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Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

Nr. 288

lich der Regierungskommission für das Saargebiet unter­

stehen und aus fremden, von der Regierungskommission gewählten Staatsangehörigen mit rein zivilen Funktio­nen bestehen wird und im Bedarfsfälle den Schutz der Bahnhöfe und der Bahnlinien zu übernehmen hätte.

Neues vom Tage.

Brand des Königspalastes in Bukarest Bukarest» 8. Dez. In der Küche für die Hofbediensteten des Bukarester Stadtschlosses ist gestern um Mitternacht Feuer ausgebrochen, das infolge des herrschenden starken Windes sich äusterst rasch ausbreitete. Das Mittelgebäude mit dem Thronsaal und den Empfangsräumen ist de« ^lammen zum Opfer gefallen.

Ueberzeichnung der Anleihe der Württ. Wohnungskredit-

anstalt

Berlin, 8. Dez. Für die "prozentige Anleihe der Württ. Wohnungskreditanstalt in Stuttgart hat sich sogleich nach der Eröffnung des Verkaufs eine sehr starke, den zur Ver­fügung stehenden Betrag von 10 Millionen Reichsmark weit übersteigende Nachfrage eingestellt, sodatz das Kon­sortium sich veranlaßt sah, den Verkauf mit dem Ablauf des heutigen Tages zu schließen.

Finanzministerkonferenz in Berlin Berlin, 8. Dez. Heute vormittag 10 Uhr traten die Fi­nanzminister der Länder zu einer Konferenz zusammen, die sich mit dem Gesetz zur llebergangsregelung des Finanzaus­gleichs beschäftigt.

Ausweisung des Generaldirektors Schulz aus Polen Beuthen, 8. Dez. Aus Kattowitz wird gemeldet: Der Ge­neraldirektor Schulz der Gräflich Henckel-Donnersmarckschen Verwaltung in Karlshof bei Tarnowitz erhielt von der zu­ständigen polnischen Behörde einen Ausweisungsbefehl. Generaldirektor Schulz, der binnen 24 Stunden mit Fami­lie das polnische Gebiet zu verlassen hat, ist deutscher Staatsbürger. Die Ausweisung steht, wie verlautet, im Zusammenhang mit den auf den Gräflich Henckelschen Don- nersmarckschen Gruben vor den Kom.nunalwahlen veröf­fentlichten Aushängen, in welchen die Verwaltung bekannt­gab, daß sie nicht in der Lage sei, die Löhne auszuzahlen, nachdem vom Finanzamt die Lohngelder für rückständige Steuern beschlagnahmt worden seien.

Die Pariser Verhandlungen über die Militärkontrolle Paris, 8. Dez. Der Generalsekretär der Botschafter­konferenz, Massigli, wird heute abend aus Genf nach Pa­ris zurückreisen. Morgen nachmittag wird die Botschaf- terkonferenz zusammen treten, um sich mit Frage der Ent- waffung zu beschäftigen, nachdem General Pawells seit Beginn der Woche wiederholt Besprechungen, sowohl mit dem Generalsekretär der Botschafterkonferenz als auch mit dem Interalliierten Militenrkomitee in Versailles, gehabt hat.

Schwerer Unfall bei Salzburg Salzburg, 8. Dez. Bei den an der Salzach vorgenom­menen Regulierungsarbeiten in der Nähe der Cellulose­fabrik Hallein erfolgte heute vormittag infolge eines Erd­rutsches der Einsturz des 15 Meter langen und 15 Meter hohen Wehrkopfes. Unter den Erdmassen wurden 1 3 Ar­beiter begraben, wovon durch die Feuerwehr und Rettungsmannschaft aus Salzburg und Hallein 4 schwer­verletzt, sieben leicht verletzt und zwei tot geborgen wer­den konnten.

Du bist mein!

Roman von H. v. Erlin !

Copyright by Ereiner L Comp., Berlin W 30. !

13. Fortsetzung. !

(Nachdruck verboten.) ;

Da ging er selbst und klopfte an seines Vaters Tür. !

Der alte Mann saß an seinem Arbeitstische und hielt ! den Kops schwer in beide Hände gestützt.

