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Samstag, Zweites Blatt zu Nr. 268. 15. N-vemb«r M5.
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Ueber den angeblichen Zusammenbruch der allen Weltanschauung.
In der „Franks. Ztg." verbreitet sich in sehr beachtenswerten Ausführungen Dr. R. Drill über dieses Gebiet. Er schreibt u. a.: Auf dem Monistentag, der kürzlich in Düsseldorf stattfand, hat Dr. Maurenbrecher einen Vortrag über den Zusammenbruch der alten Weltanschauung gehalten, des Glaubens an Gott und dessen, was sonst noch dazu gehört. Herr Maurenbrecher hat damit nichts Neues gesagt. Seine These ist die bekannte, allgemeine Meinung der Monisten. Sie sind überzeugt, daß all das, was bisher das Wesen der Religionen ausgemacht hat, wissenschaftlich widerlegt sei und daher die alte Weltanschauung schwinden werde. Darum hat ja auch Geheimrat Ostwald vor einem Jahr das monistische Jahrhundert eröffnet.
Man niag die alte Weltanschauung lieben oder hassen, man mag wünschen, daß sie ewig bestehe oder bald zugrunde gehe — das Erste ist, zu ermitteln, ob ihr die Tatsachen ein langes Leben versprechen oder nicht. Wir wissen, wie die Monisten diese Tatsachenfrage beantworten. Aber es fragt sich noch, ob da nicht wieder einmal der Wunsch der Vater des Gedankens war, und ob sie sich nicht Illusionen hingeben.
Als erstes Beispiel führt Dr. Drill den Unsterblichkeitsglauben an, dem gegenüber die Monisten sich auf den Wirklichkeitssinn der modernen Wissenschaft berufen, mit dem sich dieser Glaube nicht mehr vertrage. Dr. Drill bemerkt dazu: Der Wirklichkeitssinn ist ein vortrefflicher Sinn, und nichts wird uns davon wieder abbringen. Es fragt sich nur, ob das wirklich der Wirklichkeitssinn ist. Wir haben es hier mit einem Wirklichkeitssinn zu tun, der nur das gelten läßt, was man wägen und messen kann. Es ist der Standpunkt der Dezimalwage, des Meterstabs und der Camera. Gelehrt ausgedrllckt, nennt man ihn Positivismus. Wer könnte gegen solche Exaktheit aufkommen? Die Sache ist nur die, daß dis primitivsten Völker in einigen wichtigen Fragen exakter beobachtet haben als mancher hochgebildete moderne Mensch. Am einfachsten läßt sich das an dem Glauben an ein Leben nach dem Tode zeigen.
Wir können schlechterdings nicht wissen, was aus dem menschlichen Bewußtsein geworden ist, wenn der Tod eintrat! Feststellen ließe sich das nur, wenn der Tod Gegenstand des eigenen Bewußtseins sein könnte. Ich will mich ganz deutlich ausdrücken: Wir können nicht wissen, was aus dem Bewußtsein beim Sterben wird, weil niemand seinen Tod „erlebt".
Es gibt keine Tatsachen oder Schlüsse, die beweisen könnten, daß das Bewußtsein in irgend einer Form weiterbestehe, aber es läßt sich ebensowenig beweisen, daß es untergehe. Der Glauben an ein Leben nach dem Tode ist eine Möglichkeit schlechthin; aus Erkenntnismitteln kann man nichts hinzutun, aber auch nichts davon wegnehmen.
Wenn also schon primitive Völker ein Leben nach dem Tode für möglich hielten, so waren sie weder einfällig noch geisteskrank, sondern sie haben bloß gut beobachtet. Daß sie ihrer Kulturstufe entsprechend vieses künftige Leben mit mehr oder weniger groben sinnlichen Bildern belebten, ist Nebensache. Die Hauptsache ist, daß sie sahen: wenn man an ein künftiges Leben glauben will, so sind die Tatsachen der Natur kein Hindernis. Sie fühlten, daß man vor einem Geheimnis steht, und indem sie dies anerkannten, bewiesen sie — Wirklichkeitssinn.
Es will mir danach scheinen, daß eines der wesentlichen Jnventarstücke der alten Weltanschauung nicht daran denkt, zusammenzubrechen.
