>WMWM/5.^M

L«

KW-L

!H«s

ÜrEx^z^

-L'«

WMM

S-^DiM

MWD

Nr. 290.

Amts- und Anzeigeblatt für den Vberamtsbezirk Lalw. 88. Jahrgang.

BrsSeinungswetse: «mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OberamtS- Sezirk Lalw sllr die einspaltig« Borgiszeile 10 Psg-, außerhalb desselben 12 Pfg., N «Hamen 2L Psg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vorniittags. Telefon S. ;

D-nnerstag, de« Dezsmber jsylsS.

Vezug-pretL: In der Stadt mit Lrägerlohn Mt. 1.2S vierteljährlich. Post, dezug-pret-für den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr . 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg,

Amtliche Bekannt«, achnngsn.

Sekannimachung.

Da nach der Vollzugsverfügung zu dem Ober- amtsarztsgesetz vom 17. März 1913, Reg.Bl. S. 82, 8 19 der Oberamtsarzt auch ein Verzeichnis zu füh­ren hat

1. über die Personen, die gewerbsmäßig sich mit der Krankenpflege befassen;

2. über die Personen, die ohne hiezu öffentlich er­mächtigt zu sein, gewerbsmäßig die Heilkunde bei Menschen ausüben;

3. über die für eigene Rechnung auf dem Gebiete des Gesundheitswesens tätigen Hilfspersonen (Desinfektoren, Masseure re.)

so werden dieselben unter Hinweisung auf die Straf­bestimmung des Gesetzes in Art. 10, Abs. 3 aufgefor­dert, sich bei dem Unterzeichneten anzumelden.

Neuenbürg Calw, den 7. Dez. 1913.

' Der K. Oberamtsarzt:

I >,-. Härlin.

Der dritte deutsche Arbeiterkongreß.

Vom 30. Novemiber bis 3. Dezember tagte in Berlin der dritte deutsche Arbeiterkongreh, dessen Träger die christlichen Gewerkschaften, die konfessio­nellen Arbeitervereine und der Deursihnationäle Handlungsgehilfenverband waren. Die Tagung war eine Kundgebung gegen die Bewegung für erhöhten Schutz der Arbeitswilligen und eine prinzipielle Ab­sage an das Kartell der schaffenden Stände, das sich im Sommer aus dem Zentralverband Deutscher Industrieller, dem Bund der Landwirte und dem Reichsdeutschen Mittelstandsverband bildete.

Die Kongrehverhandlungen drehten sich in er­ster Linie um sozialpolitische Fragen. Vom Gewerkschaftsführer und Reichstagsabgeordneten Eiesberts und dem württembergischen Eewerk- schaftssekretär und Landtagsabgeordneten Andre wurden in den Mittelpunkt der Vorträge die Sätze gestellt: alles daran zu setzen, die Arbeiterrechte un­verkürzt zu erhalten. Es wurde betont, dah der ge­forderte erhöhte Schutz der Arbeitswilligen eine Phrase sei und seine Durchführung selbständigen Ar­beiterbewegungen den Lebensfaden durchschneiden müsse. Die beiden Führer lehnten eine Mitarbeit im Kartell der schaffenden Stände rundweg ab. Bei den Besprechungen über diese Fragen kam es zu außerordentlich heftigen Zusammenstößen zwischen den christlichen Gewerkschaften und den Berliner Fachabteilungen. Der Ver­treter der letzteren, Kloos, erklärte sich gegen ein schrankenloses Streikrecht und er stellte sich auf den Standpunkt, dah das Kartell der schaffenden Stände keineswegs absolut zu verurteilen sei, weil der Haupt­zweck des Kartells den Schutz der nationalen Ar­beit bilde, was doch im Sinne der nationalen Ar­beiterschaft liege und außerdem seien in diesem Kar­tell auch mehrere Vertreter, die dafür gut stünden, dah man auf dem Gebiet der Sozialpolitik nicht von den Forderungen des Kongresses abweichen werde. Von den Vertretern der Berliner Fachabteilungen wurd dann weiter auch Sturm gelaufen gegen die tolerierten gemischten Gewerkschaften", denen der päpstliche Erlaß, in dem sich der Papst auf die Seite der Berliner Fachabteilungen stellte, entgegen gehal­ten wurde. Ihnen gegenüber proklamierte der preu­ßische Landtagsabgeordnete Brust unter lebhaftem Beifall der großen Versammlung den Standpunkt: Ich lasse mir von keiner Seite vorschreiben, welcher Organisationen ich anzugehören habe" und er gab den Berlinern zu verstehen, dah er nach ihrer Hal­tung in Bezug auf das Streikrecht zwischen ihnen und den sogenannten gelben Gewerkschaften keinen Unterschied mehr kenne, höchstens noch einen solchen zu Gunsten der Gelben. Bei der Wahl des ständi­

