Beitragsklasse sich zwischen 2 und 7 Mark bewegt. Die Krankenkasse gewährt in Fällen völliger Er­werbsunfähigkeit ein nach 3 Veitragsklassen (Wochen­beitrag 80, 60, 40 ^Z) abgestuftes bares Kranken­geld in Höhe von 4, 3 und 2 Mark. Die Kasse ge­währt also keinen unmittelbaren Ersatz der Kosten für Aerzte und Apotheke. Das Krankengeld wird 39 Wochen lang gewährt, und zwar 13 Wochen in vollem, 13 Wochen in hälftigem, und 13 Wochen im Drittelsbetrage der jeweiligen Klassenleistung. Was diese Leistungen zu bedeuten haben, das geht am besten daraus hervor, daß nach Ablauf der ^monat­lichen Wartezeit, die für jedes Mitglied gleich ist, mindestens 572 III, 429 oder 286 -K Krankengeld im Höchstbetag für eine Erkrankung bezogen wer­den können, denen z. B. eine Jahresausgabe von nur 41.60 ^ll, 31.20 »ü oder 20.80 ^li je nach der Bei­tragsklasse gegenübersteht. Beim Bezug des Kran­kengelds, das vom 3. Tag der Erkrankung ab ge­währt wird, ist jede aus Erwerb gerichtete Beschäfti­gung untersagt. Begnügt sich der Kranke jedoch mit der Hälfte des satzungsmäßigen Krankengelds, so ist die Beaufsichtigung der Geschäftsräume, sowie die Besorgung von Eeschäftsausgängen innerhalb der vom Arzt bezeichneten Ausgehzeit gestattet.

Der konservative Bewerber.

Tuttlingen, 24. Nov. Bauernbund und Kon­servative haben für die Landlagsersatzwahl Rechts­anwalt Schott in Stuttgart als Kandidier: aufge­stellt.

Das geraubte und wiedergefundene Kind.

Stuttgart, 24. Nov. Wie erinnerlich, ist am 11. Oktober nachmittags 3 Uhr das ftdjährige Kind des Mechanikers Maier in der Forststraße von einer un­bekannten Täterin, die das Kindermädchen auf einen Augenblick auf die Post geschickt hatte, aus dem Kin­derwagen genommen und geraubt worden. Alle An­strengungen, das Kind wieder aufzutreiben, waren bisher vergeblich. Jetzt ist aus Fürth in Bayern die Nachricht eingetroffen, daß das Kind dort gefun­den und in Polizeigewahrsam genommen wurde. Gleichzeitig gelang es der Kriminalpolizei, hier die Räuberin in der Person des zur Zeit der Tat bei einem Oberingenieur in der Bismarckstraße, jetzt aber bei einer anderen Familie in der Weimarstraße befindlichen Dienstmädchens Anna Grein zu ermit­teln und festzunehmen. Sie ist der Tat geständig, verweigert aber unter Heulen und Jammern alle weiteren Angaben, insbesondere auch über die Be­weggründe. _

Schramberg, 24. Nov. In Anwesenheit des Re­gierungspräsidenten von Reutlingen und Oberamt­manns Hailer von Oberndorf fand gestern bei präch­tigem Wetter die Einweihung des neuen Rathauses hier statt.

Stuttgart, 24. Nov. Der Kaiser fährt am 27. November abends nach Donaueschingen zum Fürsten von Fürstenberg. Von dort begibt sich der Kaiser am 3. Dezember nach Baden-Baden und reist am gleichen Tage wieder nach Donaueschingen zurück. Zwei Tage später, am 5. Dezember, wird der Kaiser von Donaueschingen nach Stuttgart und Ludwigs- Lurg fahren, um an der Feier des hundertjährigen Stiftungstages des Dragoner-Regiments Königin Olga teilzunehmen. Für die Dauer des Stuttgarter Aufenthaltes nimmt der Kaiser im Residenzschloß Wohnung. Am 6. Dezember fährt er wieder nach Berlin und Potsdam zurück.

Stuttgart, 24. Nov. Die Zahl der Wahlberech­tigten für die Gemeinderatswahl beträgt Heuer 37 015. Im Vorjahre waren es 36 067, sonach Heuer mehr 948.