Hartmu stieg es heiß und würgend in die Kehle, kaum daß er zu sprechen vermochte.

Vater... laß mich dir Lebewohl sagen, bevor ich gehe und Vater ich leide Unmenschliches vergib" . mir. was dir durch deine Söhne geschah."

Zwer brennende, vergrämte Augen irrten verlorenen Ausdrucks über des Sohnes Gestalt, bis jählings ein Licht aus ihnen brach, das sein ganzes Gesicht überflammte. , und seine Hand sich gegen ihn streckte, als schwinge sie ein : Richtschwc.t j

Drunten liegt dein Bruder und stirbt, oder wird ein - Krüppc' durch dich! Geh!" !

Vater" ein Laut wehrloser Qualbin ich j denn nicht auch dein Sohn?" l

Du bist es gewesen geh." -

So lebe wohl" ;

Einzeln fielen die Worte, dumpf und schwankend, aus - mühsam atmender Brust; darauf hatte die Türklinke sich - hinter Hartmut ins Schloß gesenkt.

Er kehrte nicht noch einmal in sein Zimmer zurück. Alles, was er von seinen Sachen mit sich nehmen wollte, hatte er bereits gestern zur Bahnstation gesandt, und was ^ ihn von Pflichten an seines Vaters Haus gebunden, hatte s er einem von ihm beorderten Stellvertreter übergeben. So war er frei und konnte gehen.

Und unbemerkt, einsam, ohne eines einzigen Geleit schritt er aus seinem Baterhause hinaus und blickte nicht zurück: nur seine Lippen preßten sich fester aufeinander und tiefere Furchen gruben sich in seine Stirn, als das graue alte Gemäuer, mit allem, was es barg, hinter den Ulmen verschwand, die es dicht umkränzten.

Mit allem, was es barg . . . Rein, nicht mit allem. Vor ihm am Wiesenrande war eine Gestalt ausgetaucht, Ichlaut und.licht wie die weißen Margueriten in ihrer Land.

Aus Skadk und Land.

Altensteig, den 9. Dezember 1926.

Amtliches. Die Pfarrei Glatten, Dek. Freuden­stadt, ist dem Stadtpfarrverweser Richard Eisenhut in Sindelfingen übertragen worden.

Besuch der landw. Winterschulen im Jahr 1826/27.

Die am 8. November 1926 eröffneten 38 Landwirtschafts­schulen weisen folgenden Besuch auf. Die in Klammern ge­setzte Zahl ist der Besuch vom Jahre 1925/26: Aalen 1926/27 53 Schüler (1925/26 48 Schüler), Backnang 59 (42), Balin­gen 28 (32), Biberach 73 (80), Blaubeuren 46 (61), Blau- felden 62 (65), Calw 40 (44), Crailsheim 25 (33), Ehingen 28 (35), Geislingen 41 (29), Gmünd 52 (38), Göppingen 89 (46), Hall 60 (66), Heidenheim 35 (neu), Heilbronn 81 (80), Herrenberg 55 (431, Horb 50 (60), Kirchheim 53 (47), Kiinzelsau 78 (96), Lauffen 54 (40), Leonberg 44 (46), Leutkirch 43 (neu), Ludwigsbura 80 (85), Mergentheim 98

(74) , Nagold 42 (neu), Nürtingen 41 (neu), Oehringen 72

(75) , Ravensburg 112 (75), Reutlingen 78 (82), Riedlingen 48 (48), Rottweil 55 (66), Saulgau 45 (69), Ulm 92 (107), Vaihingen-Enz 35 (33), Vaihingen-Filder 33 (40), Waib­lingen 38 (29), Waldsee 58 (57), Wangen üg (72). Gesamt­besuch im Jahre 1926/27 2086, im Jahre 15/26 1933. Die Landwirtschaftsschule in Neresheim (Venediktinerabtei) ist besucht von 105 Schülern, Vorjahr 91.

