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Nr. 26^. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Lalw.88. Jahrgang.

IrschetnungSweise: Smal wSchentlich. Anzeigenpreis: Im OberamtS- »ezirk L-Iw für dt« einspaltige BorgiSzeile 10 Pfg.. autzerhaib desselben 12 Pfg., ««Namen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.

Dienstag, -rn N November 1913

S ezugSpreiS: Zn der Stadt mit Triigerlohn Mk. 1.25 viertelfährltch. Post- bezugSpretS für den Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. I.L2. Bestellgeld in Württemberg W Pfg., in Bagern und Reich «2 Pfg,

Amtliche Bekanntmachungen.

S. Gberamt Calw.

Bekanntmachung,

betreffend die Abhaltung von Unterrichtskursen im Hufbeschlag.

Um Schmieden die Vorbereitung zu der durch das Gesetz vom 28. April 1885, betreffend das Hufbeschlaggewerbe, vor­geschriebenen Prüfung behufs des Nachweises ihrer Be­fähigung zum Betrieb dieses Gewerbes zu ermöglichen, fin­den an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in

a. Hall,

b. Heilbronn,

c. Reutlingen,

et. Ravensburg und

e. Ulm

dreimonatige Unterrichtskurse statt, welche am

Montag, den 5. Januar1914. ihren Anfang nehmen.

Die Anmeldungen zur Ausnahme in einen dieser Kurse sind bis 4. Dezember d s. Js. bei dem Oberamt, in dessen Bezirk sich die betreffende Lehr­werk st ätte befindet, vorschriftsmäßig einzureichen.

Näheres imStaats-Anzeiger" für Württemberg Nr. 262 (Beilage).

Den 10. November 1913.

Reg.-Rat Binder.

Zur Finanzlage der Württemberg. Gemeinden

In derWürtt. Gemeindezeitung" (Organ des Vereins württ. Körperschaftsbeamten) unterzieht Schultheiß Rath- Lustnau die Finanzlage der württembergischen Gemeinden einer Betrachtung. Er stellt an den Anfang die Feststellung, daß auch in Württemberg das Tempo, in dem in den letzten zwei Jahrzehnten die Gemeinden an Unternehmungen der verschiedensten Art, im besonderen an nichtrentierende, heran­getreten sind, etwas beängstigendes hatte, daß infolgedessen die Schulden der Gemeinden rapid stiegen und daß dadurch der Geldmarkt in sehr starker Weise in Anspruch genommen und feine auf dem ganzen Wirtschaftsleben lastende Spannung mit herbeigeführt wurde.

Im Jahre 1900 wurden umgelegt Gemeindeschaden 16184 480 und Amtsschaden 3 950 283 . zusammen also 20134 763 »//(., 1910 dagegen wurden erhoben Gemeinde­schaden 34 000 000 »//, und Gemeindeeinkommensteuer

10 000 000 »E, zusammen also 44 000 Im Jahre 1900 betrugen die Gemeindeumlagen im Landesdurchschnitt 100 Prozent, die Amtskörperschaftsumlagen 24 Proz (zusammen also 124 Proz.) der Staaatssteuern, die damals 3,9 Proz. der Kataster darstellten, sodaß sich ein durchschnittlicher Umlage­fuß auf die Kataster für Gemeinde und Amtskörperschaft von zusammen 4,7 Proz. ergab. Heute ist der Durchschnittssatz der Umlagen auf die revidierten Kataster, umgerechnet auf die Kataster vor 1905 (die von 264 Millionen auf 220 Millionen ermäßigt wurden) 9, 6 Proz. Im Zeitraum von nur 10 Jah­ren hat somit der- Landesdurchschnitt der Gemeindeum­lagen eine sehr starke Verdoppelung erfahren, an dem wohl nicht das ganze Land beteiligt ist, indessen sicher 50 Proz. der Gemeinden, also ganz gewiß gerade die kleineren Gemeinden. Beruhigend ist allerdings, daß die Schullasten, die vornehmlich Anlehen und Umlagesteigerungen zeitigten, demnächst ihren Beharrungszustand erreicht haben dürsten^ außerdem dürfte die in Aussicht stehende neue Wegordnung vielen Gemeinden Entlastung bringen. Demgegenüber ist aber zu befürchten, daß gerade diese Entlastung den Staat ver­leitet, andere Aufgaben und Lasten wieder auf die Gemein­den abzuwälzen. Dabei, macht der Artikel geltend, müsse nun unter allen Umständen darauf Rücksicht genommen werden, daß die in den letzten Jahrzehnten in Deutschland einge­tretene Hebung des Volkswohlstandes nicht allen Gemeinden und Gegenden Württembergs gleichmäßig zustatten kam; die hieraus^ erwachsende Verschiedenartigkeit der Leistungsfähig­keit müsse also durch weitgehende Staatsfürsorge ausgeglichen werden. Und das auch trotz der durch die Reichsfinanzreform in die Nähe gerückten Aenderung der württembergischen

