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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altensteig-Sta-t. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und jreudenstadt.

«t»! Wöchentlich 10 Golbpsenniie. Die «nzelm»«« k,Het IS «oldpfenai-e. «et Nicht« I >a>ei,«a»r«i»! DKeinspaltiz« Kette »der der«, Nan« 1 ü Goldpfemrtze, dieReklamezetle »5 Seldzf. M«r» der Settun, infolge hotzerer We«E «er DetrtrS»stö«m« kein Rassruch ,ai Aef««»». I Zr-Ker tnnirfrlS » re»«. Wir telep-antsch »rtetke NustrSge übernehmen wir keine Gewähr.

Nr. l81

AUensteig Mittwoch den 3. August.

Jahrgang LS25

Die Ausweisung der deutsche» Optanten

Minister Seoeriag an die Optantenfamiliea Schneidemühl, 4. Tug. Zm Lager Schneidemühl wurden dt« Maßnahmen der preußischen Regierung, die der preu» Uschs Minister des Innern bekanntgab, sofort nach dessen Hückkehr nach Berlin durch Anschlag im Lager Schneide- Mühl bekanntgegeben. In diesem Anschlag heißt es u. a.:

E» wird von der vreubischen Regierung alles darangesetzt, Mn de» Abtransport eines erheblichen Teils der Optanten in M» einzelne« »»«Kisch« Regierungsbezirke stark r» beschlenni- Da, »m sodann für di« im Lager Zurückgebliebenen wett» ndeude Erleichterungen ihrer schwierige» Lage zu schaffen. 3» «esem Zweck gehen «och am Dienstag, de« 1 Anguft an die »sea de» Ministeriums des Innern, damit die sofort alle er. »rderlichen vorkehrnnae» treffe« können, die die ihnen zu ge­wesene Zahl von Optanten in ihrem Regiernngsberirk beruf» Ich nnterrnbrinae» »nd mit Wohnungen zu versorge«. Bor» htllch werden auf diese Weise noch in dieser Woche ILM WM Optanten anf die einzelne» Regierungsbezirke ver» t, sodah eine erhebliche Entlast»»« des Lagers Schneidemnbl Antritt. Zm ganzen wurde» bis Lebt schon Optanten mit einem Damilieustaud von AM Personen beruflich untergebracht. Für M» vorläufig im Lager Zurückgebliebenen sind zahlreiche Mab» «chmeu vorgesehen, di« eine Verbesserung der Unterkunft, der Unterbringung von Kranke» und Kinder», der Sicherheit, de» Unterhaltung und der Ablenkung, dem Sport und der Beratung brr vertriebenen diene« solle». Am Schlüsse des Anschlages spricht der Minister die Ueberzeugung aus, dab durch das Zu­sammenwirken aller dieser Mabaahme« sowohl ein erheblicher keil der Optant« schnell wieder in geordnete berufliche »nd Wohnuugsverhältuisse überführt werde« wird, als auch die vor­läufig noch im Lager bleibenden das schwere Los ihrer Aus­weisung »ach Möglichkeit gelindert fühl« werden.

^ Regierungsmahnahmeu für die vertriebene« Optanten Schneidemühl, 4. Aug. Der Vizepräsident der Provinz «ü> der Grenzmark Westpreußen teilte unserem Echwetde» wühler Vertreter u. a. mit, durch einen Erlaß der Regie­rung würde nunmehr i« all« Ortschaft« der östlich« Provinzen Preußens Wohnung« beschlagnahmt, die trgerch» wie entbehrlich sind und für die Unterbringung demitz ^ werden können. Die Städte werden aufgefordert, eine A« zahl «Häuser so schnell als möglich fertigzsstelleu. Ma^ hofft damit, daß in diesen Orten im Oktober bezw. Früh fahr Wohnungen für die Optanten beziehbar sein werden l ! Ferner wurden Maßnahmen getroffen, um die Optanter vorläufig in Notwohnungen unterznbringen. Für die Op tantenkinder wird der Bau des geplanten Kinderheims aus dem Gelände der Stadt Schneidemühl am Sandsee nun mehr in Angriff genommen. Seitens des Ministers fi.nl hierzu SO 000 Mark zur Verfügung gestellt worden. Fern« soll eine Anzahl Kinder auch auf dem Laude und in charv tativen Anstalt« «ntergebracht werden. Morgen so! eine Konferenz der Lagerverwaltung und der Behörde» mit den Organisationen privater Wohlfahrtspflege statt finden. Der Vizepräsident kam ferner auf den Gesundheit» zustand er Optanten zu sprechen und führte aus, daß die ge sundheMche Lage der Lagerinsassen im allgemeinen all Mt zu be^ichnen sei. Die Sterblichkeit sei bedeutend ge­ringer als bei den in sanitärer Beziehung bestgeleiteteu Orten. Die Verwaltung des Schneidemühle: Durchgangs­lagers teilt mit, daß heute etwa 500 Optanten weiterbejov dert werden.

