SchwarznMerTageszeitung

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Nr. 122.

Alteusteig» Samstag den 24. Mai.

Jahrgang 1924

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Neues vom Tage.

Die Kreditpolitik des Reiches.

Berlin, 23. Mai. Vor Vertretern der Presse gab Direk­tor Dalberg vom Reichswirtschaftsministerium Erklärun­gen über die Kreditpolitik ab, die von der Reichsbank im Einvernehmen mit der Reichsregierung getrieben wird. Die KreditstriktoneU sollen fortgeführt werden. Sie be­gännen eben ihre Früchte zu tragen, da man am Devisen­markt eine wesentliche Erleichterung verspüre. Es sei be­reits eine erhöhte Zuteilung an Devisen möglich geworden. Man rechne in nicht allzuferner Zeit mit der vollen Zu­teilung. Diese würde eine Reihe der wichtigsten Verteu­rungsmomente in der deutschen Wirtschaft (Disparitäts­und Reparierungsklauseln, Risikoaufschläge ufw.) ausfchal- ten und damit einen der wichtigsten Gründe für die deut­schen Ueberweltmarktpreise beseitigen. Eine Folge davon werde dann die Aufhebung der immer noch der deutschen Wirtschaft anhaftenden Sachwertepsychose sein, die noch heute viele Kreise veranlasse, Warenbestände unter allen Umständen in Erwartung einer neuen Teuerung zu behal­ten und lieber schwere Zinslasten auf sich zu nehmen oder Effekten abzustoßen. In der letzten Zeit seien für zwei Millionen Goldmark Valutaeffekten wissentlich ans Aus­land verkauft worden. Nur der Umlauf von konkurrenz­fähigen Waren zu Weltmarktpreisen könne die Passivität unserer Handelsbilanz bessern. Die Reichsbank sei außer­dem zu einer größeren Kreditgewährung gar nicht in der Lage, da ihre Kredite heute schon mehr als das Einein­halbfache der 1913 der Wirtschaft gewährten Kredite be­trügen. Eine erhebliche Erleichterung schaffe die Eold- diskontbank, die bisher Z Millionen Pfund an Krediten gewährt und wegen eines weiteren größeren Betrages aussichtsreiche Verhandlungen führt.

Verhandlungen der Organisationsausschüsse.

Berlin, 23. Mai. Aus Paris wird demBerliner Tage- Ett" berichtet: Die erste Sitzung des Organisationsaus« für die Umstellung der Reichsbahn hat stattgefun- dM. Zugegen waren die beiden deutschen Vertreter, die Staatssekretäre Bergmann und Voigt, und die Vertreter »er Verbündeten, Lecerve und Acworth. Die vorbereiten­den Verhandlungen werden in Paris bis zum Ende dieses -onats fortgesetzt und daun in Berlin weitergeführt wer­den. lieber den sachlichen Inhalt der Besprechungen wer- .^läufig keine näheren Angaben gemacht. In dem r dem Abschluß der Sitzung abgegeben

buk«, ***** über die hier wiedergegbenen Tat-

^eu Mitteilung gemacht werden. Der nächste Bericht o?" ^"de der Pariser Beratungen veröffentlicht der zweite Organisationsausschuß, der 'ich - - ^**°^**^verschreibungen beschäftigt, begn t bot Arbeit. Die Wiederherstellungskommissio«

Kreter dipses Ausschusses. Trendelen- ^und Buches eingeladen, zu der für den 2. Zuni ange- tSte» Sitzung in Paris zu sei».

Die Parteiverhandlungen.

verinn^ü' 2llai. Wie aus parlamentarischen Kreisen tei auf Einladung der Deutschen Volkspar-

Mokratpn *^t«g die Parteiführer des Zentrums, der De- skb-'n N-a'f ^ Deutschnationalen Volkspartei, der Deut­

5U!--u"men.

Die Verhandlungen

fanden unter dem Vorsitz des Abgeordneten Scholz statt. Der Anregung, Tirpitz zu den Verhandlungen zuzuziehen, wurde nicht Folge gegeben. Die Verhandlung bewegte sich nur auf sachlichem Gebiete. Von den Mittelparteien wurde der Anschauung Ausdruck gegeben, daß das Sachverstän­digengutachten eine Grundlage für die Lösung des Repa­rationsproblems bilde und daß auf diesem Fundament weiter gearbeitet werden müsse.

Die Verhandlungen wurden um 2 Uhr geschlossen. Nach einem darüber ausgegebenen Bericht fand eine eingehende Besprechung über die sachlichen Grundlagen einer gemein­samen Regierungsbildung statt. Die Personenfrage wurde offen gelassen. Den Besprechungen lag eine von der Deut­schen Volkspartei herrührende, mit den anderen Parteien besprochene Ausarbeitung zugrunde. Die Verhandlungen wurden allgemein als. vertraulich bezeichnet. Sie werden am Samstag vormittag im gleichen Kreise fortgesetzt.

