zu rechnen. Anders Kegen die Verhältnisse Mr das Jahr 1923. Vis jetzt haben wir schon einen ungedeckten RLmangel von 15—29 Millionen Mark und es werde darauf ankommen, ob das Reich beim Finanzausgleich mehr dem Land gewähren kann als dis jetzt in Aussicht steht. Unsere Finanzlage ist nach Mitteilung des Finanzministers sehr ernst. Ter Finanzminister erklärte ferner, daß es notwendig sei, daß die Steuerverwaltung wieder in die Hand der Länder? gehe. Es habe keinen Sinn, daß Steuern, die den Ländern in der Hauptsache (dis zu 90 Prozent) zukommen, nicht in der Verwaltung der Länder stehen. Das Reich arbeitet zurzeit einen neuen Gesetzentwurf über die Reichssteuern aus und es sei zu hoffen, daß dadurch eine größere Klarheit geschaffen werde. Ehe die Reichssteuergesetzgedung nicht neu geschaffen sei, könne auch Württemberg die Gewerbesteuer nicht auf eine andere Grundlage stellen. Ein stabiles Gewerbekataster zu schaffen, sei das Ziel des Finanzministeriums.
Stuttgart, 14. Jan. (Lcm Landtag.) Ter Finanz^ ausschuß behandelte die Kapitel über Staatsbedurf- nisse und Staatsschulden. Ein Antrag Winker (Soz.),' der einstimmig angenommen wurde, lautet: das Staatsministerium zu ersuchen, baldmöglichst dem Land«, tag zu berichten, ob und in welcher Weise der Staat den Inhabern württembergischer Staatspapiere bei der Verzinsung und Rückzahlung in Abweichung von de^ 3. Steuernotverordnung entgegenkommen kann. Ter Finanzministcr erklärte, daß seinerzeit Regierung und Landtag einig gewesen seien, daß von dem Rechtes die Ei'senbahnschuld auf das Reich zu übertragen, vorerst kein Gebrauch gemacht werde, weil die würt- tembergischen Staatsanleihen höher ständen als die Reichsanleihen und die Anleihen anderer Länder und weil dadurch die Gefahr bestände, daß wenn die Schuld vom Reich übernommen würde, unsere Staatspapiere sinken würden. Württemberg ist noch das einzige von allen Eisenbahnländern, welches seine Staatsschuld nicht auf das Reich übertragen hat. Wahrscheinlich wird Württemberg aber nachträglich von dem Rechte Gebrauch machen, die Staatsschuld auf das Reich zu übertragen, wobei allerdings Württemberg die selbstschuldnerische Bürgschaft zu übernehmen hat. Ein gemeinsamer Antrag bittet die württernbergische Negierung, den Rechtsstandpunkt, daß die Entschädigung Württembergs für seine Eisenbahnen erhalten bleibt. Auf Anfrage erklärt der Finanzminister über die HaNer Sieders-Rente, die Frage erst mit der Aufwertungsfrage geklärt werden könne. Bei der Abstimmung über die Rente der Witwe des früheren Königs enthielt sich die Sozialdemokratie der Stimmabgabe, während dhe Kommunisten dagegen stimmten.
Kleine Nachrichten ans aller Welt
^ Regierung und Aufwertung. Ein Berliner Blatt bringt die Mitteilung, daß ein aus Vertretern des Reichsfinanzministeriums und Reichsjustizministeriums wie aus Mitgliedern des Kammergerichts bestehender Ausschuß von der Regierung beauftragt worden sei, einen Entwurf für sin neues Aufwertungsgesetz bis zum 15. Februar auszuar- .beiten. -
Die Blamierten. Aus Wien wird gemeldet: Kontrollsfsi- ziere des Verbandes haben am Sonntag, den 11. Jan., ohne Begleitung österreichischer Offiziere der Gewehr- und Ee- schützabteilung der Staatsfabrik auf der Semmeringer Heide einen Besuch abgestattet. Infolge der Sonntagsruhe er- MbM lich bei der Oeffnung der Magazine gewisse Schwierigkeiten,' wod"*rS sich die Kontrollyffiziere vero nM Lr ln- hen, sich die Türen zu öffnen. Das darin befindliche' Material, Vorräte der Staa^.^dtik, dis bereits in früherer- Zeit ausgenommen worden waren, wui^7 säuerlich genau: geprüft. Die Kontrolloffiziere hatten über 20 angeblich" .„entdeckte" Kanonen ein großes Geschrei erhoben.
