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Nr. 26^.
Amts- und Anzeigeblatt für den Obercuntsbezirk Lalw.
88. Jahrgang.
Erscheinungsweise: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OberamtS- lezirt Lalw für die einspalüge BorgiSzeile 10 Pfg.. außerhalb desselben 12 Pfg.»! Nell amen 25 Pfg. Tchlutz für Jnferarannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S. l
Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. L.25 vierteljährlich, Post- bezug-preiS für den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mi. 1.SV. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Ba^rn und Reich 42 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Än Sie Schullheißeniimter.
Betreffend Einsendung der Leichcnregister.
Es ist Veranlassung gegeben, wiederholt auf die Bestimmungen des ß 4 Ministcrialverfügung vom 13. Dezember 1911 betr. die statistischen Erhebungen über die Bewegung der Bevölkerung (Regierungsblatt 1911 Seite 673) hinzuweisen, wonach Auszüge aus den Leichenregistern nicht mehr vorzulegen sind. Die jedes Jahr abzuschließenden Leichenregistcr sind vom Ortsvorsteher nach Vergleichung mit dem standesamtlichen Sterbcrcgistcr im Lause des Monats Januar dem K. Oberamtsarzt einzusenden.
Calw-
Neuenbürg,
K. Oberamt. Amtmann Rippmann.
den Z Nov. 1913,
K. Oberamtsarzt. Or Härlin.
Nachlese.
München, 6. Nov. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten gaben die einzelnen Frakrionsführer und zwar: Lorno im Nachen des Zentrums, Dr. Casselmann namens der Liberalen, Beckh namens der Konservativen und Lutz namens des Bauernbundes Erklärungen dahin ab, daß nach den dem Landtag vorgelegten 3 Gutachten und den Mitteilungen der beiden Referenten Dr. Lassel- mann und Eiehrl über ihren Besuch beim König Otto sich ergab, daß die Krankheit des Königs unheilbar sei und, daß sie daher dem Anträge der Staarsregierung, „der Landtag wolle anerkennen, daß am 4. Novbr. die verfassungsmäßigen Voraussetzungen für die Beendigung der Regentschaft be-
standen haben," zusrimmen. Abg. Togitz (S.) er- »ta-t, Bezirk ««d Nachbarschaft
klärte im Namen der Sozialdemokraten^ daß seine Calw, den 7. November 1913
Partei an der Abstimmung über diesen Antrag nicht Bcm Rathaus
teilnehmen werde, da sie die Aktion als Verfassung«- Oesseniliche Litzung des Gemeinderats unter dem Vor widrig erkenne, weil der Landtag vor eine vollendete sitz von Stadtschultheiß C on zam Donnerstag, 6. Nov. nach- Tatsache gestellt sei. Nachdem Ministerpräsident Dr. ^ mittags von 4 Uhr ab. Anwesend sind 11 Gemeindcräte. - Freiherr von Herlling kurz und energisch den Be- ^ Der Vorsitzende gab zu Beginn der Sitzung einige Einläufe Hauptungen des Abgeordneten Togitz, daß die Staats-! bekannt, darunter ein Dankschreiben der S an itä t sk o - regierung verfassungswidrig vorgeganaen sei, Wider-^o nn e für den bewilligten Jahresbeitrag von 50 und spruch entgegengestellt hat, wird der Antrag der ! Ueberlassung der fahrbaren Tragbahre. — Die Kanalisie- Staarsregierung mir großer Mehrheit angenommen ! rung des Wegs am Kirchhof- hinauf unter dem Viadukt soll und die Sitzung auf Dienstag nachmittag 4 Uhr nicht nur auf der am letzten Donnerstag festgelegtcn Strecke, vertagt. ! sondern vollständig, bis zum Straßenübergang beim Adolfs-
Stuttgart, 6. Nov. König Ludwig 1!I von j scheu Garten durchgeführt werden. Tie dazu erforderlichen Bayern har gestern telegraphisch zur Kenntnis un- i weiteren 500 sollen in dem neuen Etat Aufnahme finden seres Königs gebrachr, daß er die Regentschaft für be- j Die Ausführung wird Bauwerkmeister Alber überlassen. — endet erklärt und den Thron seiner Väter bestiegen ! Ziffer 1 der Tagesordnung handelt von der Anstellung
Waschungen ist mit großen Schwierigkeiten verbunden. Trotzdem ist das körperliche Allgemeinbefinden des Kranken wenig gestört und seine Widerstandsfähigkeit derart, daß noch mit einer längeren Lebensdauer gerechnet werden muß. — Der „Bayerische Kurier" bringt einen Bericht über den Besuch der Kammerreserenten bei dem kranken König. Der Bericht erzählt u. a. folgendes:
An der dunkelsten Stelle eines Tales, wohin das Licht nur spärlich dringt, steht an der gepolsterten Mauer ein kräftiger, großer Mann, der ohne Unterbrechung 3 oder 4 kleine Schritte vorwärts und dann wieder zurücktrippelt, unaufhörlich, ohne auszusetzen, auf der gleichen Stelle. Die Hände gestikulieren ständig, die Finger sind fortwährend in Bewegung. Der Kranke spricht abgerissene, unverständliche Laute, auch Schimpfworte mengen sich darein. „Majestät, bier find die beiden Kammerabgeordneten Dr. Casselmann und Giehrl, welche bitten, ihre Aufwartung machen zu dürfen". So stellt der Hofmarfchall die beiden Gäste vor. Sie werden keines Blickes gewürdigt, der Kranke reagiert mit keinem Wort und keiner Bewegung auf die Anrede, sondern fährt fort mit seinem ruhelosen Vorwärts und Rückwärts. Nach einiger Zeit ersucht der Hofmarschall die beiden Abgeordneten, ihren Besuch zu beenden, weil der König unruhig werde. Bevor sich die beiden umwenden, schleudert der Kranke ein Tablett mit einem daraus stehenden massiven Geschirr wuchtig in eine Ecke und unterhält sich dann damit, die einzelnen Stücke wieder aufzunehmen und wieder fortzuschleudern. Der Eindruck der beiden Abgeordneten war tief erschütternd.
Ludwig Ist. hat eine besondere Kundgebung ertasten, daß seine Proklamation die „königlichen Ehrenrechte" Ottos nicht verkürze.
hat. König Wilhelm hat darauf König Ludwig als Herrscher des benachbarten und befreundeten Bayerns telegraphisch begrüßt und ihn zu seiner Thronbesteigung beglückwünscht.
Rom, 6. Nov. Wie der „Offervatere Romano" meldet, hat König Ludwig von Bayern an den Papst eine Depesche gerichtet, in der er ihm unter dem Ausdruck seiner kindlichen Ergebenheit davon Mitteilung macht, daß er den Königstitel angenommen habe. Ter Papst hat in seiner Antwort dem König seine innigen Glück- und Segenswünsche übermittelt.
Ter Zustand des irren Königs Otto.
Den Landtagsmitgliedern sind die neuen