Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Altensteig-Ltadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalw und Freudenstaüt.
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Nr. 244
Altensteig. Donnerstag de» 16. Oktober
I Jahrgang L924
z. R. 3 in Amerika glücklich gelandet.
In Kakehurst gelandet.
Uervyork» 15. Okt. (Telegramm.) Ein Funk- jpri'ch meldet, daß 3. R. III um 3.11 Uhr in Lakehurst gelandet ist.
Ter Ozeanflug des L. Z. 126 ist gelungen! L. Z. 126 , liegt seit Mittwoch nachmittag 3 Uhr 11 gefesselt im Luftschiffhafen von Lakehurst. Eine weltgeschichtliche Tat hat damit ihr vorläufiges Ende gefunden und voll Stolz und Bewunderung blicken wir auf zu den Schöpfern, Erbauern und Führern des Luftschiffs. Das Gefühl deutscher Größe ist lebendig geworden. Das Meisterwerk deutscher Technik wird für uns draußen in der Welt mehr werben als tausend Reden und Noten. Tas glückhaft Schiff wird ein Mehrer des Friedens sein, deutscher Tatkraft, deutscher Wissenschaft und deutschem Geiste die Bahn brechen, die Neid und Rachsucht don Feinden in Banden schlug. Die Flügel deutscher Arbeit können sich wieder recken! Das Unbeschreibliche ist wahr geworden: Tas deutsche Volk war wieder einmal einig, ohne Unterschied der Parteien und Konfessionen, der Stände und Klassen. Es bangte, hoffte und glaubte an das deutsche Wunderschiff!
Tie Fahrt des Schiffes hat sich am Dienstag abend .tzccindert. Es ist nicht südwestlich von den Azoren M.den Bermuda-Inseln geflogen, auch nicht in gerader Linie auf Lakehurst zu, sondern es ist nach Nordvesten abgebogen. Wie aus einem Glückwunsch-Telegramm von Z.R. 3 an den Luftschiffbau in Friedrichshafen hervorgeht, hatte das Schiff in der Nacht zum Mittwoch schwere Stürme zu überwinden, die es aber glatt meisterte. Das Wetter war der Anlaß zu dieser Fahrtrichtungänderung. Am Mittwoch morgen um 1 Uhr stand Z.R. 3 über der Küste von Neuschottland, nordöstlich von Neuyork. Das ist ziemlich weit ab vom Ziele, aber im Laufe des Mittwoch morgen hatte es bei aufheiterndem Wetter einen herrlichen Küsten- und Meeresflug über die zahlreichen dichtbevölkerten Städte um Neuyork, über dem es ziemlich lange kreuzte. Um 3 Uhr 11 wurde es in Lakehurst gelandet. Runs 8V Stunden ist das Luftschiff unterwegs gewesen. In Deutschland hat man mit einer nie erlebten Anteilnahme, die an die ersten Zeiten der Zeppelinflüge des alten Grafen erinnerte, die Fahrt verfolgt, in Amerika nicht minder. Ter Zeppelin Var das Tagesgespräch und wird es noch lange bleiben. Wir wollen uns das frohe und bedeutsame Ereignis nicht trüben lassen durch die schwere Lage Deutschlands und die innenpolitische Krise, die in diesen Tagen über uns hereinbricht. Die Herzen hoch!
Die Nachtfahrt zum Mittwoch.
Dienstag nachmittag 3 Uhr 30 Minuten ging ein Funk- .spruch des Z.R. 3 ein, nach dem das Luftschiff sich „Bermuda nähere". Der Kurs wurde dann bald geändert infolge starker südwestlicher Winde. Um 4.10 Uhr war der genaue Standort 43 Erad Nord und 43 Grad West, das Luftschiff fuhr dabei mit einer Geschwindigkeit von 25 Seemeilen in der Stunde und hatte gegen den Südweststurm Sn kämpfen. Um 4.25 Uhr traf dann der Funkspruch ein. in dem das Luftschiff den endgültigen Entschluß bekannt gab, den Flug über Bermuda zu vermeiden. Es wurde der direkte Kurs auf Lakehurst eingeschlagen, von wo Z. R. 3 ungefähr 1500 Seemeilen entfernt war. Das Wetter wurde deöer, der Sturm ging in schwachen Nordost über.