Staatssteuer, die vermutlich an die Stelle einer Ertragssteuer eine Besitzsteuer treten läßt, wodurch wohl die Ertragssteuern den Gemeinden zufallen werden, die zudem noch das Recht erhalten sollen, die Gemeindeeinkommensteuer entsprechend zu erhöhen. All das wird aber da, wo nichts ist, auch nichts nützen, sodaß gerade für solche Gemeinden jede weitere Belastung mit nicht unvermeidlichen neuen Aufgaben unter allen Umständen vermieden werden muß. Kulturellen und sozialen Fortschritt werde jeder begrüßen, gesund sei er aber nur, wenn er auch auf gesunder finanzieller Basis stehe. Eine solche könne aber nie zustandekommen, wenn schon stark in Anspruch genommene Gemeinden noch weiter belastet, damit zu noch stärkerer Anziehung der Steuerschrauben genötigt und damit wieder der Möglichkeit beraubt werden, kräftige Steuer­zahler, im besonderen Industrielle, an sich zu ziehen.

Mit der Berücksichtigung dieser Umstände seitens des Etats hätte Hand in Hand zu gehen eine größere Zurück­haltung der Gemeinden in Inangriffnahme größerer nicht ren­tierender Anlagen, insolange die Geldknappheit gegeben ist oder nicht im Interesse der Erwerbsmöglichkeit des eigenen Ecmcindebürgers Notstandsarbeiten am Platze sind. Zudem sei einLandgraf, werde hart!" auch am Platze gegenüber dem immer mehr zunehmenden Bestreben privater Vereine, ih­ren Haushalt auf den Beiträgen von Gemeinden aufzubauen.

Stadt, Bezirk <»«d Nachbarschaft.

Calw, den 11. November 1913.

Vor der GemeinLeratswahl.

Wie an dieser Stelle schon mitgeteilt wurde, findet die Eemeinderatswahl in Calw am Donners­tag, den 4. Dezember, statt. Ordnungsgemäß scheiden aus dem Gemeinderatskollegium die Herren Hermann Wagner,

Paul Georgii,

Flaschnermeister Feldweg,

Präzeptor Baeuchle,

Privatier Schlattcrer.

Diese können wiedergewählt werden, oder müs­sen durch neue Bürger ersetzt werden. Die politischen Vereine der Stadt werden demnächst zu der bevor­stehenden Wahl Stellung zu nehmen haben, wo ent­schieden werden wird, welche Männer den Wahlbe­rechtigten zur Wahl vorgeschlagen werden sollen.

> Schwäbische Gedenktage. Am 1. November 1650 erließ Herzog Eberhard Hl. für Calw eine Färberordnung, die den Grund legte für die später zu so hoher Blüte gediehene Calwer Zeughandlung. Am 2. November 1773 wurde in Tübingen geboren Karl Christoph Friedrich Jäger, nachmals württembergischer Leibarzt und Obermedizinalrat in Stutt­gart, wo er am 9. Mai 1828 starb, ein Arzt von großem Rufe, Am 3. November 1769 ist in Zavelstein O. A. Callv geboren Ernst Gottlieb Bengel, Professor der Theologie und Prälat in Tübingen, wo er 1826 gestorben ist. Am 4. November 1621 wurde Katharina Kepler, die Mutter des berühmten Mathematikers und Astronomen, nach 14monatiger Haft in Güglingen aus dem Gefängnis entlassen. Sie war der Hexerei angeklagt gewesen. Am 5. November 1789 wurde in Oberstenfeld Johann Nesflen, Schultheiß von Plei­delsheim, geboren. Er ist der Verfasser desVetter aus Schwaben" und starb im Jahre 1858. Am 6. November 1550 verschied Herzog Ulrich von Württemberg im Schlosse zu Tübingen. Am 7. November 1607 ist in Forchtenberg O. A. Oehringen geboren Achilles Kern, tüchtiger Bildhauer, gestorben in Forchtenberg 1691.

Wintersportzüge. Die Generaldirektion der Staatseisen­bahnen wird auch in diesem Winter an Sonntagen bei gün­stigen Schneeverhältnissen Wintersportzüge mit Wagen 4. Klasse in den Schwarzwald, auf die Alb und den Welzheimer Wald zur allgemeinen Benützung ausführen. Der nach Ver­ständigung mit den in Betracht kommenden Sportvereinen festgesetzte Fahrplan für die Sonderzüge wird je am vorher­gehenden Samstag bekannt gegeben werden.

