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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altensteig-Ltadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und jreudenstadt.

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Nr. 276 ! Aliensteig, Samstag den 22. November.

Hiezu dasSchwarzwälder Sonntagsblatt" und die BeilageHaus- und Landwirtschaft".

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berichtet die Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen" s und bietet zugleich das inhaltsreicheSchwarzwälder ! Sonntagsblatt". Bestellen Sie deshalb unsere Zeitung für den Monat Dezember!

Zur Lage.

Totensonntagsstimmung umfängt uns in diesen Tagen? ' Dankbares Gedenken und treues Erinnern an alle die deut­schen Brüder, die im furchtbaren Kriege ihr Leben fürs - Vaterland gaben, erfaßt uns. Und da und dort ist zur all­gemeinen Trauer neues Leid hinzugekommen. Todesahnen ^ durchzittert die Natur. Schon hat des Winters weißes Lei­chenkleid für wenige Stunden die Erde eingehüllt. Die lan- ' gen Nächte und die kurzen Tage mahnen stärker denn jede , Jahreszeit an das Vergängliche dieser Zeit. Das rastlose j Leben aber predigt den Kampf, ist unbezwingbar und ewig ' jung und frisch. Der Tod der Natur ein Schlafen und Sammeln neuer Kräfte, des Menschen Dahinwelken zum ! Grabe der Keim zu neuem unvergänglichem Leben, das z sind die tieferen sittlichen Werte, die hinter den Tagen der : Gegenwart stehen und die alle Jahre wieder mit den No- oembertagen lebendig werden, ^

Unbeirrt und unbeschwert von solchen Gedanken, die jedes ; deutsche Gemüt in einer stillen Stunde erfassen, schreitet das wirtschaftliche und politische Leben dahin. Auch hier gibts ^ im Laufe der Zeiten und Geschichte Höhen und Tiefen, ! Herbststimmung und Todesahnung, Frühlingshoffnung und ' Impulse zu neuem Leben. z

Was noch vor einem halben Jahr kein Deutscher ernstlich > zu hoffen wagte, ist bereits in die Tat umgesetzt. Die Deut» ; scheu an Ruhr und Rhein sind wieder dem alten Vaterland ^ angegliedert, nachdem sie welsche Tücke vom 11. Januar 1923 i bis in diese Novembertage unter härtester Bedrückung los- > gerissen hatte. Der Dawesplan hat seine Früchte getragen, - wenn auch vielleicht in späteren Jahren die finanzielle Ve- l lastung für untragbar erklärt wird. Nun aber sind die - deutschen Eisenbahnen des Ruhr- und Rheingebiets bis nach i Trier hinein frei von der französisch-belgischen Regiewirt­schaft. Was Frankreich auf der Londoner Konferenz zunächst noch verlangte, wenigstens 3000 seiner Leute auf den deut­schen Bahnen zu belassen, wurde abgelehnt, für 100 000 deutsche Eisenbahner ist der Weg zur freudigen Berufserfül- j lnng frei. Die deutsche Verwaltung ist wieder eingeführt, » Zölle, Bergwerke und Forsten stehen wieder in deutscher ! Obhut, der Verkehr zwischen besetztem und unbesetztem deut­schen Gebiet ist erleichtert und freigegeben. Man atmet aus ' im Rheinland, wenn auch noch der Druck der französischen ' Besatzung auf der Bevölkerung lastet. Auch ihre Stunde wird schlagen, denn Herriots Sparsystem legt Poincares Ruhrabenteuer still, ' as Frankreich keinerlei Nutzen und Gewinn brachte, wohl aber den Rückgang des französischen Franken. Noch heute ist die französische Regierung und das Parlament damit beschäftigt, die wirtschaftlichen Wunden von Poincares Militarismus und Raubzug zu heilen. And die Alliierten sind nicht gesonnen, Frankreich allein die «oute seines vertragswidrigen Ruhrfeldzuges einheimsen iu lassen. Zumal England, das das Vorgehen Frankreichs »n der Ruhr aus rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen verurteilt. Die Pariser Finanzkonferenz über die Verteilung der Ruhrbeute und der Erträge des Dawesplanes hat im- "aer noch kein greifbares Resultat erzielt. Unterdessen geht der Abbau der Franzosen am Rhein weiter. Der Flaschen- dals von Bonn mit den Städten Königswinter und Hon­est sowie einige hessische Gebiete wurden in dieser Woche träumt. General de Metz, der Separatistenbeschützer der °mvlz, ist endlich abgelöst worden. !

