Nr. 170

Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

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Dlünsingen, 22. Juli. (Submissionsblüten.) Die Offerten ,ur Herrichtung der Straße bis nach Hundersingen für -en loäteren Postautoverkehr ergaben zwischen dem niedersten und dem höchsten Angebot einen Unterschied von 'rund MggO Mk. Die brauchbaren Berechnungen bewegen sich um 100 900 Mk. herum. Die Arbeiten sollen baldmöglichst in Angriff genommen werden.

Göppingen, 23. Juli. (Aufwertung.) Zur Ablösung der Markanleihen der Stadt (Auswertung) beschloß der Ge­meinderat, daß es bei allen städtischen Anleihen grundsätz­lich bei der gesetzlichen Unterscheidung von Altbesitz und Neubesitz bleibt. Die Schuldscheindarlehen, die die Stadt­gemeinde im Jahre 1923 von Privaten aufnahm und die gesetzlich als Neubesitz anzusehen sind, werden mit 180 ab­gelöst. Die ganze Ablösungssumme wird ab 1. September 1g26 in bar ausbezahlt, eine Zinsvergütung wird nicht ge­wahrt. Die Jnhaberschuldverschreibungen der Stadtge- nmnde und ihre Cchuldscheinanleihen, die sie Privaten schul­det, werden, insoweit es sich bei ihnen um Altbesitz handelt and in soweit es sich nicht um Schuldscheindarlehen handelt, -je die Stadtgemeinde im Jahre 1923 aufnahm, ebenfalls mit 18 Prozent aufgewertet.

Sulzbach OA. Gaildorf, 23. Juli. (Der neunte Sohn.) Reichspräsident von Hindenburg hat beim neunten Sohn der Holzhauerseheleute Bahn in Kohlwald, Gemeinde Sulz­bach a. K. unter Anschluß eines Glückwunschschreibens und der dabei üblichen Ehrengabe die Patenschaft übernommen.

Marlach OA. Künzelsau, 23. Juli. (Selbstmord.) In dem benachbarten badischen Ort Gommersdorf war seit mehreren Wochen ein Mädchen aus Mannheim bei Ver­wandten auf Besuch. Vor acht Tagen verschwand es und seine Handtasche wurde bei Krautheim am Jagstufer ge­funden. Darin befand sich ein Zettel mit der Angabe, daß das Mädchen den Tod in den Wellen der Jagst suchen werde. Da die Jagst wirklich ziemlich hoch geht, waren Nach­forschungen unmöglich. Nun ist die Leiche einige hundert Meter vom Fundort des Täschchens am Jagstufer geborgen worden.

Erbach OA. Ehingen, 22. Juli. (Ertrunken.) Beim Ba­den in der Donau ertrank der ledige 27 Jahre alte Rein­hard Bücher. Seine Leiche konnte bis jetzt nicht gefunden werden.

Vom Bodensee, 23. Juli. (Der Bubikopf.) Das Meers­burger Eemeindeblatt schreibt: Fünf Bubiköpfe aus Berlin, drei schwarze und zwei blonde, besichtigten unlängst den Meersburger Rathaussaal. Dort hängt ein Gemälde in breitem Eoldrahmen, Christus und die Ehebrecherin dar­stellend. In lebender Frische sind zahlreiche Juden voll bos­hafter Schadenfreude zu erblicken, während der Herr auf die reumütige Sünderin weist mit den Worten:Wer von Euch ohne Fehl ist, werfe den ersten Stein auf sie!"Von uns fünfen wird bestimmt kein Stein geworfen!"

Kleine Nachrichten aus aller Welt.

Lebendig verbrannt. Ein 25 Jahre alter Arbeiter aus Steegen bei Danzig geriet in der Nacht zum Mittwoch mit feiner Frau in Streit und wurde von einem Landjäger in Schutzhaft genommen. In der Wachstube fing der Stroh­sack, auf dem der Verhaftete lag, Feuer und er verbrannte bei lebendigem Leibe.

Explosionen auf der Zeche Wintershall. Auf der Gewerk­schaft Wintershall in Heeringen fand eine durch Kohlen­staub verursachte Explosion statt, durch die ein Arbeiter ge­tötet und ein anderer schwer verletzt wurde. Auf der eben­falls zum Wintershallkonzern gehörenden Gewerkschaft Kaiserroda explodierte ein Ammoniakkompressor; durch das Unglück wurde ein Oberingenieur und ein Maschinenmeister getötet und ein Arbeiter verletzt.