Man hat sich ferner bemüht, das Dasein Gottes zu beweisen; es ist nicht gelungen. Man hat sich fast noch mehr bemüht, das Gegenteil zu beweisen; es ist auch nicht gelungen, und es läßt sich einsehen, daß weder das eine noch das andere jemals gelingen kann, aus dem einfachen Grunde, weil das Wasser keine Balken hat und man unvermeidlich ins Wasser fällt, wenn man den festen Boden der Erfahrung verläßt. In der Tat steht dem Eottesglauben und seinem Gegenteil nichts im Wege als unbeweisbare Behauptungen, dem Glauben außerdem auch eine Frage, die von großem Gewicht zu sein scheint. Es ist diese: Wenn es einen Gott gibt, wie rechtfertigt sich dann das Elend in der Welt? Warum dann z. B. ist die Erde so eingerichtet, daß sie unter Messina bebt und Tausende vernichtet? Es steht jedermann frei, mit solchen Fragen Unglauben zu stützen,
nur dem Philosophen nicht. Der kann gläubig oder ungläubig sein, aber er wird nicht mit solchen Einwänden kommen, denn es zeichnet ihn aus, daß er weiß, was man verftändigerweise überhaupt fragen darf. Es gibt nun mal Fragen, die unsere Erkenntnismittel so ganz und gar übersteigen, daß man sie nicht stellt, wenn man nicht die Rolle des Mannes spielen will, der in einem finstern Zimmer einen schwarzen Hut sucht, der gar nicht da ist. Zu diesen Fragen gehört auch die erwähnte, ganz gleich, ob man zu einem gläubigen oder ungläubigen Ergebnis kommen möchte. Die alte Weltanschauung hat in ihrem Glauben diese philosophische Selbstbescheidung instinktiv getroffen und christliche Demut genannt. Es wäre zu wünschen, daß der Unglauben ebenso gescheit sei.
Man scheint gar kein Gefühl mehr dafür zu haben, welche Ueberhebung darin liegt, daß man das Beobachten und Denken von Jahrtausenden für Wahnwitz erklärt, von dem uns die Herren Marx, Nietzsche, Haeckel und Ostwald zu befreien hätten.
Insoweit der Monismus oder eine ähnliche Weltanschauung persönliche Anschauung ist, hat man sich darum nicht zu kümmern, insoweit sie aber kulturelle Bewegung sein will, darf man bemerken, daß sie das, was sie anstrebt, nicht nur nicht erreicht, sondern gegen ihre Absicht das Gegenteil verbreitet. Es ist eine der interessantesten Beobachtungen, die man heute machen kann, daß in Frankreich die Anzeichen einer kommenden katholischen Reaktion hervortreten. Das ist noch nicht so weit, daß es schon in der nächsten Zeit politische Konsequenzen haben könnte, aber es ist Tatsache, daß sich ein wachsender Teile der französischen Jugend wieder eifrig dem Katholizismus zuwendet, und Aehnliches beobachtet man in der Arbeiterschaft. Man ist beinahe versucht zu behaupten, daß man diese Wandlung mit mathematischer Gewißheit hätte vorussagen können, nicht etwa wegen der Trennung des Staats von der Kirche, wohl aber wegen der rasanten Behandlung, die ein großer Teil der französischen Bevölkerung den Elaubensfragen angedeihen ließ. Das hat noch nie und nirgends auf die Dauer standgehalten. Es ist eine immer wiederkehrende Naivität, zu meinen, daß man die Menschen abhalten könne, sich über die letzten Fragen
Das Anglückshaus.
43 Roman von Georg Türk
Ihr wißt es doch alle, wer draußen steht.
Will ihm niemand die Türe öffnen?
Karl Hellmuth stand endlich auf, um die Türe zu öffnen . . .
Ein blasser Mensch, mit glattrasiertem Gesicht, mit müden, angstvollen Augen trat ins Zimmer.
Er rührte sich nicht von der Stelle . . .
„Guten . . . Abend . . . Mutter . . kam es stockend von seinen Lippen.
Die Mutter antwortete nicht.
Des Heimgekommenen Augen wunderten von einem zum andern, erstaunt sah er die beiden ihm Fremden an, seine Augen hafteten an den schwarzen Trauerkleidern . . . Und immer wieder blickte er von einem zum andern, schüttelte den Kopf und fragte: „Wo ist meine Schwester Maria?"
