Wichtigkeit der Sache wäre eine stärkere Beteiligung erwünscht gewesen. Anwesend warn 60 Mitglieder. Nachmittags hielt die hiesige Ortskrankenkasse ebenfalls eine außer­ordentliche Generalversammlung ab, um über ihren Fort­bestand Beschluß zu fassen, da das neue Gesetze diesen auch in Frage stellt. Beschlossen wurde, zwei Monate, solange die Waldarbeiten, d. h. das Holzmachen, dauem, in die Bezirks­krankenkasse zu zahlen, während der übrigen Jahreszeit jedoch die Ortskrankenkasse beizubehalten.

Schwann OA. Neuenbürg, 23. Dez. Man weis; noch nicht genau, wo sich der geflohene Darlehens­kassier Beniner jetzt befindet, ob noch auf der Ein­wanderungsinsel in Newyork, oder ob er schon wie­der nach Genua unterwegs ist. Amerika schickt ihn lediglich dahin zurück, von wo er kam, d. h. nach Genua. Ob Italien Gentner ausliefert, weist man noch nicht. Liefert es ihn aus, so werden die Ver­wandten Gentners die als Depot gegebene Aus- lösesumme bezw. Bürgschaften zurückziehen und die Darlehenskasse ist um verschiedene tausend Mark ge­schädigt. Die Verluste der Privatgläubiger sollen mindestens 25 000 ^ti betragen.

Württemberg.

Aerztliche Mission.

Tübingen, 23. Dez. Das deutsche Institut für ärztliche Mission, dem bekanntlich auch 100 000 ttl aus der Nationalspende für die Kolonien zuflossen, lieh im Wintersemester 1912/13 22, im Sommer­semester 1913 27 Mediziner ausbilden, die sich in den Tropen zu betätigen gedenken. Weiter wurden von Mitgliedern der medizinischen Fakultät 8 Missio­nare in einem lO^monatlichen Kurs medizinisch ausgebildet, 15 solcher ausgebildeter Missionare sind/ bereits in den Kolonien tätig, ebenso 14 der aus dem Institut hervorgegangenen Krankenschwestern. Pa­tienten oder kranke Missionare sind dem Institut bis jetzt aus 32 Ländern der Tropenzone zugewiesen worden, und zwar 126 Erkrankte; 81 Personen wur­den auf Tropentauglichkeit untersucht. Was den ge­planten Neubau des neuen Misstonskrankenhauses (in Tübingen) angeht, sind dessen Kosten bei 30 Bet­ten auf 2A)000 veranschlagt; 115000 -4t hieran find bereits gesammelt, 50000 -1t sollen dazu aus der Nationalspendegabe verwendet werden (die an­dere Hälfte zur Aerzteausbildung); es fehlen also noch ca. 100000 -4t, wobei allerdings zu berücksich­tigen ist. dah ein hochherziger Spender (Komm.-Rat Fischer-Reutlingen), sich bereit erklärt hat, den Bau­platz zu beschaffen. Zur Aufbringung des benötigten Restes wendet sich der Verein nun an das deutsche Volk mit der Bitte um Spenden; wenn unsere Ko­lonien eine gesunde Entwicklung nehmen sollen, gelte es furchtbaren, durch Unkenntnis, Unsittlichkeit, Aber­glauben und Fatalismus erzeugte Krankheiten in den Kolonialländern zu beheben. Diese zu bekämp­fen, sei Sache des Instituts, seine Arbeit zu unter­stützen Sache jedes Kolonial- und Vaterlands­freundes.

Eine kalte Nacht.

Stuttgart. 23. Dez. Die vergangene Nacht war ihrer Temperatur nach eine richtige Winternacht. Zn Münfingen wurden heute früh 8 Uhr noch 13 Kälte­grad Celsius gemessen, in Sigmaringen 8s^, in Ho-

weihnachtsandacht

von Peter Rosegger.

Christkind, bist da; bist endlich nach langen traurigen Tagen wiedergekommen zu uns herab.

Ich Hab' dich ersehnt als wie ein Kind; denn ich bin ein Kind mit weißen Haaren.

