Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

Nr. SO

Seite 2

ren und unbedeutenden aufgelöst werden soll. Die Ver­legung des Staatsrentamts Freudenstadt bedeute nicht nur für die vielen Holzhauer infolge der sich nun ergeben­den unregelmäßigen und unpünktlichen Lohnzahlungen eine große Belastung, sondern auch für die Forstbeamten. Zn der anschließenden Diskussion wurden diese Ausfüh­rungen noch unterstrichen. Sämtliche Redner standen auf dem Standpunkt, daß, wenn schon die Staatsrentämter Freudenstadt und Rottweil zusammengelegt werden sol­len, alle Gründe für eine Auflösung des Staatsrentamts Rottweil sprechen und eine Angliederung dieses Rentamts zu dem Staatsrentamt Freudenstadt zweckmäßiger er­scheine. Einstimmig wurde nachfolgende Resolution von der Versammlung angenommen:

Die am 27. Februar d. I. in Baiersbronn von den Holz­hauerobmännern, Geldrechnern und Betriebsräten der Staats­holzhauer des Bezirks Freudenstadt sehr stark besuchte Vezirks- versammlung nimmt mit Entrüstung Kenntnis von der vom württ. Finanzministerium veranlagten Verlegung des Staats­rentamts Freudenstadt nach Rottweil. Sie kann dieses Vor­gehen unter keinen Umständen billigen, bedingt doch die Ver­legung für die vielen Holzhauer des Bezirks Freudenstadt in­folge der verzögerten und unregelmäßigen Lohnzahlung eine be­deutende Verschlechterung der Lebenshaltung der Holzhauer. ' Auch dürften sich die vom Finanzministerium angeführten Er- : sparnismöglichkeiten wohl in das Gegenteilige auswirken, oa eine Vereinfachung der Organisation und eine Verringerung . des Angestelltenpersonals nicht zu erwarten ist. Die Versamm- : lung erhebt deshalb gegen die Auflösung und Verlegung des s Staatsrentamts Freudenstadt entschiedenen Protest und erwar- ' ter von dem württ. Finanzministerium, daß die angeordnete ^ Verlegung im Interesse der vielen Waldarbeiter und Beam­ten und im Interesse des Staates selbst wieder rückgängig ge- . macht wirv. Die Versammlung steht auf dem Standpunkt, daß s bei der vorzunehmenden Staatsvercinfachung mehr Rücksicht auf die Staats- und Wirtschastsinteressen als auf die parteipoliti- ? scheu Interessen genommen wird." :

Bondorf, 28. Febr. (Großer Schaden.) Der am 29. : Oktober 1926 auf der Herzog!. Domäne Niederreuthin, Ge- ^ meinde Bondorf, abgebrannte, dem Domänepächter Ruoff : gehörige Maschinenschuppen ist in vergangener s Woche an anderer Stelle wieder aufgebaut worden und j war bereits mit Dachplatten bedeckt, nur die Verschalung ? fehlte noch. Dieser Schuppen ist nun gestern nachmittag i j Uhr einem Wirbel sturm zum Opfer gefal-z len und hat sämtliche darunter befindliche landwirtschaft- s liche Maschinen beschädigt. Der Schaden beläuft sich auf Z über 5000 -R. Der dem Herzog!. Rentamt Stuttgart ge- ^ hörige, ebenfalls abgebrannte Eetreideschuppen wird zur : Zeit aufgeschlagen. ;

Weil der Stadt, 28. Febr. Wieder fällt ein altes Na- ' turdenkmal! Die 200jührige Linde auf dem Kirchplatz soll » fallen; morsch und teilweise hohl, gefährdet sie die Um- ^ gebung. Vom Landesamt für Denkmalpflege veranlaßt, : fällte Forstmeister Schleicher von Leonberg das Todesur- s teil über den riesigen Baum, der ein wesentlicher Bestand- ; teil des monumentalen Bauwerks unseres Münsters zu » sein schien. Weithin war von Süden und Westen dieser einzige grüne Fleck im Dächergewirr des alten Städtchens zu sehen.

