Aus aller Welt

Aul der Spur der Bankräuber?

Dt« Berliner Kriminalpolizei hat drei Brüder Satz unter dem Verdacht festgenominen, daß sie an dem Einbruch in die Filiale der Diskontogesellschast beteiligt gewesen sind. Sie haben sich dadurch verdächtig gemacht, datz sie schon seit geraumer Zeit auf grotzem Fuße leben, ohne ehr» liche Einnahmequellen Nachweise» zu können. Es sind bei ihnen auch verschiedene Schmuclsachcn gefunden worden, deren Herlunst sie nicht glaubwürdig erklären konnten. Bei der Beruehmung haben sie sich bisher darauf beschränkt, ihre Teilnahme am Bankeinbruch zu leugnen und unglaubwür- dige Angaben zu machen.

Bruch eines Hauptwasserrohrs i« Dortmund.

In Dortmund brach ln der Düsseldorfer Straß« in­folge der Einwirkungen des Frostes das 80 Zentimeter stark« Hauptwasserrohr. Große Wassermasscn setzten di« umliegenden Keller unter Wasser. Das Wasser ergoß sich über die stark abschüssige Düsseldorfer Straß« zur Kaiser- straße, so daß die Gegend weithin überschwemmt war. An den tiefsten Stellen stand das Wasser bis zu 1,80 Meter hoch. Bäume wurden entwurzelt und die Pflasterung ausgeris­sen. Der Schade» läßt sich zurzeit noch nicht übersehen. Be­sonders hart mitgenommen wurde eine Autogarage und ein Holzlager. Mensche» sind nicht zu Schaden gekommen. Die Feuerwehr ist zurzeit damit beschäftigt, die überschwemmten Keller auSzupumpen. _

Aus Stadl und Land

Calw, den 25. Februar 1929

Tauwetter.

Der Winterbann Ist gebrochen! Endlich hat die wachsende Kraft der Sonne den Si«g davongetragen. Der gestrige Sonntag brachte Tauwetter, di« Wege waren aufgeweich«, von den Dächern lösten sich stürzend die Schneemassen, und die Tauwasser schössen gurgelnd in di« vorsorglich enteisten Dolen. Das konnte die Sonntagsspaziergänger nicht abhal- ten, ins Freie zu eilen. Nach der grimmigen Kälte der letz­ten Woche war es eine Wohltat, sich wieder einmal draußen wärme» zu können. Vom schönsten FriihlingShimmer her. ab 'andre die Tonne ihr« belebende Kraft und gab neue Hoffnung nach allem Wintergraus: selbst der Eispanzer der Nagold, der unsere Jugend Heuer so besonders erfreute, ist unter der Wärmeeinwirkung geborsten, und stellenweise ist der Fluß schon völlig vom Else befreit, lieber Nacht freilich ist das Thermometer wieder gefallen und den Boden deckt wieder eine feste Eiskruste. Doch kann es nicht mehr lange währen, dann hat bas Frühjahr den Winter ausgetrieben, die wldcrwilligen Wasserhähne fließen bald wieder munter un>d der unersättliche Ofen wird botmäßiger. Mögen der strahlende Frühling und das Wiedererwachcn der Natur nun nicht länger auf sich warten lassen, wir sind der strengen Herrschaft der Kältewellen müde! ö. Veranstaltung des Ev. BolksbnndeS in Stammhelm.

Bei dieser Veranstaltung des Ev. Volksbnndes wurde den Besuchern der Film »Die Wunder des gestirnten Him­mels* vorgeführt. Den nmsikalischen Teil hatte Inspektor Gugeler von der Anstalt übernommen, den Apparat be­diente Pfr. Lempp von hier, die erläuternden Erklär»»- gen gab Pfr. Gommmel von Neuhengstett. Das erste Bild, ein Bild Michelangelos aus der Peterskirche in Nom, zeigt den Augenblick in der Schöpfungsgeschichte, wo das Licht geschaffen wurde. Das zweite Bild, das Studier­zimmer eines Astrologen, gab dem Interpreten Anlaß, d>- Begriffe Astrologie und Astronomie etwas näher zu beleuch. ten, ehe er zur Besprechung der andern Bilder überging. Als erstes Sternbild erschien die Sonne auf der Leinwand. Im

