Maffenverhaftungen in England.

London, 24. Okt. Wie der Daily Telegraph meldet, hat das Staatssekretariat des Innern eine Verordnung an die Polizei erlassen, alle Deutschen. Oesterreicher und Ungarn, die im militärpflichtigen Alter stehen, zu verhaften und den Militärbehörden zu überweisen. Aus vielen Orten werden Massen­verhaftungen gemeldet.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Auf der ganzen österreichischen Schlachtfront ist eine heftige, erfolgreiche Vorwärtsbewegung bemerk­bar. Im Süden bei Cernowitz ist die russische Grenze bald erreicht, in dem Territorium bei Przemysl rücken die Oesterreicher unter heftigen Kämpfen über den San und bei Jwangorod an der Weichsel nord­westlich von Ljublin sind jetzt die Oesterreicher eben­falls erfolgreich. Bei Suwalki drängen unsere Trup­pen den Feind zurück. Nur bei Warschau herrscht noch Ruhe, doch werden uns auch hier die nächsten Tage Aufschluß über die Kämpfe geben.

Der Gouverneur aus Warschau abberufen.

(S.C.V.) Berlin. 24. Okt. DasVerl. Tagebl." meldet aus Wien: Der Generalgouverneur von War­schau, Schilinski, wurde abberufen. Seine Funktionen hat General Essen übernommen.

Die polnische Legion.

(W.T.V.) Krakau, 25. Okt. (Nicht amtlich) Das BlattNaprzod" meldet: Die Lokalabteilung des nationalen Arbeiterverbandes beschloß in einer von mehreren tausend Personen besuchten Versamm­lung einstimmig den Beitritt zur polnisch-nationalen Organisation. Zugleich wurden alle Mitglieder zum Eintritt in die Legionen aufgefordert.

Die Russen in Lemberg.

(W.T.B) Wien, 24. Okt. (Nicht amtlich ) Der PetersburgerRjetsch" meldet aus Lemberg: Der Militärgouverneur Graf Bobrinski hat alle Vereine verboten und die Unterrichtsanstalten ge­schlossen. Um die russische Sprache rasch einzu- bürgern, werden kurzfristige Kurse für Lehrer ein­gerichtet. Der Stadthauptmann von Lemberg unter­sagte ausdrücklich alle Haussuchungen, Verhaftungen, Requisitionen und Konfiskationen ohne seine Zu­stimmung. Wie mag es da aussehen, meint das Wien. Korr.-Vur.", wenn ein solches Verbot not­wendig ist.

Russische Kriegsführung.

(W.T.V.) Wien. 24. Okt. Aus dem Kriegs­pressequartier wird gemeldet: Die Methode der russischen Kriegführung findet durch die aus zuver­lässiger Quelle stammenden Nachrichten neuerdings eine Illustration. Hiernach haben die Russen auf die Gefangennahme oder den Tod eines unserer Truppenfiihrer einen Preis von 89999 Rubel aus­gesetzt. Nun erklärt sich ein Attentat auf diesen Kommandanten, der glücklicherweise erfolglos blieb.

(W.T.V.) Wien.24.Okt. (Nichtamtlich). Die Neue Freie Presse" schreibt bei Besprechung des Anschlagsversuchs auf einen österreichischen Truppen­führer: England und Frankreich werden diesen Meuchelmordversuch sicher zu beschönigen oder zum mindesten zu verschweigen suchen. Es bleibt aber eine Schande für die Ententemächte, daß ihr Bundes­genosse eine Attentatsmacht geworden ist.

Rußland und Persien.

(W.T.B.) Konstantinopel, 24. Okt. (Nicht amt­lich.) Das persische BlattHäver" erfährt aus Te­heran: Der russische Gesandte hat bei Ueberreichung der russischen Antwortnote, in der mitgeteilt wird, daß Rußland seine Truppen aus Aserbeidshan nicht zurückziehen könne, die Erklärung abgegeben, daß, wenn der gegenwärtige Krieg sich weiter entwickle und wenn Persien die Neutralität bewahre, Rußland seine Truppen zurückziehen und die Unabhängigkeit Persiens gewährleisten werde. Die russische Ant­wortnote ist im persischen Ministerrat übel ausge­nommen worden. Der Ministerrat bereitet eine neue energische Note vor. Die ganze persische Nation bil­ligt die Haltung des Kabinetts.

(W.T.V.) Konstantinopel, 24. Okt. In den hier eingetroffenen persischen Blättern wird die refor- nratorische Tätigkeit der persischen Regierung auf allen Gebieten geschildert und unter anderem er­wähnt, daß zwei neue Gendarmerieregimenter in Aserbeidshan und Chorassan gebildet worden sind. Die Parteigänger des entlassenen Generalgouver- neurs von Aserbeidshan versuchten auf Antrieb von russischer Seite, Unruhen hervorzurfen, aber ohne Erfolg, da die Regierungstruppen gegenwärtig in­folge der Verminderung der russischen Truppenzahl an Zahl überlegen sind. Der russische Einfluß in Aser- veidshan nimmt täglich ab. Der Historiker Ahmed

Raffln beginnt im Tasvoir-i-Efkiar mit der Ver­öffentlichung einer Artikelreihe über die geschicht­lichen Traditionen, die die Ukrainer mit der Türkei verbinden, die eine Zeit lang über jenes Land ge­herrscht haben.

