Schwarzwälöer Tageszeitung

^Aus den Tannen"

Amtsblatt für den Gb-ramtsbezirk Na^sldund AltenMz'dtrdt. A l^-msiner Anzeiger füe die Bezirke Nrgrld. rrlw u jreud-nstadt

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Nr. 18

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Aliensteig» Montag Len 24. Januar

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Eine Heimatzeitrrna

im wahrsten Sinne des Wortes ist die Schwarzwälder ! TageszeitungAus den Tannen". Ueber die örtlichen - Begebenheiten von Stadt und Land, sowie über alles ! Weltgeschehen , berichtet sie vermöge ihrer prompten : Berichterstattung am schnellsten. Wer seine Heimat ^ liebt und schätzt, muß die Schwarzwälder> TageszeitungAus den Tannen" lesen >

Ser LösW entgegen !

Mit dem bekannten Schreiben des Reichspräsidenten an i den Reichskanzler Dr. Marx ist ein Weg zur Beilegung der i nunmehr fünf Wochen währenden Regierungskrise gewählt worden, der nicht nur bei der Linken, sondern auch im ; Zentrum selbst außerordentliche Beunruhigung hervorgeru- : fen hat. Der Erregung in diesen Kreisen entgegengesetzt ist ; die Auffassung im Lager der Rechtsparteien, die man dahin ! umschreiben kann, daß in dem Schreiben des Retchspräsiden- : ten durchaus kein ungewöhnlicher Akt zu erblicken ist, in die i politischen Geschehnisse von höchster Instanz einzugreifen, s Man argumentiert nach wie vor, daß das geschriebene Gesetz > der Verfassung der deutschen Republik solche Möglichkeiten s durchaus offen läßt. ^

Eine andere Frage ist natürlich die, ob es zweckmäßig - war, daß der Reichspräsident sich mit seinem Schreiben in s den Gang der innerpolitischen Entwicklung einschaltete. Es ist eine eminent wichtige Frage rein politischer Art, die hier ^ zur Behandlung steht. Hier geht es um das parlamentarische ? Prinzip schlechthin . Generell wird sich eine große, maß- ; gebende in ihrer Stellung bewußte Partei dem Appell des z Staatsoberhauptes nicht entziehen können, wenn der Ruf i aus bestimmten vaterländischen Erwägungen von oben her ! erschallt. z

Das eine Gute hat der Brief des Reichspräsidenten jeden- - falls gehabt: daß er die Entwicklung forcierte in einem r Augenblick, wo die Zügel der politischen Führung stark am js Boden schleiften. Hätte einer der maßgebenden Parteifüh- " rer energisch gehandelt, der Brief des Reichspräsidenten r wäre unnötig gewesen. Es ist für den deutschen Parlamen- j tarismus beschämend, daß ein Präsident, der unpolitisch ist, ? ihm vorschreiben muß, was zu geschehen hat. Allerdings i gilt auch in diesem Zusammenhangs, was wir schon so oft j feststellten: daß nicht das System me Schuld trägt, sondern l die Träger dieses Systems, die eHen, weil sie den Parla- ; mentarismus nicht verstehen wollen und ihn bewußt fäl- > fchen, in der stillen Hoffnung, daß er sich bald abwirtschaftet, j die anderen, weil sie nicht über die nötige Tatkraft und zum j Teil auch nicht über das notwendige Maß von Verantwor- . Z tungsbewußtsein in den entscheidenden Stadien unserer i innerpolitischen Entwicklung verfügen. , ^ E

Dr. Marx nimmt den Auftrag zur Regierungsbildung an z

Berlin, 22. Zan. (Amtlich.) Reichskanzler Dr. Marx j begab sich heute vormittag zum Herrn Reichspräsidenten» ! berichtete über die gestrigen Beschlüsse der Zentrumsfraktion f «ud erklärte, daß er im Sinne dieses Beschlusses den Auf- i trag des Herrn Reichspräsidenten zur Regierungsbildung j übernehme. ^

