Nr. 275.
Amts- und Anzeigeblatt für den Gberamtsbezirk (Lalw.
88. Jahrgang.
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Montag, den 2^. November
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Der württembergische Militäretat für 1914.
Nachdem der Vundesrat den ihm vorliegenden Entwürfen des Reichshaushaltsetats für 1914 seine Genehmigung erteilt hat, veröffentlicht das Reichsschatzamt in der Nordd. Allg. Zeitung den seit einigen Jahren üblichen Ueberblick über den Inhalt dieser Entwürfe. Aus dem württembergischen Militäretat für 1914 teilen wir nachstehend die wesentlichsten Aenderungen und Neuerungen mit.
Abgesehen von einigen weniger erheblichen Maßnahmen, die mit den Heeresverstärkungen 1911/1913 nicht im Zusammenhang stehen, sondern zur Befriedigung sonstiger laufender Bedürfnisse erforderlich werden, enthält der Entwurf des württ. Militäretats die Anforderung von Mitteln zur weiteren Durchführung der in den Heeresergänzungsgesetzen der letzten 3 Jahre vorgesehenen und bewilligten Maßnahmen. Als neue Truppenformation führt der Entwurf auf: die Errichtung eines württ. Fuß- artillerie-Bataillons nebst Bespannungs-Abteilung in der Stärke von 1 Stabsoffizier, 5 Hauptleuten, 17 Oberleutnants oder Leutnants, 1 Stabsarzt, 1 Ober- oder Assistenzarzt, 1 Oberveterinär oder Veterinär, 2» Zahlmeistern, 1 Waffenmeister, 111 Ilnter- offizierew und 551 Gemeinen sowie 138 Dienstpferden. — Außerdem sind im Etatsentwurf vorgesehen: Vermehrung des Beamten-, sowie des Zeug- und Feuerwerkspersonals um 1 Jntendanturrat, 1 (überzähligen) Jntendanturassessor, 1 Jntendantur- sekretär, 1 Proviantamtsinspektor, 1 Garnisonsverwaltungsinspektor — 1 Zeug- und 1 Feuerwerks- Hauptmann, 1 Zeug- und 1 Feuerwerks-Oberleutnant oder Leutnant, 2 Zeugfeldwebel, 3 Oberfeuerwerker, 1 Feuerwerker und 1 Schirrmeister.
Der Etatsentwurf enthält weiter eine Reihe von Anforderungen zur B e s s e r st e l l u n g vo n Unteroffizieren und Mannschaften, nämlich: Erhöhung des festen Bestandteils des Beköstigungsgelds um 3 L für den Kopf und Tag. Weitergewährung der Verpflegungsgebührnisse an sämtliche Unteroffiziere und Kapitulanten während des Urlaubs. Erhöhung der Löhnungszuschüsse für die Familien dienstlich abwesender Unteroffiziere von 50 auf 75 L täglich. Erhöhung der Dienstvrämie der nach 12jähriger Dienstzeit ausscheidenden Unteroffiziere von 1000 auf 1500 und Verzinsung dieser Prämie mit 4 v. H- vom Zeitpunkt der Vollendung einer 12jährigen Dienstzeit; ferner Erhöhung der Entschädigung für Nichtbenützunq des Zivilversorgungsscheins von 12 auf 20 ,4t monatlich und der an Stelle dieser Entschädigung zahlbaren einmaligen Geldabfindung von 1500 auf 3000 -N. Verbesserung der Beleuchtung in den Mannschaftsstuben der Kasernen.
Von sonstigen, bei den fortdauerenden Ausgaben weiter vorgesehenen neuen Maßnahmen sind noch zu erwähnen: die Erhöhung der Mittel zur Durchführung der Herbstübungen in größeren Verbänden und Vermehrung der Kavallerie-Divisionsübungen und die Berittenmachung der Verpfleguncjsofsiziere bei der Infanterie während der Herbstübungen, ferner die Anforderung von Mitteln zu Hebungen mit dem Lenkluftschiff der Luftschifferkompagnie in Friedrichshafen und zur Ausbildung von Flugzeugführern, sowie zur Einrichtung einer Pilotballonstation auf dem Truppenübungsplatz Münsingen. Unter den einmaligen Ausgaben sind erhebliche Mittel zu Beschaffungen für die Fußartillerie an Geschützen, Handwaffen, Feldgerät, Munition, Bekleidung und Ausrüstung, zu weiteren Beschaffungen für die' Feldartillerie an Waffen, Munition und Gerät und zur Beschaffung der weiter erforderlich werdenden Pferde — 98 Reitpferde, 24 Zugpferde für die Feldartillerie und 92 Zugpferde schweren Schlags für die Fußartillerie, sowie 63 Remonten zur Erweiterung des Remontedepots Breithülen — angefordert. ' Der
weitaus größte Anteil aber entfällt auf die Anforderungen für Beginn oder Fortführung derBauten zur Unterbringung der Neuformationen und der Etatsverstärkungen bei den Truppen, sowie der erhöhten Bestände an Waffen, Munition und sonstigen Vorräten. In den einzelnen Standorten sind Neu- und größere Umbauten vorgesehen.