Wintersonderzüge mit Fahrpreisermäßigung. Bei ge­nügender Beteiligung wird am 1. Januar 1927 von Stutt­gart Hbf. (ab 8.15) nach Oberstdorf (an 2.08) ein Winter­sonderzug dritter Klasse mit 33 )L Prozent Fahrpreisermä­ßigung gefahren. Zu den gleichen Bedingungen werden zu den am 22./23. Dezember 1926 und 12/13. Februar 1927 von dem Rheinland über Stuttgart nach München verkeh­renden Wintersonderzügen Stuttgart ab 6.00 und 6.30, Ulm ab 8.12 und 8.38, München an 11.11 und 11.41) Fahrkarten ab Stuttgart und Ulm nach München und Stationen des bayerischen Hochlandes ausgegeben.

Calw, 7. Dez. Einem geriebenen Spitzbuben hat man kürzlich im Oberamt Calw das Handwerk gelegt und ihn hinter Schloß und Riegel gesetzt. Er hatte in ver­schiedenen Ortschaften des Oberamts verbotene Mittel an Frauen verkauft, wobei er sich auch Eingriffe erlaubte, an denen ein Dienstmädchen gestorben ist. Die Betrogenen sehen nun noch einem gerichtlichen Nachspiel entgegen.

Deckenpfronn, 7. Dez. (Schwer verunglückt.) Gestern abend stürzte der 34 Jahre alte Landwirt Paul Dongus beim Heruntermachen von Stroh durch das Earbenloch zwischen zwei in der Scheunentenne stehende Wagen. Er brach beide Hände und erlitt Verletzungen am Kopf und an den Füßen. An dem Unglück des Verletzten, welcher schon bisher infolge einer schweren Kriegsverwundung nur mit Mühe die schweren Arbeiten seines Standes ver­richten konnte, nimmt die gesamte Einwohnerschaft regen Anteil.

Wildbad, 7. Dez. Die Hotel Klumpp E. m. b. H. hat sich entschlossen, ihre beiden Häuser Klumpp und Quellen­hof unter eine selbständige Direktion zu stellen. Wie ver­lautet, sind Herr und Frau Direktor Busch, vormals Münchner Hotel AE., von der Klumpp E. m. b. H. hierfür gewonnen worden.

Neuffen, 7. Dezember. Das unter Leitung des Regie- rungsbaumeisters Remppis in den letzten Monaten er­baute Postamtsgebäude ist nun fertiggestellt. Das­selbe enthält neben den neuzeitlich eingerichteten Amts­räumen eine Wohnung für den Amtsvorstand und eine

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Ancb von ihr hatte er abfcknedslos gehen wollen, wie von allem, was er verloren: nun sollte es nicht sein, nun sollte ihr Bild das letzte sein, was er mit sich hinausnahm. Ein trauriges, unvergeßliches Bild. Ein blasses verweintes Gesichtchen, das Blondhaar windzerzaust, die Kleider feucht vom Wiesennaß. Blumen in den Händen, die sein Bruder liebte, die sie für ihn gepflückt, des Wetters nicht achtend so stand sie da.

Und dann dasselbe Gesicht vom Schrecken durchbebt, verstörtes Zurückweichen, Sichabwenden, und Angelika ''us Hartmuts Nähe.

^er stand und stierte zu Boden, als hätte sich ein ;rund ovr ihm aufgetan, ein Abgrund, den sie ihm ge- aoen in letzter Scheidestunde, daß all seine Hoffnung, all Glauben, die Zeit werde das Jetzt einstmals verwischen,

-- versank. So also sprach sie ihn schuldig, so grauste vor ihm, so sehr liebte sie den anderen, daß sie floh vor n wie vor einem Verbrecher! Daß er hätte lachen rönnen, toll, wahnsinnig, sich frei lachen von dem, was ihm die Brust umspannte wie mit eisernen Reifen, sich frer lachen können, in wilder Bitternis von dem ihm auferlegten Schweigen. Doch kein Laut entrang sich seiner Kehle, nur seiner Schritte Widerhall klang von neuem auf der steinigen Landstraße.

