, 10 Jungbullen, 10 Jungrinder, 10 Kühe und 71 Schweine. — Es kosteten per SO Klgr. Lebendgewicht:
1. Qualität 2. Qualität 3. Qualität Ochsen 52—50 45-50 39-42
Bullen — 51—58 47—50
Jmiarinöer 55—61 48—53 42—46
Kühe 42-48 30-10 20-29
Kälber 79—81 70—77 58—68
Schweine über 300 Pfund 70—71, von 240—800 Pfund 70—71, von 20S bis 840 Pfund 69-70, von 160-200 Pfund 66—68, unter 126 Pfund 64 bis 66: Sauen 50—60. — Verlauf des Marktes: mäßig belebt. Ueber Notiz wurden für 1 Psd. Lebendgewicht erhöht: Ochsen 62, Bullen 56, Jnngrinder 65, Kühe 55, Kälber 38, Schweine 74.
Schweincpreise. Balingen: Milchschweine 22—30 ^k. — Böblingen: Milchschweine 20—40, Läufer 48—56 — Marbach: Milchschweine 24
Äs 31 — Plieningen a. F.: Milschwerne 22—85, Läufer 38—74 ^
— Ravensburg: Ferkel 18—28, Läufer 35—70 das Stück.
Biebvreise. Böblingen: Ochsen 670, Stiere 445, Kühe 350—580, Kal- beln 460—700, Rinder und Jungvieh 197—420 — Plieningen: Ochse«
und Stiere 610—900. Kalbin»«« 280—660 ^ das Stück.
Pforzheimer Schlachtviehmarkt vom 28. Februar. Aufgetrieben waren 340 Tiere und zwar 10 Ochsen, 9 Kühe, 27 Rinder, 10 Farren, 7 Kälber und 277 Schweine. Marktverkauf langsam, Ueberstand drei Schweine. Preise für ein Pfund Lebendgewicht: Ochsen 1. 84—56, 2. 48—52, Farren 1. 51—55, 2. und 3. 48 nnd 45, Kühe 2. und 3. 32 und 25, Rinder 1. 56-60, 2. 51—56, Kälber 2. 80—84, 3. 75—78, Schweine 1. 72—74, 2. 72—74, 3. 66—70.
Calw, 1. März. (Wochenmarkt.) Bei dem am letzten Samstag stattgefundenen Wochenmarkt wurden folgende Preise bezahlt: Kartoffeln 6—7 -4L pro Zentner, Landkraut 10 »Z pro Pfd., Blumenkohl 30-90, Kopfsalat 30—35, Endivien 10-30, Zwiebeln 10, Bananen 80 Tafelbutter 2,10 -N, frische Eier 13—15 -Z, Italiener 14—15 Steiermärker 12 Landbutter 1,40-1,60 .st.
Amtliches
Vom Oberamts-Bezirk Freuden st adt Förderung des Obstbaues Oberamtsbaumwart Widmann beabsichtigt für sämtliche Gemeindebaumwärter eine 2tägige praktische Belehrung im OÄt- bau zu veranstalten. Tagesordnung: Am 7. März, vorm. 8 Uhr, Vortrag im Gasthaus zum Bären in Calw über Baumerziehung und Kronenschnitt junger Bäume. Von 10 Uhr ab praktischer Lehrgang beim Windhof; Fortsetzung nachmittags 2 Uhr in Altburg. Am 8. März 1927 Treffpunkt vormittags 8 Uhr bei der Station Teinach und Besichtigung der Bäume an der Straße nach Sommenhardt; von nachmittags 1 Uhr ab desgleichen an der Staatsstraße Kentheim—Station Teinach. Die Gemeindebehörden werden seitens des Oberamts veranlaßt, den Eemeindebaumwärtern hiervon Kenntnis zu geben und diesen ein angemessenes Taggeld zu bewilligen.
Letzte Nachrichten.
Durch Fastnachtspfannkuchen vergiftet?