Rottweil, 28. Febr. (Narrensprung.) Am heutigen Montag füllten sich in aller Frühe die Straßen mit Zu­schauern für den Narrensprung, ihr Heer erhielt noch ge­waltigen Zuzug durch viele, die mit dem Sonderzug, zu Fuß, im Auto oder Wagen, aus der näheren und weiteren Umgebung herbeiströmten. Der farbenprächtige, buntbe­wegte Zug war größer denn je. Nach Vollendung des Weges zumHasen", Restaurant Breucha und nach dem Friedrichsplatz löste er sich auf. Sodann verkündeten die Narren, vielfach an Hand origineller Narrenbücher, ihre Weisheiten und die von ihren Mitmenschen gemachten Dummheiten.

Rottweil, 1. März. Der Verband landw. Eenossen- ' schäften in Württemberg hielt am 25. v. M. im oberen Sonnensaal in Rottweil einen eintägigen Unterrichtskurs für Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der Darlehens- . kassenvereine der Oberamtsbezirke Rottweil, Oberndorf : und Sulz ab, zu welchem sich 120 Teilnehmer einfanden. In dem Kurs wurden die Aufgaben und Pflichten der Verwaltungsorgane eingehend besprochen und an Vor­drucken und Musterbeispielen insbesondere die Tätigkeit des Vorstehers und und Vorsitzenden des Aufsichtsrats er­läutert. Ebenso wurde die demnächst zur Einführung kommende neue Geschäftsordnung und Dienstanweisung für Darlehenskassenvereine eingehend behandelt. Zwischen­hinein wurden auch die aktuellen Kredit- und Zinsfragen beleuchtet und die Aufwertungsfrage erörtert. Alle Kurs­teilnehmer sind mit Eifer und größter Aufmerksamkeit den Ausführungen der Kusleiter gefolgt.

Rottweil, 1. März. (Unvorsichtiger Schütze.) Als Lrntbach zumEngel" auf der Parzelle Hochwald seinen Revolver, den er für nicht geladen hielt, reinigen wollte, entlud sich dieser plötzlich. Eine Kugel durchbohrte die Hand Limbachs und drang seinem neben ihm stehenden Knecht in den Un­terleib. In schwerverletztem Zustande wurde dieser ins Be­zirkskrankenhaus nach Rottweil übergeführt.

Schwaigern, 1. März. (Verlobung im Schloß Schwaigern.) Dr. med. Erwin, Graf von Neipperg hat sich mit Gräfin Hissa von Hatzfeldt, Herzogs von Trachenberg, verlobt.

Schwaigern» 1. März. (Frühlingsbote.) Der Storch ist am Sonntag aus dem fernen Afrika zurückgekehrt und hat seine Residenz auf dem Späth-Dörrschen Hause bezogen.

Mergentheim» 1. März. (Todesfall.) Nach zweiwöchigem Krankenlager verstarb der im Kunstleben der Stadt eine angesehene Stellung einnehmende Bildhauer Peter Feile im 61. Lebensjahr. Er war ein geborener Markelsheimer. Beim Eintritt Italiens in den Weltkrieg wurde er aus Rom vertrieben und seiner ganzen Habe, unter der sich wertvolle Kunstgegenstände befanden, beraubt.

Mergentheim, 27. Febr. (Gasversorgung.) Der Eemein- derat befaßte sich in seiner letzten Sitzung mit der Frage der Errichtung einer Gasanstalt. Zwei Kostenvoranschläge sahen einen Gesamtaufwand von 100 000 Mk. und von 280 000 Mk. vor. In der Aussprache wurde angeregt, zu versuchen, mit den badischen Nachbarstädten Tauberbischofs- heim, Gerlachsheim, Königshofen und Lauda einen Zweck­verband zu schließen und gemeinsam die Easfrage aus dem Wege der Fernleitung einer Lösung zuzuführen. Diesem Anträge wurde uzgestimmt.

Tübingen, 28. Febr. (Ehrenvoller Ruf.) Prof. Dr. Tren­delenburg, der Vertreter der Physiologie in der medizini­schen Fakultät, der zum Rektor im bevorstehenden Jubi­läumsjahr bestimmt ist, hat einen Ruf nach Berlin auf Be­ginn des Wintersemesters erhalten.

. Oedenwaldstetten OA. Münsingen, 28. Febr. (Einbruch ins Rathaus.) In der Nacht auf 25. ds. Mts. wurde im hie­sigen Rathaus ein Einbruch verübt. Der Tärter schlug eine Fensterscheibe ein und entwendete zur Ablieferung bereit liegende Gelder.