Baihingen, 24. Nov. 16 OM Mark in Gesamt- Württemberg ergab bis jetzt die in den nächsten Tagen zum Abschluß gelangende Sammlung für die unschuldigen Opfer bezw. ihre Hinterbliebenen in Mühlhausen.

»«» Welt «n- Zeit.

Zabern.

In Zabern herrschte am Sonntag Ruhe. Der Bürgermeister hatte eine Bekanntmachung an die Bürgerschaft erlassen, in der er nochmals an sie die Bitte richtete, sich nicht zu unbedachten Schritten Hin­reisen zu lassen, unter allen Umständen die Ruhe zu bewahren und an keiner Ansammlung auf der Straße sich zu beteiligen. Die in Zabern verhafteten 9 Re­kruten und der Feldwebel der 5. Kompagnie sind wieder freigelassen worden, während die von Zabern nach Straßburg abgeschobenen Rekruten am Sams­tag in Untersuchungshaft genommen worden sind. Im Anschluß an eine in Hagenau von der Fortschritt­lichen Volkspartei einberufene Volksversammlung, deren Gegenstand mit dem Fall Zabern nichts zu tun hatte, wurde von dem fortschrittlichen Landtagsabge­ordneten und Fraktionsvorsitzenden Georg Wölf eine Resolution vorgelegt, in der Einspruch erhoben wird gegen die Verunglimpfungen, denen in Zabern elsäßische Rekruten nach teils zugegebenen, teils unwidersprochen gebliebenen Meldungen in ihrer

Eigenschaft als Elsässer ausgesetzt gewesen sind, und die bestimmte Erwartung ausgesprochen wird, daß die Regierung als die berufene Hüterin der Ehre des elsaß-löthringischen Volkes dafür sorgen und mit aller Energie gegenüber der Militärverwaltung darauf hinwirken solle, daß die in Frage stehende Beleidi­gung eine ihrer Schwere entsprechende Sühne finde, und daß gleichzeitig Maßnahmen getroffen werden, die eine Wiederholung solcher das elsässische Volks­empfinden schwer verletzenden und die ruhige politi­sche Entwicklung des Landes empfindlich störenden Vorkommnisse unmöglich machen."

Schlechte Zeiten.

Die Betriebseinschränkung in der Textilindu­strie, bezw. in der süddeutschen Baumwollweberei, die sich auf die Montage im ersten Quartal 1914 er­strecken soll, wird einen größeren Umfang annehmen, als wie nach Bekanntwerden dieser Tatsache ange­nommen wurde. Wie neuerdings bekannt wird, wird die Einschränkung über 90 A der Webstühle für rohe Baumwollgewebe umfassen und sich auf Bayern, Württemberg und Elsaß erstrecken; sonach wür­den an 13 Arbeitstagen zu 10 Stunden im ersten Vierteljahr 1914 85 000 Webstühle für Baumwoll- rohwaren still gelegt und die in Betracht kommenden Webereien an den fraglichen Tagen vollständig ge­schlossen. Den Anlaß zu dieser Einschränkung gibt bekanntlich der verminderte Export an Baumwoll- waren und der verminderte Konsum im Lande, der durch die Mode, durch Teuerung des Rohstoffes und die Witterung, ferner durch den teuren Diskontsatz und die politisch bewegte Zeit ungünstig beeinflußt wurde. Es ist nur zu wünschen, daß dös Frühjahr 1914 eine Besserung dadurch bringt, daß Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht kommen.

Die Kirchenaustritte.

Wie dasKomitee Konfessionslos" mitteilt, ha­ben bei den jüngsten Versammlungen in Berlin nicht weniger als 42M Personen ihren Austritt aus der Landeskirche erklärt. In den Versammlungen muß es teilweise sehr toll hergegangen sein. So be­richtet diePost":Als ein Pfarrer die Redner­tribüne bestieg, ertönten Zwischenrufe:So siehste aus, oller Pfaffenkopp!" und an anderer Stelle des Abends hörten wir die auf die Pastoren gemünzten

Worte:Verfl.Lumpen, Schweinepriester".