Die Kosten des Volksentscheids für die Sozialdemokratie. Wie der Vorstand der sozialdemokratischen Partei imVor­wärts" bekannt gibt, hat der Volksentscheid die Partei 2.042 055.91 Mark gekostet.

Eroßfeuer in einer Textilfabrik. Freitag vormittag ^10 Uhr brach in den unteren Räumen der Textilfabrik von Kühner in Potsdam Eroßfeuer aus, das in den Textil- und Rohvorräten reiche Nahrung fand. Die Feuerwehren von Potsdam, Nowawes und Neubabelsberg wurden alarmiert. Der Maschinen und Naphtaliraum konnten gesichert werden. -Die unteren und ein Teil der oberen Fabrikräume sind aus­gebrannt. Nach Inständiger Tätigkeit hatte die Feuer­wehr den Brand gelöscht, doch ist der Schaden sehr beträcht­lich.

Eroßfeuer in Wandsbek. Auf dem Gelände der Reichardt- werke in Wandsbek bei Hamburg war Freitag nacht der aechte Flügel des großen vierstöckigen mit einer Riesen- AsMl versehenen Gebäudes in Brand geraten. Es handelt stch um ein Gebäude, in dem eine Nährmittelfabrik betrie­ben wird. Der betroffene Flügel ist bis auf die Erund- Muern niedergebrannt.

An die Heimat.

(Zur Fünfzigerfeier in Altensteig)

O Altensteig, wie schön bist du, geliebte Heimat mein,

Von ferne ruft mein Herz dir zu, ach könnt ich in dir sein;

Wo immer nur landauf, landab, ich war in dieser Welt.

Es gibt kein andres Plätzchen, wo's besser mir gefällt.

Schön bist du, wenn zur Frühlingszeit der Maiwind dich umweht, Schön bist du, wenn man heimatstolz durch goldne Aehren geht; Schön bist du, wenn ein Blütenmeer ringsum die Höhen schmückt, Schön bist du, wenn vom Hellesberg man auf dich niederblickt. Und wenn der Herbst dir Tal und Hüh'n dann golden überstreut, So möcht üch's laut, in alle Welt, verkünden voller Freud;

Auch wenn zu herber Winterszeit dich Schnee und Eis umhüllt, Schön bist und bleibst du immerdar, du meiner Sehnsucht Bild. Du vielgeliebte Heimatflur, sei tausendmal gegrüßt,

Du gibst allein den Frieden nur, den draußen man vermißt. Oft Hab ich sehnlichst dein gedacht, wenn's Heimweh mich verzehrt, Mit Tränen bin ich oft erwacht, weit fort an fremdem Herd. Ich sah des Meeres grünen Strand, Italien und die Schweiz, Und dennoch hat mein Schwabenland, für mich den größten Reiz; Ja immer und allüberall jauchzt dir mein Herze zu,

Mein liebes trautes Nagoldtal, was ist so schön wie du.

Nach Eroßstadtmühen ohne Zahl, wirkt köstlich deine Ruh,

Mein harzdurchwürztes Heimattal, mein einzig Ziel bist du;

In deinen Wäldern, deinen Höh'n, kann ich nur glücklich sein. Was kann auf Gottes weiter Erd', mein Herze mehr crfreun. Kristallen klares Wässerlein, dein Murmeln klingt so süß,

Ach könnt ich wieder bei dir sein, mein Kindheitsparadies;

So manche Träne weih ich dir, so manches liebe Wort,

Und steht der Frühling vor der Tür, so zieht's zu dir mich fort. Fahr ich dann heim der Nagold zu, wirds leichter mir ums Herz, Mein Kleinod du, mein Heimattal, in dir heilt aller Schmerz; O könnt ich immer, immerdar, doch wieder bei euch sein,

Doch meine Pflichten halten mich zurück am grünen Rhein.

Du immergrüner Tannenwald, ihr dunkeln Schwarzwaldhöh'n, Mein liebster Jugendaufenthalt, nichts ist wie du so schön;

Legt man mich einst zur ewgen Ruh, wo's keinen Schmerz

mehr gibt,

Dann ruf ich dir beim Scheiden zu:

Nur dich Hab ich geliebt!"

Amalie Kraft, geb. Schuon

Kandel und Verkehr.