Stuttgart, 28. Febr. (Festnahme von Kautionsschwind­lern.) Zn den letzten Tagen wurde hier ein Betrügerpaar festgenommen, das anderwärts Kautionsschwindeleien in erheblichem Umfange begangen hat. Die Festgenommenen sind der aus Zeitz gebürtige 41 Jahre alte Kaufmann P. Friedrich Heuß und seine Ehefrau Elisabeth, geb. Jacob. Sie wohnten zuletzt in Berlin. Dort waren sie eine zeit- ^ang Inhaber einer Konservenfabrik und anderer geschäft­licher Unternehmungen. Nachdem ihre Geschäftsbetriebe in­folge Mißwirtschaft zusammengebrochen waren, legten sie sich auf den Kautionsschwindel. Sie lockten durch Zeitungs-

Du bist mein!

Roman von H. v. Erlin Copyright by Ereiner L Comp., Berlin W 30.

61. Fortsetzung.

(Nachdruck verboten.)

Sehr verehrter Herr Bravandl Einer, der fernen Namen verschweigen möchte, falls Sie ihn nicht bereits durch Ihren Sohn Oswald er- ! fahren haben, kommt zu Ihnen, um, soweit das mög­lich, sein Gewissen zu befreien und Sie um Verzeihung anzuflehen für alles, wodurch ich mich vor Ihnen schul­dig fühle. Tenn ich war es, der Oswald zuerst in jenen heimlichen Spielklub eingeführt, und ich ivar sein Partner an dem unseligen Tage, da wir die Lausende ! verloren, die ihm anvertraut waren. Ich selbst sah i keine Möglichkeit vor mir, auch nur einen geringen ' Teil der 5000 Mark zu beschaffen, und statt meine i Hülste der Schuld ein für allemal mit der Pistole zu quittieren, ging ich noch in derselben Nacht heimlich davon, es Oswald allein überlassend, den Ausweg zu finden. Ich wußte, daß er einen Vater hatte, der schon bei früheren Gelegenheiten größere Summen für ihn gedeckt, und an den er sich auch hier um Rettung wen­den konnte. Ich habe erkundet, daß es so geschah, daß kein Laut von allem in die Oesfentlichkeit drang, daß Vielleicht selbst Oswalds Vorgesetzter keine Kenntnis davon erhielt. Aber ich erfuhr dabei auch Oswalds Tod und wenn ich auch nichts Näheres darüber hörte, erriet ich doch, was ihn herbeiführte, und nicht eine Stunde habe ich mich seitdem frei gefühlt von der Mit­schuld auch an seinem Ende.

Ich habe in einem anderen Weltteil begonnen, so­viel als möglich durch ein neues Leben die Schuld des alten wettzumachen. Das Glück ist mir entgegenge- : kommen. Noch vermag ich erst einen Bruchteil der Summe zurückzuerstalten, für die ich mich Ihnen ersatz- .Lilicktta iükle. aber ich hoffe, daß es mir bald ge­

lingen wird, wenigstens nach dieser Sette ytn micy z vor Ihnen sreizumachen. Ich habe an die Hauptbank s zu Bornstadt die vorläufige Summe von 3000 Mark ! überweisen lassen, die ich Sie bitte, erheben zu wollen. ! Was mich sonst vor Ihnen belastet, wie vor meinem f eigenen Gewissen, so bitte ich Sie, wenn Sie Ihres > toten Sohnes in mild verzeihender Liebe gedenken, suchen Sie auch kein allzu schonungsloser Richter dem Leben- - der, zu sein, der für seiner Jugend Leichtsinn in sich büßen wird sein ganzes Leben lang." ?

Zu Ende das Schreiben zu Ende. j

Schneeweiß das Gesicht, die Augen erloschen, so sitzt in einem Sessel zurückgelehnt Nikolaus Bravand, einem z Toten gleichend. Und doch nicht tot. Die Gedanken leben, ? stürmen aufeinander ein, wie verzweifelte Ringer, einer ? den anderen zu erwürgen suchend und aus jedem nieder- s gezwungenen zweifach neu sich emporzwingend. ,

Ein Hämmern, Toben, Brechen ringsum, ein Trüm- j> mern wie der Einsturz einer ganzen Welt und darüber s hin eins Stimme wie Donnerhall: i

Du tust mtr unrecht, Vater!" !

