Ein Antrag zur Umgestaltung des Reichshaushaltsplans

Die 3teichstnMraktion der Deutschen Volkspar, lei hat zur Gestaltung des Haushalts folgenden Beschlich gefaßt:

1. Der Haushalt nnch ohue neue Stenern ausgeglichen werden.

2. Um dies zu erreichen, ist der Haushalt um rund 386 Millionen zu entlasten.

n) Von dieser Gesamtsumme sind rund 200 Millionen durch Abstriche im ordentlichen Haushalt zu ersparen.

b) Angesichts der Finanzhohcit des Reiches und der Ueberlastung der Wirtschaft ist auch in Ländern und Gemein» den größte Sparsamkeit unabweisbar. Wir halten es für unbedingt erforderlich, baß die den Ländern aufgrund be­stehender Vorschriften zustehenhen Beträge aus den Ueber» weisungssteuern nicht nur um die von der Regierung vor» geschlagene« 12V Millionen, sondern um 800 Millionen ge­kürzt werden, zumal die Länder trotz dieser Kürzung doch immer erheblich mehr erhalten, als die ihnen gewährtet, stete Mlndestsumme von 2000 Millionen. Da eine Erhöhung der Realsteuern dem Zweck der Ersparnismaßnahmen wi­dersprechen würden, sind Vorkehrungen gegen solche Er­höhungen zn trefffen.

e) Nicht nur aus steuerlichen, sondern vor allem ans Wirt. schaflSpolitischen Erwägungen heran» fordern wir die steu- erlich« Gleichstellung der Betriebe der öffentlichen Hand mit denen der Privatwirtschaft.

Der Beschluß ist dem Reichskanzler übermittelt worden.

Der deutsche Außenhandel im Januar

DU. verN«, 24. Febr. Die deutsche Einfuhr ist im Ja- «nar ISA» im reinen Warenverkehr mit 131g Millionen R^il auSgewieseu. Dt« Ausfuhr beträgt einschließlch Nepara» ttonssachlieferungen 1108,5 Millionen R^l. Hiervon entfal» len auf Reparationsfachlteferungen »8,9 Millionen N^k. Der Sinsuhrüberschuß beläuft sich sonach auf 214 Millio» neu R^t einschließlich, auf 288 Millionen R^it ausschließlich der Neparationssachlieferungen. Nach diesen Ziffern sind sowohl die Einfuhr als die Ausfuhr Deutschlands im Monat Januar gegenüber dem Dezember 1028 gestiegen. Die Einfuhr ist um 218,2 Millionen N.«, die Ausfuhr ein» schließlich der Neparationssachlieferungen um 76,1 Millio­nen R^lt höher. Die Steigerung der Einfuhrzahl beruht je­doch zu einem erheblichen Teil auf Zollabrechnnngen im Niederlageverkehr für Waren, die tatsächlich bereits in den zurückliegende» Monaten tu den freien Verkehr getreten sind. Schaltet man die hierdurch eingetretene Überhöhung au», so ergibt sich eine tatsächliche Zunahme der Einfuhr von etwa 798» Millionen R^l, die ans Rohstoffe und halb- fertige Waren sowie Fertigwaren entfällt. Die Einfuhr von Lebensmitteln und Getränken hat etwas abgenommen. An der Zunahme der Ausfuhr sind Rohstoffe und halbsertige Waren sowie Fertigwaren beteiligt. Die Ausfuhr von Le­hensmittel» ist etwas zurückgegangen.

Aus den Parteien

Der sozialdemokratifche Parteitag verschoben.

TU. Berlin» 24. Febr. Der sozialdemokratifche Partei- «usschuß trat am Freitag zu einer Sitzung zusammen, un^ beschloß, den für den 10. März angesetzten Parteitag der Sozialdemokratischen Partei in Magdeburg auf den 26. Mai »n verschieben. Dies ist deswegen geschehen, weil zu erwar­ten ist, daß in der erwähnten Märzwoche die sozialdemokra­tischen Kabinettsmitglieder an Beschlüssen im Zusammen-

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<32. Fortsetzung.)

