Zahlung der Prämienreserve abkürzen. Die hienach Berechtigten werden hiemit in ihrem eigenen und in dem Interesse ihrer Familie auf die mit dem 31. nächsten Monats zu Ende gehende Versicherungsmög­lichkeit aufmerksam gemacht. Zu jeder weiteren Aus­kunft sind die Ortsbehörden für die Arbeiterversiche­rung bereit.

(:) Bad Liebenzell, 22. Nov. Im Auftrag des Ev. Bun­des sprach im letzten Männerabend Pfarrer Bessert aus Lob­stadt bei Tauberbischofsheim über „protestantische Uneinigkeit". Ausgehend von Liebenzell, der „Lioba Zelle", führte uns der Redner nach Tauberbischofsheim, wo die hl. Lioba begraben sein soll, in jene Gegend, wo das Denkmal der Württemberger vom Jahr 1866 steht, diesem Wahrzeichen deutscher Uneinigkeit. Daran anknüpfend kam der Redner auf die Uneinigkeit unter den protestantischen Brü­dern zu sprechen. Diese uneinigen Brüder zusammenzuführen, hat sich der ev. Bund zur Aufgabe gesetzt. Und warum sollte das nicht möglich sein? Gibt es doch heute schon große Gebiete der ev. Einigkeit. Stehen wir doch alle auf demselben Evangelium und haben wir doch alle dieselbe Bibel und dieselben markigen Choräle. In der Liebe zu Luther stehen alle Protestanten zusammen und die Tätigkeit des Gustav Adolf-Vereins, ist sie nicht auch ein Band zur Prot. Einigkeit? Mit einem warmen Appell an alle ev. Glaubensgenossen: „Seid einig, einig, einig!" schloß der gewandte Redner seine interessanten Ausführungen, denen die Anwesenden mit ge­spannter Aufmerksamkeit folgten. Sofort traten auch eine Anzahl der Zuhörer dem ev. Bunde bei, sodaß eine Orts- zruppe gegründet werden konnte, die 30 Mitglieder zählt.

— Simmozheim, 22. Nov. Im Gasthaus zur „Sonne" fand gestern abend 8 Uhr eine sehr zahlreich besuchte Ver­sammlung statt, in der Pfarrer Bossert aus Lobstadt bei Mergentheim über Zweck und Ziel des Evangelischen Bun­des sprach. Pfarrer We itb recht, der die Versammlung eröffnet hatte, schloß mit Worten des Dankes an den Redner. Etwa 50 hiesige Bürger traten dem Evangelischen Bund bei.

— e — Teckenpfronn, 23. Nov. Molkereiinspektor Betz aus Leutkirch hielt im Gasthof zum Hirsch vor zahlreich an­wesenden Interessenten einen sehr lehrreichen Vortrag über unser Molkereiwesen. Insbesondere sprach er über die richtige Behandlung des Rahmes, Fertigstellung einer tadellosen But­ter, was um so notwendiger sei, als wir durch die auslän­dische Butter aus Holland und Rußland eine bedeutende Kon­kurrenz erhalten haben, deshalb seien unsere Butterpreise gegenwärtig einer abwärts gehenden Konjunktur unterworfen. Besonders eingehend referierte er noch bezüglich der gesetz­lichen Anforderungen des neuen Rindviehseuchengesetzes, wo­bei er besonderen Aufschluß gab über Euter — Lungen — Gebärmutter, Darmtuberkulose. Zum Schluß besprach er noch das von Professor Ostertag empfohlene freiwillige Verfahren, welches wohl das einfachste und billigste sei; dasselbe sei auch staatlich anerkannt und der Erhitzungszwang der Milch, wel­cher ungeheure Mühe und Kosten verursachen würde, falle weg.

Pforzheim, 23. Nov. Der angebliche Ueberfall durch vier verlarvte Näuber, die in der Frankfurter Zweigstelle einer hiesigen Gold- und Silberwaren­fabrik die beiden Lehrlinge gefesselt und für etwa 13 000 lR Gold- und Silberwaren geraubt haben sollten, hat jetzt die Aufklärung gefunden, die von Anfang an nahelag. Die beiden Lehrlinge von 16 und 17 Jahren haben den Raubanfall erdichtet und die Waren beiseite geschafft. Sie wurden verhaftet und gestanden, das geraubte Gut im Stadtwald ver­graben zu haben. Dort wurde es auch gefunden.

Württemberg.

