Nr. 26H.

Amts- und Anzeigeblatt für den Vberamtsbezirk Lalw. 89. Jahrgang.

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Stetig VMMS M Weste». Deutsche VergeltuugMstllahM». Droheude Halt«»» Waas »sd Vulgarieus.

Die Lage im Westen.

(W.T.B.) Erotzes Hauptquartier, vormittags (Amtlich.) Mitteilung der obersten Heeresleitung. Unsere Angriffe bei dpern schritten auch gestern langsam vorwärts. Ueber 5VV Franzosen, Farbige und Engländer, wurden gefangen genommen und mehrere Maschinengewehre erbeutet. Auch weiter südlich arbeiteten sich unsere Truppen vor. Heftige Gegenangriffe der Engländer wurden zurückgewiesen. Im Argonnenwald machten wir gute Fortschritte. Feindliche Vorstöße wurden leicht abgewehrt.

Hannover, 10. Nov. DemHannoverschen Kur- rier" wird, wie dieDeutsche Tageszeitung" weiler­gibt, aus dem Haag gemeldet, dieTimes" schreiben, bei Lille, das unter dem Bombardement bereits sehr stark gelitten habe, werde in den nächsten Tagen ein gewaltiges Ringen beginnen. Nach den Ergebnissen einer ausgedehnten Fliegererkundung zu urteilen, seien die Deutschen damit besaßt, hier einen in größ­tem Maßstabe geplanten Durchbruch vorzubereiten. Es sei die Zusammenziehung von etwa sechzehn Ar­meekorps wahrgenommen worden. Die erneute Of­fensive der Deutschen bei Verdun, Reims und Sois- sons, sowie ihr Nachgeben bei Nieuport hatten augen­scheinlich den Zweck, die Aufmerksamkeit der Verbün­deten zu fesseln und die Gegner von einer ähnlichen Truppenkonzentration abzuhalten.

Rotterdam, 10. Nov. Von hier wird demLo­kalanzeiger" gedrahtet: Der nach Westfrankreich ent­sandte Berichterstatter derTijd" meldet: Die Deut­schen halten als äußersten Punkt an der Küste Ost­ende besetzt, wo die große Linie anfängt. Der Zu­gang zu der Küstengegend ist auf eine Breite von rund 25 Kilometern für jedermann verboten. In jenem Gebiete ist der deutsche Marinestab unbe­schränkter Herr, und selbst deutsche Offiziere werden ohne Schein nicht zugelassen. In den letzten Tagen konzentrierten die Deutschen in Belgien ihre Kräfte gegen dpern, wo heftig und, nach Meinung des ge­nannten Berichterstatters, mit der gleichen Verwegen­heit gekämpft wird, wie an der Pser; auch vor dpern wechselte das Kriegsglück. Obgleich Nieuport, Rams- oapelle und Dixmuiden von den Deutschen geräumt wurden, versuchten die Freiwilligenkorps jene Orte zurückzuerobern, während die Veteranen bei dpern kämpften. So entstanden mörderische Zusammenstöße bei dem Brückenköpfe von Nieuport, wo es den Ver­bündeten nicht gelang, die stark verschanzten deutschen Marinetruppen zu vertreiben. An einigen südlich der dser gelegenen Punkten konnten sich die Deutschen behaupten, vereinzelt machten sie auch Fortschritte.

Rotterdam, 10. Nov. Seit Sonntag wütet, wie derDeutschen Tageszeitung" von hier telegraphiert wird, im Osten von dpern, sowie zwischen Arras und Lille die Schlacht in verstärktem Maße. In allen bei dpern stattfindenden Kämpfen haben die deutschen Truppen, die immer nach große Verstärkungen erhal­ten, Erfolge errungen. Die Stadt dpern wird von der deutschen Armee beherrscht. Allgemein ist man hier der Ansicht, noch im Laufe dieser Tage werde eine für die Deutschen günstige Entscheidung der Kämpfe an der Nordsee fallen.

Die Lage im Osten.

In Russisch-Polen bei Konin (an der Warthe) versprengte unsere Kavallerie ein russisches Batail­

lon, nahm 8VV Mann gefangen und erbeutete 8 Maschinengewehre.

Budapest, 10. Nov. Wie derDeutschen Tages­zeitung" von hier gemeldet wird, äußert sich imPesti Hirlap" ein höherer Offizier über die Neugruppie­rung der österreichisch-ungarischen und der deutschen Streitkräfte in Russisch-Polen. Er sagt darin: Die russische Armee, die bei Jwangorod vordrang, war die sogenannte 5. russische Armee, welche wie spä­ter nach den Aussagen gefangener Offiziere festgestellt wurde den Befehl hatte, nach Berlin zu marschie­ren. Wir haben dann den Feind aufgehalten, und, um eine zum Angriff günstige Position zu suchen, auf Anregung des Generalobersten v. Hindenburg unsere Aufstellung der feindlichen Uebermacht gegenüber in der Richtung von Kielce genommen. Inzwischen hatte sich die russische Armee in der Lysa Gora zwischen Kielce und Radom postiert. Die durch neue Verstär­kungen a »gewachsenen russischen Streitkräfte können auf etwa zwanzig Armeekorps geschätzt werden.

Die Oesterreicher und die Serben.

(W.T.B.) Berlin. ImBerliner Tageblatt" schreibt Major Moraht zu dem österreichisch-ungari­schen Sieg über die Serben: Die Operationen Po- tioreks haben sich planmäßig vollzogen und zu dem Erfolg geführt, daß die Grenzen der Doppelmonarchie vom Feind gesäubert sind. Das Gelände, in dem die Kämpfe stattfanden, ist ein ungeheuer schwieriges. Seine Natur läßt Erfolge doppelt würdigen, welche außerdem in politischer Beziehung ihre Rückwirkung bald erkennen lassen dürsten.