Erhöhung der Beamtengehälter zum 1. Zuni.

Berlin, 23. Mai. Mit Wirkung vom 1. Zuni 1924 ab sollen die Grundgehälter der Beamten auf 8V Prozent der Grundgehälter von 19.13 umgestellt werden. Unter Hin­zurechnung der sozialen Zuschläge (Frauen- und Kinder­zuschläge) nähern sich dann die Bezüge der verheirateten Beamten mit mehreren Kindern denen von 1913, während die der Beamten in den höheren und mittleren Beamten­gruppen auch unter Hinzuziehung dieser sozialen Zuschläge noch immer nicht unerheblich hinter den Vorkriegsbezügen zurückbleiben. W<un diöfe Regelung auch noch nicht allen Wünschen der .Beamtenschaft Rechnung trägt, so muß doch beachtet werden, daß sie das Aeußerste darstellt, was bei der gegenwärtigen Finanzlage des Reiches mit einer ord­nungsmäßigen Haushaltswirtschaft vereinbar ist und we­gen der möglichen Rückwirkung auf die Wirtschaft gerade noch verantwortet werden kann.

Immer noch Gewalt.

Düsseldorf, 23. Mai. Mit der Räumung der wegen des verweigerten Baues einer Artilleriekaserne für die fran­zösische Militärbehörde beschlagnahmten 145 Wohnungen ist begonnen worden. Die Familien befinden sich in einer überaus traurigen Lage. Nur die notwendigsten Möbel für die zur Verfügung gestellten Noträume dürfen mit­genommen weden. Die anderen Hausgegenstände sollen angeblich zusammen in einem großen Saal untergebracht werden.

Eine französische Miaisterliste.

Baris, 23. Mai. DieEre Nouvelle" hält es jetzt fS, sicher, daß der Abgeordnete Herriot die Ministerpräsident- schuft' und das Außenministerium des neuen Kabinetts übernehmen werde und daß er sich folgende Mitarbeiter bereits gesichert habe: Das Minstierium des Innern werde an den Senator Schraneck, das Ministerium für den öffent­lichen Unterricht an den Beamten Francois Albert fallen. Das Marineministerium würde der radikale Abgeordnete Cheieups, das Landwirtschaftsministerium der Abgeord­nete Oueuille, das Ministerium für öffentliche Arbeiten der derzeitige Vorsitzende des Eeneralrates des Seine­departements, der unabhängige Sozialist Friedrich Brnnet übernehmen. Dem Blatt muß die Verantwortung über diese Angaben überlassen bleiben.

Französische Stimmungsmache.

Die neuen Männer und Poincare. Eine Geste der Menschlichkeit.

Paris, 23. Mai. Abgeordneter Herriot hat Besprechun­gen vor allem mit dem Vorsitzenden des Senates, Dou» nerque, und dem Abgeordneten Vriand und Painleve ge­habt.

Paris, 23. Mai. Wie derMatin" mitteilt, ist der Ab­geordnete Painleve zu einer Unterredung von Minister­präsident Poincare empfangen worden. Beim Verlassen des Quai d' Orsey hat er einem Vertreter des Blattes er­klärt: Ich bin zu einer streng vertraulichen Unterredung gebeten worden, die in keinem Zusammenhang mit irgend­einer Ministerkombination steht. Poincare und Pain­leve haben nack demMatin" die außenpolitische Lage be­sprochen. Zur Reparationsfrage, bemerkt das Blatt, habe Poincare die freundschaftlich entgegenkommende Haltung hervorgehoben, die der englische Ministerpräsident, dessen Absichten, die allgemeine Regelung zu erleichtern geeignet seien, von Anfang an eingenommen habe. Auch die Frage der Beziehungen zu Rußland sei nicht unerwähnt geblie­ben. Herriot sei für eine offizielle Fühlungnahme mit den Sowjets. Wahrscheinlich werde es eine der ersten Regie- rungsh rndlunaen des künftigen Kabinetts sein, eine Mik-

Iston nach Moskau zu schicke«. W« die politischen Vor« giinge in Deutschland anlange, die ebenfalls des längere« besprochen worden seien, so beunruhige die Lage in Deutsch»« . land nicht allein Poincare, sondern auch die Minister von' morgen. Ihre Stellungnahme sei bekannt. Das Vordrin­gen der Nationalisten und die etwaige llebernahme der Ministerposten durch anerkannte Persönlichkeiten des deut­schen Imperialismus, der im Zahre 1918 geschlagenen Führer seien Anzeichen dafür, deren ernste Bedeutung auch denen nicht entgehe, die in einigen Tagen die verantwort­liche Leitung der französischen Politik übernehmen würden. Die Politik der neuen Regierung werde dadurch heikler uiü schwieriger gestaltet werden. Von Nöten sei eine Geste der Menschlichkeit. Aber man möge sich nicht täuschen, sie werde keine Geste des Schreckens sein. Es müsse der deut­schen Demokratie ermöglicht werden, daß sie die Oberhand gewinne; aber dem französischen guten Willen müsse ein gleich guter Wille von Seiten Deutschlands gegenüber ge­setzt werden.