Unglück beim Neckarkanalbau. Bei den Arbeiten am .Neckarkanal im Schwabenheimerhof bei Ladenburg ereignete sich am Montag mittag ein schweres Unglück. Arbeiter waren damit beschäftigt, mit Stemmeisen eine große T-ampframme, die zum Einschläge« von Pfählen dient, an Ort und Stelle zu bringe^ Ladei kam diese in Berührung mit der Hochspannungsleitung. Vier Arbri er wurden sofort getötet, einer schwer verletzt. Wie Augenzeugen berichten, wurden die Arbeiter zwölf Meter weit geschleudert. Ein 'Arbeiter, der auf einer Eisenschwelle stand, hatte die Geistesgegenwart, sich mit einer Latte zu befreien. Er trug schwere Brandwunden am Oberschenkel davon.
Erpwsion im Elektrizitätswerk. Durch die Explosion von Oelschaltern im Kraftwerk Moabit und gleichzeitig im Umformerwerk Berlin-Pankow wurden am Dienstag nachmittag drei Bedienstete verletzt, davon einer lebensgefährlich. "7
Starker Nebel in London. Seit Samstag nacht ist London wiederum in einen dichten Nebel getaucht, der so stark sein soll, wie man es seit zwanzig Jahren nicht erlebte. Ter Verkehr war vollkommen nntevf bunden. Am Montag vormittag versuchten die Straßenbahnen und die Autobusse schrittweise vorwärts zu kommen. Gegen 4 Uhr nachmittags verschlechterte sich dle Situation derart, daß kein Wagen mehr fahren konnte. Die Autobusse bleiben am Rande der Trot- Mre stehen. Die Tramways flüchteten in ihre Depots. ^.Me Taxameter waren aufzutreiben. <bier und da horte man das Tuten eines Automobils, we^"s sich m der Dunkelheit einen Weg zu bahnen suchre. Bost A"er Straße in die andere zu gegangen, war beinahe Problem. Tie Leute gingen w's die Blinden längs ow Mauern, an denen sie s't rwärts tasteten. Viele ^ente, die am Samstag na-.,., ."im Verlassen dev 'stWker oder Lokale in den Nebel gerieten, konnten slst Sonntag morgen ihre Häuser betreten, nachdeist ^ ganze R^cht herumgeirrt waren. Sogar die mei» Polizisten waren nicht zum Dienst erschienen? L"o^otche Unfälle werden gemeldet. Ju —r -- nead Road stieg ein Gaedesott.nr von einem Aur-.-
fand ein"n alten Mann tot unter den Rä, sttA. --.Send. Ter Wagenft'tt-ec itte nicht einmal
j.:"inden übersa,,^. „ . «u . .r . l im oar die Feuerwehr zur Löschung eines K^.yz,.br . es
gerufen worden. Sie brauchte mehr ais eine Stunde, um den Weg zu finden, und war sogar an der Kirche vorbeigefahren, ohne dies bemerkt zu haben.
Srtttverer Zusammenstoß. In Charlotendurg stießen Dienstag nachmittag zwei Straßendahnzüge zusammen, wobei der Anhänger des einen Zuges aus dem Geleise gedrückt wurde. Ter Schaffner des Beiwagens wurde getötet und mehrere Personen verletzt.