Am Dienstag 10 Uhr abends kämpfte das Luftschiff gegen schweren Wind an und legte nur etwa 25 Seemeilen l15 Kilometer) in der Stunde zurück. Ein Funksvruch des Luftschiffs an die „Münch. N.N" meldet von nachts 11.15 Ilhr: „Wir fahren seit Stunden über dem Nebelmeer der Aeu-Fundlandbänke zwischen gewaltigen Wolkenbergen. Aei wundervollem Sonnenuntergang steuern wir mit 80 Meilen s140 Kilometer) Geschwindigkeit gegen Sable Island (Insel, zu Neuschottland gehörig), das wir gegen 2 llhr gut zu erreichen gedenken. An Bord ist alles wohl. Dr. Eckener."
Auch der Rest der Nacht und der Fahrt ging gut vorüber.
. London, 18. Okt. Nach einer Reutermeldung aus Boston: überflog um 4.48 Uhr nach amerikanischer Zeit das Luft- :Ml Z. R. 3, geleitet von den Signalen der Hafenanlagen! fte Stadt Vrovidence. Er hatte sich der Stadt unbemerkt: genähert, bis das Geräusch seiner Motors gehört wurde^
Neuyork, 15. Okt. (Funkspruch.) Z.R.3 überflog den Mittelpunkt der Stadt Boston bei niedriger Fahrt. Das Geräusch der Maschinen des Luftschiffes brachte Hundert von Menschen auf die Straße. Die Lichter aus den Gondeln waren deutlich zu sehen. . , ..
Begeisterte Stimmung in Neuyork.
Neuyork» 15. Okt. Die Aufregung und die Erwartung wegen der bevorstehenden Ankunft von Z.R.3 hat einen selbst für amerikanische Verhältnisse seither unbekannten Höhegrad erreicht. Viele Tausende von Automobilen ha- : den sich auf den Weg nach Lakehurst gemacht, wo außerdem : ein Extrazug nach dem anderen mit Schaulustigen eintrifft.
' Das bereits verstärkte militärische Kommando mußte noch- ; mals bedeutend vermehrt werden, um den Landungsplatz , frei zu halten. Die Zuschauer und die Automobile bilden s einen dichten unübersehbaren Wall. Der Betrieb gleicht ^ einem Jahrmarkt. Erfrischungsstätten, Bäcker- und Metz- : gerstände, Wettbüros sind über Nacht aus dem Boden ge-
- wachsen. Es werden die unglaublichsten Wetten abgeschlossen über den Zeitpunkt des Eintreffens des Z.R.3. Die
j llebernahme des Luftschiffes gilt nach dem Vertrag als l rechtsgültig, wenn der erste amerikanische Soldat ein Halte- z rau des Schiffes ergreift. Eine Anzahl von Kinooperateu- i ren wartet zum Teil auf eigens erbauten Gerüsten, Lei- : tern, Lastautos u. dergl. Riesenplakate in allen Teilen Neu- j Yorks kündigen schon für hente abend das Abrollen der s Ozeanfahrt und der Landung über dis Leinwand der gro- ; ßen Neuyorker Kinos an.
s Neuyork. 15. Okt. Z. R. 3 hat um 1 Uhr 29 Minuten mitteleuropäischer Zeit Neuyork erreicht. ,
Neuyork, 15. Sept. (Funkspruch.) Z. R. 3 nahm den Weg im niedrigen Flug über den Mittelpunkt von Neuyork und Über den Hudsonfluß. Er wurde von den Fabriken und den im Hafen liegenden Schiffen mit schrillen Sirenenruien begrüßt. Eine zahllose Menschenmenge auf den Strafen und Dächern brach in begeisterte Begrüßungs kundgebun- gen aus und schwenkte die Hüte als das Luftschiff begleit >t von mehreren Flugzeugen glitzernd in der Sonne über sie hinwegfuhr.
