Schwarzwälder Tageszeitung

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Ur. 126.

AUrnsteig, Freitag den 3V. Mai.

I Jahrgang 1924

DLe Regierungsbildung.

De. Marx wieder beauftragt.

Berlin. 29. Mai. Der Reichspräsident hat am Mitt- «och vormittag den bisherigen Reichskanzler Marx mit »er Regierungsbildung beauftragt. Der Ab- «ordnete Dr. Marx hat den Auftrag auch-«omme«.

Die Regierungsbildung.

Berlin. 29. Mai. Der Reichspräsident hat am Mittwoch vormittag den Führer der Deutschnationalen. Hergt, noch einmal zu einer längeren Aussprache empfangen und daraufhin dem bisherigen Reichskanzler Marx offiziell den- Auftrag zur Bildung einer neuen Regierung erteilt. Mau wird annehmen dürfen, daß zwischen dem Besuch Hergts beim Reichspräsidenten und dieser Betrauung ein bestimm­ter innerer Zusammenhang besteht. Die Deutschnationa­len im Reichstag bestreiten das zwar noch. Da aber Marx den Auftrag angenommen hat in dem Sinn, daß er ei«B Regierung ans breitester bürgerlicher Basis bilde» kann da-^ nur so verstanden werden, daß er die Deutsch tionalen heranzuziehen beabsichtigt. Allzu rasch wird freilich nicht gehen. Man rechnet damit, dich einige darüber verstreichen werde« -

Deutschland im englischen Unterhaus.

!-r Sonderbare Fragen und Antworte«. !

London, 27. Mai. Im llnterhause richtete Viscount ! knrzou an den Ministerpräsidenten die Frage, ob ihm be­kannt sei, daß bei den in Deutschland befindlichen Handels- ! schiffen besonders die mit Dieselmotoren versehenen im Hin- ! bück aus eine etwaige militärische Verwendung nach be- sonderen Gesichtspunkten gebaut würden. Ferner fragte ! Lurzon, ob der englischen Regierung bekannt sei, daß die deutschen SchiffeAlbert Vallin" undDeutschland" mit Vorrichtungen versehen seien, die nach dem Versailler Ver- i trag nicht zulässig seien. ' ^ l

' Clynes erwiderte die Regierung sei nicht im Besitze ft- ^ geudwelchen Materials, das eine Uebertretung der iM j Frage kommenden Bestimmungen des Versailler Vertrags i durch die deutsche Regierung in dieser Hinsicht erweise. S -Auf eine Anfrage, ob die deutsche« Militiirstreitkräfte . die vom Versailler Vertrag zugelassene Stärke jetzt über­legen und ob die deutsche Regierung alle Forderungen des Vertrages wegen der Abschaffung des deutschen Gro­ßen Ceneralstabes und ähnlicher Organisationen erfüllt yabe, antwortete Clynes, soweit seine Nachrichten gingen, könne er den ersten Teil der Frage nur verneinend beant­worten, insoweit die regelrechten deutschen Militärstreit­kräfte gemeint seien. Was den zweiten Teil der Frage an­gehe, so sei der deutsche Große Eeneralstab abgeschafft.

Auf die weitere Anfrage, ob Clynes, als er die Worte deutsche Militärstreitkräfte" gebraucht habe, meinte, daß , die jetzt aufgestellten Truppen die im Versailler Vertrag ! vorgesehene Zahl nicht überschreiten, antwortete Clynes, > daß daß die Regierung wett davon entfernt fei, befriedigt ?

zu sei» wegen des vom ersten Teil seiner Antwort Gedeck- ! ten. ;

Auf die weitere Frage, ob er Schritte unternehmen wolle, um mit der deutschen Regierung in Fühlung zu tre» - te« und ihre Aufmerksamkeit auf diese wichtigen Bestim- - wungen des Vertrages zu lenken, und welche Schritte dis i Regierung zu unternehmen beabsichtige, um die Einhak- > tung des Versailler Vertrages zu gewährleisten, antwor- s tete Clynes, die Fassung des zweiten Teiles der Antwort > werfe juristische Frage« auf, auf die er augenblicklich nicht , antworten könne. ,

Ein anderes Mitglied fragte, ob Clynes sagen könne, s warum die Mitglieder der Regierung die einzigen feien, j dre von diesen Tatsachen nichts wüßte«, und ob in Deutsch- ! A"d nicht viele vaterländische Verbände unter militari- j ich« Leitung stände«. Die Antwort Clynes auf diese Frage war »«hörbar. ,

Ein weiteres Mitglied fragte, von welchem Datn» an > die nn Versaivsr Vertrag festgesetzten Besatzungsfriste« zu - aasen begänne«. Clynes erwiderte hierauf, er könne diese - ohne schriftliche Unterlagen nicht beantworten. -

Auf eine Anfrage, ob die Entwaffnung Deutschlands zur ! oe als vollständig erachtet werde und ob die Ueberwa- der deutschen Seestreitkräft« nunmehr dem Böller- i wmw übertragen werde, erklärte Clynes, Deutschlands Ent- - wAftmng See sei nach Ansicht der Regierung praktisch ! Pandkg. Dft Regierung wett« bemüht sein, so bald -

>e möglich die Mattnekontrolle zurückzuziehe».

