Amtsblatt für-sn Dberamts-ezirk Nagol-un-Altenstsig-Sta-t. Allgemeiner Anzeiger für -re Bezirke Nagst-, Lalw u. Freudensta-

chwarzwälöer Tageszeitung

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Mchrtxt wöchentlich S mal. Bezugspreis: monatlich 1.Ü0 Mark. Die Einzelnummer kostet lOPfg. I Anzeigenpreis: Die einspaltige Zeile oder deren Raum 15 Goldpfennige, die Reklamezeile 45 Goldpfg DetNichtersch^nen der Zeitung infolge höherer Gewalt od. Betriebsstörung besteht kein Anspruch auf Lieferung. s Postscheckkonto Stuttgart Nr. 5730. Für telephonisch erteilte Aufträge übernehmen wir keine Gewähr

Nr. 269

AUerrstrlg. Mittwoch den 17. November

1926

Sie können

Leine billigere Tageszeitnng

lesen als die Schwarzwälder Tages­zeitungAus den Tannen".

Me Mssrge für die Emer-Me«

' Am 9. November hat die Neichsregierung eine Verord­nung erlassen, durch die die bisher geltenden Sätze für die Erwerbslosenunterstützung um 10 bis 18 Prozent erhöht werden. Tags zuvor hatte der Reichstag einen sozialdemo­kratischen Antrag angenommen, demzufolge eine 2030pro- zentige Erhöhung dieser Sätze stattfinden sollte. Die Reichs­regierung hat sich außerstande erklärt, dieser weitergehenden Forderung nachzukommen, und zwar aus folgenden beiden Gründen: 1. sind die Reichsfinanzen durch die hohen Sozial- «ufwendungen in den letzten Monaten so angespannt wor­den, daß eine weitere Vermehrung der Ausgaben nicht mehr möglich ist, ohne die Gefahr heraufzubeschwören, daß im Reichshaushalt ein Fehlbetrag eintritt; 2. sind die Unter­stützungssätze für zahlreiche Arbeitnehmerkategorien nahe an die Grenze herangerückt, von der an sie die Lohnsätze der beschäftigten Arbeiter übersteigen. Nun wird von den Kom­munisten und den Sozialdemokraten geltend gemacht, daß das gedrückte Lohnniveau in gewissen Branchen keinen stich­haltigen Grund gegen eine ausreichende Bemessung der Unterstützungssätze darstelle. Daraus ist jedoch zu erwidern, daß die Erwerbslosenunterstützung kein geeignetes Mittel sei, um das Lohnniveau zu heben. Vielmehr sei der einzige geeignete Weg zu diesem, von allen ehrlichen Volksfreunden erstrebten Ziele die planmäßige Hebung der Rentabilität unserer Wirtschaft. Durch die in der Regierungsverordnung gewährten Erhöhungen der Erwerbslosensätze werden die ReichssinanZen mit weiteren 1012 Millionen Mark im Monat belastet, für die ohne eine erneute Erhöhung der Steuern keine Deckung zu schaffen ist.

Zu den Gesetzentwürfen, die im Reichsarbeitsministerium ausgearbeitet worden sind, und die demnächst oem Reichstag vorgelegt werden sollen, gehört auch der Gesetzentwurf über eine Erwerbslosenversicherung. Der Grundsatz jeder Ver­sicherung ist der, daß ein Einzelner sich durch lausende Zah­lungen gegen materielle Folgen eines Ereignisses schützt, dessen Häufigkeit nach den Erfahrungen vor vielen Jahren mit ziemlicher Genauigkeit vorher ausgerechnet werden kann. So z. B. dürften im Jahre 1926 diejenigen Gesellschaften, die sich mit der Versicherung von Wetterschäden beschäftigen, mehr auszuzahlen genötigt gewesen sein, als in den früheren Jahren. Aber man kann immerhin sagen, daß mit ziemlicher Gewißheit einem Jahre mit zahlreichen Sturmkatastrophen mehrere normale Jahre folgen werden. Anders ist es bei der Grwerbslosenversicherung. Vor dem Weltkriege konnte man allenfalls sagen, daß der Beschäftigungsgrad innerhalb nicht aüzuweiter Grenzen schwankte. Nach dem Kriege ist die Er­werbslosigkeit zu einer chronischen Krankheit geworden. Kein Mensch kann heute sagen, was unter den zurzeit be­stehenden und wohl auch noch andauernden Verhältnissen eine normet > Erwerbslosigkeit ist. Weiß man das aber nicht, !. kann man auch nicht das normale Risiko berechnen, dp^ eine Kasse läuft, welche ihre Mitglieder gegen die Einkom­mensausfälle durch Arbeitslosigkeit versichert. Wenn also in Deutschland die Erwerbslosenversicherung zum Gesetz er­hoben werden sollte, so kann das unter der Zusicherung des Reiches oder anderer öffentlicher Organe geschehen, daß sie sür die mit Eewißbeit zu erwartenden Fehlbeträge aufkom- ' werden. Die Erwerbslosenversicherung würde aber da­durch den Charakter einer eigentlichen Versicherung verlie» ten, und sich nicht wesentlich von der jetzigen Form der Er­werbslosenunterstützung unterscheiden. Dr. Croll.