Sozialdemokratischer Protest gegen die Optantenausweisuaz Berlin, 4. Aug. Der Dezirksparteitag der Sozialdemo­kratie Groß-Berlins nahm gestern eine Entschließung an, in der lebhafter Widerspruch gegen die allem menschlichen Empfircken widersprechende Grausamkeit erhoben wird, mit dar die polnische Regierung als Mittel im Kampf um Han­delsverträge die Ausweisung vieler Tausende unbeteiligter ^Deutschen anwendet. Jedes geeignete Mittel, jedoch nicch das grausame der Ausweisung unbeteiligter Polen, müßt« angewandt werden, um diesen unwürdigen Gewalttäter! *ntgegenzuwirken und den Notleidenden Hilfe zu bringen.

üm die Frage des Sicherheitspaktes

Der Entwurf der frauz. Antwort fertiggestellt

4. Aug- Die Agentur Havas teilt mit, daß ge», fiavn am Quai d'Orsay der Entwurf der Antwort auf die deutsche Note vom 20. Juli fertig-gestellt worden ist. Anßen- ^nifier B-ri-and hat die Absicht, sich morgen nach London zu begeben, um mit Chamberlalu die Antwortnote zu bera» Ar. und den englischen und französisch« Entwurf eines

i Slcherheitspaktes zu prüfen. Der Meinungsaustausch zwi- ! scheu Chamberlrin und Vriand soll nur etwa eine Zeit i von 48 Stunden in Anspruch nehmen.

! Paris, 4. Aug. Havas meldet aus Brüssel:Etoile ! Geige" veröffentlicht einen Artikel, worin mitgeteilt wird, er erfahre, daß angeblich diplomatische Verhandlungen zwi­schen London und Brüssel im Gange seien, die ausklären sollen, ob di« Konferenz, an 'der Deutschland teilnehmen würde, zusammentreten solle, um die Frage des Sicherheits­paktes zu erörtern und zu regeln. Das Blatt glaubt, daß die englische und die belgische Regierung einer derartigen Konferenz eher günstig gesinnt seien, während man auf französischer Seite ein gewisses Zögern an den Tag lege. Die Konferenz würde in der zweiten Hälfte des Septem­ber, also nach der Tagung des Völkerbundes stattfinden. Diese am 17. September beginnende Tagung würde Cham- berlarn, Briand und Van'dervelde gestatten, ihre Meinun­gen bezüglich des Sicherheitspaktes auszutauschen, da sie der Tagung des Völkerbundes persönlich beiwohnen würden. Man glaube nicht an Möglichkeit, daß im September bei der Völkerbundstaguug in Genf die Frage der Zulas­sung Deuischlands aufgeworfen werde. Mau erkenne folg­lich auch nicht eine Notwendigkeit, die geplante Konferenz vor dem Zusammentritt der Völkerbundsversammlung ein- ! zuberufen.

