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Ur. 120.

Politische Pflichten der deutschen Jugend.

Von Oswald Spengler.

Zum Thema Vaterland, Heimat und Bildung ge- hört auch die politische Erziehung, namentlich jene der Jugend. Dian kann die Gedanken daritver nicht bester lormultercn als Oswald Spengler, der Verfasser vom Untergang des Abendlandes". Wir entnehmen einer Schrift, die bei der C. H. Veckschen Verlagsbuchhand­lung, München, im Druck erschienen ist, folgende Absätze:

Nationale Politik ist in Deutschland seit dem Kriege als eine Art Rausch verstanden worden. Die Jugend begei­sterte sich in Masse an Farben und Abzeichen, an Musik und Umzügen, an theatralischen Gelübden und dilettan­tischen Aufrufen und Theorien. Ohne Zweifel werden die Gefühle dabei befriedigt, aber Politik ist etwas anderes. Mit dem Herzen allein ist noch niemals erfolgreiche Poli­tik gemacht worden. Und auf den Erfolg kommt es an sonst hat diese Tätigkeit überhaupt keinen Sinn. Alle gro­ßen Erfolge staatsmännischer Kunst und kluger Volksin­stinkte waren das Ergebnis kühlen Erwägens, langen Schweigens und Wartens, harter Selbstbeherrschung und vor allem eines grundsätzlichen Verzichtes auf Rausch und Szenen. Bedenken Sie, wie unsäglich einsam Bismarck Zeit seines Lebens gewesen ist, nur deshalb, weil er allein mitten in dem Deutschland des 19. Jahrhunderts eine weitreichende, schweigsame und kühle Tatsachenpolitik trieb.

Wenn wir nicht wollen, daß die närionale Begeisterung dieser Jahre nur ein Mittel ist in den Händen der aus­ländischen Diplomatie und ihrer innerdeutschen Gefolgschaft, dann brauchen wir etwas anderes als eine Politik hem­mungsloser Leidenschaften. Nicht daß man gegen diese oder jene Macht Lärm schlägt, sondern daß man sie an politi­schem Geschick überragt, hat Bedeutung... Wir müssen uns, so hart es uns ankommen mag, dazu entschließen, Po­litik zu treiben, so wie man sie von jeher verstanden hat, als eine lange, schwere, einsame und wenig volkstümliche Kunst und nicht als Rausch oder militärisches Schauspiel, lieber den Erfolg entscheidet die Leidenschaft jedenfalls nicht. Leidenschaften machen abhängig. Und allzuoft bietet unsere nationale Bewegung, so wie sie heute innerhalb des deutschen Parteikampfes verläuft, das Bild des Stiers in der Arena. Wir müssen endlich lernen, daß große Po­litik sich ebensowenig im Organisieren und Agitieren, in Programmen und Eefühlsausbrllchen erschöpft wie an­dererseits in der bloßen Lösung von Wirtschaftsproblemen, kin Geschäftsmann ist kein Politiker obwohl Politik die Zeschästsführung eines Staates ist, aber Trommler und Pfeifer sind auch keine Feldherren.

Nicht der Partikularismus allein ist ein Ausdruck ererb- >er Provinzgesinnung, sondern auch die heute wieder üb­liche Behandlung deutscher Fragen, als ob Deutschland rllein in der Welt wäre... Mit dem Verzicht auf einen veltpolitischsn Horizont, mit dem Verzicht auf Fühlung­nahme mit weltpolitischen Faktoren, was eine gleiche- jenllli .2 der Erfahrung, Ueberlegung und Taktik voraus- etzt, schwinden alle Aussichten der nationalen Bewegung. Man kann dann auch weiter den Karren ziehen, in dem klauben, ihn zu lenken, aber man wird das Schicksal Deutschlands, eine Provinz, eine Kolonie der Westmächte R werden, damit besiegeln. Ich höre täglich Gespräche, die nich erschrecken, naive Vorschläge zu grundlegenden Wirt- chaftsreformen von jungen Leuten, die nie ein Hütten- verk gesehen und nie eine Abhandlung über modernes Kreditwesen gelesen haben; Ideen über die Verfassungs- Reformen ohne die geringste Vorstellung davon, wie heute -in Ministerium aufgebaut sein muß, um arbeiten zu kön­nen, und was alles zu seiner geschäftlichen Leitung gehört. Niemand studiert die Praxis großer Staatsmänner wie öismarck, Eladstone, Chamberlain und in Gottes Namen Mch Poincare, ihre Art, in der kleinen zähen Arbeit des Tages unscheibare Erfolge zu erzielen, deren Gesamtergeb- ris dann doch im Schicksal ihres Volkes Epoche gemacht.

