Amtsblatt sür den Bezirk Nagold und für Allensteig Stadt. Allgemeine» Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und jreu-ensta-t.

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Uk. 210

Altenkleig Dienstag Len 8. September

Anschläge der Tschechen.

LLa des ketz^Wochend^«scher Folge und tu mnef Brutalität, wie sie bisher »och nicht gezeigt wurde, wiedq rum ein Reihe schärfster und unerhörter Angriffs der Tschei chen gegen das Sudetendeutschtmn eingesetzt. In Karlsbas wurden zwei deutsche Abgeordnete dafür, daß sie ihre stu, dentischen Abzeichen anläßlich des Egerländer Heimatfeste^ angelegt hatten,^ von tschechischen Polizeiorganen in übel, ister Weise belästigt. Die seit hundert Jahren im Besitz des deutschen Klosters Tepl befindlichen Marienbader Heilqueb Len wurden über Nacht samt dem ganzen Kurbetrieb noch staatlichen Vodenamte beschlagnahmt und unter die ßrvangsverwaltung des Staates gestellt. And in letzter Stunde treffen zu diesen Gewaltakten noch aus allen Lei-, Leu des deutschen Siedlungsgebietes ernsteste Nachrichten fiber neue Drosselungen des deutschen Schulwesens ein. Zu den im Laufe der Jahre gesperrten über 2000 deutschen! Schulklaffen sollen im kommenden Schuljahr weitere 500 «Muren; das deutsche Volk soll in seiner Entwicklung za» krückgedrängt werden, während Millionen für die Errich­tung neuer tschechischer Schulen im rein deutschen Sied­lungsgebiet hinausgeworfeu werden, wo das deutsche Volk mit allen Mitteln einer teuflischen Tschechifierung zersetzt und cuifgesogen werden soll;

^Gleichzeitig ist ein Angriff gegen die deutschen Weltkur- vrte in der Tschechoslowakei, gegen Karlsbad, Franzensbad »Ä Johannisbad geplant, wobei ein vom tschechischen Chauvinismus geborenes Bädergesetz dasselbe erreichen soll wie in Marienbad der Gewaltakt des Bodenamts, nämlich «e lleberführung des gesamten Kurbetriebs aus deutschen U rein tschechische Hände, indem der Staat die Aufsicht und sie Leitung übernehmen soll. Was dieses famose Bäderge- srtz eigentlich bezweckt, geht am besten aus den Ausführun­gen der tschechischen Presse hervor, für die die Marienba­ser Affäre Anlaß zu einer neuen großen Hetze gegen die leutschen Bader wurde. So schreiben dieNarodni Demo- lracie" folgendes:Jetzt endlich ist die Frage der staatli- se« Bäder aktuell, und zwar der Deutschen, die mit ihren angen Jerimiaden über Marienbad den Anlaß gaben. Die krhältuiffe in Karlsbad, Marienbad, Franzensbad und sohaunisbad find unhaltbar. Die Staatssprache ist bisher tich genügend respektiert und wiederum in den Hinter- gedräugt. Besonders in Karlsbad haben sich die ltniffe gegen das Vorjahr bedeutend verschlechtert. Es sibt zwar noch tschechiche Aufschriften an erster Stelle, aber imst ist das Tschechische in unfern Bädern ganz m den Hin- ergrung gedrängt. Auf dem Stadthause will man über- Mpt nicht tschechisch sprechen, das Bäderperfonal lernt ächt tschechisch, an den Bäderkaffen erklärt man die Bäder sir ausverkauft, wenn man die Karte tschechich verlangt, fil zahlreichen Restaurants sind schon die tschechichen Spei­ckarten verschwunden. Die berufenen Organe unterlassen »ahrscheinlich die ganze Kontrolle."

Schließlich wird an diese Beschwerden die Schlußfolge wng geknüpft, daß noch vor den Wahlen unbedingt das Miergesetz erledigt werden müsse. Die allnationale Koa- Üiou sei verpflichtet, den nationalen Charakter des Stau­es zu sichern. Es sei höchste Zeit, daß sie in dieser Bezie­hung ihre Pflicht erfüllt.

Wie man sieht, soll das Vädergesetz dafür sorgen, daß das Rutsche Karlsbad tschechische Aufschriften bekommt, daß berall tschechich gesprochen wird und daß dem Ausländer !in denkbar guter Eindruck vomFenster der Republik" ge­geben wird. Seit Jahrhunderten sind die deutschen Kurorte Ötscher Besitz gewesen, haben sie unter deutscher vorzüg- fcher Verwaltung und aufopferungsvoller Arbeit den heu­igen Weltruf sich erworben. Die Anerkennung von Hun- krttausenden ausländischer Kurgäste, für die ohne llnter- hied der Ration in vorbildlicher Weise gesorgt wurde, ist «u deutschen Gemeinden sicher. Jetzt werden die Tschechen ommen und unter dem Vorwand sozialer und hygienischer Verbesserungen Hand auf diese Bäder legen. Abgesehen da- «n, daß der wahre Grund des Bädergesetzes längst Eegen- kand offener Erörterung in der tschechischen Presse gewor­den ist, daß es jedem klar ist, daß wieder einmal die Bestie >es tschechischen Chauvinismus gefüttert werden soll. Die m Gefolge der Tschechifierung auftretende staatliche Will- ^ muß zu einem Ruin der Bäder führen, muß den alten tuten Ruf gefährden.

Der deutsche Schulausschuß hat beim Kultusminister vor- -esprochen und folgenden Protest abgegeben:Das gesamte «detendeutsche Volk erhebt die schärfste Einsprache Wgen die neuerlichen Gewaltmaßnahmen, die jetzt mn fremdnationalen Faktoren unter Verachtung jegliche» Prinzips einer Selbstbestimmung ausgeführt wurden, und Erlangt eine genaue Ueberprüfung und Rückgängigma- der Auflassungsverfügung. Der parlamentarische ^^usschuß stellt daher au den Minister folgendes Dw>

1- HerauHabe einer gewissenhaften Statistik über die ^herigen Schslauslaffungeu aus deutscher und tschechischer

1 die vollkommen gleiche Anwendung der neuen Vor­schriften für das Schulwesen auf beide Nationen einschließ­lich der tschechischen Minderheiten,

3. die Zusicherung, daß in den kommenden Jahren der gesteigerten Schülerzahl durch eine erleichterte Wiederer­richtung der Klaffen Rechnung getragen wird,

4. eine offizielle Auskunft, wie viele deutsche Kinder in tschechischen und wie viele tschechische Kinder in deutschen Schulen eingeschrieben wurden?

Tagung -er D. D. P. Württembergs

Eine Rede von Hellpach

Bietigheim» 6. Sept. Unter außerordentlich großer Be keiligung aus dem ganzen Lande fand Sonntag die Som- Mrtagnng der deutsch-demokratischen Partei statt. Es stöhnten iA u. a. bei Staatspräsident Dr. Hellpach, Staats- prWdent a. D. Dr. Hieber, Minister a. D. Dr. Schall und zahlreiche Landtagsabg. und Parteifreunde aus Baden bei. Bei der Laudesausschußfitzung sprach Finanzminister r. D. Dr. Schall über landespolitische Steuern und Finanz­stage« mrd führte aus, daß die Regierung Bazille nichts in Bezug auf die so laut angekündigten Reformen getan habe. Man hat bescheidenere Themen gewählt, wie: Stil- irnd Verkehrston der Behörden. Das Etatswunder des Aerrn Dr. Dehlinger beruhe darauf, daß man 1924 die Jn- slationssteuern weiterlaufen ließ. Der württembergische Etat für 1925 habe die von den Deutschnationalen angekün­digte Steuerermäßigung nicht gebracht, sondern auf die Gemeinden größere Lasten geschoben. Zur Eesamtlage im Reich führte er aus, daß die neueste Preissenkungsaktion Ser Regierung zu ihrer Zollpolitik in einem schreienden Widerspruch stehe.

Bei der öffentlichen Tagung sprach nach Begrüßungen durch den Vorsitzenden der Demokratischen Partei Bietig­heims, Teufel und Stadtschultheiß Schmidtbleicher der Landesvorfitzende, Geheimrat Dr. Bruckmann. Er betonte die Notwendigkeit der demokratischen Arbeit in der gegenwärtigen Zeit, die vor so großen Aufgaben stehe. Zu­nächst gelte es, beim Reichsschulgesetz für die Jugend und ihre Erzieher einzutreten. Wenn jetzt das Zentrum viele seiner Anhänger verliere, dann sei es umsomehr die Auf­gabe der Demokratie, die deutsche Kultur zu retten und zu sichern. An dem großen Widerspruch der Preissenkungs­forderung auf der einen und Schaffung von Zöllen und Ein- fuhrscheiuen auf der anderen Seite werden wir in der näch- Iten Zeit ungeheuer schwer zu tragen haben. !

Die Stellung der demokratischen Frau zu den Fragen der Politik erörterte hieraus Frau Dr. Rath (Heilbronn). Sie! gab dem Wunsche Ausdruck, daß das politische Wirken der! Frau sich zum Segen des deutschen Volkes entfalten möge.

Dann ergriff, lebhaft begrüßt, der badische Staatspräsi­dent Dr. Hellpach das Wort zu längeren Betrachtungen über das Wesentliche und Unwesentliche in der Demokratie. Seine Ausführungen leitete er mit der Feststellung ein, daß das Streben nach Demokratie ein spezifischer Zug germani­sche» Wesens sei. Das könne man denjenigen unserer Volks­genossen nicht oft genung sagen, die die Demokratie immer als eine fremdländische und jüdische Reform hinzustellen belieben. Hellpach wandte sich im Verlauf seiner Ausfüh­rungen «. a. die in jüngster Zeit vielfach erörterten Frage zu: Ist die Demokratie eigentlich eine Frucht des Christen­tums? Die Forderung, daß aus dem Christentum politische Demokratie folgere, sei zum erstenmal in der englisch-caloi- nistischen Revolution erhoben worden und die Vereinigten Staaten von Nordamerika seien das lebendige Beispiel da­für, daß aus dem christlichen Wesen das Wesen der Demo­kratie hervorgeht. Gegenüber einer Mißdeutung, die ein «von ihm in der ,Aoss. Ztg." in den letzten Tagen veröffent­lichter Artikel aus badischen Zentrumskreisen gefunden Labe, möchte er LMellen. daß er durchaus nicht der Auffas­sung sei, daß das Interesse der Demokratie auf einen Zer­fall der Zentrumspartei hingehe. Es wäre auch nicht sicher, ob es für Deutschland gut sei, wenn das Zentrum noch mehr zersplittert würde. Bei unbefangener Betrachtung müsst man aber sagen, daß allerdings große Schwierigkeiten be­stünden, die demokratischen Prinzipien, wenn man sie bi« zum letzten durchdenke, mit dem System der katholischest Kirche, deren Organisation auf der Herrschaft der Autoritär beruhe, in Einklang zu bringen. Er habe Phon früher, als verschiedene demokratische Parteimitglieder mit Begeiste­rung von Wirth sprachen,Lejagt, daß die tragische Stunde dStLNnobratM-Lasten Wnyer.im Zentrum dann korn-

j Jahrgang 1923

men werde, wenn sie ihre kulturpolitischen und sozialen Forderungen einreichen werden. Anknüpfend an die auf der Stockholmer Konferenz erörterten Fragen erklärt Hell­vach weiter: Es ist ein trüber Anblick, daß ein großer Teil 'Früchte der Demokratie wuchsen, heute bis ins Mark demo, kratiefeindlrch ist. Diese Kreise glauben, Laß es ein ewiges Gesetz der lutherischen Kirche sei, die ehemaligen Bindun­gen an Fürstenhäuser, Patronate usw. einzuhalten. Es ist jetzt an der Zeit, daß alles, was in Deutschland evangelisch,, paulinisch, lutherisch und protestantisch ist, endlich gegen diese Auffassung Sturm läuft und dazu verhilft, daß diesen Anschauungen des reaktionären Protestantismus aus dem Protestantismus heraus ein Ende bereitet wird. Mit der Aufforderung immer deu Blick auf das Wesentliche, auf das Ueberzeitliche und Ewige der demokratischen Grundsätze zu richten, schloß Hellpach seine mit begeistertem Beifall auf- zenommene Rede, die mit dem Absingen des Deutschland­liedes zugleich den Schluß der eindrucksvoll verlaufenen Tagung bildete.

Neins VE Tage

Arm Reichsfchulgsttz " f

Karlsruhe, 7. Sept. Die Schulverwaltungen von Beden, ifHessen» Hamburg und Oldenburg haben bei dem Reichs- vrinisterinms des Innern Einspruch dagegen erhoben, daß der Rsichsschulgesetzentwurf, der jetzt den Länderregier un^ ! gen zugegangen ist, »ach der Ansicht des Reichsministeriunf des Innern bereits am 16. September in einer Konferenz ! der Länder regierungen behandelt werden soll. Die Ge­nannten wünsche« dringend, daß die Konferenz nicht vor; ! Mitte Oktober stattfinde, da der Entwurf bei seiner unab. fehbaren Tragweite fiir die Schulverhältniffe der betref- jHeuden Länder einer genauesten Durchprüfung durch dst Anterrichtsoerwaltungen der Länder bedürfe.

Genfer Besprechung der Ravdstaateu

' Genf, 7. Sept. Die Vertreter Lettlands, Estlands, Finn­lands und Polens sind zu einer Besprechung zusammenge­treten. Lettland wir durch Schumann vertreten, Estland durch Pusta, Finnland durch Enckell und Polen durch Skrzynski. Es handelte sich um eine erste Fühlungnahme. Am Sonntag wurden die eigentlichen Beratungen ausge­nommen, die sich auf das Genfer Protokoll zur friedlichen Erledigung internatinoaler Streitigkeiten und auf die Mo­dalitäten der Anwendung des in Helsingfors unter den !baltischen Staaten und Polen abgeschloffenen Uebereinkom» mens beziehen.

Die Frage einer Sonderkonferenz

Paiüs» 7. Sept. Der Havasvertreter in Genf berichtet in «rner Depesche, daß drei Tatsachen feststehen. Abgesehen von immer möglichen Ileberraschungen, werde demnächst eine Sonderkonferenz über den Sicherheitspaktentwurf zu- fammentreten, zu der Deutschlands Beteiligung schon ge­sichert sei, da Stresemann in seiner Empfangsbestätigung auf die letzte franz. Mitteilung den Gedanken direkter Ver­handlungen annahm. Weiter stehe fest, daß diese Konfe­renz nicht während der Bölkerbuudstagug stattfinden werde, da der Völkerbund mit den auf seiner Tagesordnung stehen­den Fragen genügend beschäftigt sei und bis Ende des Mo­nats ständig tagen werde. Endlich scheine auch festzustehen» daß Italien an der geplanten Konferenz teilzuuehmen wünsche. Was alle übrigen Fragen angeht, so müsse man !sich mit Vermutungen begnügen. Die Konferenz der Mi­nister zur Beratung der Sicherheitsfrage werde wahrschein­lich nicht mehr im September zusammentreten können, denn ldie Arbeiten des Völkerbundes würden sich bis zum 27. oder >29. September hinausziehen. Sie werde also erst am 10. oder 15. Oktober stattfinden können. Auch über den Ver­handlungsort sei man noch vollständig aus Vermutungen angewisen. Eine Einladung zu der Sonderkonfereng und dem Sicherheitspaktentwurf liegt in Berlin noch nicht vor. Zudem werden sich vor weiteren Entscheidungen die zu­ständigen deutschen Stellen mit dem Bericht des Mini­sterialdirektors Gauß über tue Londoner Jnristenkonferen? zu beschäftigen hüben.

Ein deutscher Kranz am Grabe des Unbekannten Soldaten

Paris, 7. Sept. WieMatin" berichtet, hat eine deutsche Abordnung, ohne daß es jemand bemerkte, einen Kranz auf dem Grabe des Unbekannten Soldaten niedergelegt. Der Kranz war in den Farben schwarz-rot-gold mit 2 Bänder» oeichmückt. Das eis« trug rn ft»Wösticher ,Sprache die Auf-