Auch auf dem

serbischen Kriegsschauplatz

sind unsere Verbündeten erfolgreich.

(W.T.B.) Wien, 24. Okt. (Nicht amtlich.) Vom 23. Okt. wird amtlich verlautbart: Die starken ser­bischen und montenegrinischen Kräfte, die seiner Zeit über die von Truppen entblößte Südostgrenze Bosniens eingedrungen sind und die einheimische moslimische Bevölkerung auch mit einer zügellosen Horde von plündernden und mordenden Freischaren heimgesucht haben, wurden am 23. Okt. nach drei­tägigem erbittertem Kampfe im Raume beiderseits der Straße Mekra-Negatice geschlagen und zu eiligem Abzug gezwungen. Die Details dieses Treffens, in dein unsere Truppen unvergleichlich bravourös ge­kämpft und den Gegner aus mehreren hinter ein­ander gelegenen befestigten Stellungen mit dem Ba­jonett wiederholt geworfen haben, werden wegen der im Zuge befindlichen weiteren Aktion der nächsten Berichterstattung Vorbehalten. Potiorek, Feldzeug­meister.

Serbiens letzte Reserven.

(W.T.V.) Saloniki, 24. Okt. Infolge seiner starken Verluste plant Serbien eine neue Aushebung von Männern bis zum Alter von 50 Jahren. Die Erbitterung der Bulgaren und Mohammedaner in Neuserbien gegen die serbische Verwaltung ist im Steigen begriffen. Drei serbische Völker im Bezirke Veles wurden von einer starken türkisch-bulgarischen Bande heimgesucht. Es fand ein heftiger Kampf mit serbischer Miliz statt. Beide Teile hatten empfind­liche Verluste.

Bon den Neutralen.

Portugals Neutralität.

(W.T.V.) London, 24. Okt. (Nicht amtlich.) Daily Chronicle" meldet, das kürzlich umlaufende Gerücht von einer Einmischung Portugals in den europäischen Krieg sei unbegründet.

(W.T.B.) Wien. 24. Okt. (Nicht amtlich.) In derNeuen Freien Presse" erklärt der Herzog Miguel von Braganza, die einzige vernünftige Haltung Por­tugals sei strikteste Neutralität!. Seine Ueberzeu- gung sei, daß Portugal, wenn es sich in diesem Welt­konflikt als teilnehmende Partei erklären sollte, eine Partie spielen würde, bei der es nur alles verlieren, aber nichts gewinnen könnte. Er halte den Krieg Oesterreich-Ungarns und seines Verbündeten für einen außerordentlich gerechten. Es würde ihm da­her doppelt schmerzlich fein, wenn ein großer Teil seiner Landsleute, geführt von unverantwortlichen Persönlichkeiten, sich für die Sache der Gegner er­klären würde.

Norwegischer Dampfer gesunken.

Christiania, 25. Okt. (Nicht amtlich). Der nor­wegische DampferHeimland" ist auf der Fahrt von Antwerpen nach England gesunken. Die Mann­schaft wurde gerettet.

Deutsches Reich.

pour le mLrile.

(W.T.B.) Berlin, 25 Okt. Der Reichanzeiger gibt bekannt, daß dem Generalobersten von Venecken- dorf und von Hindenburg, Oberbefehlshaber der 8. Armee, dem General der Inf. z. D. von Zwehl, Komm. General des 7. Armeekorps und dem General­major Ludendorff, Chef des Eeneralstabs der 8. Armee, der Orden pour le werbe verliehen worden ist.

Einzahluvgen der Kriegsanleihe.

(W.T.B.) Berlin, 24. Okt. Die Einzahlungen auf die Kriegsanleihen haben den Betrag von drei Milliarden überschritten.

Hochverräter.

(W.T.B.) Colmar, 24. Okt. Gegen den Privat­gelehrten Dr. Eugen Kühlmann aus Mühlhausen wurde die Untersuchungshaft wegen Hochverrats verhängt und gleichzeitig die Vermögensbeschlag« nähme verfügt. Kühlmann erscheint dringend ver­dächtig, daß er während des gegenwärtigen Krieges an die Presse neutraler Staaten Artikel gelangen ließ, durch die die Neutralen veranlaßt werden sollten, gegen Deutschland und seine Verbündeten die Waffen zu ergreifen, um Elsaß-Lothringen vom Deutschen Reiche loszureißen.

Unsere Helden in Kiautschou.

(S.C.B.) Frankfurt a. M.. 23. Okt. (Nicht amt­lich.) DerFranks. Zeig." wird aus Rotterdam ge­meldet: Die Festung Tsingtau ist von zwei japani­schen Kriegsschiffen und dem englischen Linienschiff Triumph" bis heute ohne Erfolg beschossen worden. Am 14. Oktober wurde dabei das Oberdeck desTri­umph" durch einen schweren Haubitzentreffer durch­schlagen. Das deutsche KanonenbootJaguar" ist leicht beschädigt.