Wir Deutsche gewöhnen uns schwer daran, Politik nicht sür den Ausdruck von Gefühlen, sondern für eine Kunst zu halten, weil unsere Vergangenheit uns keinen Anlaß zu Erfahrungen gab. Lernen wir das aber nicht jetzt, so fürchte ich, daß auch die Zukunft uns keinen Anlaß mehr geben wird. Es ist die heilige Pflicht der jungen Genera­tion, sich für Politik zu erziehen. Da wir nicht in der glück­lichen Lage Englands sind, das seine jungen.Leute früh und in. praktischen Stellungen in alle Erdteile hinaus­sendet, so bleibt uns nur das Studium dieser Dinge an der Hand geschichtlichen Materials, aber das sollte mit doppel­tem Ernst betrieben werden. Ich rate der Jugend.- alle be-

Altensteig, Donnerstag den 22. Mai.

geisterten Programme und Parteischristen aus der Hand i zu legen und einzeln oder zusammen planmäßig die diplo- : ' malischen Akten der letzten Jahrzehnte zu studieren, wie i sie etwa in den Veröffentlichungen aus deutschen Archiven :

- oder in englischen Vlaubüchern vorliegen, die Schriftstücke ^ zu vergleichen, sich über Zwecke, Mittel und Erfolge ein Ur- '

! teil zu bilden und so in die moderne staatsmännische Pra- ' s xis einzudringen; die Reden und Briefe großer Politiker, - die Denkschriften der besten Kenner der heutigen Welt- ;

- Wirtschaft wie Keynes oder Helfferich, sorgfältig durchzu-

s gehen, um sich zunächst ein Urteil über die Lage, die Me- j ; thoden, die Bedeutung der handelnden Persönlichkeiten zu s s bilden, woraus sich dann wohl sür den einzelnen ergeben s wird, wie es um seine eigene Begabung auf politischem Ge»

, biet steht. Berufen ist man heute nicht dadurch, daß man s sich durch andere begeistern kann, sondern lediglich durch s Eigenschaften, die denen des Gegners ebenbürtig sind. Auch : für den Geringsten findet sich noch eine Aufgabe. Es gibt s Tugenden für Führer und Tugenden für Geführte. Auch : zu den letzten gehört, daß man Wesen und Ziele echter Po-

- litik begreift sonst trabt man hinter Narren her und die i

- geborenen Führer gehen einsam zugrunde. Sich als Ma- i terial für große Führer erziehen, in stolzer Entsagung, zu

unpersönlicher Aufopferung bereit, das ist auch eine deutsche Tugend. Und gesetzt den Fall, daß in Deutschland in den schweren Zeiten, die uns bevorstehen, starke Männer zum Vorschein kommen, Führer, denen wir unser Schicksal an- oertrauen dürfen, so müssen sie etwas haben, worauf sie ! sich stützen können. Sie brauchen eine Generation, wie We j Bismarck nicht vorfand, die Verständnis für ihre Art zu

- handeln hat und sie nicht aus romantischen Gefühlen ab- . lehnt. Eine ergebene Gefolgschaft, die auf Grund einer i langen und ernsten politischen Selbsterziehung in die Lage l gekommen ist, das Notwendige zu begreifen und nicht, wie ; es heute ohne Zweifel der Fall sein würde, es als un-

- deutsch zu verwerfen. Das, diese Selbsterziehung für künf- - ; tige Aufgaben, ist es, worin iH die politische Pflicht der

s Heranwachsenden Jugend sehe. Damit allein kann man s s geistig über die Grenze hinauswachsen, die infolge des Ver- ' . sailler Vertrages Deutschland heute von der Welt abschnei- ^ det. Unsere Zukunft beruht nicht auf dem, was au neuen ! s Former^ innerhalb unserer Grenzen entsteht, sondern auf z oem, was infolge dieser Formen außerhalb der Grenzen '

- erzielt wird.

