EchwMwälöev Tageszeitung
US den Tmmerr^
.»-» V.'
!z>''<Äi?s
.'ML
WWM>
Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altensteig-Ltadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und jreudenstadt.
>«»üi>»r«i»r »Schrntllch 40 «oldpseu d« Zeitung ins»!,« -oSrrer Gemalt
Sr. 12» I
!«. Die Einzelnummer kostet 10 Goldpfrnuiae, Bei Nicht« »er «etriebsstörung besteht kein Anspruch «us Liesenmg.
«azeigeaprei»: DK «inspaltig« Zeile ^ deren Slam» 1» «oldpfemrige, die Reklamezeile »8 Soldp s. Zahwar inrnr-clS « Lagen. — Kr tAephoaisch erteilte Aufträge übernehmen wir keine Gewähr.
Altenflrig. Fvettag de» s. Juni.
I Jahrgang 1923
MerrelWug Her MtoaffulmWM!
Berlin, 4. Juni. Die Botschafter Englands, Frai»s reiche, Ztaliens und Japans sowie der belgische Gesandte haben heute mittag dem Reichskanzler die Kollektivnote ! übergeben, in der die alliierten Regierungen der Reichs- ! regierung die Maßnahmen «itteilen, vo« denen sie die ? RSumungdernördlicheaRheiulandzoneab« ! hängig machen. Der englisch, Botschafter erklärte dabei: - Entsprechend dem am 5. und 26. Januar befolgten Ver« ! fahren habe ich die Ehre, Sw. Exzellenz i» Namen «einer ! Kollege» «nd im eigenen Namen eine gemeinsame Notej f »nserer Regierungen über di« Voraussetzungen der RLu§ mnng der Kölner Zone auszuhändigeu. ^ ' i
Der Reichskanzler nahm die Rote mit folgender Antwort! i Entgegen: Bei der Uebergabe der alliierten Note« am 8. t «ad 2«. Januar, ans die Ew. Exzellenz soeben Bezug ge- ! «ommen haben, hat die Reichsregierung sowohl bei der Be- ? autwortnng jener Noten, als anch bei anderer Gelegenheit ? Wiederholt Anlaß genommen, ihren Standpunkt in der ! Frage der Räumun^ der nördlichen Rheinlandzone dar;»- ! legen. Ich nehme anf diese Erklärungen Bezug. Die mir i übergebene Note wird von der Reichsregierung «uverzüg- j kch geprüft werden. Die Reichsregierung wird sodann Ent- i scheidungen über ihre weiteren Maßnahmen treffen. j
Die Rote und ihre Anlagen werden am Samstag m o rge n f veröffentlicht werden. !
Sie chiarfifche« Unruhen
Wer kann eigentlich sagen, daß es in China, dem Reich k der Mitte mit seiner Millionenbeoölkerung einmal keine 'Unruhen und keine Revolutionen gegeben hat? Immer und nmrner wieder tauchen elementare Ereignisse aus der Volks-! seele auf, die Staat und Wirtschaft erschüttern. Seitdem sdie moderne Kultur und Technik, Handel «nd Verkehr Fuß gefaßt haben, noch viel mehr denn früher, wo das Riesenreich im Dornröschenschlaf lag. China ist Republik oder republikanischer Staatenbund. Die Generale und Präsidenten der einzelnen Provinzen haben in den letzten Monaten Kriege gegeneinander geführt und wie es eigentlich Wieder ruhig und friedlich geworden ist, weiß man noch nicht genau. Aber die Ursache aller Anruhen der letzten Zeit liegen aus sozialem Gebiet, vielleicht in Verbindung mit dem politischen. Denn es unterliegt keinem Zweifel, daß der Bolschewismus des nahen Rußland in China besonders fruchtbaren Boden fand. Daß bei den gegenwärtigen Unruhen, die hauptsächlich in Schanghai vor sich gehen, chine- stsche Studenten und Arbeiter im Vordergrund stehen, deutet auf russische, bolschewistische Einflüße hin, die zusammen mit dem Erwachen des Nationalgefühls eine gefährliche Atmosphäre für die Fremden schufen.
