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Nr. 120

Genf, 26. Mai. Der Schluß der Sitzung der Abrüstungs­konferenz brachte eine längere Debatte über das ungarische Memorandum. Die Vertreter der Kleinen Entente erklär­ten, daß die einzelnen Regierungen den Abschluß von Ver­trägen angeboten habe, durch den sich die Vertragsparteien gegenseitig verpflichten würden, sich nicht anzugreifen. Graf Bernstorff stellte fest, daß er wiederholt darauf hingewiesen habe, daß das Arbeiten des Abrüstungsausschusses nicht dem gegenwärtigen Rüstungsstand der einzelnen Länder, wie er aus den Friedensverträgen abgeleitet werden, zum Ausgangspunkt haben dürften, sondern auf eins in sich ausgeglichene zukünftige und allgemeine Abrüstung aller Länder und auf die Herstellung des zukünftigen Gleichge­wichts aller Länder abzielen müßten. Nach dieser Erklä­rung, mit der Graf Bernstorff die Frage späterer Rückwir­kungen der allgemeinen Abrüstung auf die militärischen Be­stimmungen des Friedensvertrags offen ließ, wurde be­schlossen, "das ungarische Memorandum an die technischen Unterausschüsse weiterzultziten.

Württemberg und die Bahnelekirisrerungs- pläne

Von der Reichsbabndirektion Stuttgart erhalten wir in der Angelegenheit des elektrischen Bahnbetriebs folgende Mittei­lung:

Die Möglichkeiten des elektrischen Bahnbetriebs in Württem­berg sind in der letzten Zeit in der Öffentlichkeit lebhaft erör­tert worden, wobei manchmal die Befürchtung ausgesprochen wurde, daß bei dem beabsichtigten weiteren Ausbau elektrischer Bahnen in Bayern und Baden die württembergischen Verkehrs­belange in unerwünschter Weise in den Hintergrund gedrängt werden könnten. Diese Befürchtung ist nicht begründet. Denn die Einführung des elektrischen Betriebes ist nicht eine Angelegen­heit eines einzelnen Landes, sondern der Deutschen Reichsbahn- Gesellschaft. Diese wird hiebei nach einem einheitlichen, nicht an den Landesgrenzen Salt machenden Plan Vorgehen. Auch wird sie darauf bedacht sein müssen, durch Ausbau der bestehen­den elektrischen Zugförderung ihre Wirtschaftlichkeit zu heben; diesem Bestreben wird sie Wünsche nach Elektrisierungen, die mit den vorhandenen elektrischen Bahnstrecken in keinem ört­lichen Zusammenhang stehen, unterordnen müssen.

Jede Einrichtung vorhandener Eisenbahnen für elektrischen Betrieb ist eine Aenderung, die die laufenden und von der Ver­kehrsstärke abhängenden Betriebskosten vermindert, die festen Kosten durch Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals aber erhöbt. Alle derartigen Abänderungen haben die Eigenschaft, erst von einer ganz bestimmten Verkehrsstärke an wirtschaftliche Vorteile zu bringen. Die Vorteile sind umso größer, je besser die Anlagen ausgenützt sind und deshalb ist es bei der augen­blicklichen Finanzlage und den großen Bedenken, denen die Fest­legung vieler Millionen in Neuanlagen begegnet, das Gege­bene, zunächst solche Strecken dem vorhandenen elektrischen Netz anzuschließen, die einen sehr starken Verkehr aufweisen.

So ist für die nächste Zeit, außer der Fertigstellung der aus Geldmangel im Jahre 1925 in Landshut unterbrochenen Ein­richtung der Strecke MünchenRegensburg, in erster Linie dis Einrichtung der Strecken von München nach Kufstein zum An­schluß an die österreichischen elektrisch eingerichteten Strecken MünchenUlm und UlmStuttgartKarlsruhe und von dort weiter nach Kehl als Hauvtieile des wichtigen West-Ost-Verkebrs in Süddeutschland an die Reihe kommen. Damit könnten auf einer sehr verkehrsreichen deutschen Strecke alle Vorteile des elek­trischen Betriebes nutzbar gemacht werden. Durch die großen Verkehrszahlen (Zahl und Gewicht der Züge) und die verhält­nismäßig gute, zeitliche Verteilung der Züge wird diese Strecke eine günstige Ausnützung der elektrischen Einrichtung ergeben. Dazu werden auch auf den namhaften und langen Steigungen die Vorteile der elektrischen Betriebsweise in erheblicher Kür­zung der Fahrzeiten und der Möglichkeit dichterer Belegung der Strecke ganz besonders zur Geltung kommen. Bei dem großen Anteil, den auf den Strecken zwischen Bietigheim und Plochin­gen der anstoßende Verkehr nach Heilbronn und Tübingen aus­macht, kann es sich wohl höchstens um eine kurze Uebergansszeit

Lies Raine-.