Verkehrseinnahmen.

Auf den württembergischen Staatseisenbahnen sind im Monat Oktober d. I. aus dem Personen- und Eepäckverkehr 2 791 000 °R, aus dem Güterver­kehr 5 785 000 oll und aus sonstigen Quellen 282 000 Mark vereinnahmt worden. Die Gesamteinnahmen betrugen 8 858000 -R, das sind 607 000 <1l mehr als im Vorjahr. Die Mehreinnahme kommt voll auf den Güterverkehr (pl. 615 000 -R), der Personenver­kehr brachte einen Ausfall von 8000 -N. — Die Württembergische Eisenbahngesellschaft vereinnahmte im Monat Oktober aus dem Personen­verkehr 20 340 -R, aus dem Güterverkehr 44 260 -R und aus sonstigen Quellen 3130 ^l. Die Eesamtein- nahme betrug 67 730 6180 mehr als im Vor­

jahr. — Die Württembergischen Nebenbahnen hatten im Monat Oktober eine Einnahme von 135 440 (gegen das Vorjahr mehr 7840 -li). Da­von entfallen auf den Personenverkehr 77110 (plus 250 rR), auf den Güterverkehr 55 820 (plus 5980 °R) und auf sonstige Quellen 2510 -K (plus 1610 lR). — Auf der Linie Meckenbeuren — Tettnang sind im Oktober 8191 -N vereinnahmt worden; davon 2074 aus dem Personenverkehr; 3263 -R aus dem Güterverkehr und 2854 aus son­stigen Quellen. — Die Niederbiegen-Wein- gartener Bahn buchte im Oktober aus dem Güterverkehr 9491 oR, aus dem Personenverkehr 153 Mark, zusammen 9644 d. s. 1541 mehr als im Vorjahr.

Arbeitslosenunterstützung.

Heilbronn will jetzt die Arbeitslosenunterstützung einfllhren und hat die darauf bezüglichen Satzungen angenommen.

Eine lobenswerte Schülerspende.

Stuttgart, 23. Nov. Das Eberhard Ludwigs- Gymnasium hat der Vorsitzenden des Wohltätigkeits­komitees, Frau Admiral von Hollmann, einen Teil der durch die Schüleraufführungen des Stückes Col- berg erzielten Einnahmen im Betrage von 1500 ^ für die Hinterbliebenen der mit dem Marineluft­schiff L 2 ums Leben Gekommenen nach Berlin übersandt.

Die Wurstvergiftung.

Weingarten, 23. Nov. Etwa 70 Mann vom zweiten Bataillon sind es, die an Wurstvergiftung zuerst erkrankten. Tags darauf stieg die Zahl auf etwa 110. Es handelt sich fast durchweg um leichtere Fälle und man hofft, alle Erkrankten in den ersten Tagen der nächsten Woche wieder dienstfähig zu be­kommen. lieber die Herkunft der verdorbenen Wurst verlautet noch nichts.

Verschüttet.

Baiersbronn, 24. Nov. In einem Steinbruch bei Buhlbach, Gemeinde Baiersbronn, wurden am Sainstag zwei Arbeiter, der Holzhauer Wilhelm Gaiser und sein 17jähriger Sohn durch oben sich los­lösendes Gestein verschüttet. Der junge Gaiser war sofort tot, sein Vater, der im 54. Lebensjahre stand, erlag seinen schweren Verletzungen nach einigen Stunden.

Stuttgart, 22. Nov. Am Vorabend des Lud­wigsburger Dragonerjubiläums wird der Kaiser hier auf Einladung des Königs die beiden Häuser des Hoftheaters besuchen. Im kleinen Haus wird er dem ersten Teil von Figaros Hochzeit, im großen Haus der Aufführung des Lieds von der Glocke bei­wohnen.

Oberndorf, 23. Nov. Als neunter Bewerber hat sich um die Stadtschultheißenstelle nicht Polizei­kommissar Mangold von Ravensburg, sondern der Buchhalter Franz Heß bei der lllmer Stadtverwal­tung gemeldet.

Ebingen, 23. Nov. Ein fünfjähriges Büblein hatte sich auf ein Geländer bei der Knabenschule an der Zollernstraße gesetzt. Es wurde von einem Ka­meraden herabgestoßen und mußte mit einem Bein­bruch sowie einer gefährlichen Gehirnerschütterung heimgeschafft werden.