Ser deutsche Wahlsieg in Ssloderschlesien

In Warschau wird man angesichts des Ergebnisses der ost­oberschlesischen Eemeindewahlen gerade nicht sehr guter Laune sein. Was die deutschen Parteien am vergangenen Sonntag in den ehemals deutschen schlesischen Gebietsteilen der polnischen Republik geleistet haben, übersteigt wirklich alle Erwartungen. Der Erfolg ist so respektabel, daß man zweifelsohne sagen kann, daß damit auch die Position der Reichsregierung im Hinblick auf die Gestaltung der deutsch- polnischen Beziehungen, ganz besonders auch in den Han- delsvertragsverhandlungen, gestärkt ist. Die Tragweite die­ses deutschen Wahlsieges wird erst so recht verständlich, wenn sich die Tatsache vor Augen hält, daß die polnischen Be­hörden in den Jahren seit dem Plebiszit'alles üetan Laben.

i um das deutsche Element, ähnlich wie in Westpreußen, in ! Posen und in Pommerellen, aus dem Lande zu drängen, s Man braucht ja nur an die Tätigkeit des Verbandes der j oberschlesischen Aufständischen zu erinnern, an die unzäh- ! ligen Bombenattentate, die gegen deutsche Zeitungen und ! Gesellschaften verübt worden sind, und an die Prozesse, die f in unermeßlicher Zahl gegen deutsche Bürger und vor allen i Dingen gegen die Redakteure deutscher Zeitungen anhängig f gemacht wurden. Dabei sei auch nicht die Wirtschaftskrise r vergessen, die von den Polen ebenfalls zum Anlaß genom- ! men wurde, um deutsche Arbeiter und selbst Unternehmer j ihrer Positionen zu entheben und sie zu zwingen, das Land ! zu verlassen. Und doch hat alles nichts genutzt. Wir sehen in s Kattowitz von 60 Mandaten der Stadtverordnetenversamm- s lung 34 in Händen der Deutschen. Desgleichen registrieren ! wir eine absolute deutsche Mehrheit in den Städten Königs­hütte (38 zu 16) und Tarnowitz (17 zu 13). Ja, selbst auf dem flachen Lande, in den rein bäuerlichen Gebietsteilen, wie in Rybnik und Pleß, ist die deutsche Stimmenzahl ganz erheblich gewachsen. Pleß selbst hat eine avsolute deutsche Mehrheit mit 14 zu 10. Die Frage ist am Platze, auf welche Ursache dieser gewaltige deutsche Erfolg bei den ostober­schlesischen Gemeindewahlen zurückzufllhren ist. Nichts ein­facher als die Antwort darauf. Bei der Lage, wie sie sich seit der Abstimmung herausgebildet hatte und wie sie auf eine Dezimierung der deutschen Minderheit hinauslief, ist der deutsche Erfolg nur so zu verstehen, daß viele Leute, die beim Plebiszit noch für Polen gestimmt haben, in der Zwi- ! schenzeit ihre Ansichten gewechselt haben. Das ist in der Tat s das Hervorstechenste Merkmal dieser ostoberschlesischen Ee- z meindewahlen. Es beweist gleichzeitig, daß alles das, was s von deutscher Seite vorhergesehen war, in vollem Umfange ; eingetreten ist. Das Resultat des Plebiszits ist korrigiert, s auch Polnisch-Oberschlesien ist in seiner Mehrheit deutsch ! und strebt wieder zur Aufnahme in den Verband des Deut- t schon Reiches zurück.

