Zchwarzwiilder Tageszeitung »Aus de« Tanne«"

Nr. 18I.

Justiz und Parteipolttik

Zn dem Magdeburger Justiz-Skandal ist die Krisis bäl- der eingetreten, als man annehm'en konnte. Sie ist gegen den Untersuchungsrichter Kölling, seinen Kommissar Ten Holt und die ganze Rechtspresse zu einer parteipolitischen Sache gestempelt hatte, ausgefallen. Daß wir's offen sa­gen: es war ein unsagbar trauriges Schauspiel, das in den letzten Tagen die Berliner Presse der Welt bot. Auf der einen Seite standen die Huggenbergblätter der Rechten, die mit aller Gewalt an einer Mordanstiftung des Direk­tor Haas nach der Annahme des Magdeburger Unter­suchungsrichters festhalten und damit dem Magdebur­ger Oberpiäsidenten Hörsing und dem preußischen Innen­minister Severing eines anhängen wollten, weil sie den Direktor Haas, angeblich als Freund des Reichsbanners schützen wollten.

Auf der anderen Seite kämpften die Mosseblätter, voran dasBerliner Tageblatt", für die Unschuld des Direktors gegen den Untersuchungsrichter und seinen Komissar, von denen gesagt wird, daß sie politisch rechts stehen: Schwarz- rot-gold gegen Schwarz-weiß-rot. Die Justiz also politisch gefärbt und in heftigstem Eegeneinanderspiel.

Denn die Berliner Kriminalkommissare gingen entgegen­gesetzte Wege als der Magdeburger Untersuchungsrichter mit seinem Kommissar. Und die Berliner haben gesiegt. Die Haltung des Magdeburger Richters ist 'immer unbegreif­licher geworden. Er hat deshalb in den letzten Tagen selbst eingeschwenkt. Während er bisher in seiner Untersuchung nur auf Raub ausgegangen war, mußte er sie auch auf Mord ausdehnen. Er entschuldigte dieses seltsame Verhal­ten damit, daß er den Angeschuldigten durch die gelindere Anklage in seinen Aussagen gefügiger machen wollte.

Die Berliner Kommissare griffen die Sache anders an. Cie stellten zuerst fest, daß der Ermordete wirklich in Schrö­ders, des Schröders, Hause vergraben lag; sie erfuhren auch den Aufenthalt der Braut des Mörders in Köln und konn­ten zu ihrer Verhaftung schreiten. Und damit hatten sie den Schlüssel zur ganzen Sachlage in der Hand. Denn in einem langen Verhör legte sie ein volles Geständnis ab. Und unter dem Druck des von den Berliner Kriminalkom­missaren zusammengetragenen Materials und des Geständ­nisses seiner Braut ist auch Schröder vollständig zusammen­gebrochen. Aus dem Geständnis der Hildegard Götze er­fährt dasBerliner Tageblatt" folgendes: Die Götze habe eingestanden, daß am 25. Juni 1928 in den Nachmittags­stunden ein Mann mit einem Fahrrad erschienen sei. Schröder habe seine Geliebte aufgefordert, ihn allein zu lassen. Sie sah nur noch, wie der Mann abstieg und sein Fahrrad an die Hauswand lehnte. Sie verließ die Woh­nung durch die Hintertür und ging in den Garten, um sich dort zu beschäftigen. Plötzlich habe sie zwei Schüsse fallen hören. Einige Zeite darnach rief sie Schröder in das Haus zurück und fragte sie, ob ihr irgend etwas aufgefallen sei. Sie verneinte zunächst die Frage, später, so erklärte sie, habe sie im Zimmer aus dem Teppich einen großen Blut­fleck entdeckt. Ebenso sei der Anzug des'Schröder mit Blut bespritzt gewesen. Auch habe Schröder unmittelbar nach der Tat aus seiner Brusttasche mehrere große Geldscheine hervorgeholt. Bei dem Vergraben der Leiche im Keller will die Götze nicht dabei gewesen sein. Sie lebte in Groß- Rottmersleben in der Wohnung des Schröder noch weiter mit dem Geliebten zusammen, bis sie nach dessen Verhaf­tung im März 1926 nach Köln ging, um dort eine Stellung anzunehmen. Die Freunde des Schröder hat die Götze alle gekannt. Einer der besten sei der sich in Haft befindliche Fischer gewesen. Von einer Mitwisserschaft dieses Fischer an der Ermordung Hellings weiß sie nichts. Den Namen Haas hat die Götze erst erfahren, nachdem Schröder ver­haftet war und zwar, als Haas als der Anstifter verhaftet wurde. Die Einrichtung des Mordzimmers einschließlich des Teppichs hat Schröder nach und nach bei einem Trödler veräußert. Auf dem Teppich ist der Blutfleck noch zu fin­den. Es ist auch festgestellt, daß Schröder selbst der Mann war, der Helling aus seiner Wohnung gelockt hatte.