Die

Keser

unserer Zeitung und diejenigen, die unsere Zeitung ab 1. Juni neu beziehen möchten, erinnern wir an die sofortige Bestellung bei dem Postboten oder Briefträger, bei den Agenten und Aus­trägern unserer Schwarzwälder Tages­zeitung oder in der Geschäftsstelle in . Altensteig

Neues vom Tage.

Erhöhung der Mikitärrentea.

Berlin, 29. Mai. Die Militärrenten werde« im An­schluß an die Aenderung der Veamtenbezüge erhöht. Di« Nachzahlung dieser Rentenerhöhung läßt sich aber mit dey unmittelba r bevorstehenden Rentenzahlung für Juni mM mehr verbinden, weil die Zahlungsliften bereits zur Post gegeben find. Die Nachzahlung wird voraussichtlich mit de» nächsten Zahlung verbunden.

Belgiens Politik.

London, 29. Mai. Der frühere belgische Außenminister Jaspar erklärte im britischen Institut für internattonal« Angelegenheiten in einer Rede, die Frage der deutschen Separationen sei von höchster Bedeutung für Belgien und ein finanzielles Problem von größtem Ernst. Sehr we­sentlich sei für Belgien die Frage der Aufrechterhaltuux feiner Freiheit und Unabhängigkeit, die der belgischen Außenpolitik zugrunde liege. Dies sei eine Frage, die nur mit Unterstützung seiner beiden großen Freunde Frank­reich und Großbritannien gelöst werden könne. Da Bel­gien nicht mehr neutral sei, müsse es Bündnisse suchen. Belgien habe niemals aufgehört, für die Aufrechterhal­tung der Entente zu arbeiten. Die belgische Regierung strebe darnach, eine Zusammenkunft zwischen den Alliier­ten zustande zu bringen, auf der die Beschlüsse des Dawos- «russchusses angenommen und Maßnahmen für ihre Aus­führung ergriffen werden sollten. Belgien sei bereit und arbeite darauf hin, daß die Besetzung des Rnhrgevietes aufhöre und daß die von den Sachverständigen vorgeschla­genen Pfänder an seine Stelle treten, aber unter der Be­ding«^, dqk die Pfänder er nstlich garantiM.nMd«.

Der Attentatsplan gegen Seeckt.

" Berlin, 28. Mai. Die Verhandlung im Prozeß gegen thormann und Grande! wurde wieder ausgenommen. Der Angeklagte Erandel bekundet weiter: Am Abend des 14. Zanuar kam Thormann wieder zu mir und sagte, er kenne sich nicht mehr aus. Köpke wolle den General v. Seeckt am anderes Morgen im Tattersall erschießen. Thormann tat «ft leid. Ich fragte ihn, ob er zur Tat entschlossen sei. Er sagte: Za. Zch sah ihn von der Seite an und bemerkte wie­der jenes heimtückische höhnische Lächeln. Der Mann konnte mir überhaupt nicht ins Gesicht sehen. Seine Ausrüstung war derart, daß sie zum Reiten gar nicht gergnet war. So bekam ich mit voller Sicherheit den Eindruck, daß der Mann nicht die Absicht habe, die Tat auszuführen. Zn meinem Hotel las ich am anderen Nachmittag in einer Zeitung von einem Attentatsplan gegen v. Seeckt. Ich war darüber bestürzt, beruhigte mich aber wieder, weil ich mir sagte: -Ein Unrecht habe ich nicht begangen. Am nächsten Tage wurde ich durch drei Kriminalbeamte zu meiner größten Bestürzung plötzlich verhaftet. Rach einer Pause schildert Dr. Grandel wie er geglaubt habe, daß mit seiner Verhaf­tung fein ganzes Leben zusammengebrochen sei. Der Vor- isitzende hält ihm seine widersprechenden Aussagen vor, be­sonders di« Beschuldigung gegen den alldeutschen Führer Dr. Claaß, die er dann zurückgenommen habe. Der Ange­klagte erklärte diese« Widerspruch durch seinen völligen Nervenzusammenbruch. Er sei dem Wahnsinn nahe gewe­sen. Er habe auch gleich beschlossen, seine Aussagen nicht zu beeidigen. Er habe sie widerrufen wollen, aber erst nach einige« Tagen dazu Gelegenheit aebokt

Der Kampf im Ruhrbergbau.