^ Der deutsche Sieg in Oberschlesien

k Warschau, 16. Nov. Nach den vorliegenden Meldungen i haben die Deutschen in Kattowitz 34 Mandate, die Polen ! 26 Mandate erhalten. In Myslowitz erlangten die Deutschen ! 14, die Polen 16 Mandate. Im sogenannten Jndustrieeck ! Oberschlesiens, das zum K-attowitzer Kreis gehört, erhielten 1 die Polen 216, die Deutschen 159 Mandate. In polnischen i Kreisen herrscht besondere Entrüstung über das Ergebnis ? im Jndustrieeck, da die polnische Regierung stets darauf be- « dacht war, diese Gegend mit hundertprozentigen Polen zu r bevölkern. Die Warschauer Abendpresse schlägt Alarm, wäh- ! rend die Rechtsblätter die ganze Schuld auf die Regierung f werfen und dabei vor allem auf die durch die von der Re- ^ gierung begünstigte ParteiBund zur Verbesserung Polens" hervorgerufene Zersplitterung Hinweisen, beschuldigt die Linkspresse hauptsächlich Korfanty und dessen Anhänger­schaft.

VeMilNiWli der MMKoottolle-

OllhMlllWtl?

> Sowohl in Paris als auch in Berlin soll die Absicht be- t stehen, die Verhandlungen über die Beseitigung der mter- f alliierten Militärkontrollkommission in den nächsten Wochen j in beschleunigtem Tempo fortzuführen. Auch der französisch« k Außenminister Briand ist persönlich der Anschauung, daß es s wünschenswert wäre, die Verhandlungen nicht mehr zu ver- ? zögern, da er befürchtet, daß sie sonst seine Versprechungen ! mit Stresemann über die deutsch-französische Verständigung ! unnötig belasten würden. Der Reichsregierung liegt bereits l die Stellungnahme der Votschafterkonferenz zu allen Fra- j gen, von denen, wie bekannt, eine Reihe bereits als erledigt I zu betrachten ist, vor, wahrend für die Behandlung der j Rechtsfragen Besprechungen in Paris vorgesehen sind. Un« l geregelt sind die Fragen der Militärausbildung und der ! Königsberger Befestigungen, mit der sich die Botschafter- j konferenz erneut am Samstag befaßte, ohne jedoch zu einem s abschließenden Urteil zu gelangen. Aber auch diese Frage ? soll, wie verlautet, auf keine besonderen Schwierigkeiten stoßen. Die angekündigt« Demarche der Reichsregierung bei den alliierten Regierungen wird den ihr zugeschriebenen s Charakter nicht tragen, es wird sich um keine Demarche Han- s dein, sondern vielmehr um eine Mitteilung an die in der f Botschafterkonferenz vertretenen Mächte, in der die Reichs­regierung die betreffenden Staaten ersuchen wird, ihre» Vertretern in der Botschafterkonferenz die deutsche Auffas­sung über die Beseitigung der Militärkommisston und über die EntwaffnunLslagL Deutschlands mitzuteilen.

- Neues vom Tage.

! Der belgische König gegen Marschall Foch

! Brüssel, 16. Nov. Zu dem Interview, das Marschall Foch s einem Vertreter des PariserMatin" gab, in dem er er«

- klärte, daß der Befehl für den Widerstand an der Pser auf ! ihn allein zurückzuführen sei, erklärte der belgische König in j einem Brief, den er dem Marschall sandte, daß allein er, s der belgische König, den Befehl gegeben habe, nicht zurück- ; zuweichen. Am 26. Oktober habe Foch sich zurückziehen wo!« ! len, aber xr habe sich diesem widersetzt.

