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Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

Nr. 243

Zer Reichrvrafideut in Dresven !

Dresden, 15. Okt. Reichspräsident von Hindenburg ist «nt dem fahrplanmäßigen Berliner Schnellzug zum Besuch der s ächsischen Regierung eingetroffen. Der Reichspräsident, der von : Staatssekretär Dr. Meißner und seinem Adjutanten, Major von ' Öindenburg, sowie dem sächsischen Gesandten in Berlin Dr. Grad- s rauer begleitet war, wurde im Bahnhof vom Ministerpräsiden- ! sen Seldt, Landtagsvrästdenten Winckler und Oberbürgermeister j Klüher empfangen und begab sich, nachdem er die Front der auf - dem Bahnbofsvlatz aufgestellten Ehrenkompagnie abgeschritten, ' and deren Vorbeimarsch entgegengenommen hatte, von der zahl- - reichen Menge überaus herzlich begrüßt, zum Ministerialgebäude, s stier fand die Vorstellung der Staatsminister und der Ministe» rialdirektoren und anschließend eine Besprechung und persönliche ! Aussprache statt. Bald nach 12 Uhr stattete der Reichspräsident > »em Landtagspräfidium im Landtagsgebäude einen Besuch ab, ; wo auch die Fraktionsvorsitzenden des Landtages vorgestellt wur- ^ den, und anschließend begab er sich zum Besuch der städtischen j Kollegien ins Neue Rathaus, wo ihn Oberbürgermeister, Stadt- : verordnetenvorsteher und die Vertreter der städtischen Kollegien ! willkommen hieben. Um 1 Uhr gab die sächsische Regierung zNj ! Ehren des Reichspräsidenten im Hotel Bellevue ein Frühstücks > Während der Tafel begrüßte Ministerpräsident Hel dt den ' Reichspräsidenten mit einer Ansprache, in der es hieß:Im Namen der sächsischen Regierung heiße ich Sie, Herr Reichsvrä» sident, herzlichft willkommen. Zum ersten Male haben wir die ' Ehre und die Freude, Sie, Herr Reichspräsident, im Freistaate : Sachsen begrüßen zu dürfen. Wir sprechen Ihnen für Ihren gütigen Besuch unseren herzlichsten Dank aus. Daß wir Sie heute als höchsten Vertreter unseres auf neuer Grundlage auÄ gebauten Reiches begrüßen dürfen, darf ich als ein Symbol da­für auffassen, wie sehr sich unsere innerpolitischen Zustände nach langer Zerrissenheit gefestigt haben, und wenn ich dabei daran denke, wie Sie, Herr Reichspräsident, während der Zeit Ihrer Reichspräsidentschaft bemüht sind, die politischen Gegensätze aus­zugleichen. so können Sie des Dankes des deutschen Volkes dafür . gewiß sein, daß Sie die schwere Bürde der Reichspräsidentschaft ^ übernommen haben, um dem deutschen Volke bei seinem Wieder* ; aufstieg zu helfen." s

' Reichspräsident von Sindenburg erwiderte:Für den s Willkommengrub danke ich aufs herzlichste. Es ist mir eine be- , sondere Genugtuung, beute in der schönen und kunstsinnigen - Stadt Dresden zu weilen und hier persönliche Bekanntschaft und > Aussprache mit den führenden Männern des Landes Sachsen zu s finden. Sachsen ist neben dem Industriegebiet an Ruhr und s Rhein ein zweiter Mittelpunkt der deutschen Wirtschaft, ein ' Zentrum industriellen werktätigen Schaffens, und so tritt, wie s unlängst im Westen des Reiches, auch heute die Sorge, die das ! deutsche Wirtschaftsleben gegenwärtig belastet, mir hier in be- i sonderem Maße entgegen. Sie dürfen versichert sein, daß die i Notlage der deutschen Wirtschaft Gegenstand ständiger und ern- s stester Aufmerksamkeit der Reichsregierung und ihre Besserung i eine der ersten Aufgaben des Reiches ist. Aber es bedarf der s Anspannung allere Kräfte in Reich und Ländern, um diese j Schwierigkeiten zu meistern, um in friedlichem Wettbewerb der ? deutschen Arbeit freie Entfaltung und dem deutschen Arbeiter f ständige und lohnende Beschäftigung zu verschaffen und zu er- s halten. Gerade hierbei zeigt es sich, daß das Reich, unser ge- i meinsames Vaterland, allen seinen Stämmen und Ländern ? Rückhalt und Kraft gibt, und daß wir nur geschlossen, nur im - Ganzen stark genug sind, um außerordentliche Nöte und Krisen i zu überwinden. Und zu dieser Stärke gehört auch ein zweites: t die innere Einigkeit im deutsche Volke, das Gemeinschaftsgefühl, - das über Parteien und Interessen stehen muß! Wir bekennen uns alle zum Glauben an Deutschland und seine Zukunft; lassen Sie uns auch zur Tat bekennen, die im Bewußtsein der Gemein­schaft handelt und unter Ueberwindung des Gegensätzlichen die Einigung schafft, der wir so dringend bedürfen. Mit diesem Wunsche trinke ich auf das Wohl Ihrer engeren Heimat."

Zu Ehren des Reichspräsidenten fand nachmittags im Foyer der Staatsoper ein Tee-Empfang statt, an welchem außer den Spitzen der Behörden zahlreiche Vertreter des wirtschaftlichen, politischen und geistigen Lebens des Freistaates Sachsen, ins­gesamt etwa 150 Personen, teilnahmen. Hieran schloß sich die Festvorstellung der Staatsoper, die unter Leitung des Eeneral-

Die Brandstifterin"

Roman von Erich Eben st ein

1) (Nachdruck verboten.)

Wie haben sie sich damals lieb gehabt, er und die Jula! Schier unmenschlich lieb. Und war kein anderer Gedanke in ihnen, als wie sie ein Paar werden könnten.

Aber er selber war damals erst 22 Jahre, die Jula kaum 18 und auf dem Großreicherhof saßen noch die Eltern, die nichts wissen wollten von der armen Kirchenmaus, deren Vater nur Mesner und Totengräber war und ihr nicht ein­mal eine Aussteuer hätte geben können.

Außerdem hatten sie ihm schon lange die reiche Pauli­tochter, die Stasi Elaubaus, als Braut ausgesucht.

Und der alte Eroßreicher war ein zäher Mann.Ent­weder nimmst die Stasi und kriegst den Hof oder du kannst mit dem Bettelmensch, der Jula Zierngast, dem alten Mesner helfen Glocken läuten und Gräber graben!" hatte er gesagt.Und mein Wort steht wie Eisen dafür kennst mich!"

Wie ein Narr war er damals herumgerannt. Den Hof verlieren, auf dem er aufgewachsen und an dem sein Herz hing? Unmöglich! Aber unmöglich auch, die Jula zu lassen.

Er steckte sich hinter die Mutter. Mit Bitten und Bet­teln wollte er's durchsetzen.

Aber die Mutter war noch zäher als der Vater.

Gib dir keine Mühe", fertigte sie ihn kurz ab.Der Vater hat ganz recht, und wie er, so denk auch ich: Lieber den Hof in fremde Hände geben, als die Betteldirn als Bäuerin darauf!"

Und wie der Wassertropfen den härtesten Stein allmäh­lich mürbe macht, so machten sie auch ihn mürbe. Ein klei­ner Streit mit Jula, der ihn in Zorn brachte und alles war aus.

Vier Wochen später heiratete er die Stasi.

Es war kein frohes Leben gewesen neben ihr. Zwar schenkte sie ihm zwei Kinder, die Jula und den Peter, und mehrte den Reichtum des Hauses bedeutend durch unermüd­lichen Fleiß und eine Sparsamkeit, die schon Geiz genannt

Musikdirektors Fritz Busch die OperAbu Hassan" von E. M, v. Weber in vollendeter Weise zur Darstellung brachte. Abends 7.25 Uhr fuhr der Reichspräsident, der überall von der Bevölke­rung stürmisch begrübt wurde, mit dem fahrplanmäßigen Zuge nach Berlin zurück.

Neues vom Tage

Der kleine KreuzerEmden" in Dienst gestellt

Berlin, IS. Okt. Der kleine KreuzerEmden" wurde iv Wilhelmshaven in Dienst gestellt. Der Reichspräsident rich> tete aus diesem Anlaß folgenden Glückwunsch an den Chef der Marineleitung:Eurer Exzellenz spreche ich zur In. drenstftellung des kleinen KreuzersEmden" meine beste« Glückwünsche aus. Möge dieses erste neuerbante Schiff dei deutschen Reichsmarine anknüpfend an die ruhmvolle« lleberlieferungen, die mit dem Namen Emden verbünde« sind, auf seinen Fahrten in allen Gewässern in Ehren di« deutsche Flagge zeigen und damit dem Ansehen des deutsche« Namens im In- und Ausland dienen."

Skandal im Braunschweiger Landtag Braunschweig, 15. Okt. Im braunschweigischen Landtao gab es eine stürmische Debatte um die Wiedereinführung des Bußtages als gesetzlichen Feiertages, um den 9. Novem­ber und den vor einigen Wochen von der braunschweigischen Regierung herausgegebenen Neligionserlaß, der einen vchulerlaß der ehemaligen sozialistischen Regierung aushöbt den Schulen wieder den Charakter der Bekenntnisschulen gibt und demgemäß der Erteilung des Religionsunterrichts in den Schulen wieder größere Sorgfalt zuwendet. Der 9. November als Feiertag wurde von der Rechten des Hauses stark bekämpft mit Unterstützung der Demokraten, die dem 9. November jede Berechtigung als Feiertag absprachen, da er zu einem Klassenfeiertag geworden sei. Der Bußtag sei in den Volksgefühlen tief verwurzelt. Er entspreche auch den Bestimmungen der Reichsverfassung. Der von den Bürgerlichen gestellte Antrag, den Revolutionsfeiertag auf­zuheben und dafür den Bußtag wieder als Feiertag einzu­führen, wurde dem Rechtsausjchuß überwiesen. Von der sozialdemokratischen Landtagsfraktion lag ein Antrag vor, den neuesten Religionserlaß der Regierung aufzuheben. Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten stimmten die Bürgerlichen für sofortige Besprechung und Abstimmung. In der Debatte kam es zu stürmischen Auseinandersetzungen der Linken, die die Fortführung der Verhandlungen un­möglich machten.

Die interalliierte Rheinschiffahrtskommission abgereist

Duisburg, IS. Okt. Der letzte Soldat im Sanktionsgebiet hat Mittwoch abend gegen 10 Uhr die Rheinbrücke nach Homburg passiert. Es bleiben nur vier Zivilpersonen zurück, die jedoch keine militärischen Befugnisse haben

Zur Lage in Marokko

Paris, 15. Okt. Nach einer Havasmeldung aus Fez wer­ten die aktiven militärischen Operationen demnächst einge­stellt werden, da die Franzosen und die Spanier alle Ziele ureicht hätten und die bevorstehende Regenzeit neue Offen- iven unmöglich mache.

Rußland und der Völkerbund

Warschau, IS. Okt. In hiesigen politischen Kreisen ver­lautet, daß nach vollzogenem Eintritt Deutschlands in den 3ölkerbund auch die Haltung der russischen Politik gegen«? rber dem Völkerbund eine Veränderung erleiden würde. Venn nach dem deutsch-polnischen Schiedsvertrag die Ost­sragen vor das Forum des Völkerbundes gebracht werden, vürde Rußland das größte Interesse daran haben, bei den

werden mußte. Aber sie hatte ein kaltes, neidisches Herz, war unaufrichtig und herrschsüchtig und gönnte weder sich noch andern eine Freude. Als sie vor einem Jahr starb, ging es wie ein heimliches Aufatmen durch den Erotzreicher- hof.

Die Jula hatte sich still in ihr Schicksal ergeben, blieb bei den Eltern daheim, obwohl sie mehrmals hätte heiraten können, und nahm erst nach dem Tode ihres Vaters die Werbung des Ketten-Hiesl an, wie es hieß, hauptsächlich, um ihrer alten kränklichen Mutter ein sicheres Unterkom­men zu verschaffen.

Auch ihre Ehe sollte nicht glücklich sein. Der Ketten-Hiesl war ein rechthaberischer, zänkischer Mensch, sein armseliger Hof stark verschuldet, Grund und Boden, weil schattenseitig gelegen, wenig ertragreich. Außerdem saß der Ketten-Hiesl lieber im Wirtshaus als daheim.

So war es ein hartes, trauriges Leben, das Jula besonders seit auch ihre Mutter gestorben war oben auf der sonnenarmen Oedleiten führte, und nur ihre Tüchtig­keit hatte bisher die Wirtschaft noch über Wasser gehalten.

Der Großreicher hat es seit langem vermieden, über all dies nachzudenken. Er war in die Jahre gekommen, war heute der reichste, angesehenste Mann der ganzen Gegend, seine Kinder wuchsen heran und die alte Liebesgeschichte war beinahe vergessen.

Jetzt aber stand sie plötzlich wieder vor ihm, so lebendig, als hätte sich alles erst gestern abgespielt.

Und nun brennt der Jula das Dach über dem Kopf! Was würden sie beginnen am Ketten-Hieslhof, wenn . . .

Brigitte steckt den Kopf zur Tür herein.

Bauer, ich wär so weit fertig mit dem Essen. . . wollt Ihr nicht kommen?"

Er will eine heftig ablehnende Antwort geben. Nach dem Essen steht ihm jetzt gerade der Sinn! Aber er besinnt sich. Die Brigitte darf nicht merken, wie ihm zumute ist. Die trüge es morgen von Haus zu Haus:Der Eroßreicher hat nicht mitessen mögen, weil der Ketten-Hieslhof in Flammen steht. Ja, ja, alte Liebe rostet halt nicht."

Erörterungen nicht ausgeschlatet zu werden. Es ist anzu- löhmen, daß durch die polnische Vermittelung die Entsen­dung eines russischen Beobachters nach Genf zustande ge» Fracht wird. Nach einem llebergangsstadium wäre dann )er offizielle Eintritt Rußlands in den Völkerbund anzu- i Jahnen, der freilich noch ein Jahr oder länger sich hinaus»

! ziehen müßte. Die Warschauer Nachricht trifft zusammen ! uit einer Erklärung des englischen Außenministers Cham- i öerlain in Locarno, daß Rußland durch seine Sorgen um ! europäische Kredite über kurz oder lang gezwungen sein i werde, sich auch dem Völkerbund zu nähern. Die Sowjet- ! regierung habe sich mehrmals in den letzten Jahren offiziell? ! zur Entsendung eines Beobachters nach Genf bereit erklärte

j Altensteig, den 16. Oktober 1925.

Amtliches. Mit Ablauf dieses Monats tritt Forstmeister ! Lechler in Hirsau in den bleibenden Ruhestand.

! Herabsetzung des Verzugszuschlags. Der Verzugszv,

? schlag, der bei nicht rechtzeitiger Entrichtung der Einkom

> mensteuer, Körperschaftssteuer, Umsatzsteuer und Vermö.

! genssteuer zu entrichten ist und der seit 15. Jan. ds. Js i 1 Prozent des Steuerrückstands beträgt, ist durch Verordn ! nung des Reichsfinanzministers vom 10. Oktober mit Wir.

! kung vom 15. Oktober 1925 ab auf 0,75 Prozent herabg«,

! setzt worden. Dieser Verzugszuschlag von 0,75 Prozent i?

- für jeden auf die Fälligkeit folgenden angefangenen halbe»

: Monat zu entrichten. Im übrigen ist es bei den seitherige« i Bestimmungen geblieben, insbesondere gilt auch fernerhir ! die Schonfrist von einer Woche, d. h. es kommt der Verzugs.

! Zuschlag dann nicht zum Ansatz, wenn innerhalb einer Woch,

- mich dem Fälligkeitstage bezahlt wird. Diese Schonfrijl , gilt jedoch nicht für die Abführung der Lohnsteuerbeträge. j die pünktlich auf 5., 15. und 25 jeden Monats abgeliefer!

> werden müssen.

! Freudenstadt, 15. Oktober. (Missionskurs für Geistliche , Missionsfest.) Im Kurhaus Palmenwald hat seit Diens­tag abend bei einer Beteiligung von 50 bis 60 Geistlichen ! und Missionaren aus Württemberg und Baden ein Mis- ! sionskurs für Geistliche begonnen, veranstaltet von der ! Freien Missionskonferenz in Württemberg.

^ Die auf den Kurs gesetzten Erwartungen hat sofort der erste ! Verhandlungstag, der Mittwoch, an seinem Teil in reichem

- Matze erfüllt. Er brachte als Grundlegung einen tiefgehenden r biblischen Vortrag des Leiters des Kurses, v. Würz über Eot- ! tes Segen um die Menschheit; es waren Ausführungen, die einen ! erschütternden Einblick gewährten in die unheimlichen Rätsel s der Völkergeschichte, Religions- und Kirchengeschichte, aber auch

erhebende Ausblicke in Gottes überlegenes Walten, das stille Wirken des Evangeliums, und die zukunftsschwere Bedeutung der lebendigen, für Gott gewonnenen und zeugenden Gemeinde. In wirkungsvollem Gegensatz hiezu schildert Lic. Dr. Oehler die gegenwärtig dominierende amerikanische Missionsart: er er- fahte sie als eine Jugendbewegung, die ursprünglich vom Me­thodismus und Puritanismus bestimmt war, neuerdings aber j zur Kulturpropaganda geworden ist und als Hauptmerkmal des von ihr zu schaffenden Reiches Gottes auf Erden die Demokratie und den Pazifismus betrachtet. Bei aller Anerkennung ihrer Tatkraft und Tüchtigkeit wie ihres religiösen Idealismus doch eine Verweltlichung des Missionsgedankens, der gegenüber die deutsche Mission allen Grund hat, ihre durch Luther bestimmte Eigenart zu wahren und im Sinne des biblischen Evangeliums zu vertiefen und zur Geltung zu bringen.

Auf dieselbe Linie führte der eingehende Nachmittagsvor­trag von Missionssekretär Pfarrer Jehle über die Frage: Was bedeutet die Rückkehr der deutschen Missionare nach Westafrika? Sie bedeutet Befestigung der afrikanischen Missionskirchen in der Bibel, ihre Bewahrung vor Irrlehre, Hebung ihres sittlichen Standes durch Seelsorge und Kirchenzucht, bodenständige und gründliche Erziehung und neuen Weitblick für die Aufgaben ge­genüber afrikanischem Frauentum und Heidentum: alles Er-

Jch komm' gleich", sagt er mürrisch.Bloß die letzt«^ Holzrechnung muß ich noch eintragen." §

Er ist am Schreibtisch stehengeblieben und macht sich «M den dort liegenden Papieren zu schaffen, bis Brigitte die Stube wieder verlassen hat.

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2. Kapitel

Wild lodern die Flammen am Gebälk des Stallgebäudes empor. Das Strohdach fiel ihnen schon zum Opfer, wie auch? die Holzlege und der Schweinekoben daneben. Nun»s geln sie gierig weiter im Dachstuhl immer näher de»? Wohnhaus zu, auf dessen Dach ein paar hocken, die unauf­hörlich Wasser über die Schindeln gießen.

Eine mühsame und wenig aussichtsreiche Arbeit, denn es mangelt vor allem an Wasser am Ketten-Hieslhof. Ei«l Brunnen im Hof und eine spärliche Quelle oben am Wald­rand ist alles, was zur Verfügung steht. Mit der Sprits ist nichts anzufangen unter diesen Umständen. ,

Ein Schlauch vom Brunnen aus gibt einen dünnen Was» i serstrahl. Zur Quelle hinauf haben die Leute eine Kett« gebildet, schöpfen das Wasser in Eimer und geben sie wei­ter von Hand zu Hand.

Der Platz um den Hof ist von den Flammen taghell er­leuchtet. Ungeheurer Lärm und unbeschreibliche Verwir­rung herrschen ringsum.

Alle schreien durcheinander. Jeder rät etwas anders schlägt dies oder jenes vor. Signale werden geblasen, Be- > fehle erteilt, die Frauen jammern laut und jagen auf de» ? hinter dem Haus ansteigenden Anger, wo ein paar Apfels und Pflaumenbäume stehen, nach den zum Glück noch recht­zeitig aus dem Stall gebrachten, nun wie toll herumschie­benden Schweinen und Hühnern, die in ihrer Angst immer wieder dem brennenden Stall zustreben. Die zwei Kühe, die man oben am Waldrand angebunden hat, brüllen un­aufhörlich. Vom Dorf Feistring herauf tönt die Feuer­glocke. Und zu all diesem wilden Lärm prasseln und knat­tern die Flammen ibre schauerliche Begleitung.

(FortsetzUM folgt.) ^