Der Ges amtbedarf der württ. Heeresverwaltung für 1914 ist im Etatsentwurf veranschlagt: bei den fortdauernden Ausgaben auf rund 34,5 Mill. Mark, gegen das Vorjahr mehr 4, 2 Mill. Mark; von diesem Mehrbedarf entfallen rund 4 Mill. Mark auf die Heeresverstärkungen 1911/13. Bei den einmaligen Ausgaben sind gefordert rund 16,6 Mill. Mark, darunter sind rd. 14,6 Mill. Mark enthalten, die durch die Heeresverstärkungen 1911/13 verursacht sind.
Stadt, Bezirk ««d Nachbarschaft.
Calw, den 24. November 1913 Die Generalversammlung des Spar- und Consum-Vereins fand am Sonntagnachmittag von 2 Uhr ab im Bad. Hof statt. Der Vorsitzende begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder und gab einen kurzen Rückblick über das abgelaufene Jahr, mit welchem der Cons. Ver. sehr zufrieden sein kann. Hierauf wurde vom Vorstand der Geschäfts- und Rechenschaftsbericht bekannt gegeben. Der Umsatz im eigenen Geschäft hier u. in Filiale Stammheim beträgt ^ 113 331.15 (im Vorjahr 87 585.32), im Lieferantengeschäft 8 150.—, somit Gesamtsumme ^ 121481.15 (^i(. 95 785.32). Der Cassenumschlag betrug ^ 129 449.54 (104 300.—). Der Reingewinn beträgt nach Abzug aller Geschäftslasten, einschließlich des Rabatts an die Mitglieder ^ 10 993.95. (7 916.52). Beschlossen wurde: dem Reservefonds ^ 250.—, dem Specialreservefonds 500.— zuzuweisen, so daß dieselben heute ^ 3 520.— betragen; den festgesetzten Rabatt von 5 Proz. und eine Dividende von 3 Proz. — 8 Proz. Rückvergütung auf den Umsatz vom eigenen Geschäft und einen Rabatt von 5 Proz. aus dem Lieferantengeschäft auszuzahlen, somit im Ganzen eine Rückvergütung von ^ 9 474.— (6 978.85); auf die vollen Geschäftsanteile wird ein Zins von 4 Proz. — >/-(, 199.20 gewährt und 570.75 aus neue Rechnung vorgetragen. Aus der Großbäckerei des Sparund Cons. Vereins Stuttgart, deren Mitglied der hiesige Verein ist, wurden 61173 Laibe Brot (57 397) bezogen. Eier zum Einkalken wurden abgegeben für ^ 3137,91 (^( 2 319.50), Kohlen wurden bezogen 18 Waggon — 3600 Ztr. im Gesamtbettag von 4 830 48 (2 954.55). Braunkohlenbriketts kosteten 1.—, Eierformbriketts 1.30, Ruhrfettnußkohlen 1.40, zerkleinerter Gaskoks 1.30, frei Haus Calw. Mit -F. 2000.— ist der Verein als Gesellschafter bei der Großeinkaufsgenossenschaft mit dem Sitz in Hamburg beteiligt, deren Umsatz im Jahre 1911 109,5 Mill., 1912 — 136 Mill. Mark betrug; für 32 000.— Waren hat der Verein im letzten Jahre durch die G. E. G. bezogen. 6 Waggon Mostobst wurden an die Mitglieder abgegeben. Die Mit - gliederzahlist von 500 auf 544 gestiegen. Das Württbg. Genossenschaftsblatt (Auflage 43700 Exempl.) liegt hier und in Stammheim im Laden zur unentgeltlichen Abgabe auf.
Der Geschäftsabschluß wurde mit Befriedigung entgegengenommen und dem Vorstand Entlastung erteilt. Seit dem 6jährigen Bestehen des Vereins wurde ein Reingewinn von ^ 41 465.13 erzielt und eine Dividende, einschließlich Zins für volle Geschäftsanteile von ^ 37 856.41 ausbezahlt, Ersparnisse, die ohne Consumverein nicht an die Consumenten zurückgeflossen wären. Der Antrag, in Wildberg eine weitere Filiale zu errichten, wurde mit großer Stimmenmehrheit abgelehnt. — Die vorgenommenen Wahlen brachten keine wesentlichen Aenderungen im Vorstand und Aufsichtsrat. Mit dem Wunsche, die Mitglieder möchten auch fernerhin treu zum Verein halten und ihren Bedarf im eigenen Geschäft decken, wurde die Versammlung geschlossen, worauf die Auszahlung der Dividende erfolgte, die Heuer bis zu ^ 90.— für 1 Mitglied betrug.
