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Nr. 2Y^. Amts- und Anzeigeblatt für den Gberamlsbezirk Lalw. 88. Jahrgang.

Lrscheinungswetse: vmal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamts-! bezirk Lalw für di« einspaltige BorgiSzeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Pfg., l Steil amen 2S Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S. l

Freitag, den s2. Dezember )(YI(5.

SezagSprelL^ In Ser Stadt mit Trägeriohu Mt. 1.28 vierteljährlich, Post- dezugSpreL- für den OrtS- und Nachbarorlsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr MS° leSOa Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg.

Die heutige Nummer besteht aus 8 Seiten.

NnitlrcHe Vek«n»»ttt,acyr»ngen.

K. Versicherungsamt Calw.

An die Gemeindebehörden und die Vorstände der Krankenkassen.

Durch Beschluß des K. Oberversicherungsamts vom 4. Dezember 1913, Nr. 5274 wurden die Orts­löhne gemäß tz 149 ss. der R.V.O. für den ganzen Verstcherungsamtsbezirk mit Wirkung vom 1. Jan. 1914 ab in folgender Weise festgesetzt:

Ortslohn der Versicherten

unter !6 Jahren von 16 bis 21 2 j über 2t Jahre

männlich ^ weiblich 1 männlich ^ weiblich j männlich weiblich

1 ^.60cZf1 ^L30x)s2 1 90^3 ^ iOo-2 10^.

Calw, den 9. Dezember 1913.

Amtmann Rippmann.

Die deutsch-türkische Mtlitärmission.

Schon vor vier Wochen (vergl. Nr. 269 ds. Bl.) gaben wir in einem Leitartikel unsern Lesern die Berufung einer deutschen Militärkommission nach der Türkei bekannt. Diese Mission besteht aus 42 Offizieren, deren Chef Generalleutnant Liman von Sanders (Kassel) ist. Diese Angaben waren damals nur unbestimmt gehalten, jetzt aber bestätigen sie sich in vollem Umfange. Ueber den Zweck dieser deut­schen Militärmission herrscht für Jedermann, der in der Politik einigermaßen aus dem Laufenden ist, volle Klarheit. Sie hat das fortzusetzen, was v. d. Goltz begonnen und wird in Konstantinopel und den angrenzenden Militärbezirken zu wirken haben. Der deutsche Botschafter hat dem Großwesir amtlich das Eintreffen der Militärmission für den 14. Dezember angekündigt und der Ministerrat beschloß, dem Ge­neral Liman v. Sonders am 20. Dezember das Korpskommando usw. zu übergeben. Die Militär­mission wird bei ihrer Ankunft feierlich von Ver­tretern des Sultans und der Regierung und zahl­reichen Würdenträgern empfangen.

Soweit wäre die ganze Miliiärkommissions- Entsendung ziemlich einfach. Aber unsre guten Freunde und getreuen Nachbarn: Russen, Fran­zosen und Engländer haben darin ein Haar gefunden. Sie fürchten den Einfluß, den der deut­sche Soldat auf die militärischen Angelegenheiten der Türkei gewinnen könnte und besorgen, daß diese freundschaftliche Anerkennung der Leistungsfähigkeit der früheren militärischen Ratgeber Deutschlands für die Türkei zu einer steigenden Sympathie für deutsches Wesen überhaupt auswachse zuungun­sten der drei genannten Mächte. Hätten die Türken mit der Militärmission v. d. Goltz schlechte Erfah­rungen gemacht, würden sie zum zweitenmale nicht wieder zu uns kommen. Der türkische Minister des Innern, Talaat Bey selbst hat offen und deutlich er­klärt, welche Gründe der osmanischen Regierung maßgebend für die Berufung einer deutschen Militärmission waren. Er sagte:Was unser Vor­gehen anlangt, daß wir die Instruktionen von Deutschland erbeten haben, so ist es notwendig, zu erklären, daß wir einerseits nicht dadurch, daß wir sie von anderer Stelle erbaten, die Methoden unserer militärischen Ausbildung ändern konnten, welche seit der Zeit, als es die französische Regierung ablehnte, eine neue Militärmisston nach der Türkei zu senden, seit 30 Jahren deutsch gewesen sind, daß wir andererseits nicht gegenüber Deutschland ein Ver­halten einschlagen konnten, das es mit vollem Recht als ebenso beleidigend wie unverdient angesehen ha­ben würde. Wie kann sich Europa beklagen und speziell England und Frankreich? Der englische Ad­miral Limph ist mit einem zahlreichen Stabe, der jetzt noch weiter verstärkt werden soll, unser Rat­