Und dann hielt doch sein Fuß noch einmal zögernd ein und sahen seine Augen noch einmal langen, heißen Blickes hinter sich. Es war an der Stelle seines Weges, wo er i vom heimatlichen Grund und Boden auf fremden hinüber­schritt. Heiß stieg es ihm vom Herzen zu den Augen empor, bis er gewaltsam sich wandte und weiter ging, so eilends i und ganz nach innen gekehrt, daß er des Bauernhäuschens j an der Landstraße nicht geachtet haben würde, hätte eine , aus der Haustürschwelle stehende Gestalt nicht unwillkürlich seine Blicke gebannt. Im Türrahmen, den Rücken ihm zu­gekehrt, stand ein junges Weib und blätterte in einem Buche. Jetzt drehte sie sich herum zu ihm, daß ihre Blicke ihn trafen, ein paar Sekunden auf 'hm ruhen blieben und dann sich wieder senkten, indessen ihre Hände jenes Buch, das sie hielten, mit langsamer, still feierlicher Gebärde schlossen.

Ein bitteres Lächeln um die Lippen, trat Hartmut vor die Fremde hin.

Nun, Sibylla am Scheideweg, was sagt dein Orakel da meiner armen Seele? Schlag dein Büchlein aus." Schweigend, cD"'- Befremden, ohne .Landern, mit er-

solche für einen zweiten Beamten. Das neue Gebäude an der Vahnhofstraße gelegen bildet eine Zierde der Stadt, da es auch äußerlich der Landschaft angepaßt ist.

Stuttgart, 7. Dez. (Eebüudebrandversicherungsgesetz.) Der Ausschuß für Verwaltung und Wirtschaft des Lantags be­handelte heute den Entwurf eines zweiten Aenderungsge- setzes zum Gebäudebrandversicherungsgesetz. Der Zweck die­ses Gesetzentwurfes ist die Wiederaufhebung der Teuerungs­versicherung. Denn die tatsächlichen Schäden überschreiten seit längerer Zeit die von der gesetzlichen Versicherung ge­deckten 18 Prozent der Versicherungsanschläge nicht mehr, bleiben vielmehr mehr oder weniger hinter ihnen zurück! Der Gesetzentwurf wurde im Ausschuß ohne Aenderung angenommen. Sodann behandelte der Ausschuß eine Reihe von Eingaben. Unter anderem wurde eine Eingabe des Verbands württ. Konsumvereine betr. Bildung von Wirt­schaftskammern der Regierung zur Kenntnisnahme über­wiesen.

GesamtpräsidiumdesWürtt. Kriegerbun­de s. Letzten Samstag versammelte sich in Stuttgart das Gesamtpräsidium des Württ. Kriegerbundes zu seiner Herbstsitzung. Mit allen gegen eine Stimme sprach sich die Versammlung bezüglich des Reichsehrenmals für das Ge­lände bei Berka aus. Der Bundeshaushalt 1927 sieht für soziale Fürsorge 122 310 Mark vor, also über 20 000 Mark mehr als im Jahr 1925. In der Sitzung wurden behandelt die Fragen betr. Neugestaltung der Württ. Kriegerzeitung. Weiter wurde behandelt die Frage der Verleihung von Schießpreisen an Einzelschützen und an Schießgruppen. Dis Schützenmedaillen, die vom Bunde auch an Angehörige des Württ. Sportsverbands verliehen werden, die einem küe- gerverein nicht angehören, wurde genehmigt. Heber den deutschen ReichskriegerbundKyffhäuser" wurde berichtet daß er in über 33 000 Kriegervereinen rund 3)4 Million« alte Soldaten und Frontkämpfer zählt. Der Fürsorgeabiei- lung des Bundes sind in den letzten Monaten nahezu M Lerusungs- und Rekursfälle zur Vertretung übergeben wor­den. Der Kriegerbund steht jetzt unter den in Württemberg anerkannten Kriegsopferorganisationen an erster Stelle. Schließlich wurde noch zur Kriegsschuldlüge Stellung ge­nommen und Aufschluß über den gegenwärtigen Stand des Perhältnisses des Bundes zu anderen Organisationen gegeben, die die gleichen Ziele und Zwecke verfolgen. Tie seitherige Handlungsweise de sgeschästsführenden Proii. diums wie auch dessen künftige Haltung wurde ernmüiig gebilligt.

Goggenbach OA. Oehringen, 8. Dez. (Jäher Tod.) Aus einem Fuhrwerk, das er zur Heimfahrt von Hall aus be­nützen wollte, starb Schreinermeister Stillhammer von hier an einer Herzlähmung.