^ Neues vom Tage.

KnMng und seine Partei.

ss München, 21. Mai. Nach derAugsburger Postzeitung"

' erregt der offizielle Bericht über die Tagung der Landes»

<. Vorstandschaft der Bayerischen Volkspartei in politischen Kreisen großes Aufsehen, da aus demselben hervorgeht, daß der von Knilling gesteuerte Regierungskurs von allen Dis- z kussionsrednern kritisiert und verurteilt worden und daß - ' die Stellung Knillings ernstlich erschüttert sei.

? WegenMangels an Beweisen".

§ München, 21. Mai. Zur Einstellung des Verfahrens ge» l gen Kahr, Lossow und Seisser teilt der Staatsanwalt des j Landgerichts mit, daß nach abermaliger Prüfung des Ver« i ! Haltens der Genannten nicht erwiesen sei, daß sie am 8, l Neue,über den ernsten Vorsatz hatten, an dem hochverräte-

- rischen Unternehmen Hitlers mitzutun und daß sie sich so- L mit des Verbrechens des Hochverrats oder der Beihilfe

- schuldig gemacht hätten. Auch sei nicht erwiesen, daß ihr '

Verhalten vor dem 8. November den Tatbestand einer stra?- . rechtlichen Handlung erfüllt hat. " !

Abbruch der Parteiführerverhandlunge«.

Berlin, 21. Mai. Wie aus parlamentarischen Kn i en ^

- verlautet, traten am Mittwoch vormittag die bürgerli. ^n" s s Parteiführer m Reichstag zu einer Konferenz zusann m,

um über die Frage der Regierungsbildung zu ben n. '

, Von den Deutschnationalen nahmen an der Sh ng ' teil: die Abgg. Hergt, Schiele, Walraff, Graf Wes.arp,

: Behrens, vom Zentrum Dr. Peter Spahn, Dr. Brauns, Stsgerwald, Giesderts und Becker-Arnsberg, von der Deut- ,

: scheu Volkspartei Dr. Scholz, Kombkes und Dr. Curtius, von den Demokraten Koch und Erkelenz, von der Bayeri­sche» Volkspartei Abg. Leicht.

Kurz nach 12 Uhr mittags wurden die Besprechungen unterbrochen, ohne daß es bisher zu einer Einigung ge­kommen war. Die Verhandlungen sollen jedoch binnen kurzem fortgesetzt werden. Ueber die politische Lage, die die Plattform für die Verhandlungen der Parteiführer bildete, verlautet aus varlamentarischen Kreisen der Mitte

Jahrgang 1924

noch folgendes: Die Parteien mutzten vor allen Dingen! damit rechnen, daß die Regierung Marx das Gutachten' der internationalen Sachverständiges als Grundlage für eine schnelle Lösung der Reparationsfrage angenommen! hatte, daß es also über diese Grundlage keiner Diskussion mehr bedarf. Die Mittelparteien hatten sich auch dahin geeinigt, daß man an dem Gutachten grundsätzlich nicht rütteln könne. Sie hatten jedoch auch Einigkeit über Sen Wunsch erzielt, daß bei der Durchführung des Gutachtens die Rückkehr der Ausgewiesenen, die Entlassung der Ge­fangenen, die volle Souveränität Deutschlands, namentlich der Verwaltuugshoheit im Rheinlande, Sicherheit der Ein­wohner des besetzten Gebietes für Leib und Leben und die Zurückziehung der Truppen aus dem Ruhrgebiet durch­gesetzt werde, weil von diesen Voraussetzungen auch die Durchführbarkeit des Gutachtens abhängt. Dieser Stand­punkt der Mittelparteien wurde jedoch am Dienstag nicht mehr bekannt gegeben, weil inzwischen die Einladung der Deutschnationalen zu der heutigen Besprechung eingetrof- sen ist. Wie verlautet,- werden die heute unterbrochenen Verhandlungen voraussichtlich schon am Donnerstag fort- Werden. _ ,

, Waffen im Reichstag entdeckt?