Nach einer Meldung derB. Z." ist Schröder nach diesen Aussagen mit seiner Braut konfrontiert worden und hat bei seiner Vernehmung das Geständnis abgelegt, daß er Helling allein ermordete. Schröder soll dabei auch ausge­sagt haben, daß er Haas niemals gesehen hatte, dieser also als Anstifter oder Mitwisser des Mordes überhaupt nicht in Frage kommt.

Nun kommen auch bisherige Mitgefangene Schröders und sagen aus, er habe ihnen gesagt: es werde ihm nicht alluzuviel geschehen; denn er drehe die Sache so, daß er zu dem Mord angestiftet worden sei und zwar von einem Reichsbannermann. Da aber der Polizeikommissar und der Untersuchungsrichter rechts stehend seien, halte er es mit Schwarz-weiß-rot; der andere (Direktor Haas) sei schwarz- rot-gold.

Ist die Mordsache aufgeklärt, wird sie selbstverständlich noch ein Disziplinarverfahren gegen Kölling zur Folge haben müssen, und zwar weil Kölling einen Dienstbries der das schwebende Verfahren betrifft, in der Oppositions­presse veröffentlicht und damit selbst seinen Schritt zu einem demonstrativ betonten parteipolitischen Akt gestempelt hat. Und da in dem Briefe das Magdeburger Polizeipräsidium angegriffen worden ist, wurde dadurch die Autorität dieser Behörde in der Öffentlichkeit geschädigt. Ferner hat er ÄtLch ÄLlsLnuna Mer Berliner Kriminalkommissare ^und

Alleusteig. de» 6. August

durch die Begründung, daß ihre Hilfe und die des Landes­polizeiamtes den kriminellen Tatbestand der Mordaffäre Helling nur zu verdunkeln, nicht aufzuhellen geeignet sei, die obersten Landesbehörden bis hinauf zum Staatsmini­ster in der Öffentlichkeit bloßgestellt. Ob der stellvertre­tende Vorstand des Richterbundes und preußische Land­tagsabgeordnete ihr Eingreifen in diese Angelegenheit

- jetzt nicht sehr bereuen werden, wird sich ja noch zeigen.

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KapilMmgel und Preis«

> Wenn man sagt:Die Preisnot her Landwirtschaft komme , von der Geldnot", so klingt das ähnlich wie das Wort,

, das der plattdeutsche Dichter Fritz Reuter in seinem Roman

Ut mine Stromtid" dem Onkel Brästg in den Mund legt, l daß nämlichdie Armut von der großen pauvrete herrühre". ' Denkt man sich aber tiefer in das Problem hinein, so könnte , man eher zu dem Schluß gelangen, daß Geldnot (d. h. Kapi­talknappheit) zu einer Steigerung des Preisniveaus anreizt; denn so besteht die Möglichkeit, dem Kapitalmangel all­mählich abzuhelfen. Und doch haben diejenigen Recht, die behaupten, daß die starken Preisschwankungen besonders für landwirtschaftliche Erzeugnisse in erster Linie auf der Armut Deutschlands an Kapital Zurückzuführen sind. Sehr lehr­reich in dieser Beziehung ist das jetzt Zu Ende gehende agra-

- rische Wirtschaftsjahr, das vom Spätsommer (d. h. von der , Ernte) des einen Jahres bis zum Spätsommer des nächsten

Jahres dauert. Die deutsche Landwirtschaft hatte die grö- I Here Teldflüssigkeit, die nach Annahme des Dawesplanes (September 1924) einsetzte und einige Monate andauerte, benutzt, um Düngemittel zu kaufen und die Produktion

- zu gestalten. Sie hatte im Vertrauen auf eine günstige Marktlage im Herbst 1925 versprochen, die Darlehen nach der Ernte 1925 Zurückzuzahlen. Da viele deutsche Land­wirte solche Rückzahlungen im Herbst zugesagt Hatten, dräng­ten mit einem Schlage gewaltige Getreidemengen der neuen. Ernte auf den Markt. Die Folge davon war ein Preissturz, der den landwirtschaftlichen Produzenten schwere Verluste zufügte. Als dan die Notverkäufe zu Ende waren und das Angebot auf den Getreidemärkten abflaute, hoben sich die Preise wieder.

