Nr. 28H (Erster Blatt.) Amts- und Anzeigeblatl für den Gberamtsbezirk (Lalw. 88. Jahrgang.

«richkinungSweise: Smal wöchentliil,. Anzelzenpreir: Im vberamt». ,,-irk «a7w für dt- einspal,igr «orgiSzeile IO Psg.. außerhalb desselben 12 Psg.. «»»amen 2S Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittag». Telefon 9.

Dsnnerrtag, den 4. Dezember

Se,ug«pr«i»! In der Stabt mit Trägerlohn Mk. 1.2L vierteljährlich, Post. bezugSprei» für den LrtS- und NachbarorrSverkehr Mk. 1.A, im Fernverkehr Mk. 4.S0. «estellgeld in Württemberg 30 Psg., in Bayern und Reich «2 Pfg.

Die heutige Nummer besteht aus sechs Seiten.

K. Gberamt Galw.

Bekanntmachung,

betreffend die Zusammensetzung der Amtsversammlung in den Jahren 1914, 1915 und 1916.

Mit dem 31. Dezember d. Js. geht die Wahlperiode der bisherigen 30 Abgeordneten zur Amtsversammlung zu Ende und cs ist aus diesem Anlaß gemäß Z 55 der Vollz.-Verf z. Bez.-O. die Zahl der von den einzelnen Gemeinden für die 5 Kalenderjahre 1914, 1915 und 1916 zu entsenden Vertreter aufs neue festgestellt worden. Das Ergebnis dieser Feststellung, bei welcher angenommen wurde, daß in der bezeichnten Zeit 4 Amtsversammlungen stattfinden werden, ist folgendes:

Gemeinde

Anteil an der Amts- körper- schafts-Um- lage 1912

Mk. Pfg.

Hienach

St

auf eine Amtsver­sammlung

entfallen

mmen

auf 4 Amts­versamm­lungen j rund

Vorschlag über die Reihenfolge des Stimmrechts

i. 2. s. ! 4.