Nürtingen, 22. Nov. In Frickenhausen wurden bei der Jnventuraufnahme des dieser Tage hier als kinderloser Witwer verstobenen Kaufmanns Theodor Hahn in einer sorgfältig versteckten Kassette 25 000 Mark aufgefunden. Für die lachenden Erben be­deutet der Fund eine ebenso große wie angenehme Ueberraschung.

Gmünd, 22. Nov. In einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Lokal erhalten auf Anregung des Leiters unserer landwirtschaftlichen Winterschule, Oekonomierats Schmidberger, 80 Soldaten der beiden hiesigen Jnfanteriebataillone künftig einen wöchent­lich Mündigen landwirtschaftlichen Unterricht.

Heidenheim, 23. Nov. Die Metzgerinnung hat den Preis für Schweinefleisch von 95 auf 90 Z her­abgesetzt.

Häigerloch, 23. Nov. Die Ehefrau Magdalena (geb. Schullian) des Josef Pfister in Eruol wird steckbrieflich gesucht. Sie hat ihrem im Bett schlafen­den Mann in mörderischer Absicht drei Beilhiebe auf den Kopf versetzt, die aber keine lebensgefährliche Verletzung erzielten. Seither ist das Weib ver­schwunden. Sie ist an einem Kropf, einer großen Zahnlücke vorn im Munde und ihrer unscheinbaren Figur zu erkennen, sie scheint also weder ein zärt­liches noch ein holdseliges Eheweib zu sein. Sie ist nach Hechingen einzuliefern. Ihr Mann befindet sich wohl.

An« wett «ir- Zeit.

Der badische Landtag.

Karlsruhe, 22. Nov. Der „Staatsanzeiger" ver­öffentlicht heute das Programm über die feierliche Eröffnung der Ständeversammlung am 27. Novem­ber vormittags IIV 2 Uhr, die der Großherzog per­sönlich mit einer Anrede begrüßen wird.

Verhaftungen in Zabern.

Von sonst gut unterrichteter Seite wird mitge­teilt, daß der Feldwebel und 9 andere Elsässer der 5. Komp, des Jnf.-Reg. 99 in Zabern unter dem Verdacht verhaftet worden sind, daß sie Mitteilungen über die schwebende Angelegenheit nach irgend einer Seite weiter gegeben haben, von wo aus sie den Weg in die Presse fanden. Oberst v. Reuter hat be­kanntlich das Hinaustragen der Sache in die Öffent­lichkeit als „Verletzung des Fahneneids" bezeichnet. — Im Bereich des 15. Armeekorps wurde bei der Befehlsausgabe ein Erlaß des kommandierenden Generals verlesen, wonach in Zukunft alle Beschwer­den, die auf einem andern als auf dem vorschrifts­mäßigen Weg vorgebracht würden, mit den streng­sten Strafen bedroht werden.

Ueber 1V0V Kirchenaustritte.

Die vom Ausschuß „Konfessionslos" in Berlin j »berufenen und für den Bußtag vom Polizeipräsi­

dium verbotenen 12 Kirchenaustrittsversammlungen fanden am Donnerstag abend statt. Wegen Ueber- fiillung mußten sie vielfach gesperrt werden. Unter den Rednern befanden sich die sozialdemokratischen Abgeordneten Adolf Hoffmann und Dr. Liebknecht. Die Redner begründeten die Notwendigkeit des Kir­chenaustritts vor allem damit, daß die Landeskirche ein Instrument der preußischen Reaktion sei, die von keinem Sozialdemokraten geduldet werden dürfe. Nach den Versammlungen wurden über 1000 Kirchen­austritte erklärt.

Hotelkonkurse in der Schweiz.

Infolge der schlechten Sommersaison sind im Berner Oberland zahlreiche Hotels in den Konkurs gekommen. Nachdem schon im Sommer ein Hotel in Beatenberg geschlossen worden ist, haben sich im Herbst die Hotels „Eiger" und „Wetterhorn" in Grindelwald insolvent erklären müssen. Weiter ist der Konkurs verhängt worden über das Hotel „Wildstrubel" in Kandersteg, das Hotel „Schweizer­hof" in Wengen und das Hotel „Alpenrose" in Hof­stetten bei Brienz. Von schwerwiegenden Folgen für die Hotelindustrie im Berner Oberland wäre es im weiteren, wenn es dem Kaufmann Adolf Stu- der in Jnterlaken nicht gelingen sollte, einen Nach­laßvertrag abzuschließen. Die Passiven Studers, die vielfach in Hotels angelegt sind, betragen 1 310 000 Francs.