133. Fonsetzung.)

In die tiefe Stille, die setzt folgte, fiel wie ein Weckruf von her Tür her: »Ihr deutschen Männer, wollt ihr euch da» gefallen lassen, daß ein Franzosenfreund und heimlicher Spion euren Herrn einer solchen Schuld anklagt?*

Ein wilder Tumult brach aus! Man hatte es schon vor dem Eingriff des neuen Gastes gespürt, wie zuwider ihnen doch im Grunde der Magister war. Schon hielt ihn die derbe Faust dieses Boten aus Dietrichstetn beim Nacken. Es war einer von den vor den Franzosen in das Moor geflohenen Burschen

Mich hat es schon lange gelüstet, mit dieser Kreatur mal Abrechnung zu halten. Da ist auch der Schulze, dem dieser Schuft in der Unglücksnacht zurief, daß er die Burg und die Mühle warnen wolle *

Nun wurde die Stimme des Dorfgewaltigen laut: »In Cassel ist der Magister gewesen an dem Hochzckkstag und hat sich dort mit der Behörde in Verbindung gesetzt. Und wißt ihr auch warum? Er stieg der schönen Rose nach, die nichts von chm hat wissen wollen, und deren Glück er zu vernichten gedachte, indem er den Müller in die Gewalt der Feinde orachte. Nur Gott weiß, wo einer der besten Männer unsere» Dorfes geendet ist. Es steht nur das eine fest, daß Oltmann als ein Gefangener mit nach Rußland geschleppt wurde. Wäre er bei dem Vork'fchen Corps gewesen, so hätte di« Mühle ihn schon längst wieder.*

»Heraus mit dem Verbrecher auf die Landstraße mit chm für den ist kein Platz mehr im Dorf Schlagt ihn «ieder, den Kujon den französischen Spitzel!*

Keine Gewalttat!* ries der Schulze laut und verschaffte Ich noch für einen Augenblick Gehör.

Die Wirtsstube war plötzlich ganz gefüllt von Männern jeden Alters. Der Magister wurde mit unwiderstehlicher vewalt aber ohne jeden Laut der Tür zugeschoben, dann aus die Dorfstraße. die vom Monde erhellt war. Immer weiter ging es hinaus den Magister befiel ein Grauen. Wollte man ihn in da» Moor werfen? Er bat wimmernd «w lein Leben.

Anschluß wurde der ganze Wissensstoff, der sich auf diese» Himmelskörper bezieht, besprochen: Größe der Sonne, Ent­fernung von der Erde, die Hitze der Sonn« 1800010000 Grad Celsius), Sonnenflecken und deren Ursachen, Sonnen­finsternisse, Feuerflammen auf der Sonne, Zodiakallicht. Nach der Sonne kamen ihre Kinder an die Reihe, die Pla­neten und Fixsterne, die auf einem Bild vereinigt waren. Besonders aufgeführt waren noch Jupiter und . Saturn INing). Ein Kind der Erde am Himmel ist der Mond, von welchem der Film mehrere interessante Bilder brachte, die wohl den meisten ganz neu waren. Ebenso interessant und neu waren die Bilder und Erklärungen über Kometen, Sternschnuppen, Sternennebel, Spiralnebel usf. Ein präch­tiger Versuch, derartige Vorträge auch tn ländlichen Ge­nre mden zu halten!

Wetter für Dienstag «nd Mittwoch.

Ueber Mitteleuropa liegt noch ein schwaches Hochdruck­gebiet und das Barometer geht ständig zurück. Für Dienstag und Mittwoch ist mehrfach bedecktes, allmählich auch zu Nie­derschlägen geneigtes Tauwetter zu erwarten.

SCB. Neuenbürg, 24. Febr. Wer gegenwärtig den Fluß, lauf der Enz vom »Schiss* bis zur mittleren Sensenschmiede verfolgt, dem bietet sich ein Bild trostlosester EiSwüste, der­art tneinandergeschoben und verwirrt, daß man mit berech- tigder Sorge der nächsten Zeit entgegrnsehem muß, wenn eS nicht gelingt, den größten Teil der etwa eineinhalb Kilo, meter langen Eismassen vor eintretendem Tauwetter in Be- wegnng zu bringen. Dies« ernst« Sorge scheint auch bet den maßgebenden Stell«« vorzuherrschcn, umsomehr, als an manchen Stellen das Packeis über die Ufer tritt und so schon für die Anlieger bedrohlich wirkt. Durch Wasserstauungen wurde wiederholt starker Druck ausgeübt, um den Erstar- rungszustand zu brechen. Nach anfänglichen Erfolge mußten aber infolge Fehlens genügend starker Wasserkräfte wettere Versuche eingestellt werden.