Aushebung eines Vetrügeruestcs. Im Laufe des letzten Jahres ist in Stuttgart Ausläufern mehrmals Geld, das sie kurz zuvor beim Postscheckamt erhoben hatten, betrügerisch abgenommen worden. Tie Schwindler spielten sich als Beamte des Postscheckamts auf und verlangten Geld unter dem Vorwand heraus, der üb.r- reichte Scheck sei beanstandet worden. Auch in Karlsruhe, München und Frankfurt wurde in ähnlicher Weise vorgegangen. Einer der Täter wurde in Karlsruhe beim Kauf von Kleidungsstücken erkannt. Tags darauf wurde er in Stuttgart ergriffen. Nun konnten auch die übrigen Beteiligten ergriffen werden. Festgenommen sind der 25 Jahre alte Hausdursche Christian Beißer von Karlsruhe, dessen Bruder Ernst Beißer, der 21 Jahre alte Taglöhner Friedrich Mutz von Dornstetten, der 22 Jahre alte Zimmermann Emil Mutz von Dornstetten, der 25 Jahre alte Elektromonteur Ernst Haas in Karlsruhe und die 50 Jahre alte Zimmermannswitwe Margarete Mutz in Gablen- berg. Sie werden sich wegen Betrugs und schwerer Urkundenfälschung dzw. wegen Hehlerei zu verantworten haben. Christian Beißer und Ernst Haas sind Gewohnheitsverbrecher, auch die Brüder Mutz sind erheblich vorbestraft. Ein Teil des erschwindelten Geldes -konnte in Sachwerten beschlagnahmt werden.
Handel und Verkehr
Amtliche Berliner Devisenkurse vom Mittwoch, den 11 Ja««»" .
13. Geld
13. Brief
14. Geld
14. Brsiv
> 1,674
1,678
1.666
1,67k
20.062
20,112
19,94
19,99
4.195
4,205
4,195
4,20p-
169,54
169.96
169,34
168,76'i
21,06
21,12
20,94
21,00).
Kr. 64,07
64,23
63,87
64,03;
17,39
17,63
17,40
t 7.14t'
74,73
74,91
74.88
74,78?
22,49
22,85
22,41
22.47tz
12,60
12,64
12,59
12,63?
80,99
81,19
80,82
81.62>
69.43
69.87
89,08
S9,22)
8.907
6,927
6,909
8,92S
Buenos Aires 1 Pap.-Peso London 1 Pfund Sterling Neuvork 1 Dollar Amsterdam 10» Gulden Brüssel IM Franken Ebristiania — Oslo IM Italien IM Lire Kopenhagen IM Kronen Paris IM Franken Prag IM Kronen Schweiz IM Franken Spanien IM Peseten Wien IM 000 Kronen
'Der Stickstoffmarkt im Dezember 1921. Die Nachfrage vielt an. Die Erzeugung verlief ungestört, ebenso der Versand. Das Kilo Stickstoff im schwefelsauren Ammoniak stellte sich für Dezember-Abruf auf 1,10 Mk. und kostete kür Januar-Abruf 1,138 Mk., für Abruf im März und spater 1,18 Mk. Die Preise für die übrigen Stickstoffdüngemittel sind in gleicher Weise gestafselt, mit Ausnahme von Natronsalpeter, der 1,38 Mk. für das Kilo Stickstoff kostet. Im Auslande war die Nachfrage im Dezember wesentlich stärker als im November. Die Stimmung war daher unverändert fest, und die Preise für Krüh- jahrsliefcrung ziehen an.
Berliner Börse, 14. Jan. Die grobe Geldslüsiigkeit bildet fortdauernd das belebende Element im Börsenverkehr. Auberdcm regten die Aussichten ans die nunmehr unmittelbar bevorstehende Bildung des neuen Kabinetts, sowie der günstiger beurteilte Stand der deutsch- französischen Wirtschaftsvcrhandlungen. Deutsche Anleihen schwächten sich bei mäßigem Verkehr etwas ab. Im Verlaufe wurde die Haltung ruhiger bei zum Teil leicht abbröckelndcn Kursen.
Frankfurter Börse, 14. Jan. Da auch die Spekulation bei dem Ausbleiben neuer Käuferschichten grobe Zurückhaltung beobachtete, so nahm das Geschäft einen ruhigen und anreaungsloscn Verlauf. Trohdem erwies sich die Widerstandsfähigkeit gegen eine Abschwächung grob genug, um das Kursniveau weiter bebauvten zu können.