Schwierigkeiten türmen sich aber in einer Hauptfrage s uUs, in der Räumung des Brückenkopfes von Köln, der nach ! em Versailler Vertrag am 10. Januar 1928 von den Eng- r bw ^ " preisgegeben werden muß. Die deutsche Regierung

Kreits in London anfragen lassen, ob die Räumung von m ^ llch gehe. Und da zeigt sich nun, daß man inü - ^ "us. wiederum vertragswidrig eine Verzögerung Di-will mit allerlei fadenscheinigen Begründungen.

Raumungsfristen des Versailler Raubvertrags sollen ^ Mt der Inkraftsetzung des Dawesplanes zu laufen

beginnen. Die Franzosen fühlen sich oberhalb und unter- ! halb von Köln isoliert, wenn die Engländer abziehen. Die ? Verhandlungen über die Räumung der Kölner Zone wer­den wohl noch den ganzen Monat Dezember fortgehen. Man spielt in Frankreich immer noch mit dem Feuer Poincare- > scher Militärpolitik. So ist zweifellos auch Frankreichs Ein- ^ fluß schuld daran, daß die Militärkontrolle, die letzte Ge- - neralinspektion in Deutschland, immer noch nicht beendet ist. i

Einen schlagenden Beweis der schändlichen französischen ! Militärpolitik und Militärjustiz lieferte die Verurteilung ^ des deutsckien Generals Nathusius durch das Liller Kriegs- ! gericht zu einem Jahr Gefängnis. War schon die Verhaf- > tung des in Koblenz wohnhaften Generals bei seiner Reise s an Allerheiligen ein Schlag ins Gesicht jeder internationa- , len Verständigung, so noch mehr dieses Urteil. Gestützt aus j die Abmachungen der deutschen und französischen Regierung ^ zum G.äberbesuch für die ersten Novembertage, hat der ' General das französisch geknebelte Elsaß betreten und wurde s verhaftet wegen angeblichen Diebstahls in Roubaix wäh- s Lend des Krieges. Ein Kriegsgericht hatte ihn in Abwesen- s Heft zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, o'.,ne daß der ! General eine Ahnung davon gehabt hätte. Eine in Köln in s seiner Wohnung vorgenommene Haussuchung durch fran- s zösische Offiziere brachte nicht den Schatten eines Beweises < für die Anklage. Dennoch hat nunmehr das Liller Kriegs- § glicht ein Schandurteil gefällt, obwohl auch bei derVer- i Handlung selbst keinerlei Beweise der Schuld Vorlagen. Das s ist eine Antwort für alle die, welche darauf hofften, daß ! unter Herriot wirklich der Wille zur Verständigung mit ! Frankreich zu einer rein menschlichen Annäherung der j Nachbarvölker gefunden sei. Solange die Franzosen ohne ! Rechtsgrundsätze gegenüber Deutschen verfahren weitere ^ Kriegsgerichtsurteile aus den letzten Tagen bestätigen dies ^ solange wird der Boden einer friedlichen Auseinander- , setzung überhaupt nicht gegeben sein. Dieses Urteil gegen ^ einen früheren deutschen General reiht sich somit würdig all s den Justizskandalen Frankreichs an, die sich in den letzten ! 10 Jahren ereigneten. Es ist aber kennzeichnend, daß die > französische Militärgerichtsbarkeit damit seit undenklichen ! Zeiten belastet ist. Man denke nur an den Fall Dreyfuß, ! jenen französischen Kapitän, den man aus Grund gefälsch- ! ter Papiere zur Verschickung auf die Teufelsinsel verur­teilte, bis endlich nach Jahrzehnten das Schandurteil aus- i gehoben werden mußte. Selbst dasBerliner Tageblatt" ^ schreibt zu dem Urteil gegen Nathusius, daß Herriot die ^ Mitverantwortung an dem schamlosen Justizmord von Lille , trägt und die gewiß franzosenfreundlicheVossische Zeitr.ng" ! spricht von einem Racheakt und einem Versuch Frankreichs, den schwindenden Glauben an die Greuellügen aufzufrischen.