SCB. Neuenbürg, 24. Febr. An der Beseitigung deS Eises der Enz wird seit einigen Tagen mit Hochdruck ge­arbeitet: die Arbeiten nehmen ihren Anfang vom Schwarz- loch aus, wo große Eissprengungen vorgenommen werden, um eine Rinne zur Abfuhr von Wasser und EtS frei zu bekommen. Ueber 40 Leute sind dabei tätig und man hofft, am Montag mittag an die Stabt heranzukommen.

SCB. Ocschelbronu OA. Herrcnberg, 24. Febr. Im Gast. Haus zum Löwen ist ein Hauptrohr der Wasserleitung ge­brochen. Das Wasser floß in einem starken Bach das un­ter« Dorf hinunter. Die Grabarbeiten wurden sofort auf- genommen. Das untere Dorf sowie die Gemeinde Nebrin- gen haben durch diesen Nohrbruch großen Wassermangel.

SCB. Eutingen, OA. Horb, 24. Febr. Gestern abend 5,15 Uhr nahm das Flugzeug O 88S auf den Wiesen südlich deS Ortes eine Landung vor. Nachdem heute der Bcnztn- vorrat ergänzt war, startete das Fleugzeug vormittags II,SO Uhr Uhr und strebte Böblingen zu.

wp. Stuttgart, 24. Febr. In der König-Karl-Halle beS Landesgewerbemuseums fand Sonntag vormittag unter An» teilnahme weiter Kreise die feierlich« Eröffnung der Reichs» Unfallver^'tttungswoche statt. Bet dem EröffnungSakt waren die Staatsregterung, die Stadtverwaltung, die NeichSbahn- direktion Stuttgart, die Handels- und die Handwerkskam­mer und ^ihlreiche sonstig« Behörden und Organisationen vertreten.

SCB. Reutlingen, 24. Febr. Bet der heutigen Stadtvor- standswahl entfielen bei 85 Prozent Wahlbeteiligung auf Dr. Haller-Langenau 14 287, auf Dr. Prinzing-Hall 2128 und airf Reglerungsrat Matsch 228 Stimmen. Obwohl sich die Mehrheit der Parteien auf Dr. Prtnzing geeinigt hatte, ver- halfen Herr« Dr. Haller die allseitig«« Sympathien zum Siege.

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Denkzettel kommst du nicht davon.*

Draußen in der Einsamkeit der Nacht, wo sein Geschrei weder im Dorf noch aus der Burg gehört werden konnte, wurde der Unglückliche zu Boden geworfen Man riß ihm die Kleider vom zitternden Leib und vollzog an ihm ohne Erbarmen die Prügelstrafe, bi» er wie tot dalag.

Alle waren sie Zeugen, die herum standen, nur der Schulze war still nach Hause gegangen, damit er nicht dazu gezwungen werden konnte, über die Gericht abzuhalten, die eine gerechte Strafe an dem Uebeltäter vollzogen. Dann gingen alle heim, nachdem sie auf Handschlag gelobt hatten, über das Vorgefallene zu schweigen Sie hielten ihr Wort, und kein beunruhigende» Gerücht über die Exekution drang zu dem Burgherrn. Aber nach eini­ger Zeit mußte ihm vom Schulzen bekanntgegeben werden, daß der Magister da» Dorf verlassen hatte und nicht wieder­gekommen war.

Ulrich war nur zu froh, den unheimlichen Schleicher lo» zu sein, und der Pfarrer, der wohl mehr von der Sache wußte, hatte tchon den richtigen Mann zur Stelle, der auf Verlangen des Burgherrn von der Behörde probeweise an­gestellt wurde. Man fragte nicht weiter nach Gründen. In dieser aufregenden Kriegszeit hatte ein jeder mit sich zu tun.