Die Wahrheit, die volle Wahrheit! Einer, ein ein- .

ziger nur wußte sie und ihn rief er herbei. !

Nichts weiter als ein mit zitternder Hand geschrie- ! benesKomm!" Aber es würde genügen, er würde den nicht warten lassen, der nach ihm rief.

Er rief nach ihm. Sein Vater rief seinen Sohn!

Da hielt er sie in seinen Händen, die Botschaft, die nach ihm verlangte, die zitternde Greisenschrift, die nach ihm rief: Ein Sterbender, der seinen letzten Friedeck machen will.

Kein anderer Gedanke stand in Hartmut, als er auf dampfendem Pferde hinritt nach dem Ulmenhofe. Mchts Leidenschaftliches, Heftiges in ihm, ausgelöscht die Bitter­keit der letzten Begegnung mit seinem Vater, nur ein stiller, tiefer Schmerz, der schon dem nahen Ende oorantrauert.

Wieder auf den Ulmenhof, wieder zu Recht zurück- gerMev von dem der ihn hinausgewiesen l Nun packt, es ihn doch an, wie er es vor sich sieht, das Tor seines Vaterhauses, slutet empor in ihm, die ganze wilde Woge alles dessen, das ihn hier getroffen. Und jetzt das letzte feiner wartend.

anzeigen Stellensuchende an und veranlatzten sie durch zu, sicherung gutbezahlter Stellungen zur Leistung von Kautio. nen, die sie in verschwenderischem Leben für sich verbrauch, ten. Nachdem sie nahezu 20 000 Mk. erschwindelt hatten, flüchteten sie aus Berlin und betätigten sich in letzter Zeit kn gleicher Weise auch in anderen Großstädten. Ihre Ab- sicht, ihre Schwindeleien in Stuttgart fortzusetzen, wurde durch ihre Festnahme vereitelt.

Zell a. N., 1. März. (Ueberfahren.) Dieser Tage wurde« einige hiesige Knaben auf dem Heimweg durch ein Auto überrascht. Da ein Eüterzug vorbeifuhr, überhörten sie das Nahen des Autos. Einigen der Knaben gelang es noch, auf das Trottoir zu springen. Der 12 Jahre alte Ernst Roos wurde aber von dem einen Rad des Autos erfaßt und so schwer verletzt, daß er mit demselben Auto ins Krankenhaus nach Eßlingen verbracht werden mußte.

Korb OA. Waiblingen, 1. März. (Zwei Personen schwer verunglückt.) Auf der Straße nach Waiblingen wurde Fräs- lein Mack von hier durch einen hiesigen Radfahrer über­fahren und schwer verletzt. In bewußtlosem Zustand wurde die Verunglückte mittels Auto heimgeführt. Der Radfahrer der sich selbst schwere Verletzungen, besonders am Kopf«, zuzog, mußte ins Bezirkskrankenhaus eingeliefert werden.

Wannweil OA. Reutlingen, 28. Febr. (Zum Automo» bilunglück.) Zu dem schon gemeldeten Autounfall erfahre« wir: Der Führer des Lieferwagens (Eigentümer Georg. Waiblinger, Tübingen, Landesproduktenhandlung) Wilh. Waiblinger ,fuhr zusammen mit seinem Bruder Heinrich von Stuttgart nach Tübingen. Sie hatten etwa 20 Zent­ner Sperrholz und Fournierholz geladen. In Reutlinge« holten sie die 24 Jahre alte Josephine Werner ab, um ste- zu einem Maskenball nach Tübingen mitzunehmen. Etw« 200 Meter vor Wannweil kippte der Wagen um und be­grub alle drei unter sich. Es dauerte einige Zeit, bis bie­drer von den herbeigeeilten Leuten befreit werden konnten^ Josephine Werner war sofort tot, da sie die Wirbelsmck- gebrochen hatte. Wilhelm und Heinrich Waiblinger stich beider mehr oder weniger leicht verletzt und mußten in da« Vezirkskrankenhaus überführt werden.