(W.T.B.) Wien, 10. Nov. (Nicht amtl.) Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich gemeldet: Der erbitterte Kampf an den Versfüßen der Linie Sabac-Ljesnica wurde auch gestern bis in die Nacht fortgesetzt. Einzelne der feindlichen, stark verschanz­ten Stellungen wurden erstürmt. Südlich der Cer Planina drangen unsere siegreichen Truppen auf dem Tags zuvor erreichten Raume östlich Losnica-Kru- panj-Ljubovija weiter vor. Auch hier kam es zu hartnäckigen Kämpfen mit den Nachhuten des Geg­ners. die sämtliche in kurzer Zeit geworfen wurden. Unter den zahlreichen Gefangenen befand sich auch der Oberst Radakovic, unter den erbeuteten Geschützen eine moderne schwere Kanone.

Die Lage in Serbien

Konstantinopel, 10. Nov. (Frkfztg.) Ein aus Nisch heute hier eingetroffener, bisher in Serbien beglau­bigter Gesandter einer Großmacht entwarf mir ein Stimmungsbild der dortigen Lage. Nach seiner Auf­fassung hätten die Serben bedeutende Verluste erlit­ten; ihre Widerstandskraft wäre aber noch bei weitem nicht gebrochen. Die serbische Armee erhält fortgesetzt Waffen und Munition, sowie beträchtliche Eeldunter- ftützungen aus Frankreich und Rußland. Die fran­zösischen Sendungen gehen über Salonik, während man die russischen über die Sulina-Mündung nach der serbischen Donaufestung Kladowo leitet. Ueber Kladowo gelangen im Durchschnitt wöchentlich drei russische Donaudampfer zur Abfertigung. Aus Frank­reich empfing Serbien allein in der letzten Woche sechs neue Batterien Feld- und drei Batterien Ge- birgsgeschütze.

An den Krieg wird man in Nisch nur durch die auffallend große Zahl russischer Offiziere, Kranken­

pfleger und Pflegerinnen, offizieller und nichtoffi­zieller russischer Politiker erinnert. Die offiziellen Politiker, vertreten durch den Gesandten Savinsky und den Botschaftsrat Baron Strandtinan, bieten ihre Hauptarbeit zur Herbeiführung einer Verstän­digung Serbiens mit Bulgarien auf. Es findet oft ein lebhafter Verkehr der beiden Kategorien russi­scher Politiker von Nisch nach Sofia statt. Doch be­hauptet mein sehr informierter Gewährsmann, daß die Ergebnisse bisher in keinem Verhältnis zu der unter Hochdruck stehenden Arbeit ständen. Wenn diese von Rußland mit Unterstützung Frankreichs, Eng­lands und Griechenlands erstrebte Verständigung mit Bulgarien ausbleibt, dann muß früher oder später eine Lähmung Serbiens eintveten.

Belgrad macht den Eindruck einer toten Stadt. Ueberall herrscht wegen des gänzlich stockenden Ver­kehrs und der unsicheren Zukunft Niedergeschlagen­heit. Im Gegensätze zu Nisch und anderen Orten macht sich in Belgrad ein zunehmendes Friedens­bedürfnis geltend.

Die Türkei und der Krieg.

(W.T.B.) Konstantinopel, 10. Nov. (Nicht amt­lich.) Die Blätter äußern lebhafte Freude über das Vorrücken der türkischen Truppen auf ägyptisches Gebiet, das zum Ziel habe, der seit 1882 dauernden englischen Okkupation ein Ende zu machen. Die Blätter betonen einmütig, daß die kanadischen und australischen Truppen außer Stande sein werden, Aegypten gegen die Türkei zu verteidigen. DerTa- nin" erklärt, die Annexion Aegyptens werde ein sehr provisorischer Akt Englands sein und erinnert an die niedrigen Fntriguen des verworfenen Gegners, der ehemals unter dem Vorwand eines Bündnisses mit der Türkei sich Cypern angeeignet habe, um die eng­lische Herrschaft im Mittelmeer gegen Rußland zu sichern.

Der Burenaufstand.

Amsterdam, 10. Nov. Ein offizieller Bericht aus Pretoria besagt: Cronje, Mitglied des Volksrates, verließ am Morgen des 7. November mit einem klei­nen Regierungskommando Winburg, mit dem Auf­träge, andere kleine Kommandos in der Umgebung zu sammeln. Es war gemeldet worden, daß General de Wet sich mit 2VVV Anhängern in der Nähe befinde. De Wet überfiel Cronje an der Brücke über den Sandflutz bei Doornberg mit dem Resultat, daß Cronje 20 Aufständische, darunter 11 verwundete ge­fangen nahm. Zehn Aufständische sielen; Cronje ver­lor 3 Tote und 6 Verwundete. General de Wet schickte jedoch Verstärkungen und diesen gelang es, die Ge­fangenen zu befreien und sich der Wagen Lronjes zu bemächtigen. Ein Sohn de Wets, Daniel, fiel. Es wurden Verstärkungen nach Cronjes Kommando geschickt.

Deutsche Flieger.

Berlin. Russische Zeitungen berichten, laut Vosstscher Zeitung" von einem neuen Bombarde­ment deutscher Flieger auf Warschau, wobei 21 Personen getötet wurden.

London» 9. Nov. Nach derDaily Mail" warf gestern ein deutscher Flieger zwei Bomben über