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entsprechende Aufträge zur Milderung der Wirtschaftskrise vergeben zu können. An Verkehrs- und Betriebsverbesserungen sind zu erwähnen, daß die Eüterzüge durchweg wesentlich beschleunigt sind, das Netz der Eilgüterzüge ist erweitert und verdichtet, die Bildung geschloffener Güterzüge auf große Entfernungen wird besonders gefördert. Die Verbesserungen könnten ohne wesentliche Mehraufwendungen durch Ausnutzung der neueren technischen Möglichkeiten erreicht werden. Die weitere Durchbildung der Sicherheitseinrichtungen, besonders der Versuche zur Verhinderung des Ueberfahrens der Haltesignale ist irr fortschreitender Entwickelung begriffen.
Der ständige Personalstand ist auf 689 831 Köpfe im Januar 1926 zurückgegangen. Gebilligt wurde vom Verwaltungsrat die zum 1. April vorgeschlagene Einführung einer Krankenversicherung für Reichsbahnbeamte, die den Interessen der männlichen und weiblichen Reichsbahnbeamten und nichtversicherungspflichtigen Angestellten und deren Familienangehörigen wertvolle Vorteile sichern, wie Zusätze zu den Kosten der ärztlichen Behandlung, freie Arznei und Heilmittel, Zuschüsse zur Zahnbehandlung und Zahnersatz, Zuschuß zu den Kosten bei Krankenhausbehandlung, bei Wochenhilfe und einen Zuschuß bei Todesfall des Mitglieds und seiner Ehefrau.
Die Entscheidung des internationalen Schiedsgerichts zur Auslegung des Dawesplanes
Haag, 24. März. Das internationale Schiedsgericht zur Auslegung des Dawesplanes hat heute vormittag in öffentlicher Sitzung entschieden, daß die für soziale Versicherungen in Elsaß-Lothringen und Oberschlesien an Frankreich und Polen zu leistenden Beträge in den Zahreszah- lungen des Dawesplanes einbegriffen sind. Auch die für zivile und Militärpensionen in Elsaß-Lothringen von Deutschland zu leistenden Beträge sollen in den Jahreszahlungen des Dawesplanes einbegriffen sein. Das Schiedsgericht hat dagegen entschieden, daß die Restitutionen, die von Deutschland für eine Reihe verschiedenartiger Gegenstände und Wertpapiere zu leisten sind, nicht in den Dawes- anuitäten einbegriffen sind. Auch der von Deutschland Großbritannien geschuldete Betrag von 14185 Pfund Sterling 9 Sh. 8 p für Kohlenlieserungen an den Dampfer „Jerusalem" sind nach der Entscheidung des Schiedsgerichtshofes nicht mit in den Jahresraten einbegriffen. Hinsichtlich der Frage, ob die Jahreszahlungen auch die Beträge umfassen, die durch das zur Ausführung des Artikel 92 des Versailler Vertrages (Regelung der Zivil- und Militärpensionen) zwischen der deutschen und der polnischen Regierung abgeschlossene Abkommen vom 9. Januar 1920 festgelegt worden sind, mit in die Jahreszahlungen einzurechnen sind, hat sich das Schiedsgericht zur Zeit zu einer Entscheidung außer Stande erklärt.
Deutscher Reichstag
Die Rot Lsndwtrtschaft
Berlin, 24. Mürz.
Am Mittwoch stand am der Tagesordnung die zweite Lesung d«» Laushalts des Reichsministeriums für Ernährung und Lauda «irtschakt. Verbunden damit war ein Gesetzentwurf über die Gewährung von Darlehen zur Hebung der landwirtschaftliche« Erzeugung und eine Vorlage zu: Aufhebung der Verordnung über Kartoffeln, ferner 22 Anträge aller Parteien.
Aüg. Dietrich-Baden (Dem.) berichtet über die Verhandlungen des Ausschusses, der u. a. zur Behebung der Kreditnot eine Ermäßigung des Zinsfußes von 7,5 Prozent auf 5,5 Proznt fordert und der emvsiehlt, den Eütermarkt aufmerksam zu verfolge». Bei Zwangsverkäufeu namntlich grober Güter soll die Möglich-
Lies Rainer.
Geschichte einer Ehe von Leontine v. Winterfeld, Copyright by Greiner L Co., Berlin W. 30. Nachdruck und UebersetzungSrecht in fremder, Sprache« Vorbehalte«.