Calw

25086.29

9,96

39,84

40

10

10

10

10

Agenbach

833.23

0,33

1,32

1

1

Aichhalden

716.70

0,28

1,12

1

1

Altbulach

1222.72

0,49

1,96

2

1

1

Altburg

1180.96

0,47

1,88

2

1

1

Althengstett

2134.52

0,85

3,40

3

1

1

1

Alzenberg

Bergorte

675.85

0,27

1,08

1

1

2097.56

0,83

3,32

-4

1

1

1

Breitenberg

860,0 l

0,34

1,36

i

1

Dachtel

856.85

0,34

1.36

i

I

Dcck.'npfronn

2124.69

0,84

3,36

3

1

1

1

Dennjächt

276.11

0,11

0,44

1

1

Emberg

427.86

0'17

0,68

1

1

Ernilmühl

160.49

0,06

0,24

1

1

Gechingen

2360.65

0,94

3,76

4

1

1

1

1

Hirsau

3504.84

1,39

5,56

5

1

I

2

I

Holzbronn

579.26

0,23

0.92

1

1

Hornberg

540.46

0.21

0,84

1

1

Liebelsberg

773 70

0,31

1,24

1

1

Liebenzcll

4290.28

1,70

6.80

7

2

1

2

2

Marlinsmoos

695.61

0,28

1,12

1

i

Monakam

537.81

0,21

0,84

1

1

Möttlingen

1078.89

0,43

1,72

2

i

i

Ncubulach

1036.44

0,41

1,64

2

1

i

Neuhengstett

443.30

0,18

0,72

i

i

Ncuweilcr

1200.56

0,48

1,92

2

i

i

Oberhaugstett

740.66

0,29

1,16

1

i

Obcrkollbach

447.04

0,18

0,72

1

i

Oberkollwangen

811.59

0,32

1.28

1

1

Oberreichcnbach

998.27

0,40

1,60

1

i

Ostelsheim

1331.71

0,53

2,12

2

1

i

Ottenbronn

509.94

0,20

0,80

1

i

Rötenbach

641.23

0,22

0,88

.1

1

Schmieh

(541.34

0,22

0,88

1

i

Simmozheim

1692.90

0,67

2,68

3

1

i

i

Sommenhardt

887.13

0,35

1,40

1

i

Stammheim

3816.41

1,51

6,04

6

i

2

i

2

Tcinach

242594

0,96

3,84

4

i

1

i

I

Unterhaugstett

588.60

0,23

0,92

1

i

Unterreichenbach

2023.98

0,80

3,20

3

i

i

1

Würzbach

1465.42

0,58

2,32

2

1

1

Zavelstein

359 75

0,14

0,56

i

i

Zwerenberg

742.44

0,29

1,16

i

i

75600.00

30,00

120

120

30

30

30

30

Die Gemeinden Agenbach, Aichhalden, Altbulach, Alt­burg, Althengstett, Alzenberg, Bergorte, Breitenberg, Dachtel, Deckenpfronn, Dennjächt, Emberg, Ernstmühl, Holzbronn, Hornberg, Liebelsberg, Martinsmoos, Monakam, Möttligen, Reubulach, Neuhengstett, Neuweiler, Oberhaugstett, Oberkoll- bach, Oberkollwangen, Oberreichenbach, Ostelsheim, Otten- bronn, Rötenbach, Schmieh, Simmozheim, Sommenhardt, Un- tcrhaugstett, Unterreichenbach, Würzbach, Zavelstein, Zweren­berg, auf welche keine ganze Zahlen entfallen, haben sich nun nach Art. 26 der Bezirksordnung über die Reihenfolge zu ver­gleichen, in welcher die von ihnen bestellten Vertreter mit Stimmrecht an der Amtsversammlung teilnehmen. Die bürger­lichen Kollegien dieser Gemeinden haben nun alsbald Be­schluß darüber zu fassen, ob sie mit dem vorstehenden Vor­schlag über die Reihenfolge einverstanden sind.

Bis 20. Dezember d. Js. wird der Vorlage des Be­schlusses cntgegengesehen.

Gleichzeitig ergeht an die bürgerlichen Kollegien aller Ge­meinden des Bezirks die Aufforderung, die Wahl ihrer Ver­treter je in besonderem Wahlgang noch im Laufe dieses Mo­

nats nach Vorschrift des Art. 27 der Bezirksorduung und des tz 56 der Vollz-Verf. z. Bez.-O. vorzunehmen und das Wahl- Protokoll nach Ablauf der Einsprachefrist, mit entsprechender Beurkundung versehen, hieher vorzulegen.

Den 2. Dezember 1913.

i Reg.-Rot Binder.

Erlaß an die Herren Ortsvorstcher, betr. Bekämpfung der Blutlaus an Obstbäumen.

Mit Bezug auf die oberamtl. Bekanntmachung vom 12. November d. Js., Amtsblatt Nr. 267, werden die Schult- heißenämter an die ungesäumte Vorlage des eingeforderten Berichts erinnert.

^ Calw, den 1. Dezember 1913.

K. Oberamt:

Binder.

Zabern im Reichstag.

Berlin, 3. Dezember.

Am Bundesratstisch sind anwesend: der Reichskanzler o. Bethmann Hollweg, Kricgsminifter v. Falkenhayn, die Staatssekretäre Dr. Delbrück, Dr. Lisco, Dr. Sols, Krätke, v Jagow und Unterstaatssekretär Mandel. Haus und Tri­büne sind stark besetzt.

