Nr. 182
Schwarzwölder Tageszeitung „Aus deu Tannen«
Seite 3
Kleine Nachrichten aus aller Welt i
Die Arbeitsloseuunruhen in Berlin häufen sich. Auch
am Donnerstag kam es vor dem Arbeitsnachweisgebäsde j der Germannstratze zu neuen Zwischenfällen zwischen i Arbeitslosen und Polizeibeamten, bei denen es der Poltzei ! «rst nach energischem Eingreifen mit Eummiknütteln mtd Kolbenschlägen gelang, die Menge, die sich immer wieder ! Husammenrottete, auseinander zu treiben. Erst in den j Machmittagsstunden konnte die Ruhe wieder vollständig - .hergestellt werden. Zwei Rädelsführer wurden der Abtei» ; Illng 1a des Polizeipräsidiums Wgefuhrt. ^
Der Potemkiufilm im Hessen nicht verboten. Me amtliche Darmstädter Zeitung teilt mit, datz der Vertreter Kestens an der Filmrwrfiihrung in Stuttgart nicht teilge- «ommen habe. Es werde auch kein weiterer Einspruch seitens Hessens erfolgen. Auch Baden wird allem nach einen solchen nicht erheben. Dann haben wir das sehr erhebende Schauspiel: was in Heilbronn verboten ist, darf in Wimpfen gezeigt werden, und was man in Wildbad oder MiW» wker nicht sehen darf, kann man sich in Pforzheim ruhig mit ansehen. Den Karlsruhern und Darmstädtern schadet nichts, was den Stuttgartern zum Schaden gereicht. Das ist: deutsche Einheit von heute.
Der internationale demokratische Kongress der Friedensfreunde. Nach einer Havasmeldung sind in Cherbourg 5V amerikanische Professoren, dis im Aufträge der Carnegie- Stiftung an dem Internationalen Demokratischen Kongress der Friedensfreunde teilnehmen, eingetroffen. In Rouen sind 900 Kongressteilnehmer, meist Deutsche, ausserdem Belgier, Holländer, Skandinavier, Engländer, Amerikaner und Vertreter mitteleuropäischer Staaten angekommen.
Räumung von Montabaur durch die Franzosen. Die i
Kreisstadt Montabaur (Hessen-Nassau), aus der am 4. j April 1926 bereits eine französische Kompagnie zurückge- i zogen wurde, wird nunmehr auch von dem damals zurück- > gebliebenen Eendarmeriekommando verlassen werden, so«
Latz die Stadt bald von jeder Besatzung frei sein wird.
Plantagenbrand in Natal. Wie aus Durban (Natal) gemeldet wird, hat dort ein Brand 500 Acre, d. s. 200 Hektar Zucksrplantagen vernichtet. 12 Eingeborene sind in den ; Flammen umgekommen. j
E:n italienischer Beruhigungsschritt in Moskau. Der ita- t liemsche Botschafter in Moskau, Graf Manzoni, teilte dem § Alchenkommissariat mit, datz zwischen Italien und Rumä- : men keinerlei Bündnisverträge bestünden und datz die i Reise des rumänischen Ministers Averescu nach Italien j lediglich wirtschaftliche Ziele verrolas.
Spritschmuggel in der Flensburger Förde. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Hamburg meldet, sind aus der Flensburger Förde grössere Spritschmuggeleien aufgedeckt worden. Mehrere tausend Liter konnten bereits beschlagnahmt werden. Als Ursprungsort wurde der Kieler Freihafen ermittelt. Eine Reihe von Personen ist festgenommen worden.
Kein Schritt der Sowjetunion wegen des Hafens von Edingen. Die polnische Telegraphenagentur in Berlin teilt mit: Ein Teil der deutschen Presse brachte am 4. dieses Monats die Meldung über einen angeblichen Protest des sow- Hetrusstschen Gesandten in Warschau bei der polnischen Regierung wegen des Ausbaues eines Kriegshafens in Gdingen. Die polnische Gesandtschaft in Berlin ist ermächtigt, pMustenen. dass weder die sowieirussische Reaieruna durch
ryren Gesandten in Warschau eknsn'solchen 'Protest «Eiben hat, noch datz, wie die oben erwähnte Meldung lautet, die Sowjetregierung die polnische Regierung gebeten hat, den Bau nicht weiter zu führen.
Appell des britischen Bergarbeiterverbandes an die internationalen Bergarbeiterorganisationen. Der britische Vergarbeiterverband hat an die internationalen Bergarbeiterorganisationen einen neuen dringenden Appell gerichtet, in dem es heisst: Es sei Ehrenpflicht der internationalen Arbeiterschaft ,die Finanzaktion zugunsten der streikenden Kameraden in England wenigstens noch vier Wochen fortzusetzen, da sich in dieser Zeit voraussichtlich das Schicksal des englischen Streikes entscheiden werde, er Helliua nach Erost-Rottmersleben lockte
Letzte Nachrichten.
1988 Berliner Künstler in Erwerbslosenfürsorge Berlin, 7. August. Nach den Feststellungen der Künst- lerWerkhilfe, Berlin-Schöneberg, in deren Hände die Organisation und Verwaltung der Erwerbslosenhilfe für die notleidenden Künstler liegt, eralten insgesamt etwa 1900 Berliner Künstler Erwerbslosenunterstützung.
Quer durch die nubische Wüste Berlin, 7. August. Der „Lokalanzeiger" meldet aus Edfu (Oberägypten), datz die Frobeniusexpedition ihre 14- tägige Autofahrt durch die zentralnubische Wüste erfolgreich abgeschlossen hat. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Fahrt seien ausserordentlich befriedigend.
Selbstmord eines Aerzteehepaares Berlin, 7. August. In ihrer Wohnung in Berlin wurden gestern nachmittag der 71jährige Sanitätsrat Mayer und seine 61jährige Ehefrau im Bett vergiftet aufgefunden. Das Ehepaar hat wegen Nahrungssorgen Selbstmord begangen.
Vom Wiener Kongress der „Znternationalen-Law- Association"
Wien, 7. August. Zur Frage der Schaffung eines Internationalen Eerichtsohfes zwecks Ahndung von Vergehen gegen das Volkswohl nahm der englische Delegierte Sir Graham Bower, der durch seine freimütige Anerkennung der Gesinnung und Leistung der Gegner im Weltkriege auf den Konferenzen im Haag und in Stockholm die Aufmerksamkeit der Oeffentlichkeit und der ganzen Welt auf sich lenkte, erneut Veranlassung, seine unbedingte Gegnerschaft gegen diese Art der Verfolgung von sogenannten „Kriegsverbrechen" zum Ausdruck zu bringen. Bower, ehemaliger Admiral der englischen Flotte, wandte sich zunächst gegen die Ausscheidung der einzelstaatlichen Gerichte und die Beeinträchtigung der einzelnen Staatshoheit. Kein Gerichtshof, führte er aus, wird alle Parteien befriedigen. Wenn jedoch behauptet wird, datz die Gerichte der einzelnen Staaten ihre eigenen Staatsangehörigen nicht richtig beurteilen, so bestreite ich dies. Ich erkläre mein völliges und uneingeschränktes Vertrauen in die deutschen Gerichte. Der
j Redner brachte sodann seine Auffassung zum Ausdruck, dass, ! wenn Unrecht geschehe, so sicher gleichmäßig von allen Sei- ! ten. Wer ohne Fehler sei, möge den ersten Stein werfen.
! Keine Nation sei in der Frage der sogenannten „Kriegsverbrechen" ohne Fehl. Der Redner trat in sehr bewegten Worten für das Unterbleiben der gegenseitigen Beschuldigungen und für Beendigung der Kriegspropaganda ein. Zn den Seegefechten von Coronel und bei den Falklandsinseln hätten die Angehörigen der deutschen wie der englischen Flotte in gleicher Weise Mut, Ritterlichkeit und-Mensch- lichkeit bewiesen und es sei der Wunsch aller Kriegsteilnehmer, in gegenseitiger Achtung die Gegensätze des Krieges zu vergessen. Der Krieg sei beendet und es sei nicht erwünscht, die Gedanken an alle Schrecken und bittere Erlebnisse durch Aufrollung der Frage der sogenannten Kriegsverbrechen wieder wachzurufen. Die Toten des Krieges forderten Aussöhnung und Frieden. Aus diesem Grunde bitte er die Erörterung der Frage des Strafgerichtshofss für Kriegsvergehen einzustellen. Nach Len einducksvollen Ausführungen ergriff Reichsgerichtspräsident Simons das Wort und sprach seinen Dank für den Ausdruck ritterlicher Gesinnung und edler Menschlichkeit aus. Den deutschen Standpunkt zur Vorlage formuliere er dahin, datz die deutschen Delegierten trotz sachlicher Bedenken zur weiteren Mitarbeit bereit seien, jedoch eine Verwirklichung des geplanten Gerichtshofes nicht für möglich hielten, bevor nicht eine Klärung der von ihm anzuwendenden materiellen Rechtsgrundsätze erfolgt sei.
s Diplomatische Schritte Englands, Frankreichs und Italiens l in Sofia
Sofia, 7. August. Die Reutermeldung über einen r freundschaftlichen Schritt der britischen Regierung in Sofia bestätigt sich. Aehnliche Schritte wurden auch von Frankreich und Italien unternommen.
Der Aermelkanal durchschwommen.
Kingstown, 6. August. Miss Eberle, eine junge Amerikanerin, hat heute in 14V- Stunden den Aermelkanal durchschwommen. Sie war heute früh von Kap Grisnez ab- geschwommen.
"" Cholera in China
Schanghai, 6. August. Laut nichtamtlichen Schätzungen sollen täglich 1000 Chinesen infolge Choleraerkrankungen und infolge der sehr grossen Hitze sterben. Heute wurde mit 102 Grad Fahrenheit (ca. 44 Grad Celsius) die höchste Temperatur seit 30 Jahren gemessen. Wenige Ausländer sind von den Erkrankungen betroffen.
Konkurse
Frl. Emma Fuchs, frühere Inhaberin eines Korbwarengeschäfts in Stuttgart-Cannstatt.
Für die Schrrftleitung verantwortlich: LudwigLauk. Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig.
Eefliigelcholera
Im Hinblick auf das Auftreten der Eefliigelcholera im Oberamt Herrenberg werden die Geflügelhalter darauf hingewiesen, datz Geflügelcholera und Hühnerpest und der Verdacht dieser Seuchen unverzüglich bei der Ortspolizeibehörde anzuzeigen sind, welche sich alsbald mit dem Oberamtstierarzt ins Benehmen zu setzen hat.
Das Einwerfen toten Geflügels in Bäche und sonstige Gewässer trägt namentlich zur Weiterverbreitung der Ee- flügelcholera bei und ist daher streng untersagt.
Es empfiehlt sich, frisch angekauftes Geflügel auf die Dauer von mindestens 8 Tagen vom alten Geflllgelbestand abzusondern und besonders zu fütern und zu pflegen.
Endlich wird noch auf die ausserordentlich günstigen Erfolge der Schutz- und Heilimpfung gegen Eefliigelcholera (nicht aber gegen Hühnerpest) aufmerksam gemacht.
Nagold, den 6. August 1926.
Oberamt:
D r. Klaiber, stv. Amtmann.
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zum Stadtvorstand, der praktisch denkt, und wirklich Fähigkeiten besitzt
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1. Wer gibt Ihnen das Recht, die Person des Spar-!
Laffendirektors Walz in Ihre Wahlmache hereinzuziehen, ^ nachdem dieser nach allgemeiner Ansicht streng sachlich n. r neutral sich verhallen hat? i
2. Was die Leiden Herrn miteinander haben, berührt j
die Oeffentlichkeit nicht. Aber sicher ist es, daß Sie j Herr« Walz nicht als College, sondern als Mensch unsympathisch sind, weil die Wesensart von Euch Beiden eine ^ radikal verschiedene ist! j
3. Hand aufs Herz, wie stehts mit dem Getuschel in! der Einwohnerschaft, daß Ihre Buchführung nicht in Ordnung sei, daß Sie unrichtige Gteueranforderungen und falsche Derzugszinfenberechnungen hinausgegeben Hütten? Wenn Sie nicht Meister über Ihr henliges Amt wurden, glauben Sie dann mit ruhigem Gewissen Stadtvorstand werden zu können?
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