Im zweiten Unterausschuß der Enquete-Kommission, der , sich mit landwirtschaftlichen Fragen beschäftigt, ist auf einer Sitzung am 30. Juli von einem Sachverständigen darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Erfahrung, Kapital­mangel erzeuge Preisnot, nicht erst nachdem Kriege gemacht worden ist. Das zaristische Rußland hat vor dem Kriege ähnlich unter Kapitalmangel zu leiden gehabt wie heute Deutschland. Es ist in Rußland wiederholt vorgekommen, daß eine reichliche Ernte den Landwirten mehr Schaden als Nutzen brachte. Der russische Bauer, der seine Zinsen und Steuern bezahlen mußte, konnte mit seinen Getreideverkäu- sen nicht warten, bis sich ein günstiges Preisniveau ein­gestellt hatte. Er mußte gleich den meisten anderen sei­ner Standes- und Berufsgenossen sein Korn gleich nach der Ernte zu Geld machen. So kam ein Massenangebot zu­stande, das umso größer wurde, je reichlicher die Ernte aus-

- gefallen war. Der Preis sank häufig unter die Gestehungs­kosten und die gute Ernte wurde statt zu einem Segen zu einem Fluch für den Bauern.

Da die Kapitalnot nicht nur bei den ländlichen Produ­zenten, sondern auch beim Getreidehändler, beim Mühlen­besitzer und beim Bäcker herrschte, konnten auch die Zwischen- . glieder zwischen Erzeuger und Verbraucher nicht durch Ein­lagerung größerer Getreidemengen das den Preis ruinie­rende Massenangebot mildern. Man wird ohne liebertrei- bung sagen können, daß eine Linderung des Kapitalmangels in der Landwirtschaft die große Preisnot lindern würde.

. Jedenfalls würden die Preisschwankungen, die für Erzeuger und Verbraucher gleich schädlich sind, weniger stark werden. Die Behebung der Kapitalnot für die Landwirtschaft kann nur durch Wiederbelebung des langfristigen Hypotheken­kredites erfolgen.

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Gerichtssaal

Der Nevisionsvrozeß gegen die Krankenschwester Flessa

Frankfurt a. M-, 3. Aus. Der Mordvrozeß gegen die Kran- * kenschwester Flessa, der gegenwärtig in zweiter Instanz vor dem Frankfurter Schwurgericht verbanden wird, findet weiter über das Gebiet der Stadt Frankfurt hinaus infolge der sensationel-

- len Umstände, unter denen die Flessa den hiesigen Arzt Dr. ^ Seitz erschossen bat, größte Beachtung. Pressetisch und Zuhörer-

- raum sind täglich überfüllt. Am gestrigen ersten Verbandlungs­tage wurde die Angeklagte über ihre Beweggründe zur Tat

' vernommen. Am Ende der Vernehmung bebauptete sie, keine ' Tötung des Dr. Seitz geplant, sondern nur den Willen gehabt zu haben, ihn durch eine unbedeutende Verwundung zu er- ! schrecken. Die Zeugenvernehmung ergab für die Angeklagte viel belastendes Material. Ein Krankenschwester äußerte sich dahin.