(W.T.V.) Rotterdam. 23. Okt. (Nicht amtlich.) Aus Shanghai wird gemeldet: Sicherem Pernehmen nach ist der japanische Kreuzer Takatschie vor Tsing­tau nicht auf eine Mine gelaufen, sondern durch einen Angriff des Torpedobootes 8 90 vernichtet worden. Das Torpedoboot wurde nach dem Angriff 60 Meilen südlich Tsingtau auf Strand gesetzt und gesprengt. Die Mannschaft ist gerettet.

(S.C.B.) Berlin, 24. Okt. (Nicht amtlich.) Die Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Mit dem erhebenden Bewußtsein, daß deutscher Heldenmut sich auch im fernen Osten zu betätigen weiß, sind die Blicke des deutschen Vaterlandes auf das Häuflein tapferer Krieger gerichtet, die Klau tschau gegen den Rauban­fall der Japaner verteidigen. Alle Versuche des an Zahl weit überlegenen Feindes, unsere Stellungen zu erstürmen, sind gescheitert. Unerschütterlich ist der Mut der Besatzung, die getreu dem schlichten Ver­sprechen ihres tapferen Führers bis zum äußersten ihre Pflicht tun wird. Die Ernüchterung Japans wird wohl erst kommen, wenn es versuchen wird, den jetzigen Bundesgenossen nach geleistetem Vasallen­dienst die Rechnung zu präsentieren. Sollte die kleine Schar unserer braven Verteidiger der Uebermacht der Feinde und dem Uebergewicht ihrer schweren Artil­lerie schließlich erliegen, so wird ihr Ende ruhmvoll sein und in dem Gedenken des deutschen Volkes wer­den die Braven von Tsingtau ewig fortleben.

Bon der Besetzung Samoas.

(W.T.B.) Berlin, 23. Okt. (Nicht amtl.) Zur Besetzung Samoas durch die Engländer schreibt der Direktor des Museums für Völkerkunde in Berlin, Professor v. Luschan, in einem aus Pago-Pago, dem Hafen der amerikanischen Samoa-Insel Tutuila, an den Staatssekretär des Reichskolonialamts, Dr. Solf, gerichteten und von Honolulu aus gesandten Brief folgendes: Vielleicht darf ich auch milteilen, wie die hiesigen Amerikaner voll Begeisterung von dem Lei­ter der deutschen Funkenstation in Apia erzählen, der im letzten Augenblick seinen Apparat unbrauch­bar gemacht und der die Engländer ausgelacht habe, als sie ihm 100 000 Mark boten, wenn er ihnen den Apparat in Ordnung brächte. Noch mehr aber hätte er den Leuten ins Gesicht gelacht, als sie ihm mit Er­schießen drohten. Der wackere Deutsche namens Hirsch, ein Angestellter der Deutschen Südsee-Gesell­schaft für drahtlose Telegraphie, ist schließlich von den Engländern aus Samoa weggeführt worden.

Die Beute der Schlacht bei Tannenberg.

(S.C.B.) DerBerliner Lokalanzeiger" meldet aus Rotterdam: Der Kriegsberichterstatter des Nieuwe Rotterdamsche Courant", der das Schlacht­feld in Ostpreußen besuchte, berichtet, daß die Beute von Dannenberg so gewaltig gewesen sei, daß die Deutschen 1620 Güterwagen brauchten, um sie fort­zuschaffen.

Gefangene in Deutschland.

(W.T.B.) Berlin, 25. Okt. Bis zum 21. Okt. waren in den deutschen Kriegsgefangenenlagern

untergebracht:

Franzosen 2472 Offiziere, 146897 Mann Russen 2164 104524

Belgier 547 31378

Engländer 218 8669

darunter 6 französische, 18 russische Generale (ein­schließlich 2 kommandierende Generale) und 3 belgische Generale, alles in allem also bis zum 21. Oktober 296869 Gefangene. Dazu kommen etwa noch 200000 Gefangene, die Oesterreich in den

galizischen Kämpfen gemacht hat, so daß die Ge­samtsumme 500000 Mann beträgt.

Aus Stadt und Land.

Talw, den 26. Oktober 1914.

Kreuzritter.

Jul. Küchle aus Calw, Leutnant d. R. im 14. bayr. Jnf.-Rgt. Emil Wengert aus Calw, liegt schwer verwundet in Villingen.

Verluste des Oberamtsbezirks Ealw.

(Amtliche württembergische Verlustliste Nr. 44 und 45.)

Brigade-Ersatz-Bataillon Nr. 81. ,

Landwehrmann Heinrich Schuhmacher aus Gechingen verw. Landwehrmann Michael Volz aus Oberkollbach, verw.

Infanterie-Regiment Nr. 180 Tübingen-Gmünd.

Reservist Otto Egner aus Mthengstett, gefallen. Schütze Eugen King et er aus Calw gefallen. Vizefeldwebel d. R.