Zeitgemäße Gartenarbeiten. Der Eintritt käl­terer Witterung mahnt daran, die Rosen im Garten niederzulegen. Man bindet die Stämmchen los. läßt sie einige Tage frei und legt sie dann in eine

ausgeschaufelte Vertiefung, tut etwas Reisig darauf und deckt die ausgehöhlte Erde wieder darauf. So­bald sich Fröste zeigen, muß der Rosenstrauch bedeckt werden. Das Einschlagen muß aber trocken geschehen. Auch die Blumenzwiebelrabatten deckt man leicht mit Laub. Die zarten Blumensträucher bindet man zusammen, damit sie nicht unter dem Schneedruck lei­den. Im Obstgarten werden die Baumscheiben auf- gehackt und gedüngt, am besten mit Strohdünger aus dem Stall. Die Bäume werden durchweg nachge­sehen, Wasserschosse werden weggeschnitten, die Rinde leicht abgekratzt und mit Kalkmilch gestrichen, auch Hasengitter, besonders auf Vaumfeldern, angebracht. Für Frühjahrsbaumsatz werden jetzt die Satzlöcher gemacht und offen gelassen, damit der Frost den Win­ter durch tüchtig wirken kann. Der Frost ist bekannt­lich der beste Baumeister in Feld und Garten. Das Gemüse wird nun eingeschlagen, die Spargelbeete werden gehäckelt und mit Roßmist gedüngt. Auf die leeren Gemüsebeete bringt man reichlich Kalk. Die Wintersalate und Sonnenwirbeln werden leicht ge­deckt. Das Kraut kann man noch ruhig draußen las­sen, es gefriert nicht so leicht.

scv. Mutmaßliches Wetter. Für Mittwoch und Don­nerstag ist bei Jöhnstimmung vielfach heiteres, trockenes und milderes Wetter zu erwarten.

Bad Liebenzell, 9. Nov. DasCalwer Tag­blatt", sowie dasKur- und Fremdenblatt" brachten im August d. I. Artikel, in denen angeregt wurde, für den am 30. November 1813 geborenen Dichter Hermann Kurz, dem Verfasser vonSchillers Heimatjahre", des schönen LiedesStumm schläft der Sänger", usw., in denjenigen schwäbischen Städ­ten und Orten, zu welchen er in Beziehung stand, irgend eine Ehrung zur hundertsten Wiederkehr sei­nes Geburtstages zu veranstalten. Auch Liebenzell will nicht zurllckstehen, und seinem ehemaligen Kur­gast, der zu den ersten Sternen am schwäbischen Dich­terhimmel zählt, ein dauerndes Andenken hier sichern. An einem der reizendsten Punkte der Schloß­berganlagen, dicht unter der östlichen Umfassungs­mauer der Burgruine, wird in einem stattlichen Fels­block die Inschrift eingemeißelt:Dem Dichter Hermann Kurz, geb. den 30. November 1813, zum lOOsten Geburtstag."Die von einem natürlichen Rahmen von Moos und Efeu umgebene, von üppigem Buschwerk überwölbte In­schrift ist an einer deutlich sichtbaren Stelle ange­bracht, daß sie den Tausenden jährlichen Besuchern unserer Burgruine von dem wenige Schritte von der Inschrift vorüberführenden Weg aus in die Augen fallen muß.

Neuenbürg, 10. Nov. Die Bezirksgemeinde Bir­kenfeld, die erst vor zwei Jahren mit einem Aufwand von nicht weniger als 120 000 -R einen mustergilti- gen Schulhausneubau errichtete, ist durch die über­füllten Klassen und die fortwährende Zunahme der Schülerzahl insbesondere durch Neuzuzug schon wieder vor einen Schulhausneubau gestellt, zu dem dieser Tage um 21000 »ft der Bauplatz gekauft wurde. Zum letzten Vau erzielte die Gemeinde einen Staatsbeitrag von 14 000 »ft.

Pforzheim, 10. Nov. In dem benachbarten Dorf Eisingen brannten heute früh 1 Uhr vier Wohn­häuser und drei Scheunen nieder, dabei der dem Kir­chenbaufond gehörige Eemeindesaal. Die anderen Brandgeschädigten sind Schmied Emil Karst, Land­wirt Wilhelm Karst, sowie Hilfsarbeiter Jakob Kautz und Zimmermann Äug. Kunzmann. Schaden ca. 70 000 »ft. Es liegt Brandstiftung vor. Als ver­dächtig, die letzten großen Brände in der Pforzheimer Vorstadt Brötzingen angestiftet zu haben, wurde der in einem der betreffenden Häuser wohnhaft gewesene verheiratete Schreiner Nikodemus Doll von Nieder­wasser verhaftet.