Geschichte einer Ehe von Leontin« v. Winter seid, Copyright by Greiner L Eo.. Berlin W. 30. Nachdruck und Uebersetzungsrecht in fremde Sprachen Vorbehalten.

48. Fortsetzung.

Ms er sie aufnahm in seine Arme, schwernaß, eiskalt, sielen polternd Kiefern, Erde und Dornen, daran sie gehangen, in die Tiefe.

Ta zogen sie ihn hoch da oben, viele unsichtbare Hände.

Wie langsam das ging, wie furchtbar langsam!

Wie das Seil einschnitt in seine Finger, daß sie bluteten! Wie schwer Lies war in den nassen Kleidern, wie regungslos und steif und kalt!

Ter Regen hatte nachgelassen. Nur langsam tropfte es von den nassen Buchenzweigen. Neben die alte Stein­bank hatte er sie auf die Erde gelegt. Er konnte nicht mehr. Wäre Ernst nicht gekommen mit dem Seil und den Männern, Knut Rainer hätte es nicht mehr schaffen können.

Neben fernem Weibe auf der nassen Erde kniete Kr aus der anderen Seite Ernst. Tie kalten erstarr Glreder rieben sie ihr, die Brust, die Stirn,

rm ^ herum mit Fackeln die Männer von Niln Was für rote gespensterische Lichter die Fackeln war w"^n Gesichter, auf die geschlossenen Aug Aber sie rührte sich nicht. Ta hob Knut sie auf und t: sie herein, wie ein kleines Kind, wortlos, i ^men Schweigend, die Köpfe tief gesei Tann, als Mutter und El heiße Tücher gewickelt und ins B seine ärztlichen Anordnungen -geben und sich wohl eine Stunde um sie bemüht, - oi "legte es sich wie eine schwere duntle Wi auf alle. Sie konnten es nicht glauben, konnten einfach nicht.

handeln, bis auch die Strecken nach Seilbronn und Tübingen elektrisiert werden, zumal hierfür keine weiteren Kosten für Un­terwerke zur Fahrdrahtspeisung entstehen und somit die Strecken nur zur besseren Ausnützung der Eesamtanlage beitragen wer­den. Die Vorteile der Elektrisierung dieser wichtigsten wllrtt. 'Netzteile sind bei genauerer Berechnung beträchtlich. Obgleich die Streckenlänge mit insgesamt 236 Kilometer nur etwa ein Neuntel des gesamten württ. Bahnnetzes ausmacht, könnten da­bei jährlich rund 150 000 Tonnen Kohle, das ist rund ein Drittel des gesamten Bedarfs für den Direktionsbezirk Stuttgart erspart werden.

