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Aus den Taimen

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I Jahrgang 1924

Ur. 123.

AUensteig. Mittwoch Leu 28. Mai.

Zum Himmelfahrtstag. ' I

Ter Gottmensch schließt der Hölle Pforten, !

Er schwingt sich aus den dunklen Orten In seine Herrlichkeit zurück. !

Er sitzet an des Vaters Seiten, !

Er will noch immer für uns streiten. j

Er Willis! O Freunde, welches Glück! '

Ter Engel feierliche Chöre, i

Tie jauchzen vor dem großen Gott. ,

Daß es die ganze Schöpfung höre:

Groß ist der Herr Gott Zebaoth!" §

Goethe. i

* '

GaS Mit uns ein Erlöser, der nicht unter uns !

auf Erden lebt und wirkt? Mit diesem Anspruch § gehen viele über Jesus zur Tagesordnung über und schaffen sich Ersatz in einem Menschen, der leibhaftig vor ihnen steht. Aber die Heldenverehrung wechseÄ t mit der Zeit und mit der Mode; Beispiele dafür liegen heutzutage nur zu nähe. Christen sind nicht darauf ! angewiesen, solch ein Schilfrohr sich als Wanderstab zu ! wählen. Sie freuen sich eines Gotteshelden, der allen ? Kampf des Erdenlebens, der die Entscheidungsschlacht in der Seelengeschichte der Menschheit siegreich bestanden !. hat, und nun ihren Augen zwar entrückt, ihrem Geist ' «Eer um so näher ist. Gen Himmel gefahren das > heißt über den Wechsel des Werdens und Vergehens, ! der die Menschen zu so unzuverlässigen Stützen macht, ; hinausgehoben, und doch zugleich überall über jedem i leuchtend wie der Himmel, der mit seinem freundlichen - Blau auch noch durch ein trübes Fenster in eine ein» Lame Kammer hineinschaut. Bedeutet das nicht höchste j Freude neues L e b en . Ewigkeitshoffnung? s

Bloh keine Führer!

DieMünchener N. N." schreiben: ?

Mit dem Vorschlag des Großadmirals v. Tirpitz zum Reichskanzler war den Reichstagsabgeordneten ein par­teipolitisch nicht abgestempelter Staatsmann von wirklr- hen Führerqualitäten präsentiert, dem auch seine schlimm- ten Feinde seine unsterblichen Verdienste um Deutschlands linstige Größe nicht abstreiten können, und sofort setzt aus der Linken, bei den Demokraten und im Zentrum ein eifri­ger Anterminierungsfeldzug ein. Der Mann könnte ge­fährlich werden, weil er sich nicht in die Parteischablone ßigt, sich nicht willenlos den Parteidrahtziehern unter- »rdnen könnte, also darf er das Staatsruder nicht in die Hand bekommen. Bloß keine Persönlichkeiten in Führer­stellungen, das könnte die Parteiallgewalt gefährden. Durchschnitt, nichts als gehorsamer Durchschnitt an der , Spitze, der dem Volke verschleiert, daß seine vermeintliche , ^olksherrschaft nichts anderes ist als brutale Parteidikta- j irr. Ob man wirklich meint, daß Deutschland auf diesem ! Wege gerettet werden könne? §