Neuyork. 15. Okt. L. Z. 126 überfuhr um 1.55 Nhr die Vroadstreet und hat die ungefähr 350 Km. lange Strecke zwischen Boston—Newport—Neuyork in drei Stunden zu- rückgelegt, was einer Stundengeschwindigkeit von 110 Km. entspricht.
L. Z. 126 hat 2.20 llhr mitteleuroväische Zeit die Freiheitsstatue überflogen. Das Luftschiff wurde in Neuyork mit einem ungeheuren Jubel empfangen. Fabrik- und
> Dampfsirenen, Pfeifensignale ertönten bei seinem Eintref-
l sen. Der Himmel war voll von Flugzeugen, die sowohl von j der Presse als auch von. der Armee und Marine besetzt wa- l r^.. Beim Ileberfliegen des Hudsonflusses wurde L. Z. 126 z durch Dampfersignale begrüßt._ >
Enthusiastische Szenen bei der Ankunft von Z. R. 3.
WTB. New-Nork, 15. Okt. Bei der Ankunft des Zeppelinluftschiffes spielten sich enthusiastische Szenen ab. i Als das große Luftschiff über Coney-Jsland in Sicht.kam < und auf das Zentrum New-Dorks zusteuerte, reckten zahl- ! lose Arbeiter, Photographen und Automobilisten die Hälse
- zum Himmel. Rufe „Dort ist er" ! liefen von Mund zu j Mund, als das Luftschiff, von zwei Flugzeugen begleitet, i majestätisch über die Stadt segelte. Das Luftschiff steuerte
dann schnell über Brooklyn, auch dort von Tausenden be-
> grüßt. Der zahllosen Zuschauer, wovon viele die Hüte in s die Luft warfen, bemächtigte sich beim Anblick des silber- ° grauen Schiffes größte Begeisterung. Unter schrillem Sirenenheulen der im Hafen liegenden Schiffe und sämtlicher Fabriken fuhr dann Z. R. 3 an der Spitze von Manhattan- Island vorüber und segelte schließlich über das Zentrum
j der City selbst. Infolge des Morgennebels war der Glanz ! des Luftschiffes etwas gedämpft. Den besten Anblick genossen die zahlreichen Zuschauer, die sich auf die Dächer j der Wolkenkratzer begaben. Das Luftschiff erreichte New- ; Jork 79 Stunden 15 Minuten nach der Abfahrt aus Friedrichshafen. Es hat also die Reffe in Tagen zu- ! rückgelegt, d. h. doppelt so schnell als der schnellste Ozean- ; dampfer. Nachdem das Zeppelinluftschiff 5 große Schleifen j über New-Aork gezogen hatte, nahm es Kurs auf Lakehurst j und entschwand den Blicken.
i Die Kandung.
k WTB. London» 15. Okt. Wie Reuter aus New-Pork berichtet, bewerkstelligte Z. R. III die Landung in wundervoller Weise. Er zog gerade aus über das Flugfeld bis zur äußersten Ecke des Landungsplatzes, wo er sich herumdrehte und dann das Feld in weiter Entfernung lynkreiste. Er flog hierauf mit dem Bug gegen den Wind und machte erst vor der Halle Halt.
WTB. New-Pork, 15. Okt. Wie aus Washington gemeldet wird, war die offizielle Persönlichkeit, die Dr. Eckener beglückwünschte, Präsident Coolidge selbst. Er ? gab den Befehl zur Landung des Z. R. III einige Minuten später. In den anderen Regierungskreisen, besonders bei der Marine, ist die Begeisterung groß. Die Landung erfolgte glatt.
WTB. London, 15. Okt. Reuter berichtet aus New- york, Z. R. 3 landete in Lakehurst nach einer Reise von 81 Stunden 25 Minuten.
Dr. Eckener über die Fahrt.