Andererseits darf aber auch nicht verkannt werden, daß in China und im besonderen in den von den Fremden bewohnten Hafen- und Industriestädten heillose soziale Zustände vorherrschen. Im „Berliner Tageblatt" wird die moderne Kindersklaverei im fernen Osten anschaulich geschildert. Es heißt dort u. a.:
Leber die Zustände im Schanghais! Industrieviertel schrieb Agathe Harrison schon im November 1923. in der amerikanischen Zeitschrift „The World Tomorrow" als Au- Mzeugin: „Der Anblick, der sich im Industrieviertel um 6 s Lhr nachmittags oder 6 Uhr vormittags jeden Tag bietet»
E buchstäblich eine Schmach. Wer sich von den Wirkungen »er Nachtarbeit, der langen Arbeitszeit und der Kinderarbeit mit eigenen Augen überzeugen will, hat hierzu um bsese Zeiten die beste Gelegenheit. Weckn mau, am Fabrik- emgang stehend, die einströmendeu Nachlarbeiter beobach- Et, von denen ein großer Teil Kinder unter 14 Jahren erü>, so ist man betroffen von der Scheußlichkeit eines Sy- Aams, daß so etwas in einer Fremdenniederlassung im oahre des Heils 1923 gestattet." Die Schreiberin besuchte A"e große Baumwollspinnerei um 3 Uhr morgens: Der Anblick war unvergeßlich. Biele der Männer, Frauen und Minder waren ganz oder halb vom Schlaf übermannt, die . u war verpestet, Eßvorräte standen unter den Maschinen A Staub und Schmutz. Zwischen zwei Maschinenreihen lag d"s^>nd fast schlafend auf dem Boden.
-^ft eine amerikanische Beobachterin dies schrieb, hat ^ eme Prüfungskommission im Aufträge der Verwaltung ^ Fremdenmederlassung Schanghais mit der Kinderar- bl ihre» Bezirken beschäftigt und deren Feststellungen »M» zegenwärtig Gegenstand eines lebhaften Meinungs- u^musches in ostasiatischen Zeitungen. Demnach arbeiten l« Ml Mhrikes LpemdenviMM Schanghais nicht we
niger als 22 500 Kinder unter 12 Jahre«. „Die Arbeitszeit", heißt es in dem Bericht der Kommission, „ist im allgemeinen 12 Stunden mit nicht mehr als einer Stunde Pause für eine Mahlzeit. Die Kinder müssen häufig die ganze Zeit hindurch, wo sie tätig sirck», stehen. In vielen Industrien ist Tag- und Nachtarbeit die Regel, und zwar in Schichten von je 12 Stunden. Abgesehen von Unterbrechungen und den Wichen Feiertagen zu Chineflsch-Reujahr ist die Beschäftigung dauernd. Löhne werden nur für Arbeitstage bezahlt. In viel«! Fälle« sind die Luft- und Staubverhältnisse schlecht. Die sanitären Einrichtungen in der Mehrzahl der Spinnereien und Fabriken lassen viel zu wünschen übrig. Dar Durchschnittsverdienst eines Kindes beträgt gewöhnlich nicht mehr als 20 Silber-Cents täglich. Das stich etwa 35 Pfennig. Das Kontraktsystem für die Beschäftigung ist allgemein. Unter diesem System besorgt der einheimische Kontrahent die erforderlichen Arbeitskräfte und wird nach Maßgabe der Produktion bezahlt. Dieses System ist offenbar großem Mißbrauch ausgesetzt. Die Kom- misfiou stellte fest, da die Kontrahenten i« manchen Milien junge Kinder aus ländlichen Gegenden erhalten, für deren Dienst sie den Eltern monatlich je zwei Dollar sfmex.) zahlen. Indem der Kontrahent solche Kinder in den Spinnereien und Fabriken beschäftigt, ist er imstande, einen Profit von ungefähr 4 Dollar monatlich für jedes Kind zu erzielen. Diese Kinder bekomme« kern Geld urü ihre Lebensbedingungeu find praktisch diejenigen der Sklaverei.