Der Magister blieb verschwunden. Keiner ahnte, daß der zu allem geschickte Mann sich unter falschem Namen eine einträgliche Stellung verschafft hatte. Er arbeitete sich immer höher hinaus, bi» er sich eines Tages zu einer Art Geheim­schreiber wandelte, und zwar bei dem früheren Kammer­herrn de Cuvry, der mittlerweile in Frankfurt im Haupt­quartier den Platz gefunden hatte, der ihm zusagte. Fleur» Pater glaubte noch immer an den Stern Napoleons und wußte sich damit eins mit dem Mächtigen an seinem Hofe. Er war eifrig tätig im Dienst de» Fürsten Metternich. Zu dessen verschlagener Politik zog es den Landesverräter, der einem Ierome nur zu treu gedient hatte Es dauerte nicht lange, und der Magister wußte, datz sein Brotherr dem Manne seiner Tochter feindlich gesinnt war Da wagte er es. hier und da ein Wort von den Zu­ständen auf derAlten Burg* laut werden zu lassen. Cuvry horchte gespannt auf. als er von der Erkrankung de» Erben hörte. Don dem schweren Leiden Ulrich» hatte er sich ja selber überzeugen können. Er äußerte sich aber mit keinem Wort, als Moulin von der Aehnlichkeit der beiden Knaben sprach. Das hatte ja gar keine Bedeutung für ihn, niemals konnte der kleine Müllerssohn Erbe de» Majorat» werden.

Aber Fleur besaß ein große» Vermögen, denn der Wert -er Weinberge und HLujer war gewaltig gewachsen und

SCB. Hohenheim, 24. Febr. Am Freitag, 32. b. M abends 21,51,38 Uhr, zeigten die Instrumente der hiesigen Erdbebenwarte das Eintreffen der ersten Erschütterungen eines starken Fernbebens an. Der Herd scheint in demselben Gebiet zu liegen wie bei den Beben am 3. Februar, näm­lich in Zentralasien. Die errechucte Herdentfernung beträgt 6400 Kilometer.

SCB. Kirchberg a. d. Jagst, 24. Febr. Letzte Wock>e gab es hier Feueralarm, der die ganz« Einwohnerschaft aufs tiefste erschreckte. Es brannte tn der oberen Stadt die evan­gelische Kirche. Das Feuer war im Fttrstenstuhl auögebro. chen, wo am Abend zuvor ein« Vrbelstunde abgehalten wurde. Anscheinend ist die Brandursache tn der Ofenheizung zu suchen. Die Flammen breiteten sich innerhalb der Kirche infolge des darin befindlichen Holzes immer weiter aus und schlugen schließlich zum Dach hinaus. Gegen ein solches Flammenmeer war nicht mehr aufzukommen. Man mußt« sich darauf beschränken, die benachbarten Wohnhäuser zu schützen. Auch dt« telephonisch herbeigerufene Motorspritze von Schwäbtsch-Hall vermochte daran nichts mehr zu än­dern. Die Kirche ließ sich nicht retten, sie ist gänzlich aus­gebrannt. Für Kirchberg bedeutet daS einen schweren Ver­lust.

SCB. Friedrichshofen, 24. Febr. Unter Führung von Kapitän Lehmann ist der »Graf Zeppelin* am Freitag mittag vor der Generalüberholung noch einmal z« einer kurze» Werkstättenfahrt anfgestlegen.

Geld-, Volks-und Landwirtschaft

verliuer vriesknrse.

100 holl Gulden 168,89

100 sronz. Franken 16,47

100 schweiz. Franken 81,09

Börsenbericht.

Die Börse hatte am letzten Tag der Woche wenig Ge­schäft und eS gab verschieden« Kursschwankungen nach unten und nach oben.

Etnitgartcr Obst- «nd Gemüsemarkt vom A. Febr.

Edeläpfel 8540; Tafeläpfel 2030: Zwetschgen öS biS 60: Kartoffel 07; Endiviensalat 1025; Wirsing 20 bis 22; Filderkraut 1820; Weißkraut 10-20; Rotkraut iS biS 22; Blumenkohl 301,20; Rosenkohl 2040; >4 Kg. 40 bis 60; Grünkohl 2535; Rote Rüben 1215; gelbe Rübe» 1218; Zwiebel 13IS; Rettiche 010; Sellerie 20-50? Schwarzwurzeln 8040; Weiße Rübe» 45.

Geschäftliches

ZirknS Krone i« Stuttgart.