Stuttgarter Börse, 14. Jan. Die Aufwärtsbewegung kam zum Stillstand. Auch hatte der Verkehr nicht mehr ganz die gestrige Lebhaftigkeit und so grobe Umsätze aufzuweisen. Das Geschäft wickelte sich ungefähr auf der Basis der gestrigen Kurse ab. Am Rcntenmarkt entwickelte sich gröberes Geschäft jn Porkriegspfandbricsen. Von Staats- pavieren l""- ^^tt'gberger fester.
MeiBt-v Produktenbörse, 14. Jan. Weizen Mark. 247-SZ4.
AL' «---Erste 2«^S1si, Fuitergersie 212 bis
231, Haber märk. 180-198, vomm. 170-188, L-IS wco -ckertin 222 bis2Z4 ^ per 100 Kilo: Weizenmehl (feinste Marken über Konz bezahlt) 33,25-35,75, Roggenmchl 36-38,5, Weizenkleie 10,2, Rogcieri- kleie 15,9—16, VWortaerbscn 31-35. kl. Sveiieerbsen 21-23, Futtererbsen 19—20, Peluschken 17-17,8, Ackerbohnen 18-20, Wicken 16—18, Lupinen blau 12-13, ».elb 10-16,5 Vk. Tendenz fest, ruhiges Geschäft. . . Fruchtpresse. Aalen: Weizen kostete 15, Roggen 12,5, Gerste 13, f "Halber 8,5—13 .20 — -Eüi n.a c n : Preis für Haber 8,8-9,2, Gerste 12, I Wetzen 8,8 .//. — Ried linsen: Der Preis für Wetzen betrug I 11,6, Gerste 14—16,1', Haber 9,8—9,4, Roggen 10,8-11 ^ pro Zentner.
Ellwangcn, 13. Jan. Dem P f e r d e m a r k t waren 735 Pferde un- 183 Fohlen Angeführt. Bezahlt wünft für zweiiahrige Fohlen 800 bis 1400 >7. für bessere Arbeitspferde R?" '. '00 geringere 600 bis 1M0 ,4k. Sehr schöne Hiindlcrpferde erlösten 1800—3000, sogar 3800 bis 4000 je nach Qualität. Infolge Lohen Forderungen und wegen des allgemeinen Geldmangels wollte ,Ldd kein reger Handel entwickeln
.:. Altensteig, 12. Jan. (Holzerlö's.) dem am 9- Januar durch die Stadt veranstalteten Holzverkauf .wurden für 13 000 Festmeter Nadelstammholz ein Durchschnittserl> 7 F von 127 Prozent, für 323 Raummeter Papierholz ein Durchschnittspreis von 13,20 -R. erzielt.
Horb, 13. Jan. (Holz er lös.) Gestern brachte die Hospi- talvcrwaltung Horb aus ihrem Walde bei Salzstetten Stammholz im Meßgehalt von rund S00 Festmeter zum Verkauf. Es waren darunter 143 Fcstmeter 2. und 139 Festmeter 3. Klasse und gegen 20 Festmeter Sägholz. Das niederste Losangebot lautete auf 128 Prozent, das höchste auf 137 Prozent. Käufer wurde die Firma Küblcr und Bohnet in Bösingen (OA. Nagold), Sägewerksbesitzer, mit denen sich eine Anzahl weiterer Firmen als Käufer verbunden hat. Sic erhielten das Holz um den durchschnittlichen Erlös von 133 Prozent der Taxe.
Letzte Nachrichten.
Dr. Luther hat sich zur Kabinettsbildung bereit erklärt.