Reinhardt verheimlichte den Eltern noch, daß ein Herd in der Lunge zurückgeblieben war. Er wehrte dem Drängen des ungeduldigen Vaters, der sein Kind gewaltsam dieser Schwäche entreißen wollte. Zuletzt sprach er als Arzt ein Machtwort, und man ließ dem Schwachen seinen Willen.

Nur ein Menschenkind mochte den Kranken auszuheitern und die jchwachen Lebensgeister zu wecken, da» war der kleine Han» Note brachte ihn bei jedem Wetter zur Burg und zutetzt, als Dr Reinhardt eine heimliche Unterredung mit ihr gehabt hatte, willigte sie ein. daß er ganz droben blieb

Al» der Arzt gegangen war, preßte sie ihren kräftigen Buden an ihr Herz, während ihr die Tränen die Backen herunterliefen

Sie hatte Schweigen gegen jedermann gelobt und war nun mit dem treuen Haase im Bunde, den armen Ellern, so­lange es ging, die Hoffnungslosigkeit des Leidens zu ver­heimlichen Auch ihrer Mutter verschwieg sie zunächst die drohende Gefahr, gegen die Reinhardt bisher mit seiner ganzen Kraft vergeblich ankämpfte, denn Christine war in dieser Zeit zum Schatten ihrer selbst geworden

Sie fragten sich voller Grauen: Wie. wenn der Sohn de« Eltern genommen wurde, der Erbe der »Alten Burg". Mit seinem Tode verlor die Gräfin auch jede» Anrecht an dem Besitz, der nach dem Tode ihre» Manne» einer entfernte« Seitenlinie anheimfallen würde. Christine wußte doch in allem genau Bescheid, da sie die Vertraute ihre» alten Herrn gewesen war Eie und ihre Rose waren durch di« Berhält- nisse hoch über ihren Stand emporgehoben, was in der letzten Zeit durch da» geboten« Miteinanderleben noch ge­steigert wurde.

Christine erfüllte wie in dumpfer Betäubung pünktlich alle ihre Pflichten, von Rose aufopfernd unterstützt St« be­lauerte jeden Blick de, Arztes, sie versucht«, ihn auszu- horchen, als der Zustand de» Kranken sich nicht ändern wollte, und die Schwäche ondauerte, diese Ungewißheit »ehrte an ihr, bi» sie zum Schallen ihrer selbst wurde.

han-g mit der Gachoerständtgeilkoivferenz in Paris teilneh­men müssen und weil möglicherweise auch der Reichstag oder seine Ausschüsse in dieser Zeit zu den Rcparativnsfrageu Stellung nehmen müssen. Außerdem soll auch die Haiis- haltsberatung nicht unterbrochen werde».

Die Neichsunsallverhütungswoche eröffnet

TU. Berlin» 25. Febr. Am Samstag ist in Berlin die Nuivo (Reichsunfallverhütungsivoches durch eine Sitzung in den Kammerlichtspielen eröffnet worden, zu der die berufs- genossenfchaftlichen Verbände, die die Nuwo ins Leben ge­rufen haben, «ingeladen hatten. Nach Bcgrnßungswvrten des Vorsitzenden des Verbandes der Deutschen (gewerblichen» Berufsgenossenschaften Dr. Spiecker nahm Neichs- arbeitsminister Wissel das Wort. Er erklärte u. a.» daß ein Aufruf zum Kampf gegen die Unfallgefahrcn nicht überzeugender begründet werden könne als durch Zah­len:

24 060 Tote seien alljährlich ln Deutschland infolge von Unfälle« z« verzeichne«. Die Zahl der Unfallrentcubczie- her belaufe sich ans über 1 Million. Auf 2 Milliarden «erde der Kapitalrvert der Entschädigungen für Unsallfolge», ans mehr als 9 Milliarde« der Sachschaden durch Unfälle ge» schätzt.