Indessen wollen wir uns hier nicht mit dieser Regie- > rungskunst auseinandersetzen, die den Keim ihres Ver­falles so offensichtlich in sich trägt. Heute wollen wir nur ! die klägliche Begründung brandmarken, mit der die Kanz­lerschaft des Großadmirals als außenpolitisch nicht trag­bar bezeichnet wurde. England könnte nicht* vergessen, daß Tirpitz ihm der gefährlichste Feind im Kriege gewesen sei. Im besonderen könne England Tirpitz niemals seine u- Bootskriegführung verzeihen. Das ist ein echt deutsches, auf gänzlicher Verkennung der englischen Psyche beruhen­des Argument. Nichts wird in England von den ernst zu j nehmenden Politikern, denen, die weiter sehen als nur das j Morgen, mehr ersehnt als ein national wieder erstarken« ; des Deutschland, denn nur ein solches vermag den Frie- , den Europas wieder zu gewinnen. Stets und ohne klein- ^ lichen Haß wußte man in England die große, mit heißem Herzen um den Sieg ihres Vaterlandes ringende Persön- i lichkeit zu schätzen, auch wenn sie im feindlichen Lager § stand. Wie hoch man im besonderen Tirpitz jenseits des ; Kanals als Staatsmann und als Führer einschätzt, dafür i könnte man als Beispiel den warmen Begrüßungsartike! : des der Arbeiterpartei nahestehendenNew Statesman" anfiihren, in dem der Verfasser von der hohen moralischem i Autorität dieses Mannes spricht, von der man drübe« ! nur Gutes für Deutschland und die Welt erwartet.

Aber auch während des Krieges war in stockkonservati- . ven englischen Kreisen neidlose Bewunderung und Aner> j kennung zu finden. So äußerte sich bei Tirpitz' Abganc j ein bekannter englischer Staatsmann folgendermaßen: >

Wir haben in London zu Anfang Februar 1916 wi« ? auf Nadeln gesessen, als die Frage akut wurde, ob Beth- ' mann oder Tirpitz gehen würde. Es wurde« sogar Metten

auf Tirpitz' Verbleiben abgeschlossen, denn wir konnten - doch nicht glauben, daß die Deutschen so unglaublich töricht sein würden, dem besten Pferd in ihrem Stall das Kreuz zu brechen. Wir waren entschlossen, wenn Tirpitz geblie­ben wäre, den Krieg Anfang 1917 zu liquidieren, denn bis dahin würden wir doch alles gesichert haben, was wir zur Stabilisierung unserer Weltwirtschaft brauchten. Tirpitz war auch der Mann, der den rechten Augenblick ausgem'tzj haben würde, und mit ihm wären wir schon zum Ziele ge« kommen."

Schließlich sei noch das Zeugnis des energischsten Gegj «ers angeführt, der als Erster Seelord auf englischer Seift der große Gegenspieler des Großadmirals bis in den Krieg hinein gewesen ist. Lord Fisher schrieb in seiner bekann- > ten, originellen, nonchalanten Art folgenden Beileidsbries an Tirpitz:

Lieber alter Tirpitz! Nun fitzen wir beide im gleichen Boot! Wie lange waren wir nicht Kollegen, alter Knabe! >, Aber mit den Schlachtkreuzern waren wir Euch über, und ich weiß, daß Sie schworen, mir nie zu verzeihen, als sie auf den Grund gingen.Blücher" und von Spee mit sei­ner ganzen Schar!

Kopf hoch, alter Junge! Sagen SieResurgam"! Sie find der einzige deutsche Seemann, der sich auf den Krieg versteht! Töte Deinen Feind, ohne selbst getötet zu wer­den! Ich tadle Sie nicht wegen des Anterseehandwerks! Ich würde selbst das gleiche getan haben, aber unsere Idio­ten in England wollten mir nicht glauben. Wohlan denn! ^ Der Ihrige, bis die Hölle gefriert! ;

29. März 1916. Fisher."

Der gefährlichste Gegner Englands erhält mit diesem ! Schreiben seine Anerkennung, wie auch daraus der Tri- - «mph der englischen Admiralität spricht. Und nur in ! Deutschland ist es noch möglich, daß wir unsere Großen j durch kleinliche Kritik herabsetzen, bis wir sie in die Ecke : gestellt haben. Wenn es zu spät ist, kommt die Erkenntnis ! und die Reue. Ob jetzt der Moment gekommen ist, Tir- ' pjtz, einen der Großen der deutschen Geschichte nochmals ' hervorzuholen, müssen die nächsten Tage zeigen. !

Der Kampf im Bergbau.

