Nr. M. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Lalw._ 88. Jahrgang.

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Prsch»»»ung»w«ts«: «mal wSchentllch. Anzeigenpreis: Im vberamtr- »ezirk Lalw für die einspaltige BorgiS,eile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Pfg., Meklamen Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 llhr vormittag». Telefon g.

Mittwsch, den 24. Dezember

Ve-ug-tpreiS. ^znüer Eraor mu Lragerlohtt Mr. ^..LLd vierieitahrnch. Ko-» üezugSpreit für den OrtS- und Nachbaroclsverkehr Mk. 1.2V, im Femverkchr Dtt. 1.S0« Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., tn Bayern und Reich 42 Pfg.

Amtlich» Vekanntmachnngen.

Sekannkmachunp.

An die Triebwerksbesitzer an der Nagold.

Von den Wafserwerksbesitzern an dein Unterlauf der Na­gold ist darüber Beschwerde geführt worden, daß in wasser­armen Zeiten insbesondere in den Monaten August bis Ok­tober d. Js. sich ein außerordentlich starkes Schwanken in der Wasserführung der Nagold bemerkbar gemacht habe in einer Weise, daß die erwähnten Triebwerke an der Nagold auf das Empfindlichste geschädigt wurden.

Die Triebwerksbesitzer werden daher auf die Bestimmun­gen des Art. 40 Abs. 2 Z. 3 des württ. Wafsergesetzes und des 8 104 Vollz. Verf. hiezu hingewiesen, wonach jede für Dritte nachteilige Aufstauung des Wassers sowie jede unnötige Stö­rung der Gleichmäßigkeit des Wasserablaufs zu vermeiden ist. Es ist stets darauf Bedacht zu nehmen, daß das Oberwasser während des Betriebs möglichst gleichmäßig auf der geneh­migten Stauhöhe gehalten wird und daß das Wasser gleich­mäßig abläuft, insbesondere daß beim Schließen der Arbeits­falle die Leerschuhfalle entsprechend den Vorschriften des Werks geöffnet wird.

Calw, den 19. Dezember 1913.

K. Oberamt:

Amtmann Rftppmann

K. Ev. Bezirksschulamt Neuenbürg.

Än Sie OclsslhulEe.

Im laufenden Jahr werden wieder Handarbeits­lehrerinnen für einfache Verhältnisse in einem 7- wöchigen Kurs in Stuttgart ausgebildet. Die Kurse finden statt 1) von Mitte April, 2) vom 8. Juni und 3) etwa vom 7. September ab. Den Ortsschul- räten geht deshalb die Aufforderung zu, im Be­nehmen mit dem Gemeinderat, überall wo das Be­dürfnis es erheischt, eine Teilnehmerin zu einem Kurs anzumelden. Für eine solche erwachsen keine Kosten. Dagegen mutz die Gemeinde die Zusage ge­ben, datz sie bereit ist 40 (d. i. etwa der

Kurskosten) und die Reisekosten für die Teilnehmerin aufzumenden. Alles übrige trägt die Staatskasse.

Die Anmeldungen, wozu Formulare vom Ve- zirksschulamt zu beziehen sind, sind spätestens bis 1. Februar 1914 einzureichen.

Den 22. Dez. 1913.

Bez.-Schul-Jnsp. B a uman n.

Das ewige Licht.

Spürst du den Zauber weit und breit? Die Jubelklänge der Christenheit rauschen wieder durchs Land, ruhiger pulst für einige Stunden das Lebensgewoge, übertönt vom Froh­locken der Kinder und weil die Wen für die Zeit der heiligen Tage innehalten und selbst sich wieder zum lachenden Kinder­land kehren der heil'ge Christ ist kommen.

Dieses Zauberwort, das die Herzen bannt und die Ge­danken sinnend zur Andacht zwingt, es klingt und singt auch heute noch, wie zur Zeit, als ein Gebot von Kaiser Augustus ergangen war, daß alle Welt sich schätzen ließe, es jubiliert auch in der Gegenwart noch stegesmächtig durch die Lande, und es wird seine Sieghaftigkeit über die Herzen auch dann noch beweisen, wenn unser Geschlecht längst dahingegangen ist; Gott Lob und Dank dafür! Wir kämpfen, lieben und hassen, stürmen und schreiten durch die Jahre, mit allem Menschenleid und mit aller Menschenfreude. Und bei aller menschlichen Weisheit, aller menschlichen Kunst und Vernunft ists doch nicht mehr als ein Irren im Chaos, das nur durch wenige, eigen angesteckte Lichtlein erhellt ist und da und dort einen sicheren Pfad vortäuscht. Aber ein Licht leuchtet. Es blitzte auf in einem Stalle auf den Triften von Bethlehem vor vielen Jahrhunderten. Sein Schein ergoß sich auf ein Volk der Erde nach dem andern und flammt heute.Heller denn je. Dieses Licht, das dort aus einem unscheinbaren .Ott der heutigen Türkei ausging, war der Morgenschein einer neuen Zeit. Heute, nach 1913 Jahren, ist die Menschheit auf dem