' .. -1- Mai. DerSozialdemokratische Pa., ..s-

dienst" meldet: Am Dienstag wurde im Sitzungssaal des ' Hauptausschusses des Reichstags ein Waffenlager entdeckt.

In dem Luftschacht des Saales wurden u. a. 16 Jnfan» ieriegewehre mit 152 Schuß Munition gefunden. Außer» dem befanden sich in dem Luftschacht Teile leichter und schwerer Maschinengewehre und, ein Bestand Maschinen» zewehrmunition. Wer die Waffen im Hauptausschuß des Reichstags versteckt hat, ist bisher noch nicht festgestellt worden. (Diese Sensationsmeldung-ist mit Vorsicht aufzu­nehmen.)

Zu den Gerüchten über die Auffindung von Waffen im Reichstagsgebäude verlautet aus parlamentarischen Krei» sen, daß am Dienstag anläßlich einer Jnstandsetzuugsarbeit vom Heizpersonal in einem abgelegenen Raume der Heiz­anlage, der seit Jahren nicht betreten worden ist, 13 Mi­litärgewehre und 1 Karabiner in verstaubtem Zustand ge­funden worden sind, was darauf schließen läßt, da'': die Waffen bereits seit Besetzung des Hauses 1918 durch das sogenannte Regiment Reichstag dort lae-rn. Die Waffen wurden in Verwahrung genommen und den zuständigen Stellen zugeführt. ' .

Die Hochwasserkatastrophe in Hohenzo^

Sigmaringen» 21. Mai. Der Kommunallandtag hat zur Unterstützung der durch das Hochwasser im Unterland Ge­schädigten die Summe von 68 000 Mark zur Verfügung ge­stellt. Nach den endgültigen Feststellungen sind in Ran­gendingen bei dem Hochwasser 51 Stück Großvieh, 14 Schweine, 11 Ziegen und 6 Schafe ertrunken, ebenso 100 bis 150 Hühner. Wie sehr die Tiere selbst die Gefahr des Wassers erkannt hatten, zeigte, daß in Ställen im Wasser gestandene Tiere nach erfolgtem Losbinden selbst an hoch» gelegenen Plätzen, Schutz suchten, in Häusern, ohne ange­trieben zu werden, die Treppen Hinaufstiegen. Kühe stell­ten sich mit den Vorderfüßen in die Futterkrippen und warteten in dieser Stellung auf menschliche Hilfe, Schweine standen hochaufgerichtet in den Ställen oder hatten Schutz in der Futtertraufe gesucht. Im Freien befindliche Hüh­ner setzten sich auf den Bäumen fest. Von den Personen, die am Sonntag die Unglücksstätte besuchten, sind für die Geschädigten rund 1600 Mark gespendet worden.

Die Sitze im Reichstag.

Berlin, 21. Mai. Beim Reichstagspräsidenten Löbe ver» sammelten sich die Führer der Parteien, um über die Ver­teilung der Plätze im Sitzungssaal Beschluß zu fasse«. Die Beratungen gestalteten sich außerordentlich schwierig. Die Beschlüsse konnten in de« meisten Fällen nur eine knappe Mehrheit finden. Besonders heftig wurde um die Plätze der Völkischen gestritten. Sie beanspruchen ganz weit rechts zu sitzen. Dagegen erhoben aber die Deutschnationalen energischen Einspruch mit einer Stimme Mehrheit, so daß also die Völkischen nun zwischen die Deutschnetioualen und die Deutsche Volkspartei zu sitzen kommen. Von volkspar­teilicher Seite wurde hiergegen sofort Front gemacht. Doch drang die volksparteiliche Fraktion nicht durch. Der Reichs­tag hat nun folgendes Bild: Ganz weit rechts De nich- nationale, dann Nationalsozialistische Freiheitspartei (D.-- völkische), dann die Deutsche Volkspartei, dann die Bayer. Volkspartei, dahinter die vier Sitze r er De'! ^sozialen des Herrn Kunze. Weiter nach links kommt dann die Gruppe