Solch günstige Bedingungen weist leider das Sorgenkind un­seres württ. Verkehrs, die Nord-Südlinie OsterburkenStutt­gartJmmendingen, die bekanntlich zu einem erheblichen Teil noch eingleisig ist, nicht auf. Hat sie auch für den Personenzug­verkehr erhebliche Bedeutung, so fehlt ihr doch das Rückgrat eines die elektrische Betriebsweise tragenden gleichmäßigen und star­ken Güterverkehrs. Bei ihrem natürlichen Einzugsgebiet würde sich hierin eine wesentliche Aenderung durch die Elektrisierung der Strecke nicht ergeben. Auf der Strecke StuttgartSchaffhau­sen, z. B. bat der Eesamtverkehr zurzeit noch keine solche Stärke, daß die elektrische Einrichtung genügend ausgenützt würde. Die Strecke ist rund 200 Kilomter lang, weist aber bei Dampfbetrieb nur rund 30 000 Tonnen Koblenverbrauch jährlich, also auf 1 Kilometer Streckenlänge bepogen nur etwa in Viertel des Ver­brauchs der Hauptbahn auf. Aus den Kohlenersparnissen ließen sich neben den Kosten für den elektrischen Strom kaum die Kosten für Bedienung und Unterhaltung der Stromverteilungsanlagen decken, sodaß für die Verzinsung der Anlagekosten nichts mehr übrig bleiben und deshalb der elektrische Betrieb wesentlich teu­rer als der Dampfbetrieb werden würde. Die Vorteile des elek­trischen Betriebs für den durchgehenden Personenverkehr lasten sich aber auf der genannten Strecke solange nicht erschöpfen, als sie noch teilweise eingleisig ist und als die Anschlußstrecken außer­halb Württembergs nicht auch elektrisiert sind. Die Erfüllung dieser Vorbedingungen kostet aber sehr viel Geld, woran es der Reichsbahn zurzeit fehlt. Aus diesen Angaben dürfte schon er­hellen, daß die Nord-Südlinie für den elektrischen Betrieb noch nicht reif ist. Ihre Einbeziehung in ein größeres Programm soll damit natürlich nicht ausgeschlossen sein.

Im Hinblick auf den großen Kapitalaufwand für Wasserkraft­werke, Stromverteilungsanlagen und Fahrzeuge wäre es aus alle geplanten Anlagen in Süddeutschland möglichst kurz gehal­ten werden könnte. Leider kann die Reichsbahn diesen Weg nicht wirtschaftlichen Gründen sehr erwünscht, wenn die Bauart für beschreiten, da sie die gewaltigen Beträge, die hierzu erforderlich wären, mit Rücksicht auf ihre sonstigen Beträge, die hierzu erfor­derlich wären, mit Rücksicht auf ihre sonstigen Verpflichtungen aus ihren laufenden Einnahmen nicht erübrigen kann und auch in der Möglichkeit der Aufnahme eines größeren Kredites auf viele Jahre hinaus sehr beschränkt ist. Sie kann vielmehr ihre Elektrisierungspläne nur stufenweise verwirklichen und muß da­her ein solches Vorgehen wählen, das langsam fortschreitend Baustein um Baustein an das Vorhandene anfügt, um so im Lauf der Zeit doch zu vollwertigen Neueinrichtungen zu kommen. Dementsprechend sind zur Zeit die Untersuchungen darüber im Gange, wie sich die württembergische Hauptbahn UlmStutt­gartMühlacker und dis badische Fortsetzung MühlackerKarls­ruheKehl unter Benützung der vorhandenen Kraftwerke für elektrischen Betrieb ausbauen lasten. Selbstverständlich muß bei dieser wichtigen Strecke aus Sicherheitsgründen auf eine Strom­versorgung von mindestens zwei unabhängigen Stellen Wert ge­legt werden. Hierfür kommen die für Bahnbetrieb geeigneten Wasserkräfte in Bayern und Baden in Betracht.

Im übrigen sind vorstehende Ausführungen lediglich als pro­grammatische Darstellungen nach dem augenblicklichen Stand der Dinge zu bewerten. Alle Pläne auf diesem Gebiet sind, was ihre Verwirklichung anlangt, durchaus von der weiteren Ent­wicklung des Verkehrs abhängig und damit aufs innigste mit der Zukunft unserer deutschen Volkswirtschaft verknüpft. Auf jeden Fall dürfte aber aus Vorstehendem ersichtlich sein, daß die württ. Verkehrsinteressen sowohl Lei der Hauptverwaltung der Deut­schen Reichsbahn-Gesellschaft in Berlin als auch bei der Reichs­bahndirektion Stuttgart im Auge behalten werden.

Immer noch rieb Knut ihre eiskalten Hände in namenloser, tödlicher Angst.

. Ta schlug Lies Rainer die Augen auf, müde, suchend, fragend.

Sie hatten es alle gesehen und weinten auf, in heißem, namenlosem Glück.

Lies' Augen suchten Knut .Ter hatte sich über sie gebeugt in maßlosem Jubel.