Aus Skobi und Land.

Alteusteig. 23. Mai !924

* Zugsverkehr am Himmelfahrtsfest. Am Donners­tag, 29. Mai 1924 (Himmeifahrlsfest) werden auf der Nebenbahn N a go ld - A l t e n st e i g, anläßlich der Gau­wanderung der Turnvereine des Nagoldgaues nach Sim­mersfeld, folgende außerordentliche Perfonenzüge gefahren: Personenfonderzug Nagold (ab 4.20 Nm.)Altensteig tan 5.10 illm.). Personenfonderzug Altensteig (ab 6.00 Nm.)Nagold (an 6.53 dkm.).

Aufhebung der Berfütterungsbeschränkungsn Durch eine im amtlichen Teil desStaatsanzeigers' veröffentlichte Verordnung des Reichsministers für Ev nährung und Landwirtschaft wird das bisherige Vev bot der Verfütterung von Brotgetreide und Mehl aut Brotgetreide aukaebobe«.

Verarbeiten von Kartoffeln in Brennereien. Das Verbot, Kartoffeln zn Schnavs zu brennen, ist ausge­hoben. Das Bedürfnis für 1»as Verbot ist weggefal­len, nachdem bei dem Preise der Speisekartoffeln einer­seits, des Spiritus andererseits ein Anreiz für die Landwirte. Kartoffeln zu verbrennen, nicht mehr be­steht. eine Schädigung der menschlickwn Ernährung durch Kartoffelbrennen also nicht mehr zu befürchten ist.

Giftige Wirkung von Rhabarberblattgemüfe. Zur Zeit wird der Rhabarber wieder in reichlichen Men­gen auf den Markt gebracht. Es dürfte daher ange­bracht fein, erneut daraus hinzuweisen, daß der Genuß von Rhabarberblattgemüfe sehr schädliche Wirkungen Hervorrufen kann. Schon die Stengel der Rhabarber­pflanze, in viel höherem Maße aber noch die Blätter, enthalten die giftige Oxalsäure (eine organische Säure) teils in Form von unlöslichen Calciumoxal, teils dem bekannten giftigen Sauerkleesalz. Tie Stengel vom Rhabarber werden bekanntlich gerne zu Kompott ver­arbeitet; jedoch wird solches Kompott dann in wesent­lich geringeren Mengen genossen, als dies bei der Ver­arbeitung der Blätter zu Spinatersatz zu geschehen pflegt. Auch bei der Zubereitung der Stengel emp- pfiehlt es sich, das erste Brühwasser abzugießen und eventuell bei der weiteren küchenmäßigen Zubereitung auf 100 Graimn Rhäbarbersubstanz 0,3 Gramm (also eine ganze Messerspitze voly kohlensauren Kalk zur Ent­giftung beizufügen. Von dem Genuß der Rhabarber­blatter sieht man am besten ganz ab, da wiederholt Fälle vorgekommen sind, in denen Personen «ach dem Genuß solchen Gemässes a« Pergiftungserfcheinungen erkrankt sind. !

Tie billige Pfingstreisc. Lre zu Psrngpen ge­lösten Sonntagsfahrkarten gellen vom 6. Zuni mit­tags 12 Uhr Äs 9. Juni und können innerhalb dieser Gültigkeitsdauer unbeschränkt sowohl M Hin- als zu Rückfahrten benutzt werden.

Tie Rerchskokard«. Auf Grund einer Anord­nung des Reichsministers des Innern haben die Dienst­kleidung tragende. Reichsbeamten, also Reichsbvhn-, Reichspost--, Zollbeamte ufw., von jetzt ab an den Dienstmützen als Hoheitszeichen des Reiches die schwarz- rot-goldene Reichskokarde zu tragen; über ihr ist an dem oberen Teil der Mütze die Lan-deskokarde anzu- vringen. Tie Reichsbahnbeamten tragen außerdem das Flügelrad, das gleichzeitig eure neue Form -erharren hat, und die Retchspostbeamten den Reichsadler. Tue Reichskokarde für Beamte ist in der seither üblichen runden Form hergestellt und unterscheidet ftch also

derjenigen sÄr die Neichslvehr, die das Reichs* wappe» »» l äng licher Form Zeigt-