Die Verhandlungen Dr. Marx mit den Deutschnationalen r Berlin, 24. Jan. Den Montagsblättern zufolge wird i in politischen Kreisen angenommen, daß Dr. Marx gestern r mit mehreren Politikern, darunter den für das neue Ka- s binett wieder in Betracht kommenden bisherigen Mini- k stern, die Erundzüge des Regierungsprogramms ausgear- ! beitet habe, über das er heute mit den deutschnationalen j Vertretern verhandeln werde. DieMontagspost" will ! wissen, daß Dr. Marx den deutschnationalen Unterhänd- ! lern ganz konkrete Fragen über Republik, Verfassung, ^ Reichswehr und Außenpolitik vorlegen werde. Wie der i Montag" mitteilt, sind von den Deutschnationalen die f Abgeordneten Graf Westarp, Wallraf, Nippel, von Gold- i acker und der politische Beauftragte der Partei, Trevira- r nus, zu Unterhändlern bestimmt worden. Das letztge- ! nannte Blatt nimmt an, daß bei der Unterredung mit den Deutschnationalen auch Dr. Brauns und Dr. Stresemann ! zugegen sein werden. Auch mit den Sozialdemokraten j dürfte, nach der gleichen Quelle, Dr. Marx noch einmal j Rücksprache nehmen. ^

Neues vom Tage.

^ Polnische Ausschreitungen gegen Deutsche

Beulhen, 22. Jan. Aus Kattowitz wird gemeldet: An­läßlich einer Feier von Aufständischen in Radoschau wurden drei junge Leute von einer Reihe von Teilnehmern über­fallen und mit Stöcken verprügelt, weil die jungen Leuts deutsch sprachen. Ein Arbeitsloser erhielt dabei nicht weni­ger als sechs schwere Kopfwunden.

Brand in einer ehemaligen Znfanteriekaserne Leipzig, 22. Jan. Seit Samstag morgen wütet in der ehemaligen Kaserne des früheren 106. Infanterieregiments in Leipzig-Gohlis ein großes Schadenfeuer, das bis jetzt noch nicht gelöscht werden konnte. Der Brand ist in einer Leistenfabrik, die ihre Räume in dem früheren Train-Depot hat, ausgebrochen und verbreitete sich in kurzer Zeit über das ganze Gebäude. Vor allem fand das Feuer reichliche Nahrung in den Holzbeständen einer Tischlerei, deren Werk­statt im Parterre des Traindepots untergebracht ist. Auch große Mengen Stroh der Landespolizei sind mitverbrannt. Der Schaden, der in der Tischlerei angerichtet wurde, wird auf über 30 000 Mark geschätzt. Auch über 150 Gewehre und Sportgeräte der Landespolizei, die auf dem Boden des Traindepots lagerten, sind bei dem Brand vernichtet wor­den. Ein Polizeiwachtmeister erlitt eine schwere Rauch­vergiftung.

Erklärung des Weißen Hauses Washington, 22. Jan. Im Weißen Hause wurde eine wei­tere Mahnung des Präsidenten an das amerikanische Volk gerichtet, sich in der Streitfrage mit'Mexiko hinter die Re­gierung zu stellen. Es gebe nur eine Streitfrage zwischen den beiden Regierungen, nämlich die Frage, ob amerika­nisches Eigentum den Eigentümern ohne Entschädigung fortgenommen werden dürfte. Wenn dies geregelt sei, so gebe es keine weitere Verwicklung.

Russische Note an Frankreich Moskau, 22. Jan. Die Sowjetregierung hat der fran­zösischen Regierung nach dem Abschluß des französisch-rumä­nischen Vertrages eine Note überreicht, in der daraus hin­gewiesen wird, daß die französische Regierung durch den Abschluß dieses Vertrages die aggressiven, gewalttätigen Tendenzen führender Kreise Rumäniens unterstützt, dadurch die Aussichten auf eine friedliche Lösung der bessarabischen Frage auf der Grundlage des Rechtes der Völker auf Selbst­bestimmung verringert und so die gegen den Frieden Ost­europas gerichteten Drohungen verstärkt. Die Regierung der Sowjetunion betrachtet daher den Abschluß des Garan­tiepaktes zwischen Frankreich und Rumänien als einen un­freundlichen Akt gegen die Interessen sowohl der Sowjet­union, als auch der bessarabischen Bevölkeruna.