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Painleve über die Probleme der französischen Politik

Paris, 4. Aug. Anläßlich des Turnfestes in Dnun hielt Painleve eine innerpolitische Rede, in der er u. a. aus- fiihrte:

Die Regie««« batte bei Amtsantritt sofort drei Prolleme « lösen, die Stabilisier»»«« des Frauken, die interalliierte« Schuld« und das Marokkoproblem. Die Regie««« »ah« r» her einzigen Methode Zuflucht, die es gestattete, die ««gesäu­senen Verpflichtung« r» batten. Sie richtete ein« Appell an den öffentlichen Kredit, einen Teil der Schatzbonds r« konsoli­dieren. Wer sich weigere, diese Anleihe ru zeichnen, begebe «ine« Akt des Defaitismus, der nicht entschuldigt werden könne. Was die interalliierte« Schulde« anbetreffe, müsse man erklä­ren, dab das Land iubezug anf die Anbenvolitik seine vollkom- Meue Freiheit erst wiedergewiune« werde, wen« di« Frage der tzuterallüert« Schuld« geregelt sei. Die Schuldenfrage hätte während des letzt« Monats des Krieges leicht gelöst werden löuuem Mau dürfe sich nicht wundern, dab di« Frage augeu- plickllch unter besonders undankbaren Bedingungen erörtert Merd«^-

in Marokko erklärte Painleve, man müsse Mur derm französischen Einklub unterworfene Marolkoronr ver» steidige» oder Nordafrika anfgebeu. Letzteres würde das Ende »es französischen Kolonialreiches «nd das Ende der Wirtschaft» licheu Unabhängigkeit Frankreichs bedeute»; schlieblich aber -auch das Ende des Prestige und des Einflusses Frankreichs in -L-er Welt. Das könnt« aber nur jene verirrt« Mensch« wüu» scheu, die vo« einem Zusammenbruch ihres Landes «nd der ganz« westlich« Zivilisation träumt« und deren perverse Propaganda nicht geduldet werde« könne. Wir verloren, so fuhr Painleve fort, nicht einen Tag, um die Bedingung« für einen dauerhaften, gerechte« und grobmütigen Fried« vorrubereiteu. ! So bängt mm von d« Rifleut« ab, dab er möglich wird. Aber wir verloren auch kein« Tag, um die militärisch« Mabmrh- «ea vorznbereitM» die notwendig werde«, wenn unsere Be­dingung« nicht angenommen werden. Zch bade die fest« Hoffst «mm, dab, was auch immer komm« werde, wir spätestens bi, Anfang Oktober mit unser« Sorg« in Afrika r» Ende go- komm« sei« werde«.

Friedensverhandlungen in Marokko Vorbesprechungen mit dev Vertreters Abd el Krims ä- London, 4. Aug. «Times* berichtet aus Tanger, dH kftuf der Zusammenkunft zwischen dem Marquis de Estelle kmld den Rise-missären in Tetuan beide Parteien die Debkw -! gungen mitteilten, unter denen es für möglich gehabtes s werde, Friedens-Verhandlungen zu eröffnen. Die Rifabge- ! sandten wiederholten die Forderungen Abd «k Krims-«ach sder Unabhängigkeit des Rifgebietes, sowie seine Forderung -daß die Verhandlungen in Tanger stattfinden sollen. Mar­quis de Estelle teilte seinerseits den Rifabgesandten die auf -der Madrider Konferenz vereinbartes französisch-spanisches Bedingungen mit. Die Rifemissäre kehrten am Freitag nach Tanger zurück und am Sonntag ging ein besonderer - Eilbote nach Äjd-tt mit einem Bericht für Abd el Krim ab. Keine Unterstützung Add el Krims deutscherseits Berlin, 4. Aug. Seit längerer Zeit bringt ein gewisser LrÄ dm: ausländischen Presse immer wieder Rachrichteq

über eine am-ge-bliche Unterstützung DSd el Krrms fenen, Deutschlands. Durch Mitteilung von Einzelheiten» wie Namen von deutschen Offizieren, die sich angeblich bei Ab­el Krim befinden, soll der Eindruck der Richtigkett derar­tiger Nachrichten erweckt werden. So hat unter dem 31, Juli wieder eine französische Agentur aus Rabat gemeldet^ «in früherer deutscher Gen-eralstabsoffizier Förster sei mili­tärischer Berater Abd el Krims, bei dem sich auch noch an­dere, ehemalige deutsche Generalstabsoffiziere, unter die­sen ein ehemaliger deutscher Major von Tannenberg be­fänden. Wenn auch derartige Behauptungen niemals von amtlichen Stellen der in Frage kommenden ausländisches Regierungen aufgestellt und Nachrichten dieser Art aus Marokko selbst auf das nachdrücklichste dementiert wurden^ so hat doch die Tatsache, daß bestimmte Namen genannt wurden, die deutschen zuständigen Stellen zu erneuten Er« Hebungen veranlaßt. Wie wir von zuständiger Stelle er­fahren, hat dem deutschen Generalstab ein Offizier namens Hörster niemals angchört, ebensowenig befand sich eis Offizier namens v. Tannenberg in der deutschen Armee. .Hieraus ergibt sich zur Genüge, daß diese Meldung« eben» so wie alle ander« betr. die Teilsahme deutscher Offizier« au es dOperatioveu Wdd el Krims aus er Lust gegriffen «nd.

