Amtsblatt für den Bezirk Nagold and für Attensteig Stadt. Allgemeiner Anzeiger sür die Bezirke Nagold, Lalrv und jreudenstadt.

Schwamwälöer Tageszeitung

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Altentteig Samstag den 3. September

Jahrgang 1S25

Zur Lage.

Die Luftschiffahrt steht erneut zur Debatte. Sie hat i« Dr. Eckener, dem kühnen Amerikaflreger, einen beredten Anwalt. Die Zeppeliu-Eckeuer-Spende soll in Deutschland die Mittel schaffen, um dem deutschen Luftschiffbau neuen Antrieb zu geben. Denn es ist kein Zweifel, daß Deutsch­lands Leistungen in der Luftschiffahrt an der Spitze aller Nationen stehen. Dieser Platz soll gehalten werden trotz der Einschränkungen des deutschen Luftschiffbaues durch das Versailler Diktat und die französische Politik. Das Luft­schiff soll nicht mehr Kriegswaffe sondern Verkehrs- und Forschungsmittel werden. Da wir heute in Deutschlands und in ganz Europa einen ganz ausgezeichneten funktionie­renden Verkehr mit Flugzeugen haben, ist eine Art Konkur­renz zwischen Flugzeug und Luftschiff entbrannt. Letzteres kommt nur für riesige Entfernungen, für die Ueberbrückung der Ozeane und die Erforschung der Polargegend in Frage. Die Erbauung von Luftschiffen ist eine Geldfrage. Durch die Zeppelin-Eckenerspende soll nochmals der Welt gezeigt werden, was Deutschland im Weltverkehr zu leisten im­stande ist, soll der Weg von der alten zur neuen Welt ver­kürzt werden und dem deutschen Luftschiffbau, dem Werke des schwäbischen Grafen Zeppelin, eine neue Zukunft erste­hen. Es soll darum niemand zurückstehen, durch einen klei­nen oder großen Beitrag zu der Spende dieser wahrhaft na­tionalen Aufgabe seine Unterstützung zu leihen. Die Stür­me der Luft sind die gefährlichsten Feinde der Flugzeuge und Luftschiffe. Die Zerstörung des den Zeppelin-Luftschif- jen nachgeahmten amerikanischen LuftkreuzersSenandoah" zeigt allerdings die Grenzen menschlicher Technik und die Gewalt der Elemente. Aber was will ein solcher Unfall be­sagen angesichts der täglichen Unfälle bei den Eisenbahnen »der gar bei den Autos? Der Technik und Wissenschaft ist es bisher schon gelungen, die Unfälle in der Luft auf ein strich geringes Maß zurückzuschrauben, daß sich der Verkehr auf dem Lande damit garnicht vergleichen kann. Solche wischenfälle dürfen uns also nicht abhalten, der großen ache des Luftverkehrs unsere Sympathie zu leihen.

In der Politik stehen wir vor Wochen der Kouferenze« »ud Taguuge«, die sich zwar nicht im deutschen Vaterlande abwickeln, sondern draußen im Ausland, in London, Genf und Paris, die aber dennoch sich vorwiegend mit der deut­schen Frage beschäftigen. Die Zuristenkonferenz i» London aber einen Sicherheitsvertrag tagt in der Stille und im Geheimen. Die Weltblätter wissen jedoch allerlei darüber zu berichten. Teils ist es Stimmungsmache, teils sind cs Er­zählungen oder Bemerkungen der Beteiligten, die dann zu langen Aeußerungen und Artikeln gemacht werden. So scheint man denn in London an die Hauptstreitpunkte be- züglich des Sicherheitsvertrags gekommen zu sein, an die französischen Ansprüche, die seit Monaten den Sicherheits­vertrag gefährden. Das ist einmal die Zweiseiligkeit des Paktes, das heißt, daß man nicht nur Frankreichs Sicher­heit verbürgen, sondern auch Deutschland Schutz gewähren muß gegen die llebergriffe der Franzosen und ihrer östli­chen Verbündeten. Eine Einigkeit hierüber soll noch nicht erzielt sein. In der heiklen Frage des Durchmarschrechtes das Frankreich beansprucht, sollen sich die englischen und bel­gischen Juristen mehr dem deutschen Standpunkt genähert haben. Frankreich will ja bei einem deutsch-polnischen Kon­flikt ohne Anfrage beim Völkerbund durch die entmilitari­sierte Rheinlandzone marschieren und in Deutschland ein­brechen. Parallel mit diesen Londoner Paktbesprechungen gehen Verhandlungen der Außenminister bezw. Minister­präsidenten von England, Frankreich, Belgien und auch der Oststaaten. In diesen Geheimbesprechungen soll nach Gen­fer Meldungen eine Uebereinstimmung über den Sicher­heitspakt im ganzen erzielt worden sein, was deutscher­seits zu stärkstem Mißtrauen berechtigt. Denn wenn man in Eens, ohne das Ergebnis in London abzuwarten, Abma­chungen trifft, so kann man sich schon denken, daß hier der französische Standpunkt den Sieg davongetragen hat.

, Das ergibt sich aus den Sitzungen des Völkerbundsrats, ln denen bisher leidenschaftlich um die Gebiete des Irak, seues Gebiet am Euphrat und Tigris samt weiterer Umgebung, zwischen Engländern und Türken gekämpft ^rde. Und hier braucht England die französische Unter- Mtzung, um durchzudringen. Es handelt sich dabei haupt­sächlich um die großen Erdölgebiete bei Mossul, also um ka­pitalistische Interessen. Die Gebiete wurden seinerzeit Eng» »Md als Mandate zur Verwaltung übertragen. Die Türken von Angora fördern aber die Rückkehr des Mossülgebiets unter die türkische Oberhoheit und zwar aus religiösen, wirtschaftlichen und nationalen Interessen. Ein Gutachten des Völkerbunds spricht sich auch in dieser Richtung aus, > der türk. Außenminister unterzog in Genf das ganze inandatssystem des Völkerbunds einer so scharfen Kritik arck beleuchtete das Verfahren der Großmächte in solch dra- Mscher Weise, daß man ihm deutscherseits nur Beifall zollen kann. Die Großmächte würden mit den.SÄaLvortenGe­

rechtigkeit und' Zivilisation" einfach' bieGebftzie' fremder' Nationen sich aneignen. England hat ja seinerzeit das; Moffulgebiet von Frankreich zugestchert erhalten durch das Schachergeschäft von San Remo, das Frankreich dafür freie! Hand gegen Deutschland gab und überdies 20 Prozent der Beteiligung an den Mossulquellen. England erstrebt nun einen selbständigen Jrakstaat unter Hoheit des Völkerbun­des, was in Wirklichkeit die englische Vorherrschaft bedeuten würde. Da der Streifall zwischen Türken und Engländern nicht so rasch erledigt werden konnte, mutzte die Erörterung der wirtschaftlichen Verhältnisse Oesterreichs um einen Tag hinausgeschoben werden. Am kommenden Montag oder Dienstag soll bereits die Vollversammlung des Völkerbun­des zusammentreten, die den Beschlüssen des Völkerbunds­pats Gesetzeskraft verleiht. Aber es scheinen bis dahin kaum wichtige Beratungsstoffe spruchreif vorzuliegen, so wird man mit allgemeinen Fragen die Zeit ausfüllen, schließlich schöne Reden halten. Hat sich doch der französische Ministerpräsident Painleoe nach Genf begeben, um das sei­nerzeit von Herriot ins Leben gerufene Genfer Protokoll wieder auferstehen zu lassen. Für England eine unange­nehme Sache, da es dieses ablehnt. Die 46 Nationen, die in der Dölkerbundsversammlung vertreten sind, stehen un­ter dem Druck der Großmächte England und Frankreich, und der Kämpf um die Herzen dieser Kleinstaaten dürfte die- Hauptsache sein, wenn sie sich auch hinter den Kulissen aL- ftüelt. Man darf also von dieser Völkerbundstagung keiner­lei Leberraschungen erwarten, denn der Kampf der Gro­ßen um die Kleinen nimmt seinen Fortgang und der Mäch­tigste diktiert zuletzt.

k Ob sich an die BAkerbnndstagung alsbald eine Konfe­renz der Außenminister über die Sicherheitsfrage unter Ver­ziehung des deutschen Reichsministers Dr. Stresemann an- Mießt, steht noch dahin. Das Ergebnis der Londoner Jn- Lffienbesprechuug wird den Zeitpunkt dieser Konferenz mit- lbestimmen. Nach derTimes" soll diese Konferenz in der zweiten Septemoerhälfte in Rorditalien oder der Schweiz stattfinden, denn in London erwartet man, daß mit Ende der Woche auch die Juristenkonferenz beendet ist. I

Die Weltfriedeuskoufereaz tu Paris» einberufe« von den Friedensparteien und den französischen Linksparteien, hat mit einem Zwischenfall begonnen, der für uns Deutsche recht unangenehm war. Reichstagspräsident Löbe konnte zunächst seine Rede nicht halten, weil Herriot nicht sprach. Der Konflikt wurde aber durch Eingreifen des franzö­sischen Unterrrichtsministers wieder aus der Welt geschafft, so daß Lobe seinö Rede halten konnte. Ueberdies hat der französische Ministerpräsident u. a. den demokratischen Reichstagsabg. und früheren Reichsinnenminister Koch emp­fangen. Painleoe soll zu Löbe auch gesagt haben:Es ist ja erfreulich, daß der deutsche Reichstagspräsident in Paris spricht. Hoffentlich wird der französische Ministerpräsident nun bald auch Gelegenheit haben, in Berlin zu sprechen."! Ans falls recht sein, kommt nur darauf an, was er spricht. Alk Bemühungen, eine friedliche Zusammenarbeit zwi­lchen Deutschland und Frankreich zu schaffen, find zu be­grüßen. !

Aus dem Kriegsschauplatz in Marokko ist nun der Angriff der Franzosen und Spanier erfolgt. Nach einem ergebnis­losen Landungsversuch in der Bucht von Alcehumas an der nordafrikanischen Rifküste, gelang es den Spaniern nun doch 15 000 Mann zu landen. Voraus ging eine mehrtägigej Bqchießung durch Franzosen und Spanier. Petain ist zu« Oberbefehlshaber in Marokko bestellt. In Syrien bereiten! yie Franzosen gleichfalls einen großzügigen Angriff gegen! die Drusen vor, die in den letzten Wochen Verstärkungen durch Beduinen erhielte»

Eine Aufklärung zur Kriegsschuldfrage

Berlin, 4. Sept. Rach Schluß der Stockholmer Konferenz bat -er Vorsitzende der deutschen Delegation an den Fortsetzungsaus- kchuß der Konferenz folgendes Schreiben gerichtet:Im Auftrag der deutschen Delegation zur Stockholmer Weltkirchenkonferenr beehre ich mich, dem Fortsetznngsausfchub folgendes zur Kennt­nis zu bringen: Die deutsche Delegation kann Stockholm nicht verlassen, ohne sich einer ernsten Pflicht entledigt zu haben. Ms in Deutschland bekannt wurde, der Deutsche Evangelische Kirchenbund werde sich durch amtliche Vertreter an der Weltkon- frreuz beteiligen, wurde in unseren Kirchen weithin erwartet und in einer geradezu ergreifenden Weise rum Ausdruck gebracht, daß von uns in Stockholm eine Frage aufgerollt werden müsse, die, solange sie nicht innerhalb der Gesamtchrrstenheit geklärt ist, ans unserer Seele lastet und eine ökonomische Zusammenarbeit unsäglich erschwert: die Frage »ach der Schuld am Ausbruch de» Weltkrieges. Die Rotwendigkeit einer rückhaltslosen allgemeinen Belehrung dieser Frage empfinden auch wir in ihrer ganzen Ge- wissensscharfe. Sie ist uns wie unseren Kirchen eine Frage vor allem der Wahrheit und der Gerechtigkeit; dennoch haben wir einmütig davon Abstand genommen, sie wahrend der Tagung selbst aufzurollen. Eine eingehende Behandlung dieser Frage auf der mit verschiedenen anderen, Fragen-bereits überreichlich

beschäftigten Konfereuz warHollig^ünmoglich, Ein bloßer for­meller Widerstand gegen die Aufbürdung der Schuld auf Deutsch­land war überflüssig, da alle Welt weiß, -ab das deutsche BE diese Aufbürdung mit Eutschiedeudeit ablehut und daß wir in vielen christlichen Ländern die Zustimmung namhafter Forscher zu dieser Ablehnung in wachsendem Maße gefunden haben. Lin bloßer Protest hätte zudem die von dem ernsten Willen der Dele­gierten aller Länder getragene Einmütigkeit der Konferenz und! ihr Hobes Werk stören können, ohne die Sache irgendwie zu för­dern. Die deutsche Delegation bittet den Fortsetzungsa»sschub, diese ihre Stellungnahme und ihre Motive, gleichzeitig aber auch! den Ausdruck ihrer wärmste», christlichen, von der Zustimmung des gesamten evangelischen Deutschland getragene Ueverreugnng zur Kenntnis «ehmeu zu wollen, daß eine Erklärung der Schuld« krage eine moralische Aufgabe erste» Ranges ist, die um ihrer selbst willen aber auch im Hinblick ganz besonders auf die kunst- tige ökumenische Zusammenarbeit der Kirchen als nnabweislich und dringend erscheint.

Der Präsident der Delegation (Gez.) Dr. Kappler.

Einfrrhrschekre ab 1. Oktober

Berlin, 4. Sevt. Der Reichsrat beschäftigt sich in seiner öfsmyd^ lichen Volksfitzung über die Verordnung der Einfubrschein«. Di« Ausschüsse des Reichsrats haben der Verordnung in einer neue»? Fassung zugestimmt, mit der sich auch die Regierung einverstan­den erklärt bat. Sie unterscheidet sich von der ursprünglichen Verordnung dadurch, daß die Eiufnhrscheine auch aut Hülsen- krüchte ausgedehut werde«. Die Frist für die Gültigkeit der Ein- fubrscheiue soll jeweUs mit Zustimmung des Reichsrats auf läng­stens 9 Monate festgesetzt werden. Ferner find die llebergrmgs- bestimmungen gestrichen worden, wodurch verbittet werden sollte, daß zollfrei eingeführtes Getreide au den Vergünstigungen der Nnfnhrscheine teilnimmt. Die Linfuhrscheine sollen also jetzt oom 1. Oktober uneingeschränkte Gültigkeit genießen. In der Vollversammlung beantragte der Vertreter Badens, die Ueder- rangsbestimmungen der Regierungsvorlage wieder herznftellen and die Regierung zu ermächtigen, auch ohne Zustimmung des Reichsrats die Frist für die Gültigkeitsdauer der Einmbrscheins W verkürzen. Die badische Regierung begründet Ären Antrag mit allgemein volkswirtschaftlichen Gründen. Sie befürchtet eine Verteuerung des Getreides und des Brotes. Sie meint, daß Lebergangsbestimmrmgen notwendig sind, um die ganze > inrich- tung der Eiufnhrscheine tragbar zu machen. Eventuell beantragt Kaden, die Einfuhrscheine uneingeschränkt erst vom 36. Novem­ber in Kraft treten zu lassen. Die Vertreter von Hamburg, Sach­se« und Thüringen erklären sich prinzipiell für eine Ablehnung der Verordnung. Der Antrag auf Ablehnung fand nicht die ge­nügende Unterstützung. Der badische Antrag auf Wiederherstel­lung der Regierungsvorlage mit ihren llebergangsbestimmungen wird in namentlicher Abstimmung mit 44 gegen 18 Stimmen ab­gelehnt. Dafür stimme« nur die Freistaaten Sachsen, Baden Hes­sen, Hamburg, Oldenburg, Vrannfchweig und SchaumLurg-Lippe. Die Vertreter von Breme«, Lippe und Lübeck enthalten sich de« Stimme. Auch der Eventualantrag Badens (Inkrafttreten erst am 30. November) wird abgelebnt und die Verordnung in de« Ausjchußßajstwg mit Mehrheit angenommen.

Neues vom Tage.

Zum Unglück derShenandoah". 'Laldwell'(ÖhIö),4. Sept.'Die Anzahl der bei der Kaka. strophe des LnstschiffesShenandoah" ums Leben Gekom­menen beläuft sich jetzt auf 15, die der Verletzten auf 1 Augenzeugen erzählen, die Trümmer derShenandoah" feien mit Krachen gleich dem Fallen der Waldbäume zur Erde gestürzt.

London, 4. Sept.Daily Telegraph" zufolge soll nach einer Washingtoner Meldung infolge des Unglückes der Shenandoah" das amerikanische Flottenamt beabsichtigen, für einen unbestimmten Zeitpunkt Versuche mit Luftschiffen aufzugeben, die Station Lakehurst zu schließen und das LuftschiffLos Angelas" für Handelszwecke zu vermiete«.

Der Staatssekretär des Marinedepartements erklärte, das Unglück würde zu keiner Aenderung der Einstellung seines Departements gegenüber dem LuftkreuzeiLos An­geles" führen, da dieser zu militärischen Zwecken nicht zu verwende« ist.

Bo« Marokkokrieg

Paris, 4. Sept. Havas meldet aus Tanger: Das Bom- bardement der Rifküfte dauert an. Es macht einen sehr jtarken Eindruck auf die marokkanische Bevölkerung. Ein spanisches Landungskorps von 15 000 Mann st auf der Fahrt nach Marokko. An der Westzone konzentrierten sich Sie Rifleute und Dscheballas in der Gegend von Tetuan. Man erwartet jeden Augenblick einen Angriff unke. Füh­rung des Bruders Abd el Krims.