Wirtschaftliche Verhandlungen stehen nunmehr an der ^ Tagesordnung. Die Pariser Handelsvertragsbesprechungen j wurden abgebrochen, sollen aber wieder ausgenommen r werden. Die Ursache war, daß Deutschland die Aufhebung s der 26prozentigen Ausfuhrabgabe forderte. Gerade um diese hat sich, durch einen Brief des Generalagenten Gilbert an den Reichsfinanzminister Dr. Luther, eine rege diplo­matische und politische Auseinandersetzung angesponnen. Wie sie ausläuft, bleibt dahingestellt, bis in kommender Woche das Transferkomitee (Ueberweisungsausschuß) sein Urteil über die Zulässigkeit der Abgabe abgegeben hat. Zweifellos entspricht die Exportabgabe nicht dem Geiste und den Bestimmungen des Dawesplanes. ....

Im östlichen Europa haben die Vorgänge in Prag und Wien das allgemeine Interesse ausgelöst. Die deutschen Parteien im Prager Parlament sind in die schärfste Oppo­sition getreten, unterstützt v-m den überigen Minderheiten- Vertretern, da die Prager Regierung in ihrer Politik die Unterdrückung des Deutschtums und der Minderheiten in die Tat umsetzt. Dabei ist es keineswegs so, daß die Tsche­chen eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung im Lande besitzen. In Wien ist Bundeskanzler Dr. Seipel zurück­getreten und ein neues Kabinett aus Christlichsozialen und Eroßdeutschen hat sich aufgetan. Die Führung hat Dr. Na- mek. Die Politik des Lawierens auf der Grundlage des Gen­fer Sanierungsplanes wird also in Oesterreich fortgesetzt. Die Differenzen zwsischen der Wiener Zentralleitung und den Regierungen der Bundesländer sind wie im alten ! Oesterreich groß. f

In Kairo ist der Oberkommandierende der britischen ! Truppen einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen, der < auf politische Motive zurückgeht. Die englisch-ägyptische ge- - spannte politische Lage hat dadurch eine bedrohliche Wen- ; düng erfahren. Die Erfolge der Araber unter Führung der ', Wahabiten gegen den englischen Vasallenkönig Hussein und s dessen Sohn Ali lassen auch in Aegypten das Feuer des

Jahrgang 924

Aufstandes gegen England aufflammen. Die englandfeinD- liche Propaganda im Sudan bei den muhamedanischen Stämmen hat bereits zu Unruhen geführt. Der ägyptische Ministerpräsident Zaglul Pascha ist in schwerer Bedräng­nis und in London überlegt man im Kabinettsrat, welche Repressalien für diesen Mord ergriffen werden sollen. Im fernen China sind die Verhältnisse noch verwirrter ge­worden dadurch, daß eine zweite Militärregierung einge­setzt wurde. Trotz der in Tientsin anberaumten Einigungs­verhandlungen zwischen den Militärgouverneuren scheint der Friede noch in weiter Sicht zu stehen.

Ein freundlicher Stern steht noch über dieser Woche, der Sieg der Wahrheit über die Kricgsschuldlügc. Die Veröf­fentlichung der Tagebücher des früheren französischen Bot­schafters Louis in Petersburg brachte Poincare auf die An­klagebank, denn in diesen Aufzeichnungen wird einwand­frei festgestellt, daß Poincare zusammen mit dem russischen Botschafter Jswolski in Paris der Treiber und Macher des Weltkrieges war. Diese Veröffentlichung hat vor allem mo­ralische Bedeutung und wird dem deutschen Bestreben nach Auirolluno der Krieasschuldfrage gute Dienste leisten.