Heidelsheim (bei Bruchsal), 23. Nov. Hier leb­ten zwei israelitische Schwestern, die eine 80 und die andere nahezu 80 Jahre alt, hier nur unter dem Na­men Julie und Jeanette bekannt. Sie führten einen gemeinsamen Haushalt. Nun starb die eine Schwester plötzlich am Herzschlag. Als die andere Schwester fortgehen wollte, um Leute zu rufen, fiel sie an der Türe um und war ebenfalls tot.

Mannheim, 23. Nov. Der wegen Körperver­letzung mit nachgefolgtem Tode zu 7 Jahren Zucht­haus verurteilte Schreiner Kramer ist im Wieder­aufnahmeverfahren freigesprochen worden. Kramer hat bereits dreieinhalb Jahre unschuldig im Zucht­hause verbracht.

Gotha, 22. Nov. Das Luftschiff Z 6 ist um 1 Uhr 15 Min. glatt in Gotha gelandet.

Lan-u»irtssh»ft ««- Märkte.

Tierseuchen in Württemberg. Nach den Berich­ten des kgl. Medizinalkollegiums war der Stand der Tierseuchen in Württemberg am 15. November 1913 folgender: Der Milzbrand herrschte in 4 Ober­ämtern, 6 Gemeinden und 6 Gehöften, der Rausch­brand in 1 Oberamt, 1 Gemeinde und 1 Gehöft, die Schafräude in 4 Oberämtern, 4 Gemeinden und 5 Gehöften, die Influenza der Pferde (Pferdestaupe) in 1 Oberamt, 1 Gemeinde und 1 Gehöft, von der Maul- und Klauenseuche waren betroffen 6 Ober­ämter, 8 Gemeinden und 9 Gehöfte, von der Schwei­neseuche bezw. Schweinepest 19 Oberämter, 46 Ge­meinden und 87 Gehöfte.

)!( Herrenberg, 22. Nov. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 120 Stück Milch­schweine; Erlös pro Paar 35—50 -1t. 58 St. Läufer­schweine; Erlös pro Paar 60—115 -R. Verkauf flau.

Ravensburg, 23. Nov. Die Maul- und Klauen­seuche breitet sich von Erünkraut immer weiter aus. Nunmehr ist sie auch unter dem Viehstand des Max Steinhäuser in Emmelweiler ausgebrochen. In Atzenweiler sind ihr bereits mehrere Stück Vieh zum Opfer gefallen.

Famttttn- Nachrichten

Geburten: Stuttgart: S. Schottländer 1 T.

Verlobungen. Lili Huppenbauer, Paul Gun- dert, Verlagsbuchhändler, Freudenstadt-Stuttgart.

Todesfälle. Stuttgart: Wilhelmine Wagner geb. Morlock. K. Musikdirektor Buttschardt-Ege. Karl Schaudt, techn. Oberbahnsekretär. Marie Nallinger geb. Nirk. Barb. Ruoff, 45 I. Rosine Herrmann geb. Kämmerer, Witwe. Eugenie Weidlich geb. Frey, 58 I. — Eßlingen: Berta Fuchs geb. Fuchslocher, 73 I. Johanna Schlotterbeck geb. Schöfftaler. Fr. Breitling Witwe, geb. Daur. — Oehringen: Julius Melchor. — Sickenhausen: Gottfried Mayer, 60 I.

Konkurse in Württemberg. K. Amtsgericht Aalen: Martin Merz, Trikotwarenfabrikant in Aalen. — K. Amtsgericht Reutlingen: Erich Rall, lediger vollj. Kaufmann von Eningen, z. Zt. mit unbekanntem Aufenthalt abwesend. — K. Amtsge­richt Reutlingen: Ludwig Eeckeler, Maurermeister in Reutlingen. — K. Amtsgericht Heidenheim: Jo­sef Gentner, Dachdeckermeister in Heidenheim. — K. Amtsgericht Vaihingen: Karl Roselius jg., Schnei­dermeister in Vaihingen. — K. Amtsgericht Ulm: Christian Enann, Easthofbesitzer zum goldenen Lö­wen — Blanken — in Ulm. — K. Amtsgericht Wald­see: Franz Josef Härle, Schreiner und Inhaber eines Spezerei- und Ellenwarengeschäfts in Osterhofen, Gde. Haisterkirch.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.