SchwarzwAöer Tageszeitung

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Nr 13

I

Alteustetg» Montag dru 18. Januar

S«S!

1926

Eine vaterländische Rede Dr. Stresemanns.

München» 17. Jan. Reichsaußenminister Dr. Strese- mann sprach heute hier im Rahmen einer von der Deut­schen Volkspartei im Odeonsaale veranstalteten Reichs­gründungsfeier. Unter Bezugnahme auf die Ausführungen des bayerischen Staatsrats Dr. Schmelzte, der Bismarcks Mäßigung und Klugheit in der Behandlung der Bundes­staaten gerühmt hatte, zeichnete der Reichsaußenminister ein Bild jenes von dem deutschen Volk oft mißverstandenen Bismarck, der in seiner Außen- und Innenpolitik nicht der Mann der Gewalt, sondern der Mann der Rücksichtnahme auf kommende Ereignisse und der Mann der Erhaltung des europäischen Friedens gewesen sei. Bismarcks Aus­spruch:An einem Zufriedenen Bayern und Sachsen liegt mir mehr als an 1VV Paragraphen" gelte auch für die Ge­genwart. Nur solle man auch daran denken, daß diese Zu­friedenheit ebenfalls nicht durch Paragraphen zu erreichen sei, sondern in jenem Gefühl der Zusammengehörigkeit des Reichs und der in ihm vereinigten deutschen Stämme, das uns als wichtigstes Aktivum aus dem Zusammenbruch des verlorenen Krieges geblieben sei.

Die Aufgabe der Gegenwart sei, in Deutschland das In­strument von Staat und Volk in der Einheit zu erhalten, um es für die Erringung einer besseren deutschen Zukunft einsetzen zu können. Dazu gehöre eine einheitliche natio­nale Politik, die aber des Wortes von Eneisenau sich be­wußt sein müsse, daß der nationale Instinkt unserer Mas­sen nicht zum geringsten Teil deshalb so ungenügend ent­wickelt sei, weil ihnen der nationale Gedanke zu oft in einer Form entgegentrete, der sie abstoße, und weil sie gar- nicht zu haben war für die offizielle und konventionelle Form, die der nationale Gedanke in unseren bisher führen­den Schichten eingenommen hatte.

Wer die nationale Einheit wolle, dürfe nicht zwei Deutschland formen, von denen das eine dem anderen das nationale Empfinden abspreche. Der Schützengrabengeist habe auch keine Einteilung in Parteien gekannt. Und wie sehr wir in Fällen der Not einander brauchten, hätten die Abstimmungen in den deutschen Laudesteilen bewiesen, in denen sich das deutsche Volk ohne Unterschied der Parteien zu einent großen einheitlichen Bekenntnis für sein Deutsch­tum zusammengefunden habe. Jeder Mensch habe in sich Las Blutgefühl für seine Heimat, sein Land und sein Volk. Aber der Gott, der dieses Gefühl allen Menschen gegeben habe, habe keiner Schicht und keiner Partei in Deutschland das Privileg verliehen, es für sich allein in Anspruch zu nehmen, und es anderen Volksgenossen abzusprechen.

In seinen weiteren Ausführungen gab Dr. Stresemann eine Darlegung der Grundgedanken, die zu dem Dawesab- kommen und zu Locarno geführt hätten. Wer heute die Arbeitslosigkeit» das Elend und die Kreditnot auf das Tawesgutachten zurückführe, fälsche bewußt oder unbewußt die geschichtliche Entwicklung. Wenn die frühere Willkür der von Deutschland erzwungenen Reparationen aufrecht­erhalten worden wäre, hätten wir wahrscheinlich diesen Winter überhaupt nicht überstanden. Ohne das Dawes- abkommen wäre die deutsche Währung nicht haltbar ge­wesen. Die Investierung fremden Kapitals in Deutsch­land sei bei dem Mangel an Sparkapital eine Notwendig­keit und schaffe im übrigen eine Interessengemeinschaft, die auch der deutschen Politik nützen könne. Weder das Dawes- abkommen, noch Locarno seinen endgültige -Lösungen für alle Zeiten, aber sie seien wichtige Etappen auf dem Weg zu einem Frieden, unter dem allein wir ebenso wie andere Völker vorwärtskommen könnten. Der Pressismus, der unsere Lage als unverbesserbar ansehe, sei, gemessen an der Entwicklung der letzten Tage ungerechtfertigt und im übrigen auch geeignet, uns im Auslande zu schädigen, an­statt uns zu nützen. Der wankende Glaube an die endgül­tige Lösung der Reparationsfrage durch das Dawesab- kommen sei im übrigen im Ausland gegenwärtig stärker verbreitet als im Inlands.