Präsident Tr. K ämp f eröffnet die Sitzung um 1.15 Uhr und teilt mit, daß er die Interpellationen in der Weise zu er­ledigen gedenke, daß sie in der Reihenfolge ihres Eingangs be­gründet werden und dann der Reichskanzler das Wort erhält. Zu -der Interpellation der Fortschritt- lichcnVolkspartei nimmt Abg. R ö s er, der Abgeord­nete Zaberns, das Wort: Die ganze Affäre ist entstanden gleichzeitig aus übertriebenen militärischen Ehrbegriffen und der Ohnmacht der Zivilbehörden, die nicht im Stande waren, ihre Unabhängigkeit von Berlin zu bewahren, weiter durch die Auffassung, die hier einmal vertreten worden ist, von dem Leutnant init den 10 Mann. (Lachen rechts. Sehr rich­tig links. Allgemeine Unruhe.) Zu Anfang hätte die Affäre durch ein größeres Entgegenkommen der Militärbehör­den vermieden werden können. DaßWackes" eine Belei­digung enthält, weiß jedermann in Elsaß-Lochringen. Leut­nant v. Forstner hat durch Unterschrift von dem Regiments­befehl,Wackes" nicht zu gebrauchen, Kenntnis genommen, v. Forstner hat Rekruten sich melden lassen mit den Worten: Ich bin ein Wackes". (Hört, hört! Pfuirufe.) Beach­tenswert ist, daß der Oberst und die vier jüngsten Leutnants die Geschichte durchgeführt haben. Die Bevölkerung Elsaß- Lothringens begrüßt alles, was einer Annäherung Deutsch­lands und Frankreichs dienlich ist. Deshalb sollte man Rück­sicht auf die dort herrschenden Gefühle nehmen. Die Mili­tärbehörde hat es nicht fertig bekommen, v. Forstner von der Straße fern zu halten. Die zahlreichen Verhaftungen sind ohne Grund vorgenommen worden. (Der Präsident bemüht sich fortgesetzt, Ruhe zu schaffen.) Die Kundgebungen der Bevölkerung stammen von Kindern und dencnlaufendieSoldatenfeldmarschmäßig nach. Das kennzeichnet die ganze Lächerlichkeit der Vor­gänge. Eine Aenderung muß hier eintreten, um der Beun­ruhigung der Bevölkerung ein Ende zu machen, aber nicht nach dem Muster der Alldeutschen. Die Politik der Stärke ist bei uns nicht angebracht. Bei uns hat nur die Politik der Gerech­tigkeit Aussicht auf Erfolg. (Beifall links) Tiesozial- demokratischeJnterpellation begründet der Abg. Pei rot es: In Elsaß hat sich ein Akt der Willkür abge­spielt, der unbedingt Remedur erfordert. Die ganze Einrich­tung der Armee imponiert der dortigen Bevölkerung nicht. Zabern ist die deutschfreundlichste Stadt. Angesichts der flagranten Gesetzesverletzung tritt der Kriegsminister hierher und hält eine Entschuldigungsrede, die Leute wie Forstner noch ermutigen muß. Der ganze Ruhm Forstners besteht darin, daß er den lahmen Schuster kriegsunfähig gemachthat. Durch seine Entschul- digungsredc hat sich der Kriegsminister mitschuldig gemacht. (Bravo links. Lebhafte Unruhe.) Es ist merkwürdig, daß ein Mann, der in 4 Jahren so wenig gelernt hat, zum Kriegs­minister gemacht wird. (Heiterkeit.) Er meint auch: Sagen darf man alles, Nur an die Oeffentlichkeil darf es nicht kom­

men. Man darf auch zum Totstechen der Wackes auffordcrn.