Nun hött ich dich rauschen in diesen Zweigen; vor deinem süßen, warmen Odem flackern die Lichter des heiligen Weih­nachtsbaums.

O, sei gegrüßt, du himmlischer Knabe, der du mit den sonnigen Aeuglein die schweren Nebel durchleuchtest, die hier im Tale des Tränentaues nimmermehr wollen schwinden.

Ich möchte dich wärmen an meinem Herzen, und muß mich fürchten, der menschlichen Leidenschaft stürmische Gluten könnten versengen dein lockiges Haar. Denn du bist gewohnt des ewigen Frühlings milden Hauch; o Gotteskind, bei dir daheim muß es schön sein!

Ost hör' ich es leis in den Lüsten klingen, als wie ein Läuten und Grüßen von oben.

Dann faßt mich das Heimweh, und wie ein verirrtes Kind in der Nacht ruf' ich und such' ich den Weg zu den Wohnungen Gottes.

Erzähl nun, erzähle, du holder Bote des Himmels, was waltet dein Vater, der ewige Herr?

Fast fürcht' ich, der Vater hätt' unser vergessen, denn wie den Sonnenstrahl vor Wetterstürmen, seh' ich auf Erden das Göttliche schwinden.

Gerechtigkeitssreude ging uns verloren und reiner fröh­licher Sinn.

Die Kunst wühlt im Staube, die kindlichen Herzen ver­kümmern.

Wenn du, o mein süßer, heiliger Christ, von Zeit zu Zeit nicht kämest gesandt, es müßte der Pfad zwischen Himmel und Erden doch gänzlich verwildern.

/ henheiin. 7>^, in Stuttgart 5s/s>, in Freudenstadt und j Friedrichshafen 3 Grad Celsius. Ueberall wird von den Landwirten über das Fehlen einer schützenden Schneedecke geklagt. In Freudenstadt betrügt sie nur 4 c-m, in Münfingen ist sie überhaupt nur stellen­weise vorhanden, desgleichen in Oberschwaben. Im Unterland fehlt sie ganz.

Die Obsternte in Württemberg.

Der Gesamtwert des Obstertrags von 1913 be­rechnet sich zu 1030132 -st gegen 10,95 Mill. Mark im Vorjahr und 8,58 Mill. Mark im Durchschnitt der 10 Vorjahre 1903/12. Einen noch niedrigeren Geld­wert weist einzig und allein der Jahrgang 1889 mit 611545 -ll auf. Nimmt man zu dem Eesamtgeld- wertdes Obstertrags mit 1020 132 -4l noch denjeni­gen des Weinertrags, der sich zu 527 077 -.st berech­net, so erhält man als Gesamtwert der württem- bergischen Obst- und Weinernte des Jahres 1913 den Betrag von 1 547 209 Ul oder annähernd 1,6 Mill. Mark, d. i. der geringste Geldwert, der^ seit 1 878, von wo ab eine den Wein- und Obst-! bau umfassende Statistik vorliegt, jemals vorgekom­men ist.

Ar»» weit «n-

Urlaub in Zabern. Oberst v. Reutter.

Zabern, 23. Dez. Vis heute morgen haben sich beim hiesigen Bezirkskommando 15 hierher be­urlaubte Leute, die den verschiedensten Armeekorps angehören, vorschriftsmäßig gemeldet, ebenso auch ein Einjährig-Freiwilliger vom Infanterieregiment Nr. 99. Man kann somit die Nachricht, wonach keine Beurlaubungen nach Zabern bewilligt werden, als unrichtig bezeichnen. Die Verhandlung gegen den Obersten v. Reutter vom Infanterieregiment Nr. 99 vor dem Kriegsgericht der 30. Division wird voraus­sichtlich am 5. Januar n. I. stattfinden.

v. Jagow zum Fall Forstner.