f Die Regierungsbildung in Sachsen

? Dresden, 16. Nov. Die altsozialistische Partei hat eine ! Entschließung veröffentlicht, in der es heißt:Der erwei- ? terte Landesvorstand und die Landtagsfraktion der alten sozialdemokratischen Partei erblicken in der Herbeiführung ! der Großen Koalition von der Sozialdemokratie bis zur Deutschen Volkspartei das erstrebenswerte Ziel der säch­sischen Politik. Sollte dies Ziel nicht erreicht werden, dann ist die A.S.P. bereit, eine Regierung zu unterstützen, die sich zur Republik bekennt und durch sachliche und persönliche Garantien Gewähr dafür bietet, daß die fortschrittlichen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Einrichtungen, die in Sachsen bestehen, nicht gefährdet werden.

von Schubert Nachfolger Sthamers?

London, 16. Nov. Einer Reutermeldung aus Berlin zu­folge soll Staatssekretär von Schubert als Nachfolger des deutschen Botschafters in London, Dr. Sthamer, der be­reits um seinen Rücktritt gebeten haben soll, ausersehen sein. An zuständiger Berliner Stelle wird hierzu bemerkt, daß an einen Wechsel in der Leitung der deutschen Bot­schaft in London zurzeit nicht gedacht ist.

Ein Komplize des Juwelenräubers Spruch verhaftet Wittenberge, 16. Nov. In Karstedt bei Wittenberge wurde gestern nachmittag der 21jährige Arbeiter Paul Eerlach, der Komplize des Juwelenräubers Spruch, ver­haftet, der bisher von der Berliner Kriminalpolizei noch gesucht wurde.

Bevorstehendes Ende des Kohlenstreiks H «ondon, 16. Nov. Dem Amtlichen Britischen Funkdienst l zufolge lassen bereits die bisher abgegebenen Stimmen in den Bergwerksbezirken keinen Zweifel darüber nicht mehr zu, daß der Kohlenstreik Ende dieser Woche mit der An- ! »ahme des von der Regierung vorgeschlagenen Planes sein ! Ende finden wird. Dies kommt auch dadurch zum Ausdruck ^ daß schon jetzt eine außergewöhnlich große Zahl von Strei- i kenden zur Arbeit zurllckkehrt. In der vergangenen Woche i wurden nahezu eineinhalb Millionen Tonnen Kohle ge- s fördert.

Auflösung der ungarischen Nationalversammlung Pest, 16. Nov. Die Nationalversammlung wurde heute mittag 12 Uhr durch Handschreiben desReichsverwesers" aufgelöst. Die Neuwahlen werden im Laufe des morgigen Tages ausgeschrieben. Die neue Nationalversammlung ist Är den 25. Januar einberufen worden.

Vorbereitungen zur Weltwirtschaftskonferenz

i Genf» 16. Nov. Der Ausschuß zur Vorbereitung der f Weltwirtschaftskonferenz nahm heute nachmittag in öf- z fentlicher Sitzung die Berichte der Vorsitzenden seiner drei s Hauptausschüsse über deren Stellungnahme zu dem vor- ^ liegenden Studienmaterial und ihre Vorschläge darüber

- entgegen, in welcher Form dieses Material, das für ein- , zelne Gebiete sehr umfangreich, für andere Fragen dage- ^ gen noch sehr dürftig ist, der künftigen Konferenz unter­breitet werden soll.

Der Vorsitzende der Unterausschusses für die Finanz- j fragen, Dubois-Schweiz, unterstrich bei den heutigen Dar­legungen die Wichtigkeit der Gesundung der Währungen k für die Gesundung des Wirtschaftslebens selbst, weshalb ? nach der Auffassung der Finanzsachverständigen diese r Frage von der künftigen Weltwirtschaftskonferenz behan- : delt werden müsse. Dubais erinnerte daran, daß sich be- ? reits die Genueser Konferenz gegen jedeDevisen- ^ Zwangswirtschaft ausgesprochen hat. Das Geld ! sei heute in vielen Ländern noch viel zu teuer. Obwohl ^ durch die Bemühungen und das Zusammenarbeiten der Emissionsbanken eine Wendung zum besseren eingetreten I sei, müsse gerade die Zusammenarbeit dieser Institute ver- s tieft werden. Ein sehr bedeutender Faktor insbesondere j auch für die Bildung des Zinsfußes sei ferner die Spar-