1V. Fortsetzung.
Furchtbar einfach. Das einfachste Gesetz in der Physik, daß sich die entgegengesetzten Elektrizitäten an- ziehen, die gleichnamigen aber abstoßen. Damit ist für mich das ganze Verhältnis zwischen Mann und Weib erklärt, lind das nennen die Sentimentalen Liebe. Und dazu gehörst auch du, kleine Lies."
Lres hatte vor Schreck die Schere fallen lassen.
,Ha, aber beste Gisela, womit erklärst du dann aber dar, wie du behauptest, meist eintretende Aufhören dieser Anziehungskraft? Solange diese Elektrizitäten verschieden sind, müssen sie sich doch immer anziehend
„Doch nicht, kleine Lies. Elektrische Ströme sind unberechenbar."
Jetzt sprang Lies auf. Ihre Augen flammten.
„Gisela verzeih mir, — aber — du bist total — überspannt,"
„Sage doch ruhig verrückt, Kleine, denn das findest du fa doch. Uebrigens — um auf ein anderes Thema zu dämmen — du nähst ja noch immer keine Windeln?"
Lies wurde dunkelrot. Sie begriff als junge Frau ! diesen frivolen Ton ihrer Schwägerin einfach nicht.
„Himmel, mach nur nicht solch empörtes Gesicht, wir find doch unter unS. Im Grunde kann ich dir ja nur gratulieren. Ich denke eS mir den schwersten Schicksals- schlag, ein Kind zu haben."
Aus und ab wippte die Frau Doktor die Lackspitze chreS zierlichen, schmalen Schuhe».
Lies war blaß geworden.
„Wie du jetzt redest, Gisela, da» ist Sünde. Vielleicht rst er gerade da», was dir fehlt, da» Muttersein."<
„Um Gotterwillen. Kleine! Ich und Mutter! — Nie, — ich glaube, ich würde verrückt.^
^ 'Ha? haben schon viele gesagt und fiud «achh« die beste» Mutter geworde«.^
keit dos Ankaufes durch das Reich erwogen werden. Weiter wird verlangt die Förderung der gewerblichen Verwertung des Spiritius, die Anlage von Versuchsanstalten und Lehrgüteru zur Hebung der landwirtschaftlichen Porduktion. Angeregt wird, den Bau von Fischdamvfern mit Gefriereinrichtungen zu fördern.
L.inister für Ernährung «nd Landwirtschaft Saslinde weift darauf hin, dab die Landwirtschaft schwere Jahre habe durchmachen müssen. Trotzdem habe sie aus dem verhungerten Boden das letzte herausgeholt, und damit eine Hungersnot verhindert und uns dem Ziele näher gebracht: Der Ernährung des Volkes aus eigener Scholle. Durch die Festigung unserer Währung haben wir eine neue solide Grundlage zum Weiterbau erhalten. Der Minister bespricht dann die gegenwärtige schwierige Lage der Landwirtschaft, besonders die Kreditnot. Er sagte Hilfsmaßnahmen für die Landwirtschaft zu. Durch die weitere Beschränkung der Einfuhr ausländischer Nahrungsmittel müsse die deutsche Handelsbilanz aktiviert werden. Während früher Industrie und Landwirtschaft in frischem Wettkampf standen, geht es jetzt um die Existenz unserer Landwirtschaft. Bei der letzten Zollvorlage habe die Landwirtschaft nur einen ungenügenden Zollschutz erhalten, der ihr bei den Ernteverhältnissen keinen Nutzen bringen konnte. Beim Abschluß der Handelsverträge sei die Landwirtschaft weiter geschädigt worden. Der Minister erklärt, er werde sich persönlich dafür einsetzen, daß die Landwirtschaft bei künftige« Handelsvertragsverhandlungen die notwendige Berücksichtigung ihrer Notlage finde und daß ihr der erforderliche Zollschutz nicht versagt werden. (Beifall rechts.) Die Landwirtschaft habe unter der gegenwärtige« Wirtschaftskrise am meisten selitte«. Die Hilfe muffe von der Kreditseite kommen. Angesichts der gegenüber der Vorkriegszeit unerträglich gestiegenen Verschuldung der Landwirtschaft seien die bisherigen Kredite rnr Ablösung der teueren kurzfristigen durch langfristige