Berlin, 16. Jan. (Amtlich.) Die gestrigen informatorischen Besprechungen des Reichsministers Dr. Luther mit den Fraktionsvertretern haben zu einer grundsätzlichen Klarheit über die Art der zu bildenden Regierung gemäß dem bereits bekanntgegebenen Plan Dr. Luthers (Vertrauensmänner und Fachminister) und über die Personen- fraae geführt. Dagegen sind die Erörterungen innerhalb *>sr Fraktionen über die Fo-m und die Art, in welcher ei Regiernng die Zustimmung ausgesprochen werden soll, h nicht r.i all. » Fraktionen abgeschlossen. Von der Erledigung dieser Frage, die heute Donnerstag mittag zu erwarten ist, hängt die Bildung der beabsichtigten Mehr- hettsregier»,. ab. Bei dieser Sack'age hat Dr. Luther dem Reichs, .,»dc> en in später Äb<">d?tunde berichtet, daß seine infermato: ,ch Aufgabe ab:, . fei und daß
er bere" r ^ die Bttvu.g einer Mehrhcitsregierung zu übernehmen, »bald die erforderlichen Fraktionsbcschlüsse
; vorliegen. Der deutsch-dmolratischen Fraktion hat Dr. Luther nochmals eine Beteiligung an der Negierung an- geboten. Der Vorsitzende, Aba. Koch, hat dem Minister vorbehaltlich der Stellungnahme der Fraktion geantwor- , tet, daß trotz ernster Bedenken die Fraktion bereit sei, f eine abwartende Stellung einzunehmen.
Berlin, 15. Jan. Nach den Informationen der Blätter dürfte sich das neue Reichskabinett folgendermaßen , zusammensetzen: Reichskanzler: Dr. Luther; Aeußeres: j Dr. Stresemann (D.Vp.); Inneres: Schiele (Du.); Fi- ' nanzeu: Sämisch (Vp.); Wirtschaft: Ministerialdirektora. : D. Neuhaus (Du.); Arbeit: Dr. Brauns (Ztr.); Justiz ' und besetzte Gebiete: Oberlandesgerichtspräsident Schol- - len-Düsseldorf (Zentr.); Wehrmacht: Dr. Geßler; Reichs- k post: Stingl (Bayer. Vp.); Ernährung und Landwirt- ! schuft: Gras Kanitz. Für das Verkehrsministerium wird ' von den Blättern noch kein bestimmter Anwärter genannt.
! Heber die Haltung der einzelnen Parteien zu dem Kabi- ( nett wissen die Blätter mitzuteilen, daß die Regierung ^ unbedingt auf die Unterstützung der Deutschnationalen, j der Deutschen Volkspartei und der Bayer. Volkspartei
> rechnen könne, lieber die Haltung des Zentrums
> schreibt die „Germania", daß das Zentrum der neuen i Regierung in völliger Freiheit gegenüberstehe. Zu der z Entsendung eines Vertrauensmannes in das Kabinett in
> der Person des Reichsarbeitsministers Dr. Brauns habe sich das Zentrum lediglich deshalb entschlossen, um die Bemühungen Dr. Luthers nicht auch scheitern zu lassen. Da Dr. Luther ohne diese Mitwirkung des Zentrums keinen Auftrag habe annehmen wollen. Die neue Regierung werde sich darüber klar sein, daß sie vom Zentrum lediglich nach ihren Taten beurteilt und behandelt werde. — Die Demokraten werden, dem „Berliner Tageblatt" zufolge, Fin Vertrauensvotum oder einen Billigungsantrag nicht unterstützen, da sie sich durch die Beteiligung Dr. Eeßlers am Kabinett in keiner Weise gebunden fühlten. Die „Boss. Ztg." spricht sogar von einer scharfen oppositionellen Haltung der Demokraten. — Zur der Stellung der Sozialdemokraten sagt der „Vorwärts", es frage sich nicht, ob das Kabinett Luther bekämpft werden solle, sondern nur, wie der Kamps am wirkungsvollsten zu führen sei.
Die deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlungen!