Die Prüfungskommission ist mit ihren Reformvorschlw gen recht bescheiden. Erstens soll es verboten werden, Kinder unter zehn Jahren zu beschäftigen, und zweitens sollen Kinder unter 14 Jäher« innerhalb 24 Stunden nicht länger als 12 Stunden arbeiten «rüsten, mit einer Essenspause. Außerdem soll jedes Kind unter 14 Jahren genötigt werden, einmal in je 14 Tagen sich volle 24 Stunden auszu- rnhen! Trotz dieser winzigen Zugeständnisse an die elementarsten Gebote der Menschlichkeit finden sich in der Schanghai« Presse leidenschaftliche Proteste gegen ihre Durch führung. In spaltenlangen Ausführungen wird es als Gipfel der Ungerechtigkeit verschrien, daß 22 500 Kinder blutarmer Eltern der Möglichkeit beraubt werden sollen, deren Reisnapf füllen zu helfen.
*
? Die ernste Lage
Pekiug, 3. Juni. Die Studenten hielten Versammlungen ab, in denen u. a. die Abberufung und die Bestrafung des britische« Konsuls in Schanghai» die Verurteilung derjenigen Polizeibeamten, die während der Unruhen in Schanghai auf die Student« geschossen haben, zrun Tode und Entschädigung für die Verwandten der Geschädigten, sowie Entschädigung der britischen Regierung und Zurückerstattung der Konzession gefordert wurden.
London» 3. Juni, Einer Meldung des „Star" aus Schanghai zufolge ist auf den Aufruf gegen die Fremden, innsbe- sondere die Engländer und die Japaner, der, wie es heißt, auf bolschewistische Propaganda znrückznführen sei, die Lage in Schanghai ernster geworden. Kundgebungen seien auch in Pekiug, Kanton, Tsingtau nnd Mukden veranstaltet worden. Die Ausländer in Schanghai seien mobilisiert und mit Reootvern zur SÄbstoerteidmuns versehen.
Schanghai, 5. Juni. Die Streikbewegung nimmt stündlich zu. Das Eelektrtzitätswerk ist von englischen Marinesoldaten besetzt, die de Betrieb aufrecht erhalten. Man erwartet die Landung werterer Kontingente von dem im Hafen liegenden englischen und amerikanischen Kriegsschiffen. Bisher stind 21 Ausländer getötet und 120 mehr oder minder fchwer verletzt.
Peking, 5. Juni. Die Diplomaten haben die chinesische Protestnote mit einer scharfen Kundgebung erwidert, in der die chinesische Darstellung als einseitig bezeichnet und die Entschädigungsforderungen für die getöteten Chinesen abgelehnt werden. Auch in Peking muß die Fremdenkolonie bewacht werden, weil die Lage sehr unsicher ist.
Paris, 4. Juni. Nach einer Meldung ans Schanghai ist der französische Panzerkreuzer „Jules Ferry" vor Schanghai angekommen. Er hat alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, um die französischen Staatsangehörigen aufnehmen zu können,
Schanghai, 4. Juni. Wie Reuter erfährt, scheinen die Aufständischen jetzt das Vertrauen zu ihrer Taktil der sinnlosen Angriffe anf die Fremde« zu verlieren. Allerdings gewinnt der Streik immer mehr an Ausdehnung. Die Zeitungen sprechen von ungefähr 300 000 Mann, in der Hauptsache Lulrs, die ihre Arbeit wiederseleg t Haber..
Neues vom Tage
Dir Aufwertuugsfrage
Berlin, 4. Juni. Der Reichspräsident empfing heute de» Reichskanzler Dr. Luther und den Reichsminister der Justiz Dr. Frenken zmn Vortrag über die Aufwertuugsfrage, insbesondere den gegenwärtigen StarH der gesetzgeberischen Arbeiten zur Regelung der Aufwertung.