Zu dem Fall Forstner sendet der Polizeipräsident von Berlin, v. Jagow, der Kreuzzeitung folgende Erklärung :Militärische Hebungen sind Akte der Staatshoheit. Werden ihnen Hindernisse bereitet, wie in Dettweiler, so gilt für deren Beseitigung das gleiche. Strafverfolgung wegen eines Aktes der Staatshoheit ist unzulässig, ein selbstverständlicher Rechtsgrundsatz, der übrigens in 8 7 des preußischen Gesetzes betreffend die Konflikte bei gerichtlichen Verfolgungen wegen Amts- und Diensthandlungen vom 13. Februar 1854 (Gesetzsammlung S. 86) für Beamte auch ausdrücklich Anerkennung gefunden hat. Also durfte gegen den Leutnant Forstner nicht An­klage erhoben werden, geschweige denn Verurteilung erfolgen. Anscheinend hat das Gericht erster Instanz diesen Gesichtspunkt nicht geprüft. Die Berufungs­instanz wird das der Beratung vorweg zu Grunde zu legen haben. Wäre die Rechtslage anders, so bedürfte sie schleunigster Aenderung, denn wenn un­sere Offiziere, noch dazu solche, die fast in Feindes­land stehen, die Gefahr einer oustockia inbonosta laufen, weil sie für Ausübung des königlichen Dien­stes Bahn schaffen, dann erwächst dem vornehmsten Berufe Schande. Ein sie schützendes Reichsgesetz, nach-! gebildet dem genannten preußischen Gesetze, wäre! dann zwingende politische Notwendigkeit. Unter­schrift: Dr. jur. von Jagow." !

Und mich verlangt es so heiß nach Kunde von oben, was all die Teueren, die uns verließen, denn machen im Lande der ewigen Liebe.

Mein Mütterlein treu; sie muß schon vor Zeiten ange­langt sein auf mühevollen Krücken.

Zwar war sie fast blind, doch hat sie das weiß ich den Weg nicht verfehlt.

Wie geht's ihr? Singt sie noch immer die lustigen Lieder? Was werden die Engelein horchen und lachen! Was war das ein Spaß, wenn sie hat erzählt und gesungen! Und ernsthaft blieb sie dabei, denn taub war sie völlig und hat wie ich meine ihr fröhliches Singen und Sorgen selbst nicht vernommen.

Und daß ich noch frage: Habt ihr ein Krankes im Himmel?

Wenn sie nicht Kranke kann Watten, die Mutter, wachen die Nächte und sorgen und sich von dem Munde die Bissen abkargen, so ist sie nicht glücklich.

Sie wird es schon sein.

Denn sag ihr, sie hätte auf Erden jetzt Enkelein süß; dieselben, die heute, o Christkind, dein strahlendes Bäumchen umjauchzen. Und sag es der Mutter: wir lassen sie grüßen!

Dann wirst du, mein himmlischer Knabe, auch einem Frauenbild noch sein begegnet, jung wie der Mai, hold wie ein Engel; wirst es kaum glauben, daß sie auf Erden geboren.

Im Reigen der Reinsten und Seligsten, der treuen, opfer­freudigen Seelen ist sie zu finden.

Du lächelst, mein Christkind, sähest sie schweben im wei­ßen, myttendurchwirkten Kleide.

Ein Antlitz, so zart, wie Kirschbaumblüh' sie ist's! und Augen, so sanft und seelentief es muß sich darin ja Gatte und Kind noch spiegeln?

So bist ihr begegnet im himmlischen Land, wie einsam vielleicht sie gewandelt in stillen Hainen, und wartend.

! Die liberale Presse läuft in scharfen Auslassun­gen Sturm gegen diese Aeußerungen des Berliner Polizeipräsidenten. Sie seien ein Eingriff in ein schwebendes Verfahren und es sei ohne Beispiel in der preußischen Geschichte, daß ein kgl. Polizeipräsi­dent öffentlich in eine Fehde eintrete gegen ein im Namen des Kaisers und des Königs ergangenes Ur­teil. v. Jagow erklärt heute, daß er diese Aus­lassungen als Privatmann, nicht als Polizeipräsi­dent gemacht habe.