Eisenbahnunglück in Dortmund

TU. Dortmund, 25. Febr. Samstag vormittag 19 Uhr »vurde bei der Einfahrt des Persouenzngcs 1757, der zwi> scheu Wanne »nd Dortmund verkehrt, kurz vor dem Dortmunder Hauptbahnhof beim Ueberfahrc» einer Weiche ei» Wagen 9. Klasse, der als 3. Wage« im Zug lief, nmge» worfe»,- die beiden folgende» Wage» entgleisten. S Tote. 6 mehr oder weniger Schwerverletzte und 11 Leichtverletzt« sind zu beklagen. Zu Tode gekommen sind 2 Frauen und ein Mann. Die zu Tode gekommenen Fahrgäste sind allem Anschein nach im Augenblick der Entgleisung aus dem Zug gesprungen und unter den um stürzen­den Wagen zu liegen gekommen. Der umgeivvr- fene Wagen iveist erhebliche Beschädigungen auf. Die Net- tungsmamischaften richteten zunächst den umgeworfcnen Wa­gen auf und bargen unter Verwendung von Schiveißappa- raten die Toten und Verwundeten. Diese wurden nach dem Johanuishvspltal überführt.

Vertreter der Reichsbahndircktion, der Staatsanwalt­schaft und der Kriminalpolizei sind zurzeit damit beschäf- tigt, die Ursachen des Unglücks zu klären. Der Verkehr auf dem Hauptbahnhof wird durch Umleitung aufrecht­erhalten.

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Das Ferukiuo Wirti.chkcitl

Seit Jahren werden bekanntlich Versuche mit der Über­tragung lebender Bilder geführt, die aber bisher stets er. fvlglos blieben. Jetzt endlich ist es, wie bereits gemeldet, dem in Berlin lebenden ungarischen Erfinder Denes von Mibaly gelungen, einen Apparat für die flimmerfreie Wie­dergabe von Filmen zu konstruieren. Di« Uebertragung er- folgt drahtlos oder mit Draht. Mit der neuen Erfindung ist naturgemäß auch das Problem des Fernsehens gelöst.

Eine Person, die vor den Sender tritt, «richeint sofort auf dem Empfänger. Die Bilder sind 25 aus 25 Zentimeter groß, so daß sie im verdunkelten Zimmer auf mehrere Me­ter Entfernung gut beobachtet werden können. DaS sen­sationellst« an der Erfindung ist jedoch, daß der Fernseher bei serienmäßiger Herstellung nicht mehr kosten soll, als ein Durchschnitts-Radioapparat. Der Pfeil weist auf die Scheibe hin, auf der die Bilder erscheinen.

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Der Millelmeerflug desGraf Zeppelin"

TU. Berlin, 25. Febr. Wie die Telegraphen-Union vom Luftschiffbau Zeppelin erfährt, ist der Start des »Graf Zep­pelin"' zu seinem Mittelmcerflug nunmehr endgültig auf den 26. März festgesetzt worden. Sollte das Verbot deS Uebersliegens für irgendein Mittelmeerland bestehen bleiben, so wirb dieses Land nicht berührt. Man hofft jedoch zu­versichtlich, daß auch die bisher umstrittenen Länder über» überflogen werden dürfe» Die voraussichtliche Flugstrecke ist Frankreich lNhone-Mttndung), Korsika, Italien lNom), Griechenland, Kleinasien, dann die Küste« Afrikas entlang.

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spenst begleitete sie dieser Gedanke Tag und Nacht. Zuletzt stumpfte sie völlig ab und ging nur noch mechanisch ihrem Tagewerk nach Der kranke Junker beherrschte derart leine Umgebung, daß keiner die richtige Ursache fand für den see- lischen Zustand der Armen. Auch Rose hatte nur Augen für den Kleinen und erklärte bei der Mutter alles durch die Sorge um das Leben des Kindes, die sie alle erfüllte.