gen Ausschusses für diese Arbeiterkongresse wurde ein Vertreter der Berliner Richtung, der bisher Mit­glied dieses Ausschusses war, nicht mehr gewählt und der Beschluß gefaßt, jetzt noch keinen Vertreter dieser Richtung in den Ausschuh zu berufen, bis der Ber­liner Verband die Gewähr biete, dah er künftig im Sinne der vom Arbeiterkongreh gefaßten Beschlüsse arbeiten werde. Weitere Verhandlungsgegenstände waren die L e b e n s m i t t e l t e u e r u n g und die Wohnungsfrage. U. a. wurde die Erhöhung der landwirtschaftlichen Zölle und ihre Ausdehnung auf seither zollfreie Nahrungsmittel abgelehnt. Da­gegen sprach sich der Kongreß für die Zufuhr aus­ländischen Fleisches und Viehs aus, soweit das In­land den Bedarf nicht selbst zu decken vermöge, oder die Fleischpreise eine für den Minderbemittelten un­erschwingliche Höhe erreichten. Im Zusammenhang damit wurde auch die Errichtung von Lebensmittel­ämtern gewünscht. In der Debatte über die Woh­nungsverhältnisse der unteren Volksklasse wies Ober­bürgermeister Gielen aus Neuh auf die Pflicht der Gemeinden hin, sich für Arbeiterwohnungen Bau­land zu sichern.

Die Schluhansprache auf dem Kongreß hielt Graf Posadowsky. Darin sagte er:Es geht ein ern­ster Kampf gegen uröere sozialpolitische Gesetzgebung und namenrnch gegen das den Arbeitern garantierte Recht, sich zu vereinen. Darüber sollten sich die Kreise, die den Arbeitern dieses Vereinigungsrecht verküm­mern wollen, klar sein, auch wenn es gelingt, die Sozialdemokratie zu überwinden und das hoffen wir eine Arbeiterpartei wird im­mer in Deutschland bestehen." Und der Landtagsabgeordnete Andre hob nachdrücklich her­vor, dah sich in der Arbeiterschaft immer mehr die Erkenntnis Bahn breche, dah Industrie, Mittelstand, Arbeitgeber und Arbeitnehmer viele gemeinsame In­teressen hätten, in welcher Gemeinsamkeit die beste Gewähr für eine gesunde Entwicklung des deutschen Wirtschaftslbens liege. Auf der Tagung anwesend waren auch die bekannten Sozialpolitiker Freiherr von Berlepsch und Prof. Dr. Wagner.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 10. Dezember.

Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 12 Uhr 20. Ehe die Beratung des Etats fortge­setzt wurde, wurde über das Wahlrecht bei Nachwahlen ein Beschluß der Wahlprüfungs- kommission bekanntgegeben, nach welchem in die Wählerliste eingetragene Wähler bei einer Nach­wahl auch dann zu wählen berechtigt sein sollen, wenn sie inzwischen ihren Wohnsitz verlegt -haben. Der von 200 Wgeordneten aller Parteien, mit Ausnahme der Konservativen, Unterzeichnete Antrag Vassermann, welcher in Form eines Nachtrags­etats für die Beteiligung Deutschlands auf der Weltausstellung in San Francisko zwei Millionen Mark fordert, geht an die Budget­kommission. Dann folgte die 3. Fortsetzung der ersten Lesung des

Etats.

Als erster Redner sprach Graf W e st a r p (Kons.). Auch er wünscht, dah in den nächsten Jahren keine Rllstungsausgaben mehr nötig würden. Jedenfalls dürfe der Wehrbeitrag für neue Rüstungen weder er­höht noch wiederholt werden. Die Verhandlungen mit England über unsere wirtschaftlichen Interessen in Asien und Afrika begrüße er. Bezügl. Zaberns bestreitet er, dah am 3. und 4. Dezember das ganze Volk hinter der Mißtrauenserklärung des Reichs­tags an den Reichskanzler gestanden sei. Das Vor­gehen des Militärs in Zabern sei berechtigt gewesen, denn jeder müsse wissen, dah man mit der militäri­schen Gewalt nicht spielen dürfe. Seine Partei wisse dem Kriegsminister Dank, dah er auf ihrem Stand­