geber in Flottenangelegenheiten. Wir haben gerade beschlossen, für die Dauer von 30 Jah­ren die Rekonstruktion unserer Docks und Arsenale englischen Experten anzuvertrauen, die von Arm­strong und Vickers gestellt werden sollen. Ein Eng­länder, Sir Richard Cransord, ist unser finan­zieller Ratgeber. Ein Franzose, Ge­neral Baumann, steht an der Spitze unserer Gen­darmerie, ein anderer Franzose, M. de Montreal, ist Eeneralinspekteur der Finanzen, ein anderer Franzose, M. Picard, ist beratender Ingenieur bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten und es wird weitere wichtige Ernennungen geben. Was wollen sie mehr?" Diese Hinweise zeigen die Un- haltbarkeit der dreiverbandlichen Aufregung. Keiner der 3 Staaten aber dürfte sich von ihnen beruhigen lassen, denn es geht gegen den bestgehaßten Kon­kurrenten Deutschland. Rußland vor allem wird mit besonders geschärften Augen die Tätig­keit der deutschen Offiziere und ihre Erfolge beobach­ten. Der Dardanellen wegen. Inwieweit die deutsche Kommission Einfluß auf deren Befestigung gewinnt. Ob durch sie derjenige Rußlands, das bis jetzt die Kontrolle dieser Meerenge in Händen hat, in den Hintergrund gedrängt wird. Sind die Tür­ken nämlich einmal militärisch durchorganisiert, dann gehts auch innerhalb ihres bürgerlichen Lebens auf­wärts und dann hat Rußland seine Rolle an den Dardanellen ausgespielt. Rußland sowohl als Eng­land und Frankreich wollen gegen die Entsendung einer deutschen Militärmission Einspruch erheben.

Auch in der Türkei selbst stößt sie aus Wider­stand: Der Großwesir (Reichskanzler) hat beim Sul­tan seine Entlassung gegeben und der Eeneralstabs- ches Hadi Pascha beabsichtigt, es zu tun.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 11. Dez.

Tie erste Lesung des

Reichshaushaltetats

wird fortgesetzt. Dr. Ricklin (Elf.) führte aus, daß Graf Westarp sich gestern eine Beleidigung des elsässischen Volkes habe zuschulden kommen lassen, als er sagte, die Zaberner Be­völkerung habe das Militär beschimpft. Der Sozialdemokrat Hoch ging in scharfen Worten mit der Reichskanzlerrede ins Gericht und sagte, daß die Mißtrauenskundgebung des Reichs­tags vom Standpunkt der Sozialdemokratie aus besagen solle, daß die Gesetze respektiert und ähnliche Ausschreitungen des Militärs, wie in Zabern, verhindert werden müßten. Unter schallender Heiterkeit des Hauses behauptete er, daß, wenn es auf dem Balkan besser werden sollte, Herr Ledebour an die Stelle Herrn Jagows gestellt werden müsse. Erzberger (Ztr.) behandelte die Zaberner Affäre im Sinne der Mehr­heit des Reichstags und nannte die Ausführung des Grafen WestarpProklamierung des militärischen Faustrechts". Ein Voll, das politisch mündig sei, wolle nicht nur regiert sein von der hohen Bureaukratie. Er wünschte die Schaffung eines Äusgleichfonds für das Reichsschatzamt. Der Reichskanzler müsse endlich den unmoralischen Duellzwang beseitigen, wozu ein Wort des Kaisers genüge. Hinsichtlich der braunschwei­gischen Frage billige das Zentrum des Reichskanzlers Hal­tung, Bei der Besetzung der hohen Beamtenstellen würden die Katholiken systematisch benachteiligt. (Beifall im Zentrum.) Der nächste Redner war der württembergische Volksparteiler Haußmann. Er empfahl unsrer Diplomatie, die Politik Kiderlen-Wächters beizubehalten. Bei der Besprechung des Zaberner Vorganges fragte er den Reichskanzler, ob Zabern die Garnison verlieren oder nur das Regiment gewechselt werden soll. Immer, wenn große Dinge geschehen, sei der Kaiser nicht in Berlin und darum sei der Kanzler so unsicher gewesen, weil er nicht gewußt habe, was gewünscht werde. Das fortwährende Eisenbahnfähren sei eine Gefahr. Erfreu­lich sei, daß der Reichstag in dem Augenblick eingesprungen sei, in dem der Kanzler versagt habe. Die weitere Anfrage Haußmanns, ob den elsässischen Rekruten der Weihnachts­urlaub entzogen worden sei, verneinte Kriegsminister v.

