hundertfeier zu begehen. Die Leute glaubten, die Kosten dafür würden aus der Staatskasse bezahlt; wie nun der bayrische Ministerpräsident im Finanz­ausschuß erzählte, gaben Privatleute die erforder­lichen 300 000 -st her ohne Gegenleistung. Die Spender sind die Brüder L. u. W. Gerngros, Hopfen­händler in Nürnberg und Freiherrn von Cramer- Klett. Ganz ohne Gegenleistung gings aber nicht ab, denn auch der zweite der Gebrüder Gerngros ist am 14. November geadelt worden. Bayern ist durch diese Art, Fürstenfeste zu bezahlen, vor ganz Deutschland blamiert und hat die Gäste von damals in einer ganz taktlosen Weise beleidigt.

36 Millionen Reingewinn bei Krupp.

Essen a. Ruhr, 18. Nov. Bei der Friedrich Krupp-Aktiengesellschaft betrügt der Reingewinn für das Geschäftsjahr 1912/13 36,6 Millionen Mark, wo­zu noch der Vortrag aus dem Vorjahre von 6,5 Mil­lionen Mark hinzutritt (im Vorjahre 29,5 Millionen bezw. 4, 2 Millionen Mark). Das günstige Ergeb­nis ist vor allem darauf zurückzusühren, daß das HüttenwerkFriedrich Alfred-Hütte" in Rheinhausen mit seiner im Laufe der Jahre erreichten Leistungs­fähigkeit von nahezu 1 Million Tonnen Stahl pro Jahr die Hochkonjunktur mit der vollen Leistung aus­zunutzen imstande war. Bei der Firma betrug die Stahlproduktion im letzten Geschäftsjahr insgesamt 1,5 Millionen Tonnen. Die Zahl der Beamten und Arbeiter ist auf nahezu 80 000 gestiegen. Es wurde beschlossen, außer der gesetzlichen Reserve einen Be­trag von 2 Millionen an die Sonderrücklage zu iiber- weisenund die Dividende auf 14 gegen 12 A im Vorjahre festzusetzen. Ferner werden an die Pen- sions- und Unterstützungskasse 2 Millionen Mark, an den Arbeiterurlaubsfonds 2 Millionen überwie­sen und für Weihnachtszuwendungen an Beamte und Arbeiter 3 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Die Generalversammlung findet am 16. Dez. statt.

Eine Warnung vor Mädchenhändlern.

Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: EinPensionat" in Chaponost bei Lyon, wendet sich in letzter Zeit anscheinend fortdauernd zur Beschaffung junger Mädchen nach Deutschland. Teils wird mit­geteilt, daß in dem Hause noch junge Mädchen als Pensionärinnen augenommen werden könnten, teils werden Dienstmädchen zur Hausarbeit gesucht. Nach den eingezogenen Erkundigungen ist der Mann, von dem diese Änerbietungen aus Chaponost ausgehen, übel beleumundet. Er steht in dem Rufe, Mädchen­handel zu treiben. Ein Pensionat ist von ihm oder seiner Frau nie betrieben worden. Es muß daher dringend vor dem Eintritt in das Haus gewarnt werden. Wer auf ein ausländisches Stellenangebot eingehen will, wird im übrigen stets gut tun, zuvor bei dem örtlich zuständigen deutschen Konsulat nähere Erkundigungen einzuziehen.

Die Berkehrseinnahmen

der deutschen Haupt- und weitspurigen Nebenbahnen betrugen im Oktober 1913 im Personenverkehr 75 991 960 -st (gegen das Vorjahr mehr: 4 107 435), im Güterverkehr 196 046190 -st (mehr 10 276 571).

In die Fremdenlegion verschleppt.

Frankfurt, 19. Nov. Der seit Anfang September von hier verschwundene Lehrling Josef Tröndle aus Lörrach i. B. teilte seinen Eltern mit, er sei von Werbern der Fremdenlegion verschleppt worden und befinde sich gegenwärtig in Saida.

Das Zlngluckshaus.

48.) Roman von Georg Türk.

Einundzwanzig st es Kapitel.

Spät stand Hans Ringer am anderen Morgen aus. Er hatte vorzüglich geschlafen.

Beim Kaffee las er die Kritiken über sein gest­riges Auftreten.