Einem Herrn, der einen Zwischenruf machte, schrie man zu:Raus mit dem Pfaffengesicht!" Und ein­mal drang ein hundsgemeiner Zwischenruf an unser Ohr, ein Ausdruck aus Zuhälterkreisen, der sich jeder Wiedergabe entzieht. Pfarrer Le Seur, Eroßlichter- felde, der der Masse den großen Ernst der religiösen Fage klarzumachen suchte, mit der hier von gewissen­losen Hetzern Fangball gespielt wurde, mußte unter einer Flut von Hohngelächter und Beschimpfungen abtreten, und dann kam eine Arbeiterfrau, die schrie den Pastoren, die dicht neben dem Rednerpult stan­den, ins Gesicht:An 10 000 Teufel kann ich glauben in dieser Welt, aber nicht an Ihren Jott, Herr Pastor!" Und die Menge brüllte Beifall. Aus sol­chen Elementen setzt sich die Masse der Ausgetrete­nen zusammen."

Düsseldorf, 24. Nov. Die vom hiesigen Frei­denkerverein für gestern abend einberufene öffent­liche Freidenkerversammlung mit dem ThemaWie fördern wir den kulturellen Geburtenrückgang?" wurde von der Polizei verboten, da das Thema ge­gen die öffentliche Ordnung und Sittlichkeit ver­stoße. Der Referent Dr. Bernstein (Berlin) sprach daraufhin über den Austritt aus der Landeskirche. Nach dem Vortrag erklärten über 2M Personen ihren Austritt aus der Landeskirche.

Vom Zug überfahren.

Berlin, 24. Nov. Heute vorm, um 10.15 Uhr fuhr der Probezug 8353 zwischen Karlshorst und Sa- dowa in eine Ärbeitergruppe des Unternehmers Möller, die mit Arbeiten am Staatsbahngleis be­schäftigt waren. Hierbei wurden getötet 6 Ar­beiter und schwer verletzt 2, von denen der eine auf dem Transport nach dem Krankenhaus verstarb. Der Unfall ist dadurch herbeigeführt worden, daß der Probezug durch den Lokomotivdampf eines vor ihm auf dem Vorortsgleis in der gleichen Richtung ver­kehrenden Vorortszugs verdeckt wurde und daß die Arbeiter die mit Horn gegebenen Warnungssignale nicht beachteten.

Achtstundentag für die Bergarbeiter.

Paris, 24. Nov. Die Kammer hat heute bei einer Anwesenheit von 569 Deputierten einstimmig das Gesetz angenommen, das für die Bergarbeiter mit gelegentlichen Abweichungen, die jedoch nicht 60 Stunden im Jahre überschreiten dürfen, einen Acht­stundentag einfllhrt._

Berlin, 24. Nov. Die B. Z. am Mittag meldet aus London: Nach einer Meldung aus Los Angeles (Kalifornien) hat die frühere Schauspielerin Vera Scott, die dort wegen mehrfacher Räubereien verhaf­tet worden war, gestanden, am 23. November 1905 den Sohn des Chicagoer Warenhausbesitzers Mar­shall Field ermordet zu haben. Der junge Millionär

wurde seinerzeit mit einer Schußwunde schwer ver­letzt aufgefunden und hatte erklärt, er habe sich aus Unvorsichtigkeit selbst erschossen. Trotzdem glöubte die Polizei an einen Mord, ohne daß es bisher ge­lungen wäre, diesen aufzuklären.

Grrichtrsaal.

Der Solinger Krankenkassenskandal.