W-rZchaft

Besserung der Frankcnniährunaen. Nachdem bereits in den Vor­mittagsstunden des Freitag der französische und der belgische Franc Ansätze zu einer festeren Haltung gezeigt hatten, trat gegen 1 Uhr nach Meldungen aus London dort eine erhebliche Besserung ein. Kür ein Pfund Sterling wurden 208,50 französische und 205,50 belgische Francs gezahlt. j

Börsen '

Berliner Börse vom 23. Juli. Der Börsenverkehr zeigte beute eine > gewisse Unsicherheit. Die Kursbewegung war ungleichmäßig. Anfangs 7 schienen Wochenschluszöeckungcn die Kursgestaltung beeinflussen zu wol- ' len, doch machte sich Angebot geltend. Die Aktien der Farbeninduftrie : setzten um mehr als 3 Prozent tiefer ein. Deutsche Erdöl, Niebeck I Montan und Riitgerswerke litten unter Realisierungen. Die Kurs- I . besserungen in Textilwerten waren ungleichmäßig. Svezialwert« stell­ten sich vorwiegend etwas niedriger. Im Verlause wurde die Haltung im allgemeinen bet sehr stillem Geschäft etwas fester. Lebhafter und Mäßig gebessert waren Bankaktien. Schinahrtsaktien änderten sich wenig. Deutsche Bons, besonders Kriegsanleihe lagen ziemlich fest. Wertbeständige Anleihen und Vorkriegspsandbriefe neigten zur Schwache. Ausländische Anleihen ziemlich behauptet. Am Geldmarkt i bat sich nichts verändert. s

Allgäuer Butter- und Käscbörse in Kempten von» "" Butter i

130, 2. 188, gute Nachfrage. Weichkäse 2 V Pro- grüne -

Ware 3538, Nachfrage ruhig. Allgäuer Eni! . 40 Prozent j

Fettgehalt 108120, mäßige Nachfrage.

Getreide

Fruchtvreise. Bib e rach: Besen 11.30, Weizen 18.30, Gerste 9.70-11. l Haber 9.50-12. Lein 15, Reps 18.50. W a n g e n i. A.: Gerste 12.50 bis 13.20, Haber 12.2013, Polnischer Hafer 14 ^ der Zentner. i

Märkte >

Viebprcise. Ellwangen: 1 Paar Ochsen 1020-1500, 1 Ochse SSO - 1 Paar Stiere 875 -1175 1 Stier 255440 1 fettes Rind 270-540 i

Mark, sette Kühe 392-450 .<7, Kühe ia Milch. 45V-SOO ^7. Oehrin- - ringen: Kühe 200-600 Kalbinen 400-650 >7. Stiere 27-450 ,

Junqrinder 150260 I

Tchwcincvreisc. B i b e r a ch: Läufer 5080 .//, Milchschweine 2337 ! Mark. Wangen i. A.: Ferkel 2838 das Stück.

Wein ;

ObcrtürkSeimcr Wcinvcrstcigcrung. Die Obertürkheirner Weinver- ; Iteigerung blieb ohne gröberen Abschluß. Tie Angebote bewegten sich ' zwischen 85 und 90 pro Hekloliler, doch wurde von den Mitgliedern I der Obcrtnrkhcimer Weingärtnergesellschaft nichts unter 100 Mark ab- > gegeben. Der Besuch war schlecht. '

Geschäftsaufstcht !

Robert Schimpf, Inhaber der Fa.Roschi", Bürobedarf, in- * dingen. !

Amtliches k

Vom Oberamtsbezirk Calw

Das Oberamt macht bekannt: !

Nachdem bei der Abstimmung sich die Mehrheit der beteilig­ten Gewerbetreibenden für die Errichtung einer Zwangsinnung ' erklärt hat, wird hiermit angeordnet, daß mit Wirkung.vom 1 . Oktober 1926 an eine Zwangsinnung für das Satt­ler- und Tapeziergewerbe im Oberamtsbe­zirk Calw mit dem Sitz in Calw errichtet und die bestehende freie Innung für das Sattler- und Tapeziergewerbe im Ober­amtsbezirk Calw geschlossen wird. Von dem genannten Zeit­punkt ab gehören alle Gewerbetreibenden, welche das Sattler- und Tapeziergewerbe betreiben, der Zwangsinnung an.

Letzte Nachrichten.

^ Die Radikale Partei und der Eintritt Herriots in das

Kabinett

! Paris, 23. Juli. Die radikale Kammerfraktion hat > heute unter dem Vorsitz von Cazals eine Sitzung abgehal- z ten. Es verlautet, daß es wegen des Eintritts Herriots i in das Kabinett Poincare zu lebhaften Auseinandersetz- ! ungen gekommen ist.