Sie waren voll Lobes.

Vormittags elf Uhr klingelte es.

Der Diener brachte eine Visitenkarte.

Frau Elisabeth Hammerstein" las er.

Aha!" dachte er sich.Es geht schon an! Ver­mutlich eine Anfrage irgendeines Wohltätigkeits­vereines, wo ich singen soll!"

Ich lasse die Dame bitten!"

Sie trat ein.

Elisabeth!" schrie er auf.

Ja ich bin's!" sagte sie und versuchte zu lächeln. Ihre Hand hatte krampfhaft eine Stuhllene erfaßt.

War das wirklich Elisabeth? Was war aus dem frischen, munteren Mädchen geworden! Eine blasse Frau mit schmalen Wangen, mit trüben, flackernden Augen!

Ja ich bin's! Warum schauen Sie mich so an? Wundern Sie sich, daß ich zu Ihnen komme?"

Er konnte noch immer nicht reden.

Mich haben Sie wohl nicht vermutet hinter der Frau Elisabeth Hammerstein!"

Was wollen Sie von mir?" stieß er hervor.

Neues von den Raubtieren in Steiermark.

Wie schon berichtet wurde, hat man am 10. und 11. Nov. bei St. Vinzenz wiederholt einen Löwen gesehen. Am Südabhang der Koralp treibt sich aber auch sicher ein großer Wolf herum. In dem jüngst gefallenen Schnee konnte man in der letz­ten Woche deutlich seine Spuren verfolgen und dabei feststellen, daß er einen Wechsel von 6 bis 10 Weg­stunden hat. Auf der Brentelalpe bei Schwanberg, wo auch im Oktober schon mehrere Mal Vieh ge­rissen wurde, scheint er sich besonders häufig aufzu­halten, just in der Umgebung des Fürstlich Lichten- steinschen Jagdhauses. Am Morgen des 10. Nov. wurde auf dieser Brentelalp ein Reh gerissen; die Bestie hat davon nur die Läufe, sowie einige Knochen und Hautfetzen übrig gelassen. Es ist freilich mög­lich, daß einzelne Stücke in eine Höhle weggeschleppt worden sind. Am selben Tage wurde um 3 Uhr nachmitt, im gleichen Bezirk eine Hirschkuh getötet; davon hat die Bestie etwa 15 Kg. Fleisch gefressen. Als die Hirschkuh gefunden wurde, war sie noch ganz warm. In den dichten Tannenhorsten liegt leider noch kein Schnee! Darum ist die Verfolgung der Fährten sehr schwer, zumal das Gebiet stark zerklüf­tet ist. An den gut ausgeprägten Spuren waren ganz deutlich die langen Krallen sichtbar, während ein Löwe, wie alle Katzentiere, die Krallen beim Gehen einzieht. Die Spuren am Pratenkogel bei St. Vinzenz zeigten breite, wuchtige Ballen, aber keine Krallenrisse aus dem Boden, sondern nur an den Opfern. Die Wolfsfährte wurde zuletzt am 12. Nov. bei Schwanberg gefunden, ebenso eine frische Losung. Die Losungen werden gesammelt und, wie schon be­richtet, an die kaiserl. Menagerie in Schönbrunn ge­sandt, wo eine eigene Zentrale für die Raubtier­berichte und Funde besteht. Von dem Direktor der Menagerie, Herrn Kraus, läßt sich der Kaiser Franz Josef öfter über den Stand der Jagd Bericht erstatten und Fährtenabdrücke vorlegen. Was für eine Wolfs­art hier in Frage kommt, ist noch nicht festgestellt. Ein gewöhnlicher Waldwolf dürfte wohl kaum so viel Unheil anrichten und leichter kenntlich sein. Viel­leicht handelt es sich um einen bösen Gebirgswolf oder um einen Mähnenwolf, es könnte auch ein langhaariger Bastard sein. Ohne Zweifel ist das Raubtier von der Brentelalp verschieden von dem Löwen, der bei St. Vinzenz eingekreist wurde, nach­dem er 3 Hirsche gerissen hatte. Dieser war ja ge­rade am 10. Nov. meilenweit von Schwanberg ent­fernt. Die Jagdbesitzer sind in Heller Not. Die Raubtiere müssen bald zur Strecke gebracht werden, sonst sind die bisher so wildreichen Jagdgebiete auf Jahre hinaus entwertet. Jetzt beginnt derJäger­schreck".