Wenn der Abgeordnete Liebknecht aus dem Fall Krupp einPanama der deutschen Heeresverwal­tung" machte, so könnte man ebensogut aus dem So­linger Krankenkassenskandal ein sozialdemokratisches Panama machen. Da war zunächst der sozialdemo­kratische Kassen-Rendant Reinhardt. Vor neun Jah­ren wählte ihn der sozialdemokratische Kassenvor­stand, damit er die Gelder gut verwalte. Sein Ge­halt stieg sehr schnell von 2800 -N auf 4400 -N. Hier­mit konnte er aber nicht auskommen. Nach seiner Auffassung gehörte zum standesgemäßen Auftreten eines Rendanten einer sozialdemokratisch geleiteten Kasse auch noch etwas mehr als Essen, Trinken und Arbeiten. Er hatte die Freundschaft der Bardamen von Elberfeld nötig. Weil aberfeine" Damen, Sekt, Wein, Autofahrten viel Geld kosteten, so griff er immer tiefer in die Krankenkasse hinein; fälschte Post- und Aerztequittungen, bis er eine Summe von 100 OM -N verpraßt hatte. Da brach das Verhäng­nis über ihm zusammen. Und wo war der Vorstand? Die Vorstandsmitglieder waren seine Freunde! Der eine bekam eine billige Hypothek ohne Sicherheit, der andere sein Monatsgehalt zweimal ausgezahlt, der dritte hohe Spesen usw. Ein Lieferant zahlte 2 v. H. der Rechnungen an den Rendanten; der andere hatte 10 oder 20 -N, je nachdem, liegen lassen. Jährlich einmal wurde auf Kosten der Kasse ein Vorstands­essen veranstaltet, das für die Person sechzig Mark kostete! Ein Mitangeklagter hat sich 9500 -K aus der Kasse selbst angewiesen. Dieses Darlehen war notwendig, weil er sich ein Haus kaufen mußte; denn die sozialdemokratische Partei habe ihm ein Stadtverordnetenmandat angeboten. Das sind nur einige Proben aus diesem Prozeß, der damit endete, daß Reinhardt und die Vorstandsmitglieder von der Strafkammer in Elberfeld eine Gefängnisstrafe von 3 Jahren 1 Monat und 3 Wochen Gefängnis und außerdem 320 Mark Geldstrafe erhielten.

(Düsseldorfer E.-A.)

Vom Erfurter Reservistenprozeß.

Berlin, 24. Nov. Der kommandierende General des 11. Armeekorps in Kassel hat die von ihm als Gerichtsherrn eingelegte Revision in dem sog. Erfur­ter Reservistenprozeß zurückgenommen. Die für mor­gen vor dem Reichsmilitärgericht angesetzte Verhand­lung findet deshalb nicht statt.

Landwirts«hsft rrnd Märkte.

Stuttgart» 24. Nov. Landesproduktenbörse. Die Stimmung auf dem Getreidemarkte hat sich in der abgelaufenen Woche weiter befestigt, da sowohl Ame­rika und Kanada, als auch Rußland und Rumänien ihre Angebote beträchtlich erhöhten. Die Nachrich­ten aus Argentinien widersprechen sich; es scheint aber so viel wahr zu sein, daß dieses Land eine viel kleinere Ernte als im Vorjahre hat. In Inlands­ware ist das Geschäft schwerfällig, da die Qualitä­ten sehr verschieden sind. Gute trockene Ware ist ge­sucht, die geringeren Qualitäten sind auch zu billige­ren Preisen kaum anzubringen. Mais und Futter­gerste sind erheblich teurer. An der heutigen Börse gab es wenig Geschäft. Unsere Mühlen verhallen sich den höheren Forderungen für fremde Weizen ge­genüber noch zurückhaltend. Wir notieren:

Weizen württ.

19.50 bis 20.50

fränk.

20.

21

» bayr.

20.50

21.50

Ulka

22.75

23.50

Saxonska 23.

23.50

.. Azima

22.50

23-

Kansas II 23.50

24.

,, Manitoba I 23.25

23.75

Dinkel

13.

14

Roggen, neu

16.75

17.50

Gerste, württ.

16.

18

Gerste, Pfälzer

19.25

19.75

Tauber

17.50

18.

fränk.

17.50

18.

Futtergerste

13.75

14.25

Hafer, württ., neu 14.50

16.25

Mais, Laplata

15.25

15.50

mit Sack, Kasse 1°/» Skonto.

(Württ. Marken).

Tafelgries

33.

34.

Mehl 0

33.

34.

1

32.

32.50

2

31

31.50

3

30.

30.50

4

26.

27

(netto Kasse

Kleie

8.50

9.

ohne Saä)

Für die Schrtstleitung verantwortlich: Paul Kirchner Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdrucker«'

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