! Die Sozialisten gegen das neue französische Kabinett Paris, 23. Juli. Die sozialistische Kammerfraktion hat ! heute folgende von Franklin Bouillon, Renaudel und Mo- ! rel vorgelegte Entschließung angenommen: Angesichts der ! Bildung einer Regierung, die Männer mit den entgegen- s gesetztesten politischen Ansichten und den verschiedensten - Finanzprogrammen vereinigt, bekundet die sozialistische ! Fraktion, die ihr eigenes'Fianzsanierungs- und Währungs- ! Programm hat, ihre Entschlossenheit, die Regierung zu be- i kämpfen, deren Aktionsprogramm ihr als irreal und als j eine Bedrohung der moralischen und materiellen Interessen s der Arbeiterklasse erscheint.

s Französische Werber für die Fremdenlegion in Pommern ! Berlin, 24. Juli. Aus Bärwalde in Pommern berich- ? tet dasBerliner Tageblatt" das Auftauchen eines Wer- ! Lers für die französische Fremdenlegion. Der Werber ! hatte 5 junge Leute, die er mit Alkohol traktierte, durch ! Versprechungen weggelockt. 4 von ihnen gelang es, zu ^ entkommen. Von einem nimmt man an, daß er der Frem- 7 denlegion in die Hände gefallen ist.

Unschuldig im Gefängnis gestorben Berlin, 24. Juli. Das Schwurgericht Auberg hatte im Jahre 1915 den Taglöhner Michael Wagner wegen Tot­schlags zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Wagner starb nach Verbüßung von drei Jahren und beteuerte noch kurz vor seinem Tode seine Unschuld. Wie in den letzten Mona­ten ermittelt wurde, hatten tatsächlich die Arbeiter Jakob und Nikolaus Triller und der Bürgermeister Deß von Holzheim bei Neumarkt in der Oberpfalz bei einer Prüge­lei den Totschlag verübt. Die Täter, die den unschuldigen Wagner ohne Gewissensbisse im Zuchthaus hatten sterben lassen, wurden zu Gefängnisstrafen von einem bis 4 Jah­ren verurteilt.

Ein Todesurteil nicht bestätigt Leipzig, 23. Juli. Wegen Mordes an seinem Schwa­ger war der Korbmacher Lang vom Schwurgericht Ell­wangen zum Tode verurteilt worden. Lang hatte Ende 1925 seinen Schwager Jakob beim Herumziehen ermordet. Gegen das Urteil war Revision eingelegt worden. Der Ferienstrafsenat des Reichsgerichts wies die Sache zur noch­maligen Verhandlung an das Schwurgericht zurück.

Euillaumat» Oberlommandierender der Rheinarmee Paris» 23. Juli. Wie Havas meldet, ist General Euil­laumat, der im letzten Kabinett Briand das Kriegsmini­sterium inne hatte, wieder zum Oberkommandierenden der Rheinarmee ernannt worden.

Verschärfung des Kulturkampfes in Mexiko Newyork, 24. Juli. Nach einer Meldung aus Mexiko- City hat Präsident Calles den Religionsunterricht verbo­ten, sowie verschiedene andere antikirchlichen Verordnungen erlassen. Ferner wurden der Erzbischof von Mexiko und ein Bischof verhaftet, da sie auf die mexikanischen Katholi­ken eingewirkt hätten, einen wirtschaftlichen Druck auszu­üben, um die Regierung zu veranlassen, die neuen, am 1. August in Kraft tretenden Kirchengesetze abzuändern. Die mexikanische Regierung ist sich des Ernstes ihrer Entschei­dung, die Kirchengesetze in Kraft zu setzen, voll bewußt und es wird gemeldet, daß möglicherweise Truppen zur Durch­führung der Gesetze verwandt werden würden.

^ Mutmaßliches Wetter für Sonntag und Montag

Da sich Süddeutschland in der Grenzzone zwischen dem westlichen Hochdruck und nordöstlicher Depressionen befindet» bleibt die Wetterlage unbeständig. Für Sonntag und Mon­tag ist nur zeitweilig anfheiterndes, im übrigen mehrfach bedecktes und auch vereinzelt regnerisches Wetter zu -r- warten.'

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei Altensterg.

Für die Sch riftleitung ver antw or tlich: Ludwig Lauk.

Hierzu eine Beilage und das Schwarzwälder Sonntagsblatt

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