punkt stehe. Das Verhalten der Beamten der Zivil­verwaltung müsse er scharf kritisieren. (Das Haus bricht in stürmische Heiterkeit aus, als der Redner seinen nächsten Satz beginnt mit den Worten: Wenn ich Landrat gewesen wäre, Himmeldonner­wetter . . . .") Ein Mißtrauensvotum sollte nur die Kritik eines Einzelfalles und nie die Aufforde­rung zu demissionieren bedeuten. In der Frage des Schutzes der Arbeitswilligen müsse die Regierung voran. Dr. Wiemer (Fortschr. Vp.): In dem Beschluß vom 4. Dez. weiche die Volkspartei von der nationalliberalen und der zentrumlichen Auffassung ab, ohne aber die Konsequenzen der Sozialdemo­kratie zu ziehen. Er protestiere dagegen, daß Graf Westarp die Gesetzesverletzung des Militärs verteidige. Die Konservativen seien am wenigsten dazu berufen, die Würde des Reichstags zu schützen; einer von ihnen habe ja dem Reichskanzler zum Vor­wurf gemacht, daß er diese Bude nicht längst ausge­räumt habe. Die Treibereien des Wehrvereins mahnten zur Aufmerksamkeit; General Keim mache schon wieder Stimmung für neue Rüstungen. All­deutsche Tendenzen dürsten nicht in unsere Jugend hineingetragen werden, denn das führe zu einer ruhmredigen kleberschneidigkeit und Kraftmeierei. In Mecklenburg, wo noch immer die reaktionäre Rit­terherrschaft herrsche, müsse endlich das Reich ein- greifen. Die Arbeitsfteiheit müsse geschützt werden; dazu reichten aber die bestehenden Gesetze aus. Eine starke Landwirtschaft sei notwendig. Zurückzuweisen sei Bülows Behauptung, Eaprivis Politik habe die Landwirtschaft dem Ruin entgegengeführt. Kriegs­minister v. Falkenhayn verteidigte die Haltung des Militärs in Zabern bezw. die Stellung und die Verhaltungsmahregeln der Regierung und spricht dann über den Fall Knittel. Nach ihm sprechen der Pole Morawsky und der Reichsparteiler Gamp, welcher wissen wollte, warum man im Za- berner Falle immer noch nicht mitgeteilt habe, welche Strafen verhängt worden seien. Gegen den Schluß der Sitzung ergriff der Reichskanzler das Wort überden Schutz der Arbeitswilligen. Dah in die Koalitionsfreiheit nicht eingegriffen wer­den dürfe, sei selbstverständlich. Das Koalitions- Wesen sei eine Erscheinung, die bei uns ebenso gut wie in andern Ländern durch die wirtschaftliche Ent­wicklung zur Notwendigkeit für die Arbeiterschaft und für das Unternehmertum geworden sei. Es wäre ein aussichtsloses törichtes Unternehmen, durch Akte der Gesetzgebung einer solchen Entwicklung das Leben abschneiden zu wollen. Dieser Grundsatz än­dere aber nichts daran, dah Auswüchsen, wo sie kon­statiert werden, entgegengetreten werden müsse. Das liege in dem Grundsätze, dah die Abhilfe auf dem Boden des gemeinen Rechts zu schaffen sei. Als Ab­hilfe sei vorgeschlagen die Revision des Strafgesetzes und die zivilrechtliche Haftung der Koalitionen. Der Reichskanzler gab dann eine Begründung der Re­gierungsentscheidung in der braunschweigischen Frage und erklärte wiederholt, daß wegen der Zaberner Vorfälle kein Regierungswechsel eintreten werde.

Schluß 7 Uhr. Fortsetzung D onnerstag. _

Stadt, Bezirk «nd Nachbarschaft.

Ealw, den 11. Dezember 1913.

Der gestrige Weihnachtsmarkt übertraf seine Vorgänger in den letzten Jahren hin­sichtlich der Besucherzahl weit. Darnach zu schließen, dürfte also auch der Geschäftsgang bei unseren Kauf­leuten insgesamt, in den Wirtschaften usw. ein gu­ter gewesen sein. Den Tag über hielt sich das Wet­ter; es war wenigstensvon oben herunter" trocken und erst mit den Abendstunden setzte Regen ein. Noch spät am Abend verweilten Verkäufer auf dem Markt­platz, die selbst das letzte Restchen ihrer Waren anzu­bringen bemüht waren. Leider kamen auch Dieb-