Berlin, 1. März. Einen tragischen Abschluß nahm gestern abend eine Fastnachtsfeier, die die Angestellten einer Weingroßhandlung in Berlin-Schöneberg in den Kellerräumen der Firma veranstaltet hatten. Vier Personen sind nach dem Genuß von frischen Pfannkuchen unter Vergiftungserfcheinungen lebensgefährlich erkrankt und mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei hat die Pfannkuchenreste beschlagnahmt und sie zur bakteriologischen Untersuchung an das Polizeipräsidium weitergegeben. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, daß die Erkrankungen auf den Genuß von schlechtem Alkohol zurückzuführen sind oder aber, daß Kohlenoxydgasvergiftung vorliegt.
Beide Verteidiger am gleichen Tage gestorben Berlin» 1. März. Der Prozeß gegen den Lokomotivführer Aubele, der sich wegen des Münchener Eisenbahnunglückes vom Pfingsttag 1926 morgen Mittwoch vor Gericht verantworten sollte, wird, einer Münchener Meldung der „Vossischen Zeitung" zufolge, voraussichtlich vertagt werden müssen, da sein Münchener Verteidiger, Znstizrat v. Wien, heute früh gestorben ist und sein zweiter Verteidiger, der Berliner Rechtsanwalt Zustizrat Dr. Sonnenseld» durch einen sonderbaren Zufall gleichfalls am heutigen Tage einer Grippe erlag.
Beschleunigung der deutsch-französischen Handelsvertrags- Verhandlungen
Paris» 1. März. Nachdem heute vormittag die erste Fühlungnahme zwischen der deutschen und der französischen Handelsvertragsdelegation stattgefunden hatte, sind die beiden Delegationen bereits nachmittags in die sachliche Arbeit eingetreten, um eine beschleunigte Prüfung der Grundlagen des zur Verhandlung stehenden Vertrages vorzunehmen.
Vier Insassen eines Autos von Wölfen zerrissen Berlin, 1. März. Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Jerusalem: Aus der Autoroute Beirut-Bagdad wurde ein Automobil» das wegen Motordefektes auf offener Strecke Halt machen mußte, von Wölfen überfallen. Die vier Insassen, die keine Waffen bei sich hatten, wurden von den Bestien zerrissen.
Einigung in den türkisch-russischen Handelsvertrags- Verhandlungen
Angora, 1. März. Die türkisch-russischen Handelsver- tragsverhandlungen haben zu einer Vereinbarung geführt.
Desertion eines Befehlshabers von General Sun Schanghai, 1. März. General Mengtschangynch, einer der führenden Generale Suntschuanfangs, ist mit seinem Stabe desertiert, weil er sich weigerte, an der Seite der Schantungtruppen zu kämpfen. Er hatte eine Division befehligt und es ist noch nicht bekannt, welche Haltung die führerlosen Mannschaften einnehmen werden. Man fürchtet, daß dieser Abfall weitere ernste Mißhelligkeiten zwischen den verbündeten Truppen in Sunkiang erwarten lasse.
Zur Modernisierung amerikanischer Schlachtschiffe London» 1. März. Reuter erfährt aus Washington, daß das Staatsdepartement die britische Haltung zu der geplanten Erhöhung der Reichweite der Geschütze auf amerikanischen Schlachtschiffen zu erfahren wünscht. Im Weißen Hause wurde erklärt, daß mit Rücksicht auf die Streitfrage, ob solche Veränderungen gegen den Geist des Washingtoner Abkommens verstoßen, Schritte unternommen worden seien, um die Ansicht Großbritanniens hierüber festzustellen.
4V Millionen Frank für die Arbeitslosen in Frankreich Paris» 1. März. Der Finanzausschuß der Kammer hat einen Gesetzentwurf angenommen, der die Eröffnung eines Kredites von 40 Millionen Frank für die staatliche Arbeitslosenkasse vorsteht.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Lank. Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig.