Petzes. Das Gesetz bestimmt nach den Vorschlägen des Ausschus­ses, daß die Länder vom 1. Oktober 1925 ab von dem Auskom­men an Einkommen- und Körperschaftssteuer drei Viertel er­halten.

Zur Begründung der Vorlage macht Reichssinanzminister Schrieben folgende Ausführungen:

Das Gesetz über Aenderung des Finanzausgleichs bildet in« sofern den Abschluß der Steuerreform, als es zum Ziel hat, das Steueraufkommen zwischen dem Reich, den Ländern und Ge­meinden zu verteilen. Eine Verständigung zwischen dem Reich und den Ländern bat sich bisher nicht erzielen lassen. Die Reichsregierung ist nunmehr bereit, noch einen weiteren Schritt zu tun, indem sie den Ländern und Gemeinden bis zur Ein­führung des Zuschlages zur Einkommens- und Körverschafts- ! steuer, d. h. in den Rechnungsjahren 1925 und 1926 lleberwei- sungen von dem Aufkommen an Einkommens- und Körper­schaftssteuer, sowie Umsatzsteuer in Höhe von 2100 Millionen Rentenmark garantiert. Dieses bedeutet, daß das Risiko in Ve^ zug auf das gesamte Aufkommen in den hauptsächlichsten Steu­ern allein vom Reiche getragen wird. Eine zahlenmäßige Diffe­renz wird nach Ansicht des Ministers mit den Ländern nicht be­steben. Die Differenz beschränkt sich vielmehr auf zwei Punkte: Einmal wollten die Länder das Aufkommen an der Umsatz­steuer, uno zwar 35 Prozent, von einem Eesamtaufkommen von 1500 Millionen Rentenmark gesondert garantiert haben. Dies würde zur Folge haben, daß das Reich auch bei einer etwaigen weiteren Senkung der Umsatzsteuer das Risiko getragen hätte, ohne sich durch ein höheres Aufkommen und höhere lleberwei- sungsbeträge aus der Einkommens- und Körperschaftssteuer da­von befreien zu können. Die Basis der Gesetzgebung der Ver­waltung des Reiches auf dem Gebiete der Steuern müsse uno bedingt aufrecht erhalten werden. Bei alledem sei zu bedenken, daß es sich gegenwärtig nur um eine vorläufige Regelung han­delt. Die endgültige Lösung des Finanzausgleichs soll den Län dern und Gemeinden ein Zuschlagsrecht zur Einkommens- und. Körverschaftssteuer bringen. Da die Ausschußbeschlüsse für die Einführung dieses Zuschlagsrechts den 1. 4. 27 in Aussicht neh­men, so hat nunmehr die zu treffende Regelung nur eineinhalb Jahre Geltung. Zum Schluß betont der Minister, daß es dft Reichsregierung nach wie vor besonders begrüßen würde, wen» es gelänge, mit den Ländern auf der allgemeinen Grundlage der Beschlüsse des Steuerausschusses zu einer Verständigung zu kommen.

Der preußische Finanzminister Dr. Hövker-Aschoss begründet dann den von den Ländern im Reichsrat zu der Vorlage ein­genommenen Standpunkt. Der Vermittlungsvorschlag der Län­der gehe schon an die Grenze des möglichen Entgegenkommens. Werde dieser Vorschlag, der einmütig von allen Ländern ge­macht werde, abgelehnt, so wären die Länder leider in die Not­wendigkeit versetzt, gegen die Beschlüsse des Reichstags Eir» spruch zu erbeben.

Bayerischer Gesandter von Preger erklärt, die bayerische Re­gierung habe immer eine reinliche Scheidung zwischen der Fi­nanzwirtschaft des Reiches einerseits und der der Länder und Gemeinden andererseits erstrebt und darum auch der Erzber- gerschen Finanzreform widersprochen. Gesandter von Preger schließt sich durchaus dem Vertreter Preußens an.

Sächsischer Finanzminister Reinhold betont unter dem Beifall der Linken, es sei erst neueren Datums, daß die jetzigen Regie­rungsparteien das Streben nach gröberer finanzieller Selbstän­digkeit als schweres Verbrechen betrachte. Das Reich verfüge über genug Reserven, um den Ländern durch ein Eingehen auf rbre Komvromißvorschläge die Notwendigkeit einer stärkeren Anspannung der Realsteuern zu ersparen. Die Folgen einer solchen Anspannung würden neue Preistreiberei und neue Lohn- und Gehaltserhöhungen sein. (Beifall links.)

Abg. Junke (Soz.) erklärt, seine Freunde wären Gegner des für später angekündigten Zuschlagsrechtes der Länder und Gemeinden.

Inzwischen haben fast alle Abgeordneten den Saal verlassen und es sind nur noch Abgeordnete der Sozialdemokratie an­wesend.

Abg. Ludwig (Soz.) beantragt, die Sitzung in den Tiev- garten zu verlegen, wo die Rechtsparteien sitzen, die die Gesetzt machen. (Vizepräsident Bell rügt diese Ausdrucksweise. Zurufe bei den Sozialdemokraten: Es ist aber so!) Abg. Ludwig wie­derholt seinen Antrag auf Vertagung.

Vizepräsident Bell setzt die Abstimmung über diesen An­trag auf einige Minuten aus. Als durch die Alarmvorrichtun­gen des Hauses eine erhebliche Zahl Abgeordneter der Rechtem rn den Saal gerufen sind, wird der Vertagungsantrag gegen Sozialdemokraten und Kommunisten abgelehnt.

Abg. Dr. Rosenberg (Komm.) erklärt, man könne aus der Finanzmisere nur durch eine radikale neue Regelung der Aus­gaben herauskommen.

Abg. Koch-Weser (Dem.) betont, interessant sei. daß die

Manon Linders

Original-Roman von Marie Harling.

12) (Nachdruck verboten.)

Manon hat sich nur schwer entschließen können, nach Schwarzenau mitzugehen. Aber sie findet keinen Grund, das Haus ihrer H-rrrin wieder zu verlassen, denn dieselbe ist so gütig und liebevoll, fast zärtlich zu ihrer Gesellschafterin, daß diese sich wie zu Hause fühlt. Und sc packt sie denn mit schwerem Herzen Wäsche und Kleider für ein paar Mo­nate ein. Nun soll sie also den Mann kennen lernen, We­gs» dessen Leichtsinn ihr und Dagoberts Leben vergiftet ist. Etwas wie Hatz gegen den Mann steigt in Manons Herzen auf.Er fitzt mitten im Glück, indessen er den Bruder zum heimatlosen Wanderer gemacht hat", denkt sie voll Groll.

Frau Seefeld beteiligt sich lebhaft an dem Geschäfte des Packens und so fällt ihr Manons Schweigsamkeit nicht wei­ter auf.Was für hübsche, elegant« Kleider Sie haben", bemertt« sie lächelnd, als Manon einige ouftige Sommer- toiletten in ihren Koffer packt,und die feine Wäsche, das l-tz ich mir gefallen".

Manon errötet heftig. Sie trägt ja noch Trauerkleider, doch will sie auf Schwarzenau nicht in dunklen Gewändern umhergehen; sie will sich schmücken und hübsch erscheinen. Frau Seefeld hat ihr erzählt, datz man bei ihren Kindern verschiedene vornehme Gäste, einige Pensionsfreunde Lu- cies erwarte, jung« verwöhnte Mädchen aus den besten Kreisen.Denn", setzte sie eifrig hinzu,auf Schwarzenau ist man ungeheuer gastfreundlich und die Räume stehen zur Verfügung, das Haus ist sehr groß. Und die Freundinnen wollen L»ci« doch in ihrer neuen Würde als Hausfrau sehen".

Etwas neugierig ist Manon schon, den Mann kennen zu lernen, der den Stein auf ihrem Cchicksalsweg ins Rollen gebracht. Zudem ist ja keine Gefahr für sie dabei, niemand Hevnt sie. Der Einzige, der sie und sich verraten könnt«,

Rechtsparteien beute geschlossen für die Erzbergersch« Steuer­reform eintreten. Der ganze Streit gebe nur darum, wie di« Erzbergersche Steuerreform zu handhaben sei. Der Reichsfinanz­minister habe es nicht für notwendig gehalten, auf die Rede« von Vertretern dreier großer Länder zu antworten. So kan« man auf die Dauer ein großes Volk nicht regieren. (Sehr gut links.) Solange wir keine Regierungserklärung zu den Aus­führungen der Länder erhalten, werden wir gegen die Vorlag« stimmen. (Lebhafter Beifall links.)

Abg. von Gräfe (Völk.) ist der Ansicht, daß das, was di« Länder in ihrem letzten Vorschlag anbieten, durchaus gesund und annehmbar sei. Das Stillschweigen der Regierungsparteien auch in dieser wichtigen Frage sei überaus bedauerlich, das Kom­promiß wie es jetzt vorliegt, müßten die Völkischen ablebnen und sie würden darüber namentliche Abstimmung beantragen.

Damit schließt die Generaldebatte.

In der Einzelberatung kommen noch die Redner aller Pa» teien zu Worte.

Aus Stak»! und Land.

Attensteig, 6. August 1925.

* Amtliches. (Berichtigung.) Steuerpraktikant Schlette- Altensteig wurde zum Obersteuersekretär ernannt.

* Unterhaltuvgsabend. Auf gestern abend war in den Saal z. Grünen Baum hier zu einem Unterhaltungs­abend eingeladen, der besonders den hier anwesenden Kur­gästen Abwechslung und Unterhaltung bieten sollte. Es waren hauptsächlich Kurgäste anwesend und Altensteiger Jugend, welch letztere wohl besonders auch der in Aussicht gestellte Tanz anlockte. Der Verein fürLichtbild- kunst, der sich vor einem Jahr hier gründete, hatte sich mit seinem Lichtbilderapparat zur Verfügung gestellt und dessen Vorstand, Steuerinspektor Mäckle, eröffnete den Abend mit die Kurgäste begrüßenden und den Abend ein­leitenden Worten. Nachdem Gewerbeschulrat Keppler über die Besiedlung unserer Gegend gesprochen und aus der Geschichte Altensteigs und Bernecks manches erzählt hatte, bot Steuerinspektor Mäckle mit dem Lichtbilderappa­rat eine Reihe schöner Bilder, hauptsächlich solche aus Altensteig und Berneck, sowie der näheren und weiteren Umgebung, welche die Mitglieder des Vereins für Licht­bildkunst ausgenommen hatten. Der Verein und seine Mit­glieder leisten schon recht Gutes und er berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Nach musikalischen Einlagen durch die hiesige Stadlkapelle (Klavier und Violine) wurde noch eine Serie farbenfroher Spitzweg'scher Bilder geboten, die wie die vorausgegangenen Landschaftsbilder, lebhaften Bei­fall fanden. Mit dem Dank an den Verein für Lichtbild­kunst, welchen Kfm. Wilh. Frey hieraussprach, und den Dank an Gewerbeschulrat Keppler, den Steuerinspektor Mäckle zum Ausdruck brachte, schloß der erste Teil. Ihm folgte das Tanzvergnügen, von dem lebhaft Gebrauch gemacht wurde.

Stand der Tierseuchen. Am 31. Juli war der Milz­brand in zwei Oberämtern mit 3 Gemeinden und 3 Ge­höften, die Maul- und Klauenseuche in 16 Oberämtern mit 33 Gemeinden und 244 Gehöften verbreitet, die Räude der. Schafe in 13 Oberämtern mit 16 Gemeinden und 18 Ge­höften, die Kopfkrankheit der Pferde in 17 Oberämtern mit 25 Gemeinden und 25 Gehöften, die ansteckende Blut­armut der Pferd« in 18 Oberämtsrn mit 20 Gemeinden und 21 Gehöften, die Hühnerpest in 5 Oberämtern mit 11 Gemeinden und 94 Gehöften, die Eeslügelcholera in 3 Oberämtern mit 3 Gemeinden und 5 Gehöften verbreitet.

Gebühre« der Rechtsanwälte in Anfwertungssacher» Bon zuständiger Seite wird mitgeteilt: Auf Grund der Gesetzes über Aenderung der württembergischen Gebühren­ordnung für Rechtsanwälte vom 28. Juli 1925 hat dar Staatsministerium am 30. Juli 1925 verordnet: Für di« Berufstätigkeit des Rechtsanwalts in Aufwertungsverfah-

weilt in weiter Ferne und er wird gewiß so schnell nicht zurückkehren. Frau Richter hat rechtzeitig an Dagobert ge­schrieben, datz Manon Hohenfriedberg zu verlassen gedenke. Seine Antwort lautete kühl und höflich, Manon möge han­deln, wie sie es für das beste halte. Er könne und wolle sich nicht in ihre Entschlüsse einmischen. Manon glaubte etwas wie Erleichterung aus den Zeilen herauszulesen.

Manon hatte ihre Fassung und Ruhe wieder gefunden. Heiter plaudernd sitzen beide Damen in dem Abteil des Zu­ges. der sie nach Schwarzenau entführen soll.

VII.

Schwarzenau ist ein hübsches, mittelgroßes Besitztum, des­sen villenartiger Bau Men Anforderungen der Neuzeit ents spricht. Helle, große, luftige Räume, eine schöne Halle, alles elegant und modern eingerichtet.

Karl Heinz und seine Mutier haben die beiden Damen lebhaft empfangen. Lucie schlägt freudig erregt die Arme um den Hals ihrer Mutter. Manon, die bescheiden im Hintergründe steht, wird von der jungen Hausfrau eben­falls herzlich willkommen geheißen.

Frau Hergenthos, die Mutter von Karl Heinz, ist eine sehr sympathische Erscheinung. Sie macht einen tiefen Eindruck auf Manon. Groß und schlank, mit gewinnendem Lächeln steht sie vor der jungen Dam«. Das noch sehr üp­pige Blondhaar ist von silbernen Fäden durchzogen, die fei­nen ansprechenden Züge tragen jenen abgeklärten Ausdruck, den ausgeglichene Naturen sich nach überstandenen Kämp­fen zu eigen machen pflegen. Ihr Lächeln wirkt wie ein Sonnenstrahl an einem schönen warmen Herbsttage, es ver­klärt das gütige Gesicht ganz wunderbar. Biel Leid hat ja auch sie schon erfahren müssen, viel Kämpfe liegen hinter ihr. Den Gatten verlor sie, als ihr Sohn gerade im schlimm­sten Alter war, als es schien, datz sie über Karl Heinz völ­lig die Herrschaft verlieren sollte. Der junge Mann ver­kehrte in den Kreisen reicher Lebemänner, die ihn in ihren Bann gezogen hatten. Es wurde hoch gespielt und bis

ren richtet sich die Vergütung nach der entsprechend ättzur wendenden Deutschen Gebührenordnung für Rechtsan­wälte mit der Maßgabe, datz für jede Instanz betragen: a) die Prozetzgebühr nach § 13 Nr. 1 der deutschen Rechts­anwaltsgebührenordnung sechs Zehnteile: b) die Verwale tungsgebühr einschließlich einer etwaigen Veweisgebühr nach 8 13 Nr. 2 und 4 a. a. O. drei Zehnteile der nach 8 8 Vieser Gebührenordnung zu erhebenden einfachen Gebühr. Die Gebühren zu a) bis c) betragen mindestens je 2 RM. Diese Verordnung ist mit ihrer Verkündung am 3. August 1925 in Kraft getreten, sie gilt auch bei allen anhängig«« Aufwertungsverfahren für die Gebühren, die nach dem Im krafttreten der Verordnung fällig geworden sind.

* Nagold, 5. August. (Vom Lieder- und Sängerkranz.) Trotz des schlechten Wetters machte der hiesige Lieder- u. Sängerkranz am Sonntag doch eine Sängerreise auf den Hohenzollern. Der Ausflug nahm einen schönen und fröh­lichen Verlauf und befriedigte alle Teilnehmer.

Stuttgart, 5. Aug. (Gefaßte Wohnungseinbrecher.) In der zweiten Hälfte des Monats Juli sind in einem Villen­viertel Stuttgarts in rascher Aufeinanderfolge Einbruch« i« Wohnungen verübt worden, deren Inhaber verreist waren. Diese Tatsache war in allen Fällen in wenig zweckmäßig« Weise durch Herablassen der Gardinen usw. auch nach autz»n hin sichtbar gemacht worden. Reisende Berufsverbrecher, die zuvor in München gearbeitet hatten, haben dies ausge­nützt und in kurzer Zeit Einbrüche in 18 Wohnungen, zu« Teil auch in die dazu gehörigen Büros verübt und dort Bargeld, Schmucksachen usw. gestohlen. Die jofort einset­zende energische Gegenwehr der Stuttgarter Kriminalpoli­zei führte am letzten Montag zur Festnahme der Verbrech«. Es handelt sich um den 26 Jahre alten ledigen Kellner Ar­thur Spieß aus Frankfurt a. M. und den 31jährigen ledi­gen Maschinenbauer Gerhard Reiser aus Breslau. Wegen gewerbsmäßiger Hehlerei sind die Ermittelungen noch tm Gange. Deswegen sind bereits zwei weitere Personen, darunter die Geliebte des Einbrechers Reiser, festgenom­men worden. Spieß war das Haupt der Bande. Er wird mehrfach steckbrieflich verfolgt und hat allein in Leidig -noch 12 Jahre Zuchthaus zu verbüßen. Der größte Teil der aus den Stuttgarter Diebstählen stammenden Beute ist wie­der beigebracht. Die beiden Verbrecher halten etwa 10 000 Mark Bargeld und Schmucksachen und Silberwaven tm Werte von 80100 000 Mark im Besitz. Bis jetzt sind un­gefähr 65 meist in Frankfurt a. M., Leipzig und München verübte Straftaten aufgeklärt.

Selbstmord. An der Haltestelle Karlsvorstadt ließ -sich heute vormittag ein 23 Jahre altes Dienstmädchen in selbstmörderischer Absicht vom Zug überfahren und war so­fort tot.

Tübingen, 5.'Aug. (Evangelisches Landeskirchengesangs­fest.) Am 1. und 2. August fand in Tübingen unter über­aus zahlreicher Beteiligung und der Anwesenheit des Kir­chenpräsidenten das Evang. Landeskirchengesangsfest ver­bunden mit der Hauptversammlung des Evang. Kirchenge­sangvereins unter dem Borsitz von Musikdirektor ELlz- Tübingen statt. In das 17. Jahrhundert führte ein Dor­trag von Prof. Dr. Hasse-Tübingen überDie Blütezeit des evang. Kirchengesangs". Was unsere Kirchenchöre z» leisten vermögen, das zeigten sie beim Abendkonzert in der Stiftskirche, bei der Morgenfeier und beim Festgottes­dienst, bei dem Urriv.-Prof. Dr. Smend die FestprÄügt hielt. Die Beteiligung einer ganzen Reihe von Orchester«, sind Musikoereinen aus Tübingen und Stuttgart verlieh Mn Aufführungen einen mächtigen Hintergrund. Am Samstag abend erstrahlte dem Fest zu Ehren der Holzmarkt mn Glanze von Tausenden von Lichtern, von deren Gin». Muck hingerissen die Menge das Lutherlied anstimmte. M« Nachfeier ayf dem Schloß und m der Stiftskir che, hch

zum grauenden Tage gezecht. Manche Nacht hat die Mut­ter sorgenvoll durchwacht und sich gefragt, was daraus werden sollte. Nun aber, gottlob, ist ihr Ruhe geworden. Karl Heinz ist wie umgewandelt. Aus dem flotten Lebe­mann ist ein beinahe zu häuslicher Ehemann geworden» der nie mehr eine Karte angerührt hat.

Und Karl Heinz selbst? Manon hat verstohlen sein Er­ficht betrachtet und sie mutz sich sagen, datz es wohl wenige geben würde, die diesem sonnigen, gewinnenden Wesen, die­ser durchaus sympathischen Natur widerstehen könnte«. Aber dennoch, dies stellt sie sogleich bei sich fest, ein Charak­ter wie s»ic Bruder ist er nicht. 1

Ein feines Rot steigt Manon ins Gesicht, als sie sich die»! ses Gedankens bewußt wird. Wie kommt ^ : nur dazu» dem Mann so hoch zu stellen, der sie so schwer gekränkt hat? Mit der ihr eigen:« Aufrichtigkeit auch sich selbst gegenüber mutz' sie sich eingestehen:Es war nicht seine Schuld, e- wurde in das Verhängnis Hineingetrieben, durch ihm unbekannte Umstände, genau wie ich selbst."

Manon folgt dann dem vorangehenden Zimmermädchen, das ihr ein luftiges, freundliches Gemach anweist, unmittÄ-l t : n:ben den Räumen von Frau Seefeld. Mano macht fichs behaglich in ihrem Zimmerchen, dann hört sie durch die nu- angelehnt» Tür Frau Hergenthof bei Frau Seh­feld eintreten.

Ich freue mich, dich meine liebe Jugendfreundin n»»j nun für einige Zeit um mich haben zu können", beginnt diez elftere sogleich.Und wieglücklich die Kinder zusammen-^ leben! Nun ist alle Sorge von mir gewichen. Karl Heinz § ist ganz verändert. Er trägt nicht das mindeste Verlange^ mehr, sein früheres Leben wieder aufzunehmen. Wenn doch nur Dagobert endlich heimkehren würde? Ich könnte ihm nun meine ganze Zeit widmen, da Karl Heinz so prächtig versorgt ist. Ich habe oft rechte Sehnsucht nach meinem lieben Hohenfriedberg. Dort oin ich ja so sorglos glücklick gewesen."

(Fortsetzung folgt.)