Wege, die Segenskräfte dieses Lichtes immer tiefer zu erfassen, das immer klarer zu verstehen, was für ihren Aufstieg Großes und Entscheidendes mit seinem Erscheinen geschah. Wir meinen die Menschheit, soweit sie christlich ist, insgesamt. E i n- zelne, denen dieses ewigen Lichts Bedeutung schon vor Jahrhunderten und in besonderem Maße sich erschloß, gab es genug. Unter seinem Leuchten predigten Paulus, lehrten Hus, Saoonarola, Wiclef und Luther, liebten die hl. Elisa­beth, Franz v. Assisi, Augustin, Thomas a Kempis, arbeite­ten Wichcrn, Gustav Werner, Bodelschwingh wer nennt sie alle heute strömen die Massen wieder zu ihm. Die Seelen sind von der auf ihrem Gipfelpunkt angelangten Kultur übersättigt, denn sie bietet allein den gründigen, soliden Unterbau sür ein Leben, voll mit hartem Kampf, nicht. Das i st nicht zu bestreiten. Weihnachten, und wäre es nur darum, weil die Kinder davon träumen, darauf warten mit glän­zenden Augen, wird auch in den Häusern derer gefeiert, wo das Wort vom ewigen Licht, das der Welt einen neuen Schein gibt, nicht geglaubt wird. Von dem eben, was sich von unsren Voreltern auch zu uns herübergerettet hat, vom Gemüt, von der Seele, kann sich auch der auf Vernunft und nur Vernunft Schwörende nicht losreißen. Mag er sich dann in diesen Lichterbaum zu seiner Beruhigung hineindenken was er will irgendwo trifft er alte, verklungene und verschüttete, aber nicht gestorbene Gedanken, ZxinneruMen. Erlebnisse, die unter dem Strahl des ewigen Lichts vor Jahren erwuchsen und im Schein der Christbaumkerzen leiser oder lauter wieder auf- wachen und zu reden beginnen. Lasset uns heute begraben, was da auftauchen will an Fragen, wieweit wir Kinder der neuen Zeit noch den Weg gehen sollen und können, den die Kirche uns zu dem Kindlein von Bethlehem, von dessen Krippe uns das ewige Licht entgegenglänzt, gehen lehrt. Daß das Leben überhaupt von Weihnachtsgedanken des Friedens und der Liebe durchleuchtet werde, daß kein Schritt getan werde, dem nicht dieses ewige Licht vorausscheint, und keine Arbeit anders als unter seinen Schimmer gerückt, vollführt werde, das ist die Hauptsache! Wir sollen uns mehr hüten, uns nur einmal im Jahre dessen zu erinnern, was der Sinn der Weih­nachtsbotschaft ist, und mehr auch das Jahr über weihnachtlich gesinnt sein in allen Stücken. Denn Kranke, Hilfsbedürf­tige, Arme, Witwen u. Waisen haben wir allezeit um uns u. dem Arbeiter, der Arbeiterin, wo sie zu einem erbärmlichen Lohn ums liebe Brot sich verdingen müssen, ist eine allgemeine Lohnaufbesserung willkommener, als einWeihnachtsgeschenk" vom Arbeitgeber. Solche Lichter anzünden, die nicht nur am Weihnachtsabend brennen!

Ein Schimmer vom ewigen Licht soll heute auch auf uns alle, wie und wer wir sind, sich ergießen. Wo ein junges Paar zum erstenmal sein Glück vom Chriftbaum sich bestrahlen lassen darf, wo jubelnde Kinder mit leuchtenden Augen in die brennenden Kerzen schauen, wo auf der Höhe des Lebens stehende, kampferprobte Männer und tapfere Frauen unterm Christbaum neue Kräfte für den Werttag sammeln und im Glück ihrer Kinder wieder Kinder werden, wo Großeltern trau­lich gedenken der Zeiten, da sie sich jugendfrisch und lebensfroh den Christbaum schmückten, wo Kummer und Heimweh nach Liebe gefüllt, Sorge weggenommen und Angst getilgt wird da ist das skahlende ewige Gotteslicht neu aufgegangen und sein Glanz mag die weitgeöffneten Seelen durchleuchten und umwogen durchs Leben bis an den Tod.

-ta-t, Bezirk ««- Nachbarschaft.

Calw, den 24. Dezember 1913.

Fröhliche Weihnachten!

Wo sich einander Bekannte und Verwandte, Freunde und Nachbarn zum Weihnachtsfest beglück­wünschen, darf auch das Talwer Tagblatt nicht fehlen, das zum ständigen Hausfreund in so vielen Familien der Stadt und in den Bezirksorten gehört. Wir wünschen von Herzen, datz bei unsren verehrten Lesern und Leserinnen das Christkind recht befriedi­gend beschert und datz sie die Feiertage glücklich an Leib und Seele verbringen dürfen.