Oesterreich und die Weltausstellung in San Franziska.

Einer Abordnung der österreichisch-ungarischen Industrie, welche eine entgültige Entscheidung der Regierung über die Beteiligung Oesterreichs auf der Weltausstellung in San Fran­ziska erbat, erwiderte der Ministerpräsident, daß die Regie­rung angesichts der Budgetlage ein besonderes Entgegenkom­men der Industrie hinsichtlich der Kostendeckung fordern müsse.

Wien, 19. Nov. Die Ausschüsse der Delegatio­nen haben das Expose des Grafen Berchtold, in dem er Oesterreichs Haltung während der kriegerischen Balkanwirren auseinandersetzte, mit Beifall entge­gengenommen. In der ungarischen Delegation sprach der Vorsitzende dem Minister des Aeußern seinen tief-

Sie trat rasch auf ihn zu und faßte ihn am Arm, daß es ihn schmerzte.

Hans!" flüsterte sie so nahe an seinem Ge­sicht, daß ihr heißer Atem ihn streifte.Hans! . . Ich las deinen Namen in der Zeitung! ... Ich hörte dich singen! . . Da ist die Erinnerung in mir aufgewacht ... Ich bin so unglücklich, Hans . . . Damals, als du fort warst . . . kam er, mein Mann . . . versprach mir ... ein Leben in Reichtum und Pracht . . . Mein Vater, der geschäftlich mit ihm in Verbindung stand . . . redete auf mich ein . . . ich solle ihn nehmen. Eine Zeitlang . . . habe ich widerstanden! . . . Dann sagte ich: Ja! . . . Und nun bin ich eine unglückliche Frau ... Da Hab ich deinen Namen gelesen . . . und bin zu dir gekom­men . . . Hans! . . . Willst du nicht Licht bringen ... in meine Nacht?"

Sie war auf den Stuhl niedergesunken und zit­terte heftig.

Hans Ringer stand neben ihr, sein Atem ging schwer. An seinem Geist zogen Bilder vergangener Tage vorüber. Da war er wieder, der dämmernde Wald ... Da leuchteten die Lampions ... Da schimmerte das Kreuzchen im Moos ... Er sah sich neben ihr stehen ... er dachte an die Stunde, als sie ihm Treue geschworen ... Er dachte an die Zeit des Wartens . . . und an den To^ an dem er zu ihr gehen wollte . . . und ihren Brief erhielt.

Da war es ihm, als krampfte sich sein Herz zu­sammen.

Nun saß sie vor ihm. Wollte ihn locken . . . mit gleißenden Worten . . .

gefühlten Dank für das außerordentlich inhaltsreiche und nach jeder Richtung hin orientierende Expose aus.

Paris, 19. Nov. Unter einstimmiger Ablehnung der Erbschaftssteuer nahm die Steuerkommission im Prinzip eine jährliche persönliche Kapitalsteuer an, welche sie baldigst im Einverständnis mit der Re­gierung einer Prüfung zu unterziehen bereit ist.

Brüssel, 19. Nov. Der Wächter in der großen Diamanten­schleiferei, der erklärte, der behauptet, er sei von zwei Män­nern zu Boden geworfen und geknebelt worden,, konnte von den angeblichen Räubern der aus den Diamantbehältern feh­lenden 250 000 Francs geschliffener und roher Steine nur eine unbestimmte Beschreibung geben. Die Kriminalpolizei hat ihn selbst in Haft genommen.

Land«>irts«Yast und Märkte.

Pforzheim, 19. Nov. Der heutige Schweine­markt war befahren mit 73 Ferkeln und 2Läufern. Verkauft wurden 50 Ferkel.