Realkredite nicht ausreichend. Mit allem Nachdruck fei das Ministerium an der Arbeit, die Hilfe auf diesem Gebiet zu verstärken. (Beifall.) Für einen Teil der überschuldeten Betriebe werde bis zur nächsten Ernte Hilfe kaum noch möglich sein, aber man werde wenigstens das Eros der Landwirtschaft über die schlimmste Zeit hinwegbringen können. Eine ausreichende Finanzierung der Düngemittelbestellung werde voraussichtlich möglich sein. Sehr wichtig wäre für die Landwirtschaft in erster Linie die Belebung der Kaufkraft des inneren Marktes und an die Schließung der jetzt abnorm auseinandergehenden Preissvbäre. zwischen industriellen und landwirtschaftliche« Produkten. Die notwendige Steigerung der landwirtschaftlichen Produkte brauche nicht zu einer Belastung der Verbraucher führen, denn gerade hier könne die Spanne zwischen Erzeuger- «nd Verbraucherpreisen sehr vermindert werden. Den Maßnahmen der Steigerung des deutschen Eetreideabsatzes, vor allem des Roggenverbrauches werden wir rede Unterstützung gewähren. Die Pferdezucht ist nicht zurückgegangen; aber die Einfuhr hat sich stark vermindert. Der Fleischverbrauch der Bevölkerung hat sich schon wieder auf 88,4 Prozent des Vorkriegsoerbrauchs gesteigert. Die Versorgung mit Gefrierfleisch ist ausreichend. Seht beunruhigend ist die außerordentlich gestiegene Einfuhr von Milch- und Molkereiprodukten. Der Einfuhrüberschuß a« Milch betrug im Jahre 1925 538.702 000 gegen 188.000 000 im Jahre 1S13. (Hört!)
Ein ausreichender Zollfchatz für Butter »nd Käse wird zur Steigerung des heimischen Milchabsatzes unvermeidlich sein. (Beifall rechts) Wir wollen alles tun, um diesem Betriebszweig Nl helfen. Geradezu verzweifelt ist der Fall der Lage des deutschen Weinbaues. Die Reichsregierung ist weiter bestrebt, wirksame Hilfe zu schäften. Sie hat sich trotz finanzvolttischer und sachlicher Bedenken mit der Aufhebung der Weinsteuer einverstanden erklärt. (Beifall.) Der deutsche Zuckerrübenbau bedarf größeren Schutzes gegenüber dem künstlich gesteigerten Zucker- exvort anderer Länder. Die deutsche Heringsflotte soll vergrößert und verbessert werden. Die weitere Intensivierung unserer Landwirtschaft mit dem Ziel größtmöglichster Steigerung der heimischen Erzeugung ist eine vaterländische Pflicht und ein volks-, wirtschaftliches Gebot. Durch die Zuführung weiterer 3S Mil- , lionen aus den lleberschüssen der Reichsgetreidestelle sollen mindestens 200 000 Hektar an ertragreichem Kulturland geschaffen werden. Weitere 15 Millionen sollen der landwirtschaftlichen Siedlung im Osten dienen. Die Reichsregierung will der Lanb- wirtschaft nicht nur über dir gegenwärtige Notlage hinweghelfen, stMdern ihr auch eine» gesunden Aufstieg für die Zukunft sichern.
,F), wie du weise bist, Keine Lies ! Mer' fleh maft eS beansprucht, daß sich das ganze Haus darum dreht, die Mühe mit Pflege, Wartung, ewigem Geschrei — um Gotteswillen! Ich würde total wahnsinnig."
Lies konnte nicht antworten.
„Arme, arme Frau!" dachte sie nur immerzu, „arme Frau !"<
Sie hätte ihr antworten, sie widerlegen mögen, aber es widerstrebte ihr, ihr Heiligstes so prerszugeber. Und sie schwieg.
„Apropos, da hätte ich beinahe die Hauptsache vergessen!" ries Gisela und stand auf.
„Du und Knut möchtet doch morgen abend gemütlich zu uns kommen. Das heißt, Trusts Zuhausesein ist sa immer der reine Zufall- Aber vorläufig ist er morgen abend frei. Nicht wahr, ihr kommt?'"
Lies nickte.
„Ja, Gisela, ich denke, daß Knut nichts anderes vor hat." „Dann adieu und auf Wiedersehen!"