> daß Dr. Seitz sich ihr und den übrigen Schwestern gegenüber stets korrekt benommen habe. Eine große Anzahl weiterer Zeu­gen, hauptsächlich Freunde und Kollegen des ermordeten Arz­tes, bestätigen die Aussagen eines vorhergehenden Zeugen, daß Dr. Seitz lange vor der Tat davon gesprochen babe, er fühle sich durch eine Krankenschwester bedroht, die ein Kind von haben wolle und ihm immer wieder erklärte, sie verzichte ; drücklich au falle rechtlichen Konsequenzen, die sich aus sein..' Vaterschaft ziehen könnte. Während der Vernehmung der Zeu­gen gebärdete sich die Angeklagte oft sehr aufgeregt und machte ziemlich scharfe Zwischenrufe. , Von der Verteidigung wurde Ln

Jahrgang 192V.

einen als Zeugen geladenen Rechtsanwalt aus Rödelheim vte Frage gestellt, ob er nicht mehrfach in seiner Wohnung Gelage veranstaltet habe, an denen auch minderjährige Mädchen teil­genommen hätten und ob nicht auch Dr. Seitz an diesen Gelagen teilgenommen hätte. Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wurde festgestellt, daß Dr. Seitz an diesen Dingen nicht beteiligt gewe­sen ist. Einem weiteren Zeugen, dem Dr. Seitz ebenfalls er­klärt hatte, er werde oft in der Nacht von einer ihn mit Anträ­gen verfolgenden Krankenschwester, die plötzlich hinter einem Gebüsch oder einem Baum hervortrcte, bedroht, rief die Ange­klagte erregt entgegen: Das ist nicht wahr! Sie können ia durch eine Vernehmung meiner Hauswirtin feststellen, daß ich immer abends zu Hause gewesen bin. Die Angeklagte befand sich hier­nach in einer solchen Erregung, daß die Verhandlungen unter­brochen werden mußten. In der Nachmittagssitzung wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt. Ein Kaufmann, der als Schwer- kriegsverletzter in einem Lazarett von der Angeklagten ge­pflegt wurde, gibt an, daß ein Freundschaftsverhältnis ohne nähere Beziehungen zwischen ihm und seiner Pflegerin (Kran­kenschwester Flessa) bestand, aber daß keine Zärtlichkeiten aus«, getauscht worden seien. Der Staatsanwalt beantragt hierauf daß dieser Zeuge, dessen Angaben früher anders lauteten, in Ab­wesenheit der Angeklagten vernommen wird. Die sehr aufgeregte Flessa unterbricht durch Zwischenbemerkungen häufig den Ver­handlungsgang und ruft, daß der Zeuge bei der Wahrheit ge­blieben sei und daß es unwahr wäre, wenn er anders spräche. Das Gericht lehnte nach kurzer Beratung den Antrag des Staats­anwaltes ab und begab sich darauf zu einer Ortsbesichtigung ^ nach dem Tatort.

' Frankfurt a. M., 4. Aug. Im Revisionsprozeß gegen die ran-

> kenschwester Flessa wurde in der Zeugenvernehmung fortgcfah- rcn. Es folgt die Vernehmung der Braut des Ermordeten Dr. Seitz. Beim Anblick dieser Zeugin geriet die Angeklagte Flessa in große Erregung und wandte sich mit deftigen Worten gegen sie, der sie vorwirft, bei ihrer gestrigen Vernehmung gelogen zu

, haben. Da die Angeklagte nicht zu beruhigen war, beschloß das Gericht, sie während der Dauer der Vernehmung aus dem Saal zu entfernen. Die Zeugin schildert dann, daß Dr. Seitz ihre

> Mutter operiert habe; die Mutter der Zeugin wurde während ihrer Krankheit von der Schwester Flessa gepflegt. Dabei haben sich die beiden Frauen angcfreundet und die Schwester Flessa hat auch später wiederholt in ihrem Sause verkehrt. Gelegentlich einer Krankheit der Zeugin kam die Angeklagte wieder zu die­ser Familie. Dr. Seitz war zu dieser Zeit nach Schweden gereist. Die Flessa erzählte, sie hätte als Kriegskrankenschwester einen Assistenzarzt kennen gelernt, der sich auch für sie interessiert