Elektrizitätsring. Der Gemeindeverband Elektri­zitätswerk Enzberg, die Ueberlandzentrale Calw, das Werk in Aisberg (für das obere Neckargebiet), die Hohenlohewerke, der Eemeindeverband Herren­berg und die große Oberschwäbische Ueberlandzentrale haben sich zu einem Verband zusammengeschlossen.

Für Militärpflichtige. Die im Jahre 1894 ge­borenen jungen Männer werden am 1. Januar 1914 das militärpflichtige Alter erreichen und es tritt so­mit an diejenigen unter ihnen, die nicht zum ein- jährig-feriwilligen Militärdienst berechtigt sind, die Verpflichtung heran, sich bei der Gemeindebehörde ihres Aufenthaltsorts zur Stammrolle zu melden, falls sie nicht schon freiwillig in das Heer oder in die Marine eingetreten sind. Bei der Anmeldung zur Stammrolle ist das Eeburtszeugnis vorzulegen, sofern die Anmeldung nicht am Geburtsort erfolgt. Die Geburtsscheine für die Anmeldung zur Stamm­rolle werden von den deutschen Standesämtern ge­bührenfrei ausgestellt. Für die Beteiligten ist es empfehlenswert, sich wegen Erlangung eines Ge­burtsscheins nunmehr sofort an das Standesamt ihres Geburtsorts zu wenden, falls dies noch nicht geschehen ist. Die Zurückgestellten der älteren Jahr­gänge haben ihre Anmeldung zur Stammrolle im Januar 1914 zu wiederholen, hierbei aber keinen Geburtsschein, sondern den Losungsschein mitzubrin­gen. Die zum einjährig-freiwilligen Dienst Be­rechtigten, noch nicht freiwillig in das Heer oder in die Marine eingetretenen jungen Männer haben sich nach erreichtem militärpflichtigen Alter, also die 1894 geborenen im Jan. 1914, unter Vorlage ihres Berechtigungsscheins bei dem Zivilvorfitzenden der Ersatzkommission ihres Aufenthaltsorts zu melden. Die weitverbreitete Anschauung, das von einer Lehr­anstalt ausgestellte Zeugnis über die wissenschaftliche Befähigung zum einjährig-freiwilligen Dienst sei der Berechtigungsschein, ist unrichtig; alles weitere ist aus den dem Schulzeugnis beigedruckten Bestim­mungen klar ersichtlich.

LanLw. Winterschulen. Der Besuch der im Laufe des Novembers 1913 wiedereröffneten landwirt­schaftlichen Winterschulen beträgt in Gmünd 33, Hall 73, Heilbronn 98, Leonberg 79, Ravensburg 84, Reutlingen 73, Riedlingen 31, Rottweil 25, Ulm 92, zusammen 588 Schüler gegen 541 im Vorjahr.

G Zavelstein, 23. Dez. Gestern wurde in Sommenhardt die Ausführung des vielbesprochenen Rötelbachbrückchens im Beisein des Herm Reg. Rat Binder sowie der Vertreter von Calw und Zavelstein entgiltig beschlossen. Die Bauausfüh­rung ist der Stadtgemeinde Calw übertragen. Leider ist es den Vertretern Calws und Zavelsteins nicht gelungen, Som­menhardt zu bewegen, den auf Markung Sommenhardt in der Richtung nahe Zavelstein gelegenen Rötelbachstich, der eine Steigung von 22 Proz. aufwetst, Hand in Hand mit ihnen zu verbessern.

G Gechingen, 21. Dez. Nachdem schon im Herbst die 73gcr ihren Vierzigsten feierten, fand vorletzten Sonntag im Hirsch eine 50er Feier statt unter zahlreicher Beteiligung auch der auswärtigen Altersgenossen. Auch die 70jährigen feierten; unter ihnen sind etliche, welche anno 70 ausmarschietten. Die Molkereigenossenschaft hielt vorletzten Sonn­tag eine außerordentliche Generalversammlung ab. Es galt, Stellung zu nehmen zu den Vorschriften des neuen Reichsvieh­seuchengesetzes. Nachdem solche der Versammlung durch den Vorstand bezw. Rechner eröffnet worden waren, wurde nach lebhafter Besprechung beschlossen, sich dem Tuberkulosetil­gungsverfahren anzuschließen, d. h. der Viehbestand der Mit­glieder soll jährlich einmal auf Kosten der Genossenschaft durch den Oberamtstierarzt untersucht werden; das hätte dann allerdings zur Folge, daß sämtliche Milchlieferanten auch Mit­glieder werden müßten. Die weitere Vorschrift des Gesetzes, betreffend das Erhitzungsverfahren der Magermilch, würde eine Existenzfrage für die Genossenschaft bedeuten, weshalb beschlossen wurde, das kleinere Uebel zu wählen. Bei der