„Deine Schwester Maria ist tot — vor drei Wochen ist sie gestorben."
Die Mutter hatte die Antwort mit klangloser Stimme gegeben.
Da schrie der Heimgekommene auf: „Tot? — Warum hat man mir das nicht geschrieben?"
Und wieder antwortete die Mutter: „Wir dachten, du würdest es noch bald genug erfahren, wenn du . . . heimkommst."
Als der Sohn dies letzte Wort „heimkommst" horte, ging ern Beben durch seinen Körper; alle hörten sein schweres Atmen.
Und dann stürzte er plötzlich der Mutter zu Füßen, barg den Kopf in ihrem Schoß und stöhnte' „Mutter, stoß mich nicht von dir!"
Die Mutter legte ihm die zitternde Hand auf das Haar und sagte: „Deine Schwester Maria hat auf dem Totenbett für dich gebeten. Steh' auf! Ich stoße dich nicht von mir."
Und sie half ihrem Sohn beim Aufstehen, nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu Hedwig, zu Anna, zu Karl. Sie hielten ihm die Hand hin, die er begierig ergriff.
Dann führte sie ihn zu Friedrich.
„Das ist Pfarrer Meinhart!" sagte sie. „Maria hatte ihn lieb."
Zuletzt stand er Hans Ringer gegenüber.
„Er ist ein Freund von uns und wohnt in unsrem Hause."
„Setze dich zu uns, Heinrich!" sagte die Mutter weiter.
Nun saßen sie alle um den großen, runden Tisch.
Der Heimgekehrte mitten unter ihnen.
Eine Weile herrschte Schweigen. Dann begann die Mutter: „Du hast bitteres Weh über uns gebracht, Heinrich! Ich lebte ein stilles, zufriedenes Leben. Du hast mein Glück in Scherben geschlagen, Heinrich! — Ich bin bitter und hart geworden. Ich habe mit Gott gehadert um deinetwillen, Heinrich. Du bist schuld daran gewesen, daß meine anderen Kinder wenig Liebe von mir fühlen durften. Doch das ist nicht allein deine, das ist auch meine Schuld. Daß uns Maria entrissen wurde, ich nehm' es hin als meine Strafe."
Heinrich saß da und barg den Kopf in den Händen.
Die anderen sahen erschüttert und erstaunt auf die Mutter. Sie konnten sich nicht denken, sie irgend- einmal so reden gehört zu haben.
„Höre mich weiter, mein Sohn Heinrich! Was vergangen ist, es ist vergessen und vergeben. Maria hat nicht umsonst für dich gebeten! Und nun sage mir, Heinrich, was willst du jetzt beginnen?"
Der Angeredete schüttelte müde den Kopf und murmelte: „Ich weiß es nicht, Mutter!"
„Aber ich weiß es!" rief die Mutter mit Bestimmtheit. „Die Leute reden von mir, ich sei geizig. Ich war es! — Aber für dich, Heinrich! Ich hatte bitteren Groll gegen dich im Herzen. Aber gespart Hab' ich doch für dich! Und . . . Maria hat für dich gebeten. Ich wollte, du könntest jetzt bei mir bleiben. In den letzten schlaflosen Nächten Hab' ich viel darüber nachgedacht und kam zu dem Schluß: du mußt fort! ... Du kannst nicht in Erlenstadt bleiben. Die Leute würden dich fragen: „Wo kommst du her?" — Was willst du antworten? . . . Die Wahrheit sagen? Dann werden sie sich von dir wenden! . . . Wer von dir weiß, meint, du seist in Amerika . . . Was du einst getan, geschah ferne von hier. Das Gerücht ist nicht bis Erlenstadt gedrungen. Und so weiß ich nur den einen Rat — hart ist's, es zu sagen —: Nun mußt du wirklich nach Amerika! Dort mußt du ein neues Leben beginnen, Heinrich, dort mußt du die Schmach tilgen! Ach, wenn ich das noch erleben dürfte: Mein Sohn Heinrich ist ein neuer Mensch geworden! ... Und nun, siehe her!"
Sie erhob sich und schloß an der Kommode eine Schublade auf, kramte herum und brachte ein Kästchen hervor.
Das stellte sie auf den Tisch.
Ein Druck auf den Knopf und es sprang auf.