WTB. New-dork» 15. Okt. Als Dr. Eckener unter dem Jubel der Anwesenden in Lakehurst aus der Kabine des Z.R. 3 stieg, erklärte er: Ein neuer Weltrekord von 5000 Meilen ununterbrochenen Fluges! Dr. Eckener fuhr dann fort: Der erste Teil unserer Reise war schön, der letzte Teil vollzog sich jedoch bei schwerem Wetter. Von ! Dienstag 5 Uhr bis heute 5 Uhr kämpften wir gegen das ! Wetter mit einer Schnelligkeit von 55—60 Meilen die s Stunde. Wir änderten den Kurs von der direkten Linie, ^ als wir auf der Fahrt von den Azoren nach Lakehurst waren ab, weil wir fanden, daß wir in sich erhebende Süd- West-Winde und in ein kleines Tiefdruckgebiet steuerten. Am Montag abend machte« wir 45 Meilen die Stunde. Wir steuerten nach Neuschottland in südöstlichem Wind und kamen dann in schneller Fahrt längs der Küste südwärts, wobei wir zwischen den Kreuzern „Milwaukee" und „Detroit" hindurchfuhren, ohne jedoch einen von ihnen zu sehen. Ein günstiger Wind trieb uns nach Lakehurst, nachdem wir Boston und dann New-Mark mit einer durchschnittlichen i Schnelligkeit von 90 Meilen passiert hatten. So, meine ; Herren, sind wir jetzt hier.
> Eine Botschaft Dr. Eckeners an das
, amerikanische Volk.
WTB. New-York» 15. Okt. Während Z. R. 3 über New-Pork kreiste, wurde ein Fallschirm mit einer Botschaft Dr. Eckeners an die Bevölkerung in New-Jork und an das amerikanische Volk abgeworfen, die noch in den Nach- : mittagsblättern veröffentlicht wurde. Darin heißt es: I New-Iork, wir grüßen Dich! Angesichts der Silhouette ? dieser herrlichen Riesenstadt neigen wir den Bug unseres
> Luftschiffes und grüßen das ganze amerikanische Volk mit ! aufrichtiger Freude. Wir hegen die zuversichtliche Hoffnung, ? daß unsere Fahrt über den Ozean eine Epoche freundschaft- : licher und fruchtbarer Zusammenarbeit zwischen unseren
- beiden Völkern anbahnen wird, eine Epoche gemeinsamer Weiterentwickelung des unsterblichen Werkes des Grafen Zeppelin, des Eroberers der Lüste. In diesem Sinne wollen wir Hand in Hand an der Aufgabe arbeiten, durch Ueberbrückung von Zeit und Raum aÜe Nationen immer enger mit einander zu verbinden. Kommandant und Mannschaft des Z. R. 3 übermitteln der Bevölkerung New-Parks
s und dem ganzen amerikanischen Volke ihre besten Wünsche, j Dr. Eckener.
Eine Botschaft des Präsidenten b an den Führer des Luftschiffes.
WTB. Washington. 16. Okt. Die Botschaft des Prä- s sidenten Coolidge an den Führer des Luftschiffes, Dr. i Eckener, worüber bereits kurz berichtet wurde, hat folgen- ! den Wortlaut: Ich gratuliere Ihnen zu der erfolgreichen transatlantischen Reise des großen Lenkluftschiffes, das Sie ' aus Deutschland nach den Ver. Staaten geführt haben.
! Die Reise ist nicht nur ein aufregendes Erlebnis und glän- i zendes Abenteuer, sie ist weit mehr ein epochemachender j Erfolg, weil Sic wie nie zuvor die Möglichkeit von sehr ! weiten Fernflügen mit Luftschiffen des Leichter-als-die-Luft- r Systems dargetan und auch deren Fähigkeit erwiesen hat,
> bedeutende Frachtmengen und eine erhebliche Anzahl Fahr- ? gaste mitzunehmen. Die Geschicklichkeit und die Tüchtig-
- keit der deutschen Techniker im Bau so wunderbarer Lust- k sahrzeuge und ihre Geschicklichkeit, das Luftschiff so erfolg- ! reich und ohne Unterbrechung und Zwischenfall von Friedrichshafen nach Lakehurst zu führen, ist ein Ereignis von