Berlin, 29. Mai. Die Verhandlungen zur Schlichtung des Kampfes im Ruhrbergbau sind am Menstag spät abends durch einen Schiedfpruch beendet worden. Me Verg» arbeiterorganisationen, und zwar die Gewerkschaft der christlichen Bergarbeiterschaft Deutschlands und der Ver­band der Bergarbeiter haben Revierkonferenzen nach Bo­chum einberufen, um zu den neuen Vereinbarungen Stel­lung zu nehmen. Der Wortlaut des Schiedsspruches wird den Revierkonferenzen erst bei ihrem Zusammentritt be- kanntgegebeü, um eine vorzeitige Beeinflussung derselbe« zu verhindern und eine objektive Stellungnahme z« er­möglichen.

Me Verhandlungen in dem sächsischen Steinkohlenberg­bau, die seit Dienstag nachmittag im Reichsarbeitsmini­sterium stattfanden, sind ergebnislos verlaufen. Ob es noch zu neuen Verhandlungen kommen wird, erscheint zweifel­haft. Es ist daher für den sächsischen Bezirk mit der Fort­dauer des Konflikts zu rechnen.

Betriebsstillegung.

Köln, 29. Mai. Rach einer Meldung derKöln. Ztg." hat die Direktion der PHSnixwerke durch Anschlag bekannt­gemacht, daß sie sich wegen Kohlenmangels gezwungen sehe, das Stahl- und Walzwerk stillzulegen. Von dieser Maß» ^Äeu 3ÜV0 Arbeiter beftolke».

Ei« politischer Fememord?

Berlin, 29. Mai. Abends fanden zwei Männer im Dahl« nutzer Forst bei Mahldorf die Leiche des 18 Zähre alte« Schülers Günther Bayer, dem die Augen verbunden wa­ren. Am Kopfe zeigte sich eine Verletzung, die von einem Schüsse herzurühren scheint. An der Brust war ein Zettel befestigt mit der Aufschrift:Tod den Faschisten". Der Vater des Ermordeten ist Magistratsassistent.

lieber die Mordtat selbst wird noch berichtet: Günther- Beyer ging am Montag nachmittag gegen 5 Uhr aus der elterlichen Wohnung fort, um sich mit der Straßenbahn^ zur Teilnahme an einer Versammlung der Schülerruder­riege in Köpenick zu begeben. Von dieser ist er nicht mehr- nach Hause zurückgekeht. Gegen halb 2 Uhr nachts erschien nen zwei Personen auf der Polizeiwache in Mahlsdorf, die die Auffindung der Leiche Beyers im Dahlwitzer Forst! meldeten. Auf der Brust des Toten war ein aus einem- Notizbuch herausgerissener Zettel befestigt, der die In­schrift trug:Tod den Faschisten! K.-P.-D.-Exekutive." Unten links steht:Erledigt am 26. Mai 1924. Die Rück-- feite des Zettels trägt die UeberschriftSchwarze Liste- Mahlsdorf." Es folgen 12 Namen von Mitgliedern der Bismarckjugend, darunter die UnterschriftK.-P.-D.-Exe- kutive". Unter den aufgeführten 12 Namen befindet sich auch der Name des Ermordeten. Dieser ist zweimal durch­strichen. Links neben dem Namen befindet sich ein Kreuz. Rechts steht wieder das Datum26. 5. 24." Der Zettel war an der oberen Seite mit einer schwarz-weiß-roten Knopfnadel, an der unteren Seite mit dem Taschenmesser des Ermordeten, das durch das Hemd gesteckt war, be­festigt.

Berlin, 29. Mai. Die polizeilichen Ermittlungen zur Aufklärung des Mordes an dem 15jährigen Schüler Gün­ther Beyer aus Mahlsdorf haben, den Blättern zufolge, ergeben, daß es sich anscheinend nicht um eine Feme­mord von linksradikaler Seite handelt. Die drei unter Mordverdacht Festgenommenen, von denen der eine na­mens Liebeck Hitleruniform trug, sollen vielmehr rechts« radika le n Organisationen angehören.

Deutscher Reichstag.

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: Die schwierige Präsidentenwahl. - Der Kandidatßder

! , Dentschnativnalen geht als Sieger hervor.

s Berlin, 2L. Mai.

s Der kitzungsbeginn, der auf Mittwoch 11 Uhr vormit-

! tags anberaumt war, verzögerte sich, weil die Parteiführer eine Besprechung über die Präsidentenwahl haben. Die Tribünen sind dicht besetzt. Auch vor dem Reichstags^»- bäude, das von Polizeimannschaften abgesperrt ist, stehen viele Schaulustige. Um 12 Uhr eröffnet Altersnräsidxet Kock die stark besuchte Sitzung.

Abg. Fehrenbach (Zentr.) stellt sofort den Antrag, die Sitzung zu vertagen und die Anberaumung der nächste« Sitzung dem Alterspräsidenten z« überlassen. Me Mahl »es Reichstagoorstauder steht in sachlichem und persönli-,

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