Im Bergbau, wo der Arbeitszeitkampf nun schon fast - drei Wochen anhält, wurde bisher die Technische Nothilfe ! nicht eingesetzt. Dagegen fanden auf zwei Zechen Einsätze j statt. So ist die Technische Nothilfe seit dem 7. d. M. im-, - mer noch in der Kokerei der Zeche Radbod bei Hamm mit j etwa 150 Mann tätig, um die Ferngasversorgung der bei­den Städte Hamm und Münster ficherzustellen; auch der Einsatz auf der Kokerei der Zeche Werne unweit von Rad­bod, wo 25 Nothelfer mit der Warmhaltung der Oeftn beschäftigt sind, hält unverändert an.

Die jetzige Bewegung im Bergbau ist hinsichtlich der Zahl der Beteiligten, die auf über 600 000 Bergarbeiter : allein beziffert wird, eine der größten, die Deutschland bis- ; her gesehen hat. Wenn sich auch die Folgen noch nicht ganz i ibersehen lasse«, so dürften sie wohl kaum sehr gering sein. Mein der tägliche Prodnktionsausfall im Ruhrgebiet wird ! uf 8 bis S Millionen Eoldmark geschätzt, was einen be» j KKchtlichen Verlust der Volkswirtschaft darstellt. Abgese­hen davon traten im Verlaufe der Bergarbeiterbewegung wettere schädliche Folgen ein, indem nicht nur die von der Kohlenbelieferung abhängigen großen Betriebe zu Betriebs« ' Einschränkungen bzw. -Stillegungen schreiten mutzten, wo« i durch das Heer der Arbeitslosen sich bedeutend vermehrte, sondern auch die Rheinschiffahrt in Mitleidenschaft gezo- - sen wurde. >

Der Verlauf der Bewegung war nicht immer und über, . all so, wie es im volkswirtschaftlichen Interesse gelegen hätte. Im Bergbau spielt die Frage der Verrichtung der ' Rotstandsarbeiten bekanntlich eine Haupttolle. Wenn di« Wasserhaltungsarbeiten, die dringendste Notstandsarbett s dn Bergbau, unterbleiben, ist die Ausführung aller übri« s ge« Notstandsarbeiten unmöglich gemacht und die Grub« i dem Ersaufen preisgegeben. Das der Grube zuströmend« : Wasser wird nicht mehr ausgepumpt, es sammelt sich im ! Zeitraum von wenigen Stunden zu einer Anzahl von Ku- ' bikmetern, steigt schnell höher und höher, der Seilbahn- ! anttieb, die Lokomotiven, Förderhaspel, die elektrischen ! Maschinen usw. werden unter Wasser gesetzt, die Stollen ! stürzen ei«, der Wetterstromkreis ist unterbrochen, jeglich« i Weiterführung hört auf, die Wartung und Pflege der - Grubenpferde muß unterbleiben, kurz, die ganze Grub« . verfällt der Zerstörung zum Nachteil des in ihr tätig ge, ' wesenen. zunächst ohne Beschäftigung dastehenden Arbei­

ters und darüber hinaus zum Schaden der deutschen Volks- Wirtschaft. Trotzdem die vier Bergarbeiterverbände sich für die Durchführung der Notstandsarbeiten ausgesprochen haben, war es in den meisten Fällen nicht möglich, sol­chen Beschlüssen zur Wirksamkeit zu verhelfen, indem auch die arbeitswilligen Bergarbeiter dem Terror radikaler Elemente weichen mußten. Dem Eingreifen der technischen Angestellten und Beamten allein, die sich auf Aufforde­rung zur Verrichtung der Notstandsarbeiten zur Verfü« gung stellten, ist es im allgemeinen zu danken, daß die Kruben vor dem Ersaufen bewahrt werden konnten.

Die Stellungnahme der Mittelparteien.