Falkenhahn; über die Frage der Garnisonver­legung will er, weil die Untersuchung noch schwebt, noch nichts Bestimmtes sagen. Dr. .Oertel (Kons.) betont, daß die Konservativen die Bahn des Parlamentarismus nicht gehen werden. Den Arbeitswilligenschutz wolle nicht nur seine Partei, aber der Reichskanzler wolle ihn auf den St. Nim­merleinstag verschieben. Paasche (Ntl.) stellte fest, daß seine Partei auch nach der zweiten Kanzlerrede auf dem Standpunkt stehe, den van Calker präzisiert habe. Die Art, wie der Reichskanzler von dem Mißtrauensvotum ge­sprochen habe, habe nicht gefallen. Das Heer bestehe nicht nur aus unreifen Rekruten, sondern auch aus alten Soldaten und Landwehrmännern, die etwas geleistet, die eine Familie hatten. Und er würde es aufs tiefste bedauern, wenn der schneidige Leutnant" noch stärker gezüchtet werde. Gezüchtet werde müsse der kameradschaftliche Geist zwischen Offizier und Untergebenen. Paasche beklagte sich dann, daß die verbünde­ten Regierungen dem Reichstag zu wenig Achtung entgegen­bringen, behandelte den Wehrbeitrag und die braunschw. Frage, worauf sich das Haus zur letzten Sitzung vor Weih­nachten auf Freitag vertagte.

Tie B u d g e t k o m m i s s i o n ist übereingekommen, die Entscheidung über den San Francisko-Antrag Baffermanns dem Plenum anheimzugeben.

Stadt, Bezirk ««- Nachbarschaft.

Calw, den 11. Dezember 1913.

Täuschungen.

Sich geschmackvoll zu kleiden, überhaupt geschmack­volle Toiletten herzustellen, rechnen erfahrene Ken­ner zu den schwierigsten Künsten, zu denen Erfah­rung und langjähriges Studium gehören. Und wenn wir fragen, was eine geschmackvolle Toilette sei, so muß jedenfalls die Antwort lauten:Ein raffi­niertes Kunstprodukt, das einen besonderen Effekt er­zielen soll." Eine mit Geschmack hergestellte Toi­lette bewirkt, dag das Gesicht interessanter, die ganze Gestalt harmonischer, und die Hände und Füße klei­ner und zierlicher erscheinen. Allerdings nur er­scheinen; denn die rauhe Wirklichkeit entspricht nicht immer dem schönen, holden Schein. Dieser ist nur eine optische Täuschung, und unser Auge läßt sich viel öfter täuschen, als wir es uns träumen lassen. Befinden wir uns im Ballsaal, im Theater, auf der Straße, bewundern wir eine schöne Gestalt oder ein schönes Bauwerk, blicken wir in die Ferne, in das weite Feld hinaus, auf die Spitzen der Berge oder über das endlose Meer, überall wird unser Auge, das wir für so zuverlässig und untrüglich halten, ge­täuscht, nirgends sind die Dinge ganz so, wie wir sie sehen. Und das Auge wird oft von den scheinbar einfachsten Erscheinungen betrogen. Schwarz auf Hel­lem Grunde erscheint kleiner, weiß auf dunklem Grunde größer als es in Wirklichkeit ist. Es sei hier nur an das schwarze Zentrum im Scheibenbilde erinnert: es erscheint dem Auge stets größer, wenn es noch in seiner Mitte ein engeres weißes Zentrum hat, als ohne ein solches. Diese Beobachtung hat ge­wiß schon mancher Schütze gemacht. Wenden wir diese Erscheinung auf die Toilette an, so ergibt sich, daß man in schwarzer Kleidung schlanker, in Heller korpulenter erscheint. Noch weiter geht die Täusch­ung, wenn die Kleider ein gestreiftes Muster haben. Gehen die Streifen nach der Länge, so erscheint die Figur schlanker, gehen sie aber in die Breite, so schei­nen sie auch die Gestalt breiter zu machen. Merk­würdig ist auch die Täuschung des Auges durch die Zylinderhüte, die bekanntlich die Gestalt größer er­scheinen lassen. Das Auge hält den Zylinderhut für weit höher, als er tatsächlich ist. Und doch beträgt die Höhe eines normalen Zylinders noch nicht so viel, wie der Durchmesser der Kopfweite desselben. So wird das Auge fast auf Schritt und Tritt getäuscht, während die Kunst bemüht ist, diese Täuschung noch zu erhöhen. Und gelingt es ihr, so gewinnt sie unser höchstes Lob; denn schon ein altes Sprichwort sagt: Die Welt will getäuscht sein."