Knut, sag' nur, träumt? Wo ist Ellen?«

habe ich das alles nur ge-

Ta ließ Ernst alle hinausgehen und erzählte ihr und Knut, was er von Gisela wußte und von Ellen und Römer und wie alles gekommen .Wie all' die häßlichen, falschen schwarzen Schatten sich hineinged-rängt in ihr großes Glück.

Sie aber hielt die ganze Zeit fest, fest ihres Mannes große, braune Hand. Tann zog sie sie att die Lippen.

Vergib mir, Knut, daß mein Glaube an dich nicht größer war als meine Liebe. Aber nun rufe mir Ellen.«

Morgen," sagte Ernst,jetzt mußt du diesen heißen Tee trunken und dann schlafen. Und du, Knut, mußt dir vor allen Dingen die nassen Kleider Ausziehen,

Kapitel 26.

Ais Ernst gesehen, daß Lies seine ärztliche Hilfe nrcht mehr brauchte, fuhr er am anderen Morgen plötz­lich ab. Auf seine Schweizer Erholungsreise, wie er sagte. Ohne Abschied von Gisela zu nehmen, ohne auch nur einmal nach ihr zu fragen . Gisela hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, sie konnte die furchtbaren Worte ihres Mannes nicht vergessen. Unaufhörlich gingen sie ihr nach,

unaufhörlich, - unermüdlich.

Als sie hörte, daß es besser wurde mit Lies, war sie hrnausgegangen, der ausgehenden Sonne entgegen. Unten am Meeresstrand saß sie, wo ihr die Wellen sanft die Füße netzten. Auf das weite, heute so spiegelklare Wasser starrte sie. Wal hatte Ernst heute Nacht gesagt? Laß sie sein Gluck zertreten. daß er sie verachte. daß

^ Aus Stadl und Land.

; Altensteig, den 27. Mai 1926.

j Eemeinderatssitzung vom 25. Mai. Entschuldigt: Schsit- i ler. In der Aufwertungsprozetzsache Faist gegen die Stadt-' s gemeinde ist ein Urteil der 2. Zivilkammer des Landge^

- richts Tübingen ergangen, das die Aufwertbarkeit der ) heimbezahlten Schuld grundsätzlich bejaht, eine Aufwer- : tung von 20 000 RM., welcher Betrag in Jahresraten zu

- 1000 RM. heimzubezahlen ist, festsetzt und den für Auf- ' Wertungshypotheken gesetzlich festgelegten Zinssatz anwen- i det. Die Kosten sollen von der Stadtgemeinde zu zwei

> Drittel und von der klägerischen Partei zu ein Drittel ge- ^ tragen werden. Der Angelegenheit liegt zu Grunde, datz s die Stadtgemeinde eine vom Elektrizitätsverkauf herrüh- ! rende Kaufpreisrestforderung von 80 000 Mark im Mai : 1920 heimbezahlt hat, ohne daß der Gläubiger einen für die : Schuldnerin erkennbaren Vorbehalt gemacht hat. Der Pro­zeß ist der Stadtgemeinde ausgedrängt worden; sie lehnte

- das Aufwertungsbegehren ihrer früheren Gläubiger grund-

- sätzlich nicht ab, im Gegenteil, sie hielt es für eine sittliche : und moralische Pflicht, im Rahmen des Möglichen zu ihrem

Teil dazu beizutragen, das begangene Unrecht wieder gut ! zu machen, wollte jedoch abwarten, bis in den Aufwer- s tungskomplex weitere Klarheit kommt und bis die zu er- j wartenden landesgesetzlichen Bestimmungen erschienen sind, s Für die Stadtgemeinde handelt es sich nun darum, ob sie sich dem ergangenen Urteil ohne Weiteres fügen sollte. Die

- neuliche Beratung in diesem Punkt ergab, ein Gutachten s eines Aufwertungssachverständigen über die Aussichtsmög- ^ lichkeiten einer Berufung einzuholen und daneben zu ver- s suchen, mit dem Bevollmächtigten der Klägerin eine güt­liche Vereinbarung zu erzielen. Das Gutachten spricht sich

^ im Endergebnis dahin aus, daß eine Berufung als durch- ^ aus aussichtsvoll erscheine. Jedoch sei eine vergleichsweise s, Erledigung, wenn sie gelinge, den zugesprochenen Aufwer- : tungsbetrag merklich herabzudrücken, erwägenswert. Bei s dem von vornherein feststehenden Willen der Stadtge­meinde, sich um ihre Aufwertungsverpflichtungen nicht her-