Berlin, 27. Mai. Wie die Blätter mitteilen, traten un­mittelbar nach Empfang der deutschnationalen Antwort die Führer der Mittelparteien zusammen. Während die Demokraten und das Zentrum der Meinung waren, daß mit der deutschnationalen Antwort die Verhandlungen mit den Deutschnationalen abgebrochen seien, glaubten die Vertreter der Deutsche« Bolkspartei aus dem Wortlaut der deutschnationalen Erklärung auf die Möglichkeit wei­terer Verhandlungen schließen zu können. Im übrigen waren alle drei Mittelparteien darin einig, daß nunmehr der Reichspräsident die Initiative zur Kabinettsneubil­dung zu ergreifen habe. In volksparteilichen Kreisen soll man dem Reichspräsidenten die Erteilung des Auftrages zur Bildung des Kabinetts an den Führer der deutschna­tionalen Fraktion, Dr. Hergt, empfehlen. Man glaube, daß vielleicht bei den Bemühungen der Deutschnationalen um die Bildung einer Regierungsmehrheit mit den Mit­telparteien übeft die Durchführung des Sachverständigen­gutachtens eine gemeinsame Linie gefunden werden könne. Zentrum und Demokraten sollen dagegen, wie gestern im Reichstag verlautete, dem Reichspräsidenten vorschlagen wollen, den. Reichskanzler Dr. Marx aufs Neue mit der Regierungsbildung zu betrauen. Eine Antwort der Mit­telparteien soll, den Blättern zufolge, auf dis deutschnatio- nale Erklärung nicht erfolgen.

Die Mitte und das Gutachten.

Berlin, 27. Mai. Die von den bisherigen Regierungs­parteien (Zentrum, Deutsche Volkspartei und Deutsche dem. Partei) einmütig angenommene Erklärung zur außenpolitischen Lage hat folgenden Wortlaut: Das Gutachten der Sachverständigen bildet einen ernsthaften Versuch einer friedlichen Lösung der Reparationsfrage. Er ist ein einheitliches und unteilbares Ganzes. Diese An­teilbarkeit des Gutachtens macht den Beginn deutscher Lei­stungen abhängig von der Herstellung der wirtschaftlichen und finanziellen Souveränität des Reiches, die die Wie­derherstellung der Verwaltungshoheit in sich schließt. Sie schließt de« Gedanken, daß die Reparationsgläubitzer ein­zelne Gebiete des Reiches als Reparationsprovinzen er­halten, aus. Nach Ansicht der Reparationskommission ist das Gutachten die Grundlage für eine schnelle Lösung der Reparationsfrage. Bei diesem Charakter des Gutachtens bedeutet seine Inkraftsetzung den Frieden in der seit Jah­ren umkämpften Reparationsfrage und damit die Erledi­gung aller Kämpft, die diesem Frieden vorangegangen find. Die Wiederherstellung der wirtschaftlichen und fi­nanziellen Einheit des Reiches als Voraussetzung für die Produktivität der deutschen Gebiete ist aber erst gesichert, wenn allen Deutschen die Möglichkeit gegeben wird, in ihrer Heimat sich ungestörter Arbeit hinzugeben. Insbe­sondere kann die innere Bereitschaft, die in Deutschland für die erforderliche Steigerung der Produktivität und die llebernahnle schwerer Lasten notwendig ist, niemals ge­schaffen werden, solange das traurige Schichal Tausen­der vertriebener und ihrer Freiheit beraubter Deutschen eine Ration belastet und beunruhigt. D« das Sachver­ständigengutachten ein einheitliches und unteilbares Gan­zes ist, ft kann es auch nur «As Ganzes angenommen »der abgelehnt werden. Die Anstimmigketten und Widersprüche, die an einzelnen Stellen des Gutachtens und auch redak­tionell in der Fassung der Texte hervortreten, erfordern für seine reibungslose Durchführung «och Feststellungen und klare Lösungen. Ferner muß bei den Beratungen über die zu verabschiedenden Gesetze, namentlich über die Gestaltung der Reichseisenbahnen und der Währungsbank, der maßgebende deutsche Einfluß in der Führung der Un­ternehmen stchergestellt werden. Wir erwarten, daß die Regierung alles tut, um in dieser Beziehung unsere le­benswichtigen Interessen zu wahren. Dem Gutachten selbst