Bei tlqer Kritik der Höhe der Leistungen solle man nicht vergessen, welche Bedeutung die Transferbestimmungen des Abkommens für die deutsche Währung und Wirtschaft be­säßen. Ob Locarno für die weitere Entwicklung des Ver­hältnisses Deutschlands zu den anderen Staaten die Vor­teile bringe, die davon erwartet würden, könne in dieser Stunde von niemand gesagt werden. Töricht sei es jeden­falls, 8 Wochen nach Unterzeichnung eines Vertrags, der

noch gar nicht in Kraft getreten sei, sonder« erst nach dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund rechtsgültig werde, ein abschließendes Urteil über seine Auswirkungen fällen zu wollen.

Die Räumung der nördlichen. Rheinlandzone solle man nicht nur vom Standpunkt der dadurch geschaffenen Er­leichterungen für diesen Teil des besetzten Gebiets, son­dern vom geschichtlichen Gesichtspunkt der damit erfolgten Erschütterung und Wendung der einst von Foch und Cle- menceau betriebenen Rheinlandpolitik würdigen. Man könne wohl betonen, daß die Aufhebung des Delegierten­systems, die in Aussicht gestellte weitgehende Verminde­rung der Gendarmerie und viele andere Erleichterungen ebenso anzuerkennen seien, wie die deutsche Regierung kei­nen Zweifel darüber lassen könne, daß sie eine Lösung der Frage der Stärke der Besatzungstruppen in der von dem Daily-Telegraph" angegebenen Weise nicht annehmen könne.

Der Reichsaußenminister ging dann auf das Eintreten Deutschlands für die deutschen Minderheiten in Europa ein. Er bezeichnet dieses Eintreten als eine Pflicht des Deutschen Reichs und beendete seine Ausführungen mit einem Ausblick aus die in den letzten Tagen in Deutsch­land vor sich gegangene Entwicklung, die eine fortschreiten­de Bemühung gewesen sei, und die einer unberechtigten ^ ___ __

Kritik oft dadurch unterliege, daß man wohl alles vor sich Ordnung der Finanzen und des Geldwesens sei unter allen

Deutscher Botschafterschritt wegen der Besatzungsfrage» Berlin, 16. Jan. Die deutschen Botschafter haben, wie di« B. Z. am Mittag" meldet, von der Reichsregierung den Auftrag erhalten, die Regierungen, bei denen sie accredi- tiert sind, um Aufklärung über die Nachricht betreffend di« geplanten Truppenverlegungen im besetzten Gebiet zu bit­ten. Die Botschafter werden bei dieser Gelegenheit nicht verfehlen, darauf hrnzuweisen, daß die geplante Ueber- laftung der 2. und 3. Zone mit den aus der ersten Zone entfernten Truppen als ein Verstoß gegen die Bestimmun­gen des Friedensvertrages und gegen di« vereinbarte« Rückwirkungen anzusehen ist.

Sinkende Einnahme der Reichsbahn Berlin, 16. Jan. Wie dieB. Z. am Mittag" meldet, nehmen die Einnahmen der Reichsbahn in außerordentlich starkem Ilmfange fast von Tag zu Tag ab. So ist am ver­gangenen Donnerstag mit einer Tageseinnahme von 18,1 Millionen Mark die niedrigste Ziffer seit Bestehen der Reichsbahngesellschaft zu verzeichnen. Wie außerordentlich dieser Rückgang ist, geht daraus hervor, daß im Dezember trotz der scharfen Wirtschaftskrise immerhin noch ein Mo­natsdurchschnitt von 15 Millionen Mart Tageseinnahme errechnet wurde (November 16,1, Oktober 16,5 und Juli 17.2).

Die österreichisch; Regierungserklärung Wien, 16- Jan. In der Regierungserklärung im Natio­nalrat führte Bundeskanzler Dr. Ramek aus: Die errungene

sehe, was erreicht sei, aber verkenne, welcher Weg in har­tem Kampf zurückgelegt worden sei. Aus Liebe und Güte für Deutschland werde uns niemand Erleichterungen ge­währen.Wir werden", so schloß Dr. Stresemann,weiter kämpfen müssen, Tag für Tag und Schritt für Schritt. Aber ein Recht, diese Politik zu kritisieren, habe nur» wer andere Wege zu weisen vermag. Wer das nicht kann, würde unsere Außenpolitik zu jener passiven Planlosigkeit verurteilen, die Bismarck mit Recht als untragbar für ein Land in Deutschlands Lage schon zu Zeiten erklärt hat, wo diese Lage eine bessere gewesen ist als diese, in der wir leben."