Württemberg hat nun 93 664 Familienvorstände (83 892) zu Consumvereinsmitgliedern und wird im kommenden Jahr
die Zahl v. 100 000 wohl überschreiten. Der Umsatz ist von 22 Mill. auf 25 Mill. Mark gestiegen. Der Zentralverband der Deutschen Consum-Vereine zählte am 31. 12. 1912 1155 an- geschlosfene Vereine mit 1483 811 Mitgliedern, eine Zunahme von 160 000 Mitgliedern gegenüber dem Vorjahr. Der Verkaufserlös hat sich um 67 Mill. auf 423 Mill. Mark erhöht. Die Vereine beschäftigen an Personal 24 000 Personen.
Noch ein Verein.
Wir kranken am Uebermaß des Vereinswesens. Es soll uns ferne liegen, einem einzelnen Verein, gleichviel welcher Art er sei, zu nahe zu treten, wenn es auch erlaubt sein muß, über die Lebensnotwendigkeit manches der immer zahlreicher aus dem Boden schießenden Vereine Gedanken eigener Art zu haben. Aber bedauern muß es der Volksfreund, wenn unter dem wachsenden Maß von Vereinspflichten demjenigen „Verein" Abbruch geschieht, dem von Naturwegen das erste Anrecht auf herzhafte Fürsorge und Pflege gehört, der Familie. Ein mehrfacher Vereinsvorstand und begehrter Komiteebeisitzer — so schreibt nicht übel ein Zeitbetrachter — war durch die Vielfalt seiner Vereine so in Beschlag genommen, daß ihm für die eigenen Kinder kein Abend mehr frei blieb. Da kam der stiefväterlich behandelten Hausgemeinde ein erlösender Gedanke. Die Kinder jenes Mannes beschlossen, einen Verein zu gründen und ihre Vater zum ersten Vorsitzenden zu wählen, damit er ihnen einem«! in der Woche eine — Vereinsstunde halte. 8i vor» 6 vero — sollt's gleich nicht wahr sein, so ist's doch jedenfalls gut erfunden.
Vortrag im evgl. Vereinshaus. Fräulein Raaf- laub, langjährige Sekretärin der Basler Frauenmission, wird am Dienstag abend auch hier wieder einen Vortrag halten. Bei der wachsenden Bedeutung der Mission an der heidnischen Frauenwelt wird dieser Vortrag von der auf diesem Gebiet so gründlich unterrichteten, gewandten Rednerin vielen willkommen sein.
Volksschule. Die Bewerber um eine ständige Lehrstelle in Calw (mit Mietzinsentschädigung) haben sich bis 13. Dezember beim Lvang. Oberschulrat zu melden. Der Lehrer soll zur Erteilung des Mädchenturnunterrichts befähigt sein.
Der freiwillige Beitritt zur Angestellten-Ver- sicherung ist nur noch bis 31. Dezember d. I. zulässig. Neben der Möglichkeit, beim Ausscheiden aus der Angeftellten-Versicherungs Pflicht die Versicherung freiwillig fortzusetzen, wenn für wenigstens 6 Beitragsmonate Pflichtbeiträge entrichtet worden sind, sieht das Versicherungsgesetz für Angestellte in 8 394 für eine Uebergangszeit von 1 Jahr auch die Möglichkeit vor, daß sich Personen, die beim Inkrafttreten des Gesetzes einen Jahresarbeitsverdienst von mehr wie 5000 .ft hatten, oder bereits selbständig waren, freiwillig versichern können. Angestellte mit einein Jahresarbeitsverdienst von 5000 ^ bis unter lO OOO ^ft können hienach freiwillig in die Versicherung eintreten, wenn sie den Nachweis führen, daß sie in den Jahren 1909 bis 1912 in zusammen mindestens 30 Kalendermönaten eine nach dem Angeftellten- Versicherungsgesetz — aber ohne Rücksicht auf das Jahreseinkommen — versicherungspflichtige Beschäftigung ausgeübt haben. Die zweite Gruppe, die noch bis 31. Dezember d. I. das Recht zu dem freiwilligen Beitritt hat, besteht aus denjenigen selbständigen Personen, die in ihrem Betriebe regelmäßig höchstens 3 versicherungspflichtige Personen beschäftigen, voerausgesetzt, daß sie früher einmal in mindestens 30 Kalendermonaten eine ietzt angestelltenversicherungspflichtige Tätigkeit ausgeübt haben. Die Vollendung des 60. Lebensjahres schließt den freiwilligen Eintritt in die Versicherung aus. Angestellte mit einem Jahresarbeitsverdienst von 5000 bis unter 10000 ^t, welche der Versicherung freiwillig beitreten, können die Wartezeit durch Nach-