Madrid, 22. Dez. Aufsehen erregt hier eine Stierkämpsertragödie, die sich nachts in einem Madrider Hotel abgespielt hat. Der frühere Stier­kämpfermatador und Liebling des Madrider Publi­kums namens Padilla war mit einer jungen Dame in einem Hotel abgestiegen. Man hörte in dem Hotel Schüsse krachen, und als die Hotelangestellten herbei­eilten und in das Zimmer eindrangen, fanden sie Padilla tot am Boden liegen, während die Tmme neben der Leiche am Boden bitterlich weinte. Als ! sich die Fassungslose beruhigt hatte, erzählte sie, dch;

! Padilla sie aufgefordert habe, einen Zettel zu unter­schreiben, dst er sie auf ihre Aufforderung erschossen habe. Sie habe das für Scherz gehalten und lachend abgelehnt. Darauf habe der Mann den Revolver gezogen und ihn ihr auf die Brust gesetzt. Kniefällig habe sie ihn immer wieder angefleht, sie am Leben zu lassen. Schließlich habe er sich selbst eine Kugel in den Kopf gejagt. Es stellte sich heraus, daß Pa­dilla in einem Gefängnis interniert war, dort einen Mitgefangenen ermordert hatte und dann entfloh. Das Mädchen entstammt einer angesehenen Madrider Familie.

r»nb Märkte.

Saatenstand in Württemberg zu Anfang Dezember

1913.

Stand der Früchte (1 gleich sehr gut, 2 gleich gut, 3 gleich mittel, 4 gleich gering, 5 gleich sehr gering): Winterweizen 2,3 (im Vormonat 2,3), Winterdinkel 2,4 (2,3), Winterroggen 2,4 (2,6). Die Witterung im Monat November war für das Wachstum der Saaten sehr förderlich, im ersten Drittel etwas reg­nerisch, im zweiten Drittel häufige und starke Nie­derschläge, die der durch die vorherrschend trockene Witterung in der zweiten Hälfte des Monats Okto­ber verursachten Austrocknung des Bodens ein Ende machten, im letzten Drittel wieder nur wenig reg­nerisch; Temperatur zumeist mäßig kühl, mitunter sogar mild, nur selten schwache Reifen. Fast aus­nahmslos wird berichtet, daß dank der günstigen Witterung der Stand der Herbstsaaten ein sehr be­friedigender sei. Die frühen Saaten stehen allent­halben sehr schön und außerordentlich kräftig; aber auch die vielen Saaten, die infolge der Heuer lang hinausgezogenen Ernte sehr verspätet in den Boden gekommen sind, und zu Anfang November noch nicht einmal überall aufgegangen waren, haben sich recht gut entwickelt und bestockt. Nur der Roggen zeigt hie und da Beschädigungen durch Schneckenfraß. Die s Feldmäuse haben sich infolge der vielen Niederschläge i stark vermindert. Die Wiesen lieferten auch im Mo- ! nat November noch eine gute Herbsttoeide.

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! Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner.

I Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Denn dann erst, wenn Gatte und Kinder bei ihr sind, will freudig sie eingehn zur Seligkeit.

Diese Frau, mein göttliches Kind, wenn du heimkehrst, wird fragen dich mit weinendem Lächeln, wie es doch war, als du den Weihnachtsbaum stelltest in das verwaiste Haus den jubelnden Kindern?

O, sag ihr, wie frisch in den jungen Gemütern die früh uns verwelkte Lust dieser Welt wieder aufblüht.

Und sage, wie selig ich bin in den Kleinen, wie heiß ich ihr danke!

Und das, wie ich immer noch weinen muß Bote der Liebe das sag ihr nicht.

(Aus:Mein Lied" Verlag Staackmann, Leipzig.)

Weihnachten.

Nun wandelt auf verschneiten Wegen die Friedensbotschaft durch die Welt; aus Ewigkeit ein lichter Segen in das Gewühl des Tages fällt.

Schon blinkt die Nacht, die Glocken schwingen, und willig macht die Menschheit Halt; das wilde Drängen, Hasten, Ringen entschläft; der wüste Lärm verschallt.

Ein Opferdust aus Tannenzweigen.

Ein Wunderbaum mit Sternenpracht, und um den Baum ein Jubelretgen

Das ist das Fest, von Gott gemacht.

O holder Traum, laß dich genießen:

Daß alles glücklich, gut und fromm!

Da,m mag die Seligkeit zerfließen.

Der alte Kampfplatz winken: Komm!

Victor Blüthgen.