Da brachte Lies die andere vor die Tür und atmete erleichtert auf, als sie sie die Treppe Hinunterrauschen sah.
Und ging dann langsam zurück durch ihre lieben, kleinen Stuben. Wo sie jedes Stück selber zusammen mit Mutter ausgesucht hatte oder mit hergebracht aus ihrem Mädchenstübchen in Ntlmer. Die Bilder der Ihren auf ihrem Schreibtisch, das große Aquarell von Nilmer, das ihr Ellen zur Hochzett gemalt, das bunte Fußkissen vor ihrem Nähtisch, das Großmutter noch mit zitternden Hände:, für ihr Enkelkind gestickt — alles hatte seine eigene, heimliche Sprache und hatte ihr etwas zu sagen, liebe, süße Worte aus der Heimat, aus der Mädchenzett.
Langsam ging Lies zum Balkon zurück, wo ihre Näharbeit noch lag. Sie setzte sich wieder in den tiefen Korb- sefse' und wollte fleißig sein.
Aber ihre Hände sanken in den Schoß und ihr Blick ging über die grünen Baumwipfel hinweg auf den flimmernden Schloßteich. Wie war das möglich, daß ein Weib, eine junge Frau so sprechen konnte wie Gisela? Was eS nicht das Heiligste auf Gottes großer, wunder- barer Erde, das winzige. ' n,e. unscheinbare Wörtchen: Mutterschaft? War der Ge. unke nicht sv groß, so be- rauschend, jo unfaßbar — unter seinem Herzen tragen
Abg. Roi>^.. — -—-ün (Soz.) bezeichnet die Schilderung
der Lage der Landwirtschaft durch den Minister als zu pessimistisch. Es sei Lochst bedenklich, wenn jetzt gewaltige Summen aus Reichsmitteln einzelnen Eruvven der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Ein Zusammenbruch ist festzustellen bei der Arbeiterschaft, wo Millionen vollständig um ihre Existenz gebracht worden sind. (Sehr war bei den Soz.) Wenn die Arbei- rerschaft so nach Reichshilfe schreien würde wie die Landwirt, schaft, dann hätte sie mehr Berechtigung dazu. (Beifall bei den Soz.) Der vom Minister geforderte höhere Zollschutz ist kein geeignetes Mittel zur Hilfe für die Landwirtschaft. Am wichtigsten wäre eine Verbesserung der Produktionsmetboden der Landl Wirtschaft.
Württembergischer Landtag.
Stuttgart- 24. März.
Der Landtag beriet in erster Lesung den Gesetzentwurf Sbc> Vereinfachung der Staatsverwaltung in Verbindung mit de, Gesetzentwürfen über das Staatsministerium und die Ministe, rien, sowie über die Aufteilung des Oberamtsbezirks Weinsberg. Die Tribüne war dicht besetzt und am Regierungstisch hatten sämtliche Minister Platz genommen.
Präsident Körner gab zunächst folgende von dem Abg. Rath (D. Vv.) beantragte Entschließung bekannt: Das Staatsministerium zu ersuchen, dem Landtag in tunlichster Zeitkürze einen das ganze Land umfassenden Plan über die Neueinteilung der OLeramtsbezirke nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten und Ver- kebrszusammenbängen vorzulegen, der das Bestreben erkennen läßt, möglichst Amtskörperschaftsverbände zu schaffen, die vev- möge ihrer Leistungsfähigkeit den erhöhten Anforderungen, die die Gegenwart an diese Verbände stellt, vollauf gewachsen sind.