Neues vom Tage.

meichsregierung und Nathufius.

Berlin, 21. Nov. Wie die Blätter melden, unterstützte die deutsche Regierung in der festen Ueberzeugung, daß sich die völlige Unschuld des Ecnerals Nathusius erweisen würde, diesen in der Durchführung des Protestprozesses in jeder Weise. Ihre Bemühungen wurden jedoch durch, die über­stürzte Ansetzung des Verhandlungstermins, die es unmög­lich machte, in der kurzen Zeit die notwendigen Entlastungs­zeugen beizubringen, vereitelt. Die Regierung werde alles tun, was in ihren Kräften steht, um die Sache im Interesse des Generals und der deutschen Ehre weiterzubetreiben.

Tie Beamtengehaltserhöhung.

Berlin, 21. Nov. Die neuerliche Erhöhung der Veamten- bezüge wirkt sich, nach den Informationen der Blätter, so aus, daß auch jetzt die Ledigen nur in einzelnen Fällen die Nominalfriedensgehälter erhalten. Es werden erhalten die unteren Beamten der Gruppe 3 (immer nach Abzug der Steuer) Anfangsgehalt 121 (bisher 110) Kl, Endgehalt 186 Kl, mit Frau und 2 Kindern 208 Kl. Gruppe 8 mit Frau und 2 Kindern 269 Kl. Gruppe 8 mit Frau und 2 Kindern 422 Kl. Gruppe 11 (ältere Regierungsräte) ledig 609, ver­heiratet mit 2 Kindern, höchste Ortsklasse 676 Kl. Gruppe 13 Endgehalt mit 2 Kindern 920 Kl. Die Kosten der Gehalts­erhöhungen auf das Jahr umgerechnet betragen 170 Mil­lionen für sämtliche Reichsbeamte, ohne die Post und Eisen­bahn, jedoch unter Einschluß der gesamten Versorgungs- bczüge.

Die Pariser Handelsvertragsverhandlungen.

Berlin, 21. Nov. Zur Wiederaufnahme der deutsch-franzö­sischen Handelsvertragsverhandlungen erfahren die Blätter von unterrichteter Seite, daß die in Paris aufgetretenen Mißverständnisse durch die Erklärungen des deutschen Bot­schafters beseitigt worden sind. Im übrigen beabsichtigt dis Anfang November abgegebene Erklärung der deutschen Regierung nicht, die Reparationsabgabe bei den Handels­vertragsverhandlungen zum Austrag zu bringen. Sie be­schränkt sich, darauf hinzuweisen, daß der Reichstag bei der Aufrechterhaltung der Reparationsabgabc ein etwaiges Handelsabkommen nicht ratifizieren würde, eine Erklärung, die auch jetzt gegenüber der französischen Regierung aufrecht erhalten wurde.

Deutsch-englische Handelsvertragsverhandlungen.

London» 21. Nov. Wie derDaily Telegraph" berichtet, fand in Erwartung der Ankunft der deutschen Sachverstän­digen eine wirtschaftliche Besprechung im Handelsamte statt, zwecks Erörterung des Entwurfes des deutsch-englischen Han­delsvertrages. Was die Frage der Wiedereröffnung der Filialen von deutschen führenden Banken in England be­treffe, so werde darauf hingewiesen, daß diese Maßnahme fast unvermeidlich ist, wenn die vollen Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern wieder ausgenommen werden. Wahrscheinlich werde Deutschland den britischen Banken Gegenseitigkeit gewähren.

Englands Repressalien gegen Aegypten, si' London, 21. Nov.Daily Erpreß" schreibt, daß der Tol von Skr Lee Stack weittragende politischen Folgen Haber wird. Eine starke Aktion der Regierung, die beschlossen habg Linen Teil der britischen Mit'telmceflotte nach Pi entsenden, sei wahrscheinlich.