Paris, 14. Jan. Die deutsche Delegation für die Wirtschaftsverhandlungen verhandelte heute nachmittag mit der französischen Delegation über den ihr vor zwei Tagen unterbreiteten Vorschlag, der zum Abschluß eines kurzfristigen Handelsvertrags führen sollte. Die deutsche Delegation erklärte sich bereit, zu dem von der französischen Delegation am 12. Januar überreichten Vorschlag Stellung zu nehmen. Gleichzeitig übergab sie der französischen Delegation neue deutsche Gegenvorschläge. Handelsminister Raynaldy hat sich eine Bedenkzeit von zwei Tagen ausgebeten, um die französischen und die deutschen Vorschläge einer Prüfung zu unterziehen.
Paris, 14. Jan. Havas verbreitet über die heutige Sitzung der deutschen und der französischen Handelsvertragsdelegation folgende Mitteilung: Die deutsche Handelsvertragsdelegation hat der französischen heute nachmittag Gegenvorschläge unterbreitet, die nach der ersten Prüfung nicht unannehmbar erscheinen. Die französische Delegation forderte 48 Stunden Zeit, um die Vorschläge gründlich zu prüfen. Am Freitag nachmittag um 3 Uhr wird eine neue Sitzung dex btzjden Delegationen stattsinden. Di- sxst^zösjsche und die deutsche Regierung sisto übereingekommen, daß, solange die gegenwärtige im Gange befindlichen Besprechungen andauern, über das zollpolitische Regine, das für beide Länder anzuwenden ist,
^ keine neuen Maßnahmen getroffen werden. Die französischen und die deutschen Zolltarife werden daher bis auf weiteres nicht abgeändert werden.
Hierzu erfährt der Vertreter des WTB., daß tatsächlich über die Frage der Nichtabänderung der gegenwärtig geltenden Tarife für eine kurze Frist gesprochen wurde, aber unter der Voraussetzung, daß eine Grundlage für den Abschluß eines Handelsvertrags gefunden wird. Da aber hierüber eine Einigung noch nicht erzielt ist, kann natürlich über die Frage eines derartigen Waffenstillstandes nichts vereinbart worden sein.
Der Abschluß der Konferenz der interalliierten Finanzminister.
j Paris. 14. ^an. Die Konferenz der interalliierten Finanzminister ist n?ch Unterzeichnung des Abkommens ! gegen 11 Uhr vormittag» geschloffen worden. Kurz vor : Beendigung der Sitzung erfchr^ Ministerpräsident Herriot im Sitzungssaals und hielt eine kn^e Ansprache an die Delegierten der interalliierten Mächte.
Paris, 14. Jan. Jn der heutigen Schlußsitzung der Konferenz der interalliierten Finanzminister wieß der Vorsitzende der französischen Delegation, Elemente!, auf die von der Konferenz geleistete Arbeit und auf die noch zu lösenden Probleme hin, worauf der Vertreter der Vereinigten Staaten, Botschafter Kellogg u. a. ausführte, eine neue Aera hebe für Europa an. Er als Vertreter der Vereinigten Staaten habe Vertrauen zu dem Dawesplan, der auf soliden Rechtsgrundsätzen aufgebaut sei und für dessen Gelingen sich das Volk der Vereinigten Staaten lebhaft interessiere. Nachdem Churchill und der Vertreter der japanischen Regierung gesprochen hatten, erklärte Herriot, auch diese neue Konferenz, die zu wirksamen Ergebnissen gelangt sei, trage entscheidend zu dem Frie- enswerk bei, zu dem Frankreich alle Volker cmfgerufen habe. Das Bestreben seiner Regierung sen in der Welt die normale Arbeitsbedingungen, sowie Vertrauen und Sicherheit wiederherzustellcn, um alle Völker im Interesse eines allgemeinen und endgültigen Friedens cinanoer näherzubringen. Die französische Regierung habe aber trotzdem das Recht, ihre ganz besondere Znnei^una der großen Familie zuzuwcnden, deren Bildung der oroße Krieg berLKg-fiihrt Habe, der großen Familie der Alliierten ->.-aß diese Familie der Alliierten einig geblieben sei, sei oas Hauptunterpfand de. stufenweisen Wiederherstellung der Ordnung in Europa und in der Wett.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Loul Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Aiie»si>-«"