Ellwangen, 19. Nov. Dem gestrigen Viehmarkt waren 14 Fairen, 156 Ochsen, 193 Stiere, 267 Kühe und 240 Stück Jungvieh zugetrieben. Der Handel in Ochsen und Stieren war zurückhaltend, da wenig Händler anwesend waren; bei Kühen, Kalbeln und Jungvieh ging das Geschäft besser. Die Preise blie­ben gleich hoch wie früher. Bei Schlachtvieh kosteten Ochsen je nach Qualität per 50 Kg. Lebendgewicht 4050 -st, Schlachtgewicht 8092 -st, Kühen und Kalbeln 3344 -st bezw, 8292 -st. Das Paar Zugochsen kostete 8001400 -st, Zugstiere 700900 Mark. Ein Farren kostete 300400 -st, ein Stück Jungvieh jährig 200300 -st, halbjährig 120200 Mark, Kühe und Kalbeln per Stück 220650 -st. Mit der Bahn gingen 36 Wagen mit 419 Stück ab. Der nächste Viehmarkt ist am 16. Dezember. _

Familien, Nacyptchten

Verlobungen: Marie Bauder, Georg Holz, Heubach-Jrrmansweiler. Elsa Debler, Alfred Wün­sche, Gmünd-Berlin.

Todesfälle. Möhringen-Sonnenberg: Prä­sident a. D. Otto v. Schmidt, früher Direktor der Oberrechnungskammer und Staatskassenverwaltung, Kommentur des Ordens der württ. Krone, Kommen­tar 2. Klasse des Friedrichsordens. Stuttgart: Priv. Ludwig Schiebt, 86 I. Elise Graser. Karl Haller, Kaufm. Friedrich Köhler, Diplom-Jng. in Java. Marie Frick Wwe., 90 I. Hohenheim: Anna Kindermann geb. Maquet. Gmünd: He­lene Stütz geb. Müller. Pfersbacki: Jakob Mai- höfer, Straßenwart, 68 I. Hall: Anna Jehle geb. Maier. Eltershofen: Lene Rößler, geb. Härterich. Göppingen: Martin Kern, 86 I. Wilhelm Seyer.

Todesfälle. Stuttgart: Forstverwalter a. D. Hermann Tritschler, Ritter 1. Klasse des Fried­richsordens, 82 I. Gottlieb Rommelsbacher aus Bietigheim, 73 I. Christine Zeininger Wwe. Ot­tilie Werner geb. Knapp, 41 I. Amalie Zwicker geb. Daniels. Julie Siegers Wwe. Freuden- st a d t: Gottl. Fr. Schnaitmann, Mineralwasser­händler. Ulm: Luise Karoline Kleindienst geb. Bauer, 48 I. Stuttgart: Lorenz Lutz, Priv. Kath. Heck geb. Seiz Wwe. Nürtingen: Berta Herdegen gb. Köhler, 69 I. Pfrondorf: Joh. Martin Walker, Schultheiß a. D., 71 I. _

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner.

Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerri.

Doch, was für eine Gestalt war das, die plötzlich vor sein inneres Auge trat?

Maria. . . Maria Hellmuth . . .

Wollte sie ihn warnen?

In Hans Ringer wurde es ruhiger.

Gnädige Frau!" begann er und er wunderte sich selber, daß seine Stimme so gefaßt klang.

Gnädige Frau! Die vergangenen Zeiten sind tot! Vollkommen tot! Ich kann Ihnen keine Sonne in Ihre Nacht bringen! ... Ich habe damals auf Sie gewartet. Ich war auf dem Wege zu Ihnen, als Ihr Brief kam ... Da ist meine Liebe zu Ihnen gestorben . . . Gestorbene Liebe wacht nim­mer auf! . . . Ich habe Mitleid mit Ihnen . . . . Das ist alles, was ich kann! . . . Leben Sie wohl!"

Sie.... stoßen mich von sich!" schrie die Frau auf.

Ich kann nicht anders!" gab er zur Antwort.

Da verließ sie mit schwankenden Schritten das Zimmer.

Lange sah er auf die Tür, die sich hinter ihr geschlossen hatte . . .

Dann trat er an seinen Schreibtisch und nahm ein Bild heraus. Es war Elisabeth.

Noch einmal sah er es an, dann riß er das Bild in Fetzen.

Es mochte ein Jahr vergangen sein, da ging durch die Blätter die Kunde, der berühmte Helden­tenor Hans Ringer habe sich mit Fräulein Franziska Altheimer, der Tochter eines bekannten Pfarrers der Hauptstadt, verlobt. (Schluß folgt.)