Die Versammlung, der viele Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden beiwohnten, stimmte dem Redner in stürmischen Kundgebungen zu. Die Feier endete mit dem Deutschlandlied und einem von General v. Schoch ausge­brachten Hoch auf das deutsche Vaterland.

Neues vom Tage.

Die Regierungsbildung.

Umständen aufrechtzuerhalten. Zur Beseitigung des Kapital, und Kredit-Mangels würden Verhandlungen mit auslän­dischen Banken zur Gewährung langfristiger Kredite zu führen sein. Die Regierung werde sich bemühen, die Kredit­reste aus der Völkerbnudsanleihe zur Anlage im Innern freizubekom-men. Auch die Freigabe der österreichischen Gut­haben in den Vereinigten Staaten, für die sich die Aus­sichten gebessert haben, würden der Wirtschaft einen merk­lichen Zufluß bringen. Die Landwirtschaft würde durch ge­wisse Spszialmaßnahmen gefördert werden. Die Zollpolitik der Regierung müsse den Erfordernissen des neuen Zoll« tarifes und den Handelsverträgen angepaßt werden. Zur Ausgleichung des Unterschiedes zwischen dem österreichischen Aollnivean und dem der anderen in Betracht kommenden Regierungen werde die Regierung in der nächsten Zeit die Erhöhung einiger Positionen des autonomen Zolltarifes beantragen. Mit Deutschland, Polen, der Tschechoslowakischen Republik und anderen Staaten würden Zusatzverträge be­raten werden. Wir wissen, so schloß der Bundeskanzler, daß unsere Wirtschaft und Zollpolitik sich letzten Endes nach dem Gang der europäischen und Woltwirtfchastsentwicklung richten muß.

Schaffung einer Bundesreservebank für Europa? London, 16. Jan. Der Vertreter derMorning Post" in Neuyork schreibt: Von den zahlreichen Gerüchten, zu oenen Berlin» 16. Jan. Die Erörterungen zwischen dem mit s die Amerikareise des Gouverneurs der Bank von England

der Bildung einer neutralen Regierung der Mitte beauf- ^

" v » , würdigste: Mit Rücksicht aus die Tatsache, daß Amerika und

tragten Reichskanzler Dr. Luther und den Vertretern der .

Zentumspartei, de Deutschen Volkspartei, der Deut-demo-

kratischen Partei und der Bayerischen Volkspartei sind

heute nachmittag zu Ende geführt worden. Es darf damit

gerechnet werden, daß im Laufe des Montags sämtliche

Grundlagen für die endgültige Entscheidung vorliegen.

Berlin, 17. Januar. In der achten Abendstunde wurde gestern im Reichstag folgende Ministerlifte als wahr­scheinlich genant:

Reichskanzler: Dr. Luther.

Aeußeres: Dr. Stresemann, D.V.

Inneres: Koch» D.d.P.

Wirtschaft: Bürger-Köln, Z.

Finanzen: Reinhold, D.d.P.

Ernährung: Hepp» B.V.

Arbeit: Dr. Brauns, Z.

Verkehr: Dr. Krone, D.B.

Justiz und besetzte Gebiete: Dr. Marx, Z.

Post: Stingl, B.V. ^

Reichswehrminister: Dr. Geßler.

Großbritannien die einzigen Nationen seien, die Darlehen gewähren könnten, sollen, wie man behauptet, die vereinig­ten Bankhtlfsyuellen der beide« Länder benutzt werden, um eine Buudesreseroebank für Europa zu errichten, die den Nationen in Wirtschaftlicher Beziehung auf die Beine helfen und dadurch eine Steigerung der Nachfrage nach Fabrik­waren Hervorrufen soll. Die nächsten Bemühungen dieser europäischen Bundesreservobank würden sich wahrscheinlich auf Deutschland erstrecken, das im letzten Oktober zum ersten Male seit dem Kriege eine günstige Handelsbilanz aufweisen konnte. Es werde angeblich eine Revision des Dawesplanes ins Auge gefaßt, wonach der Betrag der deutschen Zahlun­gen nach Maßgabe der deutschen Handel-, bilanz festgesetzt werden würde.

Die Lage in China

Paris, 16. Jan. Die Agentur Judo-Pacifie berichtet au» Peking, die Truppen des Generals Li hätten die Stadt Schankau in der Nähe Tientsins erobert. Bei Schanghaikwa-A sei Tschvngtsolins Vormarsch durch die Zerstörung mehrerer Eisenbahnlinien verzögert worden.

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