Dann ergriff Staatspräsident Bazille das Wort, dessen schwache Stimme erkennen lieb, daß er die schwere Krankheit noch nicht voll überwunden hat. Er führte aus, daß in seine Zuständigkeit nur die beiden ersten Gesetze fallen, während das letztere rm Ministerium des Innern vertreten werde. Ein Abbau von weiteren 1000 Beamten durch die Vereinfachung ist nicht möglich. Pei den Lehrern kann mau nicht weiter abdauen und bei der Schutzpolizei obne Gefährdung der öffentlichen Sicherheit auch nicht. Trotzdem muß der Landtag der Frage der Vereinfachung näher treten, wert Ersvarnisse gemacht werden müssen, auch wenn sie gering sind. Zunächst muß man mit der Vereinfachung bei der Zentralverwaltung'anfangen. Hier sind nach der Verfassung vier Gesetze notwendig, das bereits vorliegende über das Staatsministerium und die Ministerien, ferner ein Gesetz über den Rechnungshof, wovon die Regierung jedoch absieht, weil die Neuorganisation teurer wäre als der alte Zustand, weiterhin ein Gesetz über die Versorgung der Hinterbliebenen der parlamentarischen Minister, das in Ausarbeitung begriffen ist, und schließlich ein Gesetz über die Vereinfachung der Staatsverwaltung bezüglich der Landesmittelbebörden, das gleichfalls vorliegt. Das Gesetz über das Staatsmrnisterium hält im weesntlichen das aufrecht, was bereits rechtens war. Neu ist nur die Zusammenlegung des Arbeits- und Ernährungsministeriums zu einem Wirtschaftsministerium. Was das Gesetz über die Aushebung kollegialer Organisationen und Landesmittelstellen enthält, könnte die Regierung auch obne Gesetz durchführen. Es handelt sich hier nicht um ein diktatorisches Ermächtigungsgesetz wie 1921, auch ist keine Zweidrittelmehrheit notwendig. Wenn die Regierung trotzdem einen Gesetzentwurf vorlest, so lediglich im Hinblick auf beamtenrechtliche Bestimmungen, zu deren Aenderung die Zustimmung des Landtags notwendig ist. Sollte das Zentrum Befürchtungen hegen wegen Aufhebung des Katholischen und Evangelischen Oberschulrates, so kann man ja diese Behörden von der Aufhebung ausnehmen. (Zuruf: Die Konzession an das Zentrum!) Wenn aber das Gesetz über die Landesmittelstellen abgelehnt wird, so ist das auch kein Unglück. Die Regierung wird dann aus eigener Machtvollkommenheit das durchführen, was sie für richtig hält.
zu dürfen das Süßeste, Heiligste, was man von ihm, dem man Leib und Seele dahingegeben zum ewigen Eigentum? Von ihm, dem man seine erste bräutliche Liebe geschenkt, die dann wuchs und wuchs zu einer Liebe, die nimmer aufhören könnte? Lag nicht in dem Worr „Mutter sein" eine Fülle von namenlosem Glück? Wer auch von heiligster Pflicht und höchster Verantwortung? Verantwortung einem kleinen, willenlosen Wesen gegenüber, dem man das Leben, dieses wundersame Rätsel, aufzuzwingen im Begttff stand?
Heilige Hände sollen Mutterhande sein, die ein Kind zuerst hineinführen ins rätselhafte Dasein.- Heilige Herzen sollen Mutterherzen sein, die ihr Kind, ihr neugeborenes schon, emportragen im Gebet vor das Antlitz dessen, der sie segnet in so großer, wunderbarer, unfaßlicher Weise. Heilige Seelen sollen Mutterseelen sein, beim in ihnen ruht der Keim der zukünftigen Seele ihres Kindes. Der Keinen, scheuen, fremden, unbeholfenen Kindesseele, die sie geweckt haben aus dem Nichts zum Leben. Heilige Monde sollen die Monde sein, in denen die Mutter zweites Leben wachsen fühlt unter ihrem Herzen. Heilige Gedanken, großes, tiefes, reines Sinnen soll es sein, was diese Zeit einer Mutter Seele füllt, denn sie gibt das Gepräge für Anlage und Charakter des kommenden Kindes. Hier erst gelangt das Prieste- rinnenamt des Weibes zur höchsten Entfaltung seiner sittlichen Macht und Größe. Denn die Mütter tragen die Zukunft und mit ihr das Glück der Menschheit.
lieber den Schloßteich her kam ein süßer Duft von blühendem Jasmin. Dicht übers Wasser schossen di« jauchzenden Schwalben. Lies saß noch immer regungslos, die Hände im Schoß gefaltet.
Da klang ein Schritt nebenan.
Aus der Schwelle der Balkontür stand Knut.
Er beugte sich über sie und küßte sie.
„Liebling, wovon träumst du?""
Da sah er Tränen in ihren Auge«. Fest, fest an iftn Herz schmiegte sie sich und legte ihren Mund dicht a» sein Ohr.
„Von unserem Kind."
Im Garten aber zwitscherte traumverloren eine Amsel.
(Fortsetzung folgt.)