Eningen OA Reutlingen, 1 März. (Fataler Schuß.) ArH dem Maskenball der Turngemeinde wurde beim Abschie­ßen einer Pulverpistole einer der Teilnehmer, ein 22jähri» ger Turner, so ins Gesicht getroffen, daß das linke Aug» verloren sein dürfte.

Altenstädt, OA. Geislingen, 1. Mürz. (Durch den elÄ-> krischen Strom getötet.) Der aus Eybach gebürtige Elektro­monteur Eugen Fuchs kam bei der Arbeit auf einem Lei«! tungsmast innerhalb des Ortes in Berührung mit dech Strom und verunglückte tödlich.

Geislingen, 1. März. (Leichenfund.) Die Fils und ihr« Nebenbäche, namentlich die Eyb, führen wieder Hochwasser^ Am Samstag fiel in Altenstädt -ein Ijähriger Knabe in di«! Fils. Er konnte bei der Turnhalle herausgezogen werden. Seit Samstag wurde ein 40jähriger Mann vermißt. Di« Leiche wurde am Wehr bei der Siechenbrücke geborgen.; Der Verstorbene hat, als guter Violinspieler, am Sams­tag abend in einem hiesigen Lokal musiziert und scheint irr der Dunkelheit an der dortigen nicht ungefährlichen Stelle in den Fluß geraten zu sein.

Giengen a. Br., 1. März. (Neues Schulhaus.) Da die hiesigen Schulräume nicht mehr zeitgemäß und zu klein: sind, beschloß der Eemeinderat, im Laufe der nächsten zwei- Jahre ein modernes Real- und Volksschulgebäude zu er­stellen.

Herbrechtingen OA. Heidenheim, 1. März. (UnglücksfM oder Verbrechen?) Landwirt Vogel von Eselsburg wurden an der Halde zwischen Eselsburg und Herbrechtingen tot aus der Brenz gezogen. Es wird angenommen, daß Vogel nachts vom Weg abkam und durch Sturz in dis Brenz ver»

Sein Blick fliegt, wie er hineingesprengt durch da< Tor, über den Hof hinüber zu seines Vaters Stube, midi da am Fenster gegen die Scheiben gedrückt, wartend,, als Habs er so gestanden, so regungslos starrend auf da- Tor geschaut, seit er den Boten abgesandt sein Vater.

Aufrechtstehend und doch ihn rufend, doch nach ihm verlangend.

Vom Pferde hat sich Hartmut geworfen, stürmt ins Haus hinein, dis Treppe hinaus, zu seines Vaters Zimmer, das sich auftut vor ihm, geöffnet von seines Vaters Hand.

Vater du hast nach mir gerufen" Hoffnung, die nicht zu glauben wagt, klingt iu seiner Stimme» spricht aus seinen Zügen.

Und des Greises Blick schaut stumm hinein in seines Sohnes Gesicht. Wortlos hebt er die Hand und reicht den« Sohne den fürchterlichen Anllagebrief, indessen die Augen sich an seinen Zügen festbohren.

Wie brennende Flamme schlägt es vor Hartmut empor. Während er liest, Zeile um Zeile, arbeiten in ihm di« Gedanken, eilen voran, bilden die Worte, die er sprechen muß, um zu mildern, zu verdecken, vielleicht alles i« Abrede zu stellen.

Seine Hand, dis den zu Ende gelesenen Brief hält, senkt sich herab, keine Muskel zuckt in seinem Gesichts und festen Tones spricht er:

Ick verstehe nichts von alledem, glaube nicht daran. Verleumdung"

Verleumdung, die es sich Tausende kosten läßt?"

Des alten Mannes Stimme fällt in Hartmuts Worte.

Jetzr weiß ich, was an jenem furchtbaren Lage ge­schah. Weiß, daß du aus deinem Eigentum gestohlenes Gut wieder ersetzt hast. Ich weiß es, daß deine Hand sich erhoben gegen einen"

Vater!" Ein Aufschrei von Hartmuts Lippen, in wilder Abwehr strecken seine Arme sich empor. Er soll es nicht aussprechen, das Wort

Klage nicht an, Vater, verurteile nicht. Den Leicht­sinn einer Stunde hat er gebüßt mit seinem Leben. Er hat sich verführen lassen, und er war so jung."

Ein schluchzender Laut klingt auf und erstirbt.

..Du vor mir kein Verteidiger dul"

(Fortsetzung folgt.)