- umzudrücken, lag deshalb eine Verständigung am nächsten. ! Diese ist unter dem Eindruck der evtl, weiter entstehenden

- erheblichen Prozeßkosten in der Weise erzielt worden, daß

- beide Teile auf eine Berufung verzichten, daß als endgül- : tiger, auch durch veränderte Gesetzgebung unabänderlicher

Aufwertungsbetrag die Summe von 20 000 Mark beider-

- seits anerkannt wird und daß jeder Teil feine eigenen Ko- i sten trägt und die Eerichtskosten je zur Hälfte getragen s werden. Die Schuld wird vom 1. Januar 1925 an mit 5 ; Prozent verzinst, je 1000 RM. werden auf 1. August und

1. Oktober d. I. abgetragen, der Rest ist bis 1. Januar . 1932 von Seiten der Gläubigerin unkündbar. Diese Ver-

> einbarung wird vom Eemeinderat mit 7 gegen 5 Stimmen bei einer Enthaltung genehmigt. Die Bauarbeiten zu dem Vierfamilienhaus in der Pfalzgrafenweilerstraße wer-

^ den aus Grund der eingegangenen Offerte den Wenigstneh- . menden übertragen mit Ausnahme der Schreiner- sowie Gipser- und Anstricharbeiten. Die Schreinerarbeit soll den hiesigen Schreinern zugeschlagen werden, sofern sie das von anderer Seite eingelaufene, wesentlich niederere Angebot als für sie bindend anerkennen. Die Gipser- und Anstrich- s arbeiten sind nochmals zu vergeben. M.

! Feldmeistertag der Deutschen Pfadfinderschaft. Psing- i sten fand in Frankfurt a. Main der diesjährige Feldmei- ! stertag der Deutschen Pfadfinderschaft statt, die aus dem im Jahre 1911 von Maximilian Bayer und Carl Freiherrn

Ju chr brandete es; ein mächtiges, ungeahnws Etwas, das sie tot und- gestorben gemeint in ihrem Herzen, war jäh geweckt worden heute Nacht durch ihres Mannes Wort, der sonst nie ein hartes Wort zu ihr gesprochen, chres Mannes verachtender Blick. Geweckt aus todesähu- sichern Schlaf war dies Etwas durch Lies Rainer Wahn- sinnige Tat.

Konnte so ein Weib handeln aus Liebe?

Nicht weil sie ihres Lebens überdrüssig und satt ge­wesen, hatte Lies das getan. O nein, sie stand ja am Born des Lebens, an der Quelle des Glücks. Tenn ihr Glück war, einem andern alles zu sein, diesem andere« nur Sonne zu bringen, nichts als Sonne. Und als sie vermeinte, daß ihr diese Kraft abhanden gekommen, da war Lies Rainer gegangen, still, wortlos, ohne Bitterkeit, wähnend, ihm durch ihren Tod zum letzten­mal die hellste Sonne zu bringen, Freiheit und Besitz der anderen.

Was stieg plötzlich auf in Giselas Seele, glühen» heiß, brennend?

Flammende, zehrende Sehnsucht nach jener Liebe, die sie stets geleugnet, die sie verspottet als elektrisches Fluidum, brennende, nagende Sehnsucht nack- ' ' Macht der Liebe, der kein Ovfer '

liebten.

Hatte sie nicht auch einst geiieo., ,

Wer hatte das getötet in ihr? Ernst? Gewiß nichtig Ter hatte sie ja auf Händen getragen sein Leben lang.. Aber sie hatte den heiligen Ernst wahrer Frauenliebe spottend übersehen, hatte wie ein Spielzeug gehandbabt, was Gott als heiligstes Kleinod in ihre Hände gelegt- Tiefe Nacht war Gisela aufgewacht. Diese furchtbare Nacht, als die Männer von Nilmer im Kreis mit ihren Fackeln standen um die todblasse, erstarrte Lies, die auf der Erde lag. Ta hatte sie gestanden im Hintergrund und sich gereckt auf den Zehenspitzen und sich verborgen. hinter dem alten Buchenstamm in wilder, wahnsinniger.

Angst- j

(Fortsetzung folgt.) j