Neues vom Tage

Zur Vereinfachung der Zollschwierigkette«

Berti«, 4. Aug. Die deutsche Ratifikationsurkunde z« dem am 3. Nov. 1923 in Genf Unterzeichneten Internatio­nalen Abkommen zur Vreinfachung der Zollförmlichkeiten wurde von dem deutschen Konsulat in Gens am 1. Aug. dem Generalsekretär des Völkerbundes übergeben. Nach Art. 26 Abs. 1 dieses Abkommens erlangt dasselbe für das Deutsche Reich 90 Tage nach der Uebergabe der Ratifi­kationsurkunde, also am 30. Oktober 1925, Gültigkeit.

Der polnische Postdienst in Danzig - Genf, 3. Aug. Das Sachverständigenkomitee zur Abgren­zung des Hasengebiets von Danzig für den polnischen Post­dienst schloß abends seine Arbeiten ab. Das Kamitee hat einen Bericht ansgearbettet, in welchem das Zustandekom­men seiner vollständigen Einigung festgestellt wird, der bei seinen Vorschlägen zur Festsetzung der Abgrenzung des Postgebietes für die sog. grüne Linie angeführt wird und stützt sich dabei das Komitee auf einen Beschluß des ständi­gen internationalen Gerichtshofs in Haag, der der Ansicht Ausdruck verlieh, daß nach dem Wortlaut des Vertrages von Versailles und der Pariser Konvention im vorliegen­den Streitfälle unter dem Begriff »Zafengebiet von Dan­zig" die territoriale Zone zu verstehen ist.

Zur Lage in Schanghai

London, 4. Aug. Reuter meldet aus Schanghai, es werb. berichtet, daß zwei geheime Gesellschaften, deren Mitglie­der znm größten Teil aus Verbrecherkreisen stammten, sich den Arbeiteragitatoren in der Thinesenstadt angeschlossen n»d einem der bekanntesten Arbeiterführer Treue gchchioo- ren hätten. Es werde angenommen, daß es ihre Absicht kri, an chinesischen Handelstreibeuden, die mit ausländischen Waren handeln, sowie Chinesen, die bei Ausländern ange- tzeüt find, Erpressungen zu verüben.

Bergarbeiterstreik in Polnksch-Oberschlefien Warschau, 4. Aug. In Polmsch-Oberschlesien haben ge­stern die Bergarbeiter de« Streik erklärt zum Einspruch gegen den Beschluß der Regierung, den Zehnstundenarbetts- krg schrittweise abzukürzen. Die Arbeiter fordern, daß die Legierung ihr Versprechen, am 1. August den einheitlichen Achtstundentag einzuführen, erfüllt. Gestern sind 9000 Urb7istr in den Streik getreten.

Sine Mordaffäre in Wien Aug. Sonntag abend wurde in der Nähe des Pratersterns der Kohlenhäudlerssohn Joseph Mohapl, 21 Fähre all, von bisher unbekannten Tätern durch mehrere Messersti che schwer verletzt. Die von mehreren höheren Po« lizeiorganen sofort vorgenommene Untersuchung ergab, daß er aus belangloser Ursache mit mehreren Leuten, die ihn als Hakenkreuzler bezeichnet«», in Streit geraten und ge­schlagen worden war. Er war sodann in ein in der Nähe befindliches Hotel geflüchtet, wo er seinen Verletzungen erlag. Ms Mörder des bei dem Tumult auf dem Prater» Peru erstochenen Mohapl wurde der Malergehilfe Franz Seidl nach einem weiteren Laufexzeß im Prater festgenom- men. ^