Deutscher Reichstag

Berlin, 22. Januar.

Präsident Lobe eröffnet die Sitzung um 12 Wr. Ein Eesetz- Mtwurf zur Verlängerung der Zmkernngsfrist für die Weine des Jahrgangs 1828 bis zum 28. Februar 1927 wird ohne Aus­sprache in allen drei Lesungen angenommen. Darauf wird die zweite Lesung des Gesetzentwurfs zur Bekämpfung der Ge­schlechtskrankheiten fortgesetzt.

Abg. Joos (Ztr.) erklärt, daß die Zentrumsfraktion dem Gesetzentwurf in der vorliegenden Fassung zustimmen werde, ob­wohl nicht alle ihre Wünsche berücksichtigt worden seien. Aber er sei ein Mittel, den Kampf gegen diese Volksseuche mit etwas mehr Erfolg zu führen.

Abg. Frau Schröder (Soz.) stellt fest, daß die sozialdemo­kratische Fraktion mit dem sozialen Gedanken des Gesetzes voll­ständig übereinstimme. erfreulich, daß die Unterhaltung

von Bordellen endlich verboten werden solle.

Abg. Frau Dr. Lüders (Dem.) stimmt dem Entwurf im allgemeinen zu. Gegenüber einer so heimtückischen und verhee­renden Krankheit müsse die persönliche Freiheit ihre Grenzen haben.

Abg. Frau Neuhaus (3tr.) hält unbedingt daran fest, dab in der Nähe von Kirchen und Schulen die Prostitution verboten werde.

Ministerialdirektor Dammann erklärt, dab auch die Reichs­regierung das Zustandekommen des Gesetzes begrübe, nachdem sich der Reichstag seit neun Jahren mit der Materie beschäftigt habe. Die Regierung sei einverstanden mit dem Antrag, dab das Dehandlungsmonopol der approbierten Aerzte sich auf die an­steckenden Krankheiten beschränken soll.

Der grundlegende Paragraph 1 wird angenommen. Darauf werden die Beratungen abgebrochen. Das Haus vertagt die Weiterberatung auf Montag nachmittag 4 Uhr.

^ Aus Stadl und Land.

' Altensteig, den 24. Januar 1927.

s Borträge des evang. Volksbundes. Nachdem am Don-

- nerstag Pfarrer Bausch von Erömbach im Eemeinde-

- Haus hier einen gut besuchten und inhaltsreichen Vortrag s über P a ul Gerhard und seineLieder gehalten

- hatte, fand am gestrigen Abend im vollbesetzten Brougier- ? saal der Lichtbildervortrag von Pfarrer Stäb, ^ Alten st eigdorf statt. Nach einer Einleitung über ^ die Abstammung, die Wesensart und Lebensführung der ^ Leiden Künstler kamen die großen, klaren Bilder selbst ; zur Vorführung. Jedes einzelne wurde mit kurzen, trefs- s lichen Worten erläutert und man konnte so deutlich sehen, s wie diese Bilder aus der tiefen Innerlichkeit der Meister

- hervorgingen, so wie sie dieselben sahen, dieses Erlebtsein ; macht ihren großen Wert aus und so reden sie auch wieder : zu den Herzen der Zuschauer, die von dem Gehörten und ' Gesehenen hochbefriedigt waren.