Keine Konferenz in der Sicherheitsfrage London, 4. Juni. Bezüglich der von verschiedenen Blättern verbreiteten Gerüchte, daß zwecks Beratung des Sicherheitspaktes eine Konferenz einberufen werden solle, ist Reuter zu der Erklärung ermächtigt, daß diese Meldungen unzutreffend seien. Jedenfalls sä der augenblickliche Stand' der Verhandlungen ei« derartiger, daß man nicht sagen könne, dm Augenblick sei für eine Konferenz geeignet.
Die K ab i nett sbildung in Belgien Brüssel, 4. Juni. Der ehemalige Kultusminister Poulleh > hat den Auftrag zur Kabinettsbildung angenommen. Er! - will ein Ministerium bilden, das seine erste Pflicht in deft i Aüfrechterhaltung des Gleichgewichts des Haushalts er-! blickt und dessen Programm eine Reihe demokratischer Re-! formen enthält, für die Poullet eine starke Mehrheit im! Parlament erwartet. Poullet beabsichtig, sein Kabinett! Lus Persönlichkeiten aller drei Parteien zusammenzusetzen. Ore endgültige Entscheidung der Sozialisten über eine evtl.
wird n icht vor Sonntag falle«,
Coolidge über Amerikas Friedenspolitik Avaapolis, 4. Jnni. Bei der Abschlußfeier der Marine« akademie hielt Präsident Coolidge eine Rede, in der er z betonte, Amerika verfolg« das Ziel, eine Politik des Arie, »ens zu betreiben, die sich auf die Vernunft und nicht der Gewalt gründe. Obwohl er glaube, daß der Friede den Sieg davontragen werde, könne er doch die Geschichte der Mensch« heit zu gut, um die Behauptung zu wagen, es werde nie« mals wieder Krieg geben. Da Amerika die Stärke seines stehenden Heeres und seiner Flotte auf einem Minimum erhalten wolle, müsse jeder Bürger den militärischen Angelegenheiten Aufmerksamkeit widmen. Die Marine müsse stets, chngedenk sein, daß die wesentlichen Charakterzüge der Menschheit Aufrichtigkeit, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit sein sollten und daß ein Appell an die Vernunft doch schließlich den Sieg davontragen müsse. Er sei zwar davon überzeugt, daß die militärische« Vorbereitungen in gewissem Maße notwendig seien, er glaube jedoch nicht, daß die Marine erfolgreich wirken könne, wenn sie nur den Standpunkt der nackten Gewalt oetrrete. Die Marine müsse vielmehr sich einen höheren Standpunkt zu eigen machen und ein Instrument der Rechtschaffenheit werden. Um den Frieden zu fördern, müsse Amerika die geistigen und sittlichen Kräfte her Menschheit in Bewegung setzen.
Amundsen zu Hilfe
Paris, 4. Juni. Wie Havas aus Cherborg berichtet, wird das französische Schiff, das dazu bestimmt ist, Amundsen z» Huchen, bereits in einigeu^TtMN in See gehen.
Die amerikanische Hitzewelle
Neuyork, 4. Juni. Nach den vorliegenden Meldungen find durch die Hitzwelle, welche die amerikanischen Mittelstaate» heimsucht» bisher SS Todesfälle verursacht worden. In Newyork betrug die Temperatur 35 Grad Celsius im Schatten. Es ist dies die höchste Temperatur seit 40 Jahren. In Washington zeigte das Thermometer 33, in Virginia sogar 48 Grad Celsius. Der große Umschwung von ! der Kälte zur Hitze erfolgte so plötzlich, daß in Chicago am Freitag 2 Todesfälle infolge Kälte und am Samstag 2 Todesfälle infolge der Hitze festgestellt wurden.
k bringen wir unfern Lesern
l das Neueste, so daß sich
! Jedermann« uns. Schwarz-
! wälderTageszeitung,A.d.T/
? schnell über alles Wissenswerte orientieren kann. Da-
! bei bieten wir in unserem
k Schwarzw. Sonntagsblatt
s stets einen guten Unter-
i ' haltungsstoff.Wir empfehlen
' unsere Zeitung sofort für den Monat Juni zn bestellen.