Der Riesenzirkus Krone wird in den ersten Märztage» ein Gastspiel in Stuttgart geben, auf welches mau wirklich mehr als gespannt sein darf. Wurde -och eigens dazu «in« Saug, und Pumpanlage gebaut, die den »ZirkuS unter 200000 Liter Wasser* setze« und entleeren wir- mit ge­heiztem Wasser natürlich, denn ein gut Teil der Vorstellung spielt sich tm Wasser ab. Nicht weniger als 485 Zentner wiegt das ambulante Bassin, daS tn wenigen Minuten auf uwd abgebaut werden kann und daS trotzdem dem Druck seine- Inhaltes von 4000 Zentner standzuhalten vermag. Modernste Technik wird mit auSgeklügelster Regie sich paa­ren und uns ein« neue Zirkuskunst erstmalig tn Stuttgart vermitteln. Feenhafte Ausstattung, MassenballctS, ver­schwenderische Lichteffekte und rauschende Wasserkaskade» bilden den Nahmen für ein« Handlung, die in ihrem jagen­den Tempo und der Vielgestaltigkeit der wechselnden Bilder einzig noch dem Film vergleichbar sein wird, vor dem fie den Vorteil der greifbaren Lebendigkeit hat. Dieser neuar­tigen Kombination von Zirkuskunst geht ein rein artistisches Programm voraus. sNähere» im Anzeigenteil.)

vtcu-tu-t wucoe er wiener »n wnaoeii von »yr au,g.,.oi»c«..>l werden, wenn ihr Mann tot war. Er sagte sich mit Recht- daß der Kummer um den Tod des kleinen Junker» den Zu­stand de» Gelähmten noch verschlimmern würde. So er­kundigte er sich vorsichtig unter der Hand, wie es aus der »Alten Burg* stand. Er hatte überall seine Fäden. Da» Spitzelwesen blühte nach wie vor. da noch immer krumm« Wege beliebter waren wie die geraden. So hatte Cuvry auch in der nahegelegenen Stadt eine seiner Kreaturen sitzen, die den Auftrag hatte, die »Alte Burg* zu bewachen» von der man wußte, daß sie vor dem Beginn der Befreiungs­kämpfe der Schlupfwinkel der Patrioten gewesen war. de« man noch jetzt mit Recht tn diplomatischen Kreisen stark miß­traute.

Da» waren die Folgen der Fremdherrschaft, die zu lang« auf Deutschlands Nacken gelegen hatte. Das ließ sich so rasch nicht abschütteln.

« »

Auf der Burg stand man immer mehr unter dem Druck des langsam vorwärtsschreitenden Siechtums des armen kleinen Junkers, der aber eine ganz unerwartete Zähigkeit im Willen zum Leben zeigte. Reinhardt schob es auf den Einfluß de» kleinen Hans, der mit jedem Tag fester Futz faßte auch in den Herzen der Eltern. In ihm ankert« deren Hoffnung, daß ihr Kind doch noch gesunden würde.

Der Siegeszug der Verbündeten der Einzug tn Pari« blieben für Ulrich nur Schall und Rauch.

Noch einmal machte er sich tn heißer Empörung Lust, als der unselige Wiener Kongreß dem Intrigenspiel eine» Talleyrand zu erliegen drohte, als Napoleon seinem Ge­fängnis. der Insel Elba, entfloh und eine neue Phase der wieder einletzenden Kämpfe anbrach.

Aus dem Schlachtfeld von Belle-Alliance drang der Ruf Wellington» himmelan: »Blücher oder die Nachtl*

Da» letzte Spiel war aus. am 7 Juli rückten die Preuhe« tn Pari» ein. und der greise Feldmarschall Borwärt» durfte sich mit seinen letzten Lorbeeren schmücken.

Der zweite Pariser Frieden wurde am 20. November 181S unterzeichnet und wiederum wurden die deutschen Patrioten tn ihren Hoffnungen und Erwartungen betrogen.

Aus der »Alten Burg* tagten zu dieser Zeit oft führend« Männer de» preußischen Volke», denen da» versagt blieb, was ihnen versprochen worden war. Ein Ernst Moritz Arndt, Freiherr vom Stein, Wilhelm von Humboldt und sogar General von Gneisenau zogen sich unter vielen ande­ren, angewidert von dem Treiben Metternich», der groß« Macht tn Preußen befaß, t» di« Einsamkeit zurück.

(Fortsetzung folgte