; Schwarzwaldbezirksoerein Altensteig? Am Donners- : tag hielt der Ausschuß des Vereins eine Sitzung im East- >! Haus zur Traube ab und beschäftigte sich mit der Regelung § nachstehender Fragen. Bei Punkt 1 der Tagesordnung: ! Festsetzung des Jahresbeitrages wurde der Beschluß dahin !- gefaßt, den Beitrag pro Mitglied auf Mark 4. festzu- s setzen, statt Mark 5. im vorigen Jahr. Die Wegkommis- ^ sion mußte neu gewählt werden, da zwei von den seitheri- s gen Mitglieder ihr Amt niederlegten. Gewählt wurden s neben dein seitherigen, bewahrten Milglied Herr Wolf, die

- Herren Leuze und Weikert. Es soll mit der Wegbezeich- s nung, die voriges Jahr schon teilweise nachgesehen und er- f gänzt wurde, schnellmöglichst weitergefahren werden, jo z daß die im Bereiche des Vereins liegenden Wege sachgemäß ? in Ordnung gebracht werden. Ueber den zur Besprechung f vorgesehenen Familienabend wurde nach eifriger Debatte ! dahin entschieden, daß in Anbetracht der in letzter Zeit

- stattgefundenen Vereinsfeiern und des noch in Aussicht j stehenden Familienabends des Musikvereins, die Zeit vor , Fastnacht zu kurz ist, um auch noch vom Schwarzwaldverein s einen derartigen Abend zu veranstalten. Es kam vielmehr

die Ansicht zur Geltung, daß ein Waldfest, verbunden mit einem Kinderfest und anschließend daran ein gemütliches ,! Zusammensein im grünen Baum bei den Mitgliedern mehr j Anklang finden dürfte, und wurde beschlossen, solches in der : zweiten Hälfte des Juni abzuhalten. Bei der Aufstellung des Wanderprogramms für 1927 hat sich der Ausschuß nicht wie in den letzten Jahren auf bestimmte Tage und Stun­den sestgelegt, da die pünktliche Durchführung in der Re­gel sowieso nicht möglich war. Es war aber der allgemeine Wunsch vertreten, mehr Halbtages-Touren wie seither s aufzustellen und die Ganz-Tages-Touren etwas einzu- » schränken. Es ist vorgesehen, möglichst für einen der ? nächsten Sonntage schon eine Wanderung nach Rohrdorf ^ über die Walddorfer Höhe, sodann Wanderungen nach

- Pfalzgrafenweiler über die Ruine Mandelberg, Earrwei- ^ ler Uber Neumühle, Wörnersberg über Kohlmllhle, Zwe- i renberg über Baiermühle, ferner KropfmllhleSimmers- ; seid über Poppelsee; Tagestouren nach Freudenstadt über H Kälberbronn, und Haigerloch zur Zeit der Fliederblüte, s sowie eine zweitägige Alb-Tour. In einer längeren Aus- s spräche kam dann noch die Instandsetzung der Zinsbach- i brücke in Frage und die Aufstellung von Waldbänken. Es f wurde beschlossen, neben der Stadtgemeinde Altensteig, die s bereits seit Jahren in entgegenkommender Weise das Holz s zur Instandsetzung der Zinsbachbrücke lieferte, die Ge- ' meinden Earrweiler und Erömbach zur Tragung der Ko- s sten heranzuziehen, da der Steg in der Hauptsache der All- j gemeinheit dient, auch der Hauptverein soll deshalb darum z angegangen werden. Die Erstellung von Waldbänken, so- Z weit solche für den Stadtwald in Frage kommt, wird wohl Z wie seither die Stadtgemeinde auch weiterhin übernehmen, j dagegen sind für den Staatswald in Rücksichtnahme auf ^ den Kurbetrieb und die Allgemeinheit Bänke erforderlich

> und hat sich das staatliche Forstamt bereit erklärt, das Holz ! für diese Bänke kostenlos zu liefern und die Herstellungs- s arbeiten zu den Selbstkosten zu übernehmen. Es sollen 6

> bis 10 Bänke aufgestellt werden. Der Ausschuß ist der j lleberzeugung, mit diesen Beschlüssen nicht nur den Wün- « schen der Mitglieder, sondern auch der hiesigen Einwohner- r schaft bestmöglichst gedient zu haben. Zu reger Beteiligung ' an den Wanderungen wird heute schon eingeladen. 2.