Laupheim, 8. Dez. (Vom Pferdehuf getroffen.) Der bei Joh. Hofmann in Untersulmetingen als Knecht beschäf­tigte Jos. Lichtensteiger wurde am Samstag bei Feldar­beiten von einem Pferd so schwer an den Kopf geschlageq daß er einen schweren Schädelbruch erlitt.

Trossingen, 8. Dez. (Kircheneinbrllche.) In der Nacht aus Montag ist in der evang. Kirche ein Einbruch verübt wor­den. Die Täter gelangten nach Zertrümmerung eines Fen­sters an der östlichen Seite in die Sakristei, wo sie die Be­hältnisse durchwühlten. Die Beute dürste jedoch nur gering gewesen sein. Stark verdächtig sind zwei erwerbslose, vor­bestrafte jüngere Burschen, die noch nicht aufzufinden waren Letzte Woche ist auch in der kath. Kirche ein Einbruch ver­übt und ein Opferstock beraubt worden.

Unterstadion OA. Ehingen, 6. Dez. (Von einem Zirkus­reiter angeschossen.) In der Nacht zum Freitag fiel es hier einigen jungen Männern ein, einen Ulk zu machen, der einen der Beteiligten das Leben kosten wird. An der Orts-

greifender Schiicylyen fcyiug pe oas Vary aus, oaraus feine Blicke ruhten, und wies ihm eine Stelle, die ihr Finger berührte. ,

Siehe, du bist mein. In dein Dunkel schreite ich hinein und halte über dir deines Weges Leuchte."

Sie las es voll und weich, mit einer Stimme, daß ek aufzuckte und fassungslos in ihr Gesicht starrte. Wer war sie, durch deren Mund das Schicksal solches zu lhm sprach in dreier Stunde? lind

Wenn ou glauvfl, uebes Kind, dir Rechte anmayer zu dürfen, weil Madeleine für die Dauer deines Aufent­haltes hier neuerdings eine geringe Pension für dich zahlt, so rrrst du. Geh hinaus, bitte, und sorge, daß der Tee bereitet wird.

Ulla fuhr in die Höhe, warf schmollend die Lippen auf und lief hinaus. Egon sah ihr lachend nach.

Sie hat Rasse, die große Kleine, freilich eine die auf Sie Nerven fällt. Uebrigens hat sie bezüglich Madeleines Noblesse so unrecht nicht. Du und ich wissen das am besten, Mama."

Tie Gutsherrin zog die Brauen in'die Höhe und machte eine Gebärde der Geringschätzung.

Es gilt tn unseren Kreisen als selbstverständlich, daß die reiche Linie eines Stammes die unbemittelten unter­stützt. Uebrigens" ein rasches Vorneigen des Kopses -- suche Madeleine deine Anerkennung zu beweisen, indem du sie zu deiner Gattin machst, und ich will mich dunen Sympathien von ganzem Herzen anschließen."

Keine Antwort erfolgte. Nachdenklich starrte Egon Hölsenstein den blauen Ringeln seiner Zigarette nach und sah dabe. im Geiste die vor sich, die er zu feiner Gattin machen sollte: die überschlanke und doch kraftvolle Gestalt; den feinen, schmalen Kopf mit jenem Haar, besten Farbe ihm lange unbestimmbar erschien, nicht blond, nicht '-raun, bis sich ihm einmal der Vergleich mit einer wunderbar weichen, Hellen Bronze aufgedrängt; weich das tief über der Stirn gescheitelte Haar, weich, müde fast die dunkel und langbewimperten klugen Augen, und kein Zug von Weichheit tn dem blassen, vergeistigten, markanten Gesicht mit dem knabenhaft festen Kinn. Kein Zug weibischer Unentschlossenheit in diesem Antlitz, kein Zaudern und Träumen, alles zielbewußt und groß. Und so ihre Art zu sprechen, zu handeln, von vielen mißverstanden, hochmütig, selbstherrlich genannt, von einigen geliebt dann aber arenrenlos aeltebt. Geliebt

(Fortsetzung folgt.)