In dieser schweren Zeit die Natur dachte schon heim­lich an das Kommen des Frühlings schlossen sich die Burg­bewohner noch näher aneinander als bisher. Die Linie, die Herrschaft und Gesinde bei aller Anhänglichkeil trennte, war stark verwischt, man fühlte sich ein» in der Burg in der

Pfleg« de» Kranken Der Arzt konnte die Hilfe der beiden Frauen gar nicht mehr entbehren, denn das seelische Befinden de» Grasen verschlimmerte sich wieder. Die Gewißheit, daß jedeAussichi auf weitereNachkommenschaft ausgeschlossen war, ließ da» Gefühl, ein Krüppel zu sein, wieder unseliges Leben gewinnen. Schlaflose Nächte quälten Ulrich und zehrten an dem siechen Körper. Er vermochte nicht zu arbeiten, und da» Herz seiner Fleur, die alle» mit grausamer Klarheit erkannt«, schwankte zwischen den beiden Kranken hin und her. Ihr schöne» Gleichmaß, die heitere Lebensbejahung, di« von der liebreizenden Frau ausging, wurde» bedroht, sie fühlte sich oft todesmatt

Da erwuchsen mit der Rose «nd ihrem Bube« dem Arzt solche Helfer, daß er sie nicht mehr entbehren konnte. Ulrich lebt« aus. wen« Rose mit ihrer stet» gleichmäßigen heileren

it.u un» um yerum war. >sre wugie Ilers, wenn er n-r« Gegenwart noch wünschte, oder wenn sie zu gehen halte. Ihr Bub aber nahm nunmehr seinen rechtmäßigen Platz neben ieinem Bruder ein die Zwillinge waren nicht mehr zu trennen

Oft fraß wilde Eifersucht an dem Herzen Fleur». wenn sie dieser kraftvollen Betätigung des kleinen Hans mit der Schwäche ihres Dieters verglich Wenn aber die dicken Aermchen des Spielgefährten sich ihr verlangend enlgegen- streckten, und dieselben wundervollen strahlenden Blauauge» wie die ihres Mannes, aus dem rosigen Gesichtchen sie an­lachten. regte sich in ihr unbewußt das Blut der Mutter und erstickte jede eifersüchtige Regung

Mußte sie nicht dankbar iein. daß der Milchbruder dem Schwachen von seiner Kraft abgab, und dessen Uebermut Dieter für eine kurze Weile seiner Schwäche entriß?

Man feierte den ersten Geburtstag der Buben und er wurde wirklich zu einem Festtag, denn olle hatten sich über­boten in sinnigen Gaben für die Kinder und für deren Mütter. An dem Tag nahm Fieur die treue Rose an ihr Herz und dankte ihr mit Tränen für das Opfer, das sie brachte, indem sie ihren Buben, als müsse es so sein, an den Kranken hingab. Ja, die Gräfin ging noch weiter, sie gestand sich mutig ein, daß die Liebe dieser prächtigen Müllerin ihren Mann auch jetzt noch beglückte. Sie gelobte sich, der Eifer­sucht Herr zu werden, damit ihr ichwergeprüfter Mann der Sorge um seinen kranken Knaben nicht erlag.

Drunten im Dors war sich jeder bewußt geworden daß kein böses Wort der Anklage laut werden durfte, bis da» Geschick des kleinen Knaben sich so oder so entschieden hatte. Die Gefahr seine» Zustandes konnte ihnen auf die Dauer nicht verborgen bleiben Auch trug die heitere Ruhe, die di« Müllerin m letzter Zeit zur Schau trug, viel dazu bet, daß man sich wieder zu dem zurückzufinden versuchte, was Ros« früher dem Dorf gewesen war

Nur einem blieb das verborgen, der Magister spürte den Umschwung nicht. Und als er mit vertrauten Geistern beim Trunk im Hirschen saß. begann er wieder hämisch zu sticheln und wagte zuletzt die schwere Frage gesch'ckt in Worte zn fassen: »Was wird nun der Herr Graf tun wenn der klein« Junker tot ist? Wird und kann er sich zu Recht zu dem Kind der Müllerin, dessen Vater er ist. bekennen und ihn z» seinem Erben erheben?"'

Der Wein war in ihm mächtig geworden und verriet die Gemeinheit seiner Gesinnung. Seine Rede klang tönend durch da» verräuchert« Zimmer und weckte ein gefährliche» Echa (Fortsetzung solgt.-

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