Daß Jugend keine Tugend hat, wissen wir. Aber ein solcher Mann gehört nicht ins Elsaß. Seit wann sind schnatterige Redensarten eines unreifen Burschen durch Dienstgeheimnis geschützt? Die Elsässer bedanken sich für eine Kultur, die viel­leicht an der russischen Grenze angebracht sein mag. Wäre v. Forstnerversetztworden, sowäreesanders gekommen, v. Deimling hat den Obersten v. Reutter wie­der eingesetzt. Er, der Hererobesieger, hat die Worte ge­sprochen:Nun erst recht!" Bedenklich ist schon, daß ausge­rechnet v. Deimling ins Elsaß versetzt wurde. (Große Un­ruhe.) Deimling ist der schlimmste Vertreter der Soldadeska. (Große Unruhe. Präsident Kämpf bittet den Redner, sich zu mäßigen.) Im Elsaß bedeutet das Militär alles, die Be­völkerung nichts. Die militärischen Uebergriffe gehen dahin, das Volk unter die militärische Knute zu bringen. Für ein sol­ches System ist allerdings Deimling der rechte Mann. Er hat den Rechtsbruch des Militarismus hervorgerufen und in den Reichslanden die Säbeldiktatur eingeführt. Wenn der Reichs­kanzler zugreifen will, kann er es auch wirklich? Ist das Militärkabinett nicht stärker als er? Wenn der Reichskanzler vor seinen Kaiserlichen Herrn treten und sagen würde, er könne die Verantwortung für solche Dinge nicht tragen, so würde er sich die Glückwünsche der Mehrheit des deutschen Volkes erwerben. Das beste wäre die Versetzung des Regiments. Dafür mutz der Reichskanzler sorgen, daß die Hochverräter ihre gerechte Strafe erleiden werden, sonst bleiben wir hinter Venezuela und Mexiko zurück. (Große Unruhe. Der Präsident ruft den Redner zur Ordnung.) Der Reichskanzler möge mit uns arbeiten an der Umgestal­tung des Deutschen Reiches in einen modernen Staat. (Bei­fall links. Ironischer Beifall rechts.) Die Inter­pellation der Elsässer begründet der Abg. Hauß: Unverständlich ist es, daß der Kriegsminister kein Wort des Bedauerns hatte für das Verhalten Forstners. Forstner hat sich auch durch seine Aeußerung über die französische Fremden­legion als unfähig erwiesen zur Erziehung von Rekruten. Auch der Oberst hat unberechtigter Weise in der Redaktion recherchieren lassen. Das war Hausfriedensbruch auf höhe­ren Befehl. Alle diese Männer, mögen sie noch so gute Pa­trioten sein, gehören nicht in die Reichslande. Forstner läuft noch.immer als Beleidiger des Volkes inZabernfreiherum. Die loyalen Bürger stehen vor dem Trümmerfeld ihrer loyalen Arbeit. Plumpe Soldaten­stiefel haben alles niedergetreten. Der Schaden ist dauernd. Hoffentlich spricht der Reichskanzler das erlösende Wort. (Bei­falls links.)

Reichskanzler v. Bethmann Hollweg:

Im Anschluß an meine Ausführungen wird der Kriegs­minister das Wort ergreifen. Der Leutnant v. Forstner hat in einer Jnstruktionsstunde nur Anweisungen gegeben, wie sich die Rekruten zu verhalten hätten, wenn sie angegriffen würden. Im Hinblick auf manches ernste und traurige Ereig­nis war hierzu wohl Anlaß gegeben. Das Aussetzen einer Prämie ist selbstverständlich eine Ungehörigkeit. (Zuruf: Also doch!") Eine Warnung vor dem Dienst in der Fremden.- legion war berechtigt. Absolut unzulässig würde aber die Be­leidigung einer fremden Fahne sein. Das französische Heer, mit dem wir vor 40 Jahren in ehrenhaftem Kampfe die Waf­fen gekreuzt haben, werden wir niemals beleidigen. Fürdie vorgekommene Ungehörigkeit ist der Leut­nant rektifiziert und be st rast worden, eben­so der beteiligte Unteroffizier. Die Kenntnis dieser Vorgänge in der Kaserne ist aber von einer Anzahl Soldaten mit Unterschrift zur Kenntnis der Presse gebracht worden. Und dafür werden sie bestraft werden. Mit diesen Dingen stehen aber die nachherigen Ereignisse in gar keinem Verhältnis. Das elsaß-lothringische Volk hat sich durch den AusdruckWackes" beleidigt gefühlt. Wie man mir gesagt hat, ist Wackes erstens eine Bezeichnung für nichtsnutzige Herum­lungerer, zweitens aber ein Spitzname für das elsaß-lothrin­gische Volk im allgemeinen. (Widerspruch.) Man hat mir gesagt, daß die Elsässer das Wort Wackes in halb scherzhafter Weise wohl auch auf sich anwenden, daß sie es aber aus dem Munde eines Nichtelsäffers unter allen Umständen als Be­leidigung betrachten. Nach den bisherigen Erfahrungen habe