i babe. Bei einem Besuch in ihrer Wohnung babe der Arzt ihr ' einen Antrag gestellt, der sie in ihrer Frauenehre kränken mußte. Als sie darauf anderen Tages den Arzt im Krankenhaus des­wegen zur Rede stellte, wäre pe fähig gewesen, den Mann zu erschießen. Dr. Seitz wußte nicht, daß SchwesterWilbelmine", wie die Angeklagte in der Familie genannt wurde, identisch sei mit der Frau, die ihm ständig nachstellte. Dies erfuhr er erst später und erklärte gelegentlich einmal seiner Braut, daß er mit der Schwester nichts gehabt habe. Dr. Seitz habe der Zeu- ' gin erklärt, er hätte der Schwester Flessa geschrieben, sie sei eine verrückte Person. Darauf wird die Angeklagte wieder in den Saal geführt. Der Vorsitzende verliest die Aussagen der Zeugin. Gleich beim ersten Satz wird die Angeklagte Flessa wieder sehr erregt und ergebt sich wieder in heftigen Auslassungen gegen die Zeugin. Es folgt die Vernehmung vor einigen Wirtin­nen, bei denen die Angeklagte Flessa in der letzten Zeit gewohnt hat. Eine Frau gibt an, die Flessa babe ihr wiederholt erzählt, daß sie einen Arzt heiraten werde Die nächste Zeugin sagt aus, daß die Angeklagte ihr erzählt habe, sie sei mit Dr. Seitz 10 Jahre verlobt gewesen. Die Zeugin Frau Lendrich, bei der Dr. Seitz bis zu seiner Ermordung gewohnt bat, sagt aus, zuerst sei ihr ein Brief ausgefallen, der geöffnet auf dem Tisch lag, in dem ' die WorteSie Mörder" enthalten waren. Sie habe den Brief

> gelesen und dabei die UnterschriftWilbelmine Flessa" sestge- stellt. Die Flessa schrieb in dem Brief, Dr. Seitz solle zu ihr doch etwas freundlicher sein, wie er es auch zu den anderen sei. Sie bittet ihn, einmal zu ihr zu kommen; er müsse aber entschul-

' digen, sie könne ibn nur in ihrem Schlafzimmer empfangen, da sie nur das eine Zimmer habe. Dr. Seitz babe noch weitere Briefe von der Flessa erhalten, die alle mitIhre Wilbelmine Flessa" unterschrieben waren. Des öfteren habe auch eine Dame tele­phonisch mit Dr. Seitz gesprochen, sogar nachts. Dr. Seitz habe bei diesen Gesprächen nur sehr kurz geantwortet und gleich ein­gehängt. Die Zeugin schildert dann ausführlich die Vorgänge am Tage des Mordes. Darnach habe Dr. Seitz um einbalb 4 Uhr mit ihr und ihrem Bruder Kaffee getrunken. Er babe so- ' dann die Wohnung verlassen. Während dieser Zeit habe die , Zeugin im Zimmer Dr. Seitz den Ofen nachgelegt. Sie habe noch nicht die Ofentür geschlossen, da hörte sie im Hausflur kurz bin- ; tereinander 3 Schüße fallen. Sie stürzte auf den Flur und hörte wie jemand rief:Hier hat sich wer erschossen". Als ihr Bruder ' im Hausflur nachsah. erkannte er in dem Erschossenen Dr. Seitz.

' Die Flessa kniete bei dem Erschossenen und machte ücki an ihm zu schaffen. Als ein Polizeibeamter die Flessa, die selbst zugab.

, Dr. Seitz erschaffen zu haben, abfübren wollte, verlangte sie nach Wasser, um sich das Gesicht und die Hände zu waschen, da sie nickt ' blutbesudelt über die Straße geben könnte. Die Flessa sei in diesem Moment vollständig zurechnungsfähig gewesen.

' Im allgemeinen kann nach den Ergebnissen der Vernehmungen , gesagt werden, daß der erste Schuß, der auf Dr. Seitz abgefeuert worden ist, ihn getroffen und getötet hat. -

Verworfene Revision

: Karlsruhe, 4. Aug. Der Ferienstrafsenat es Reichsgerichts

verhandelte heute über die Berufung der Haushälterin Karo-

- line Bertsche, die am 28. Mai vom Schwurgericht Konstanz we­gen schwerer Körperverletzung mit tödlichem Ausgang verurteilt worden war. Die Bertsche, die einem geschiedenen Manne die

> Wirtschaft führte, bat dessen dreijährigen Sohn in Gemeinschaft mit dem Vater so schwer mißhandelt, daß er nach kurzer Zeit

- starb. Beide waren zu je tz Ie' ren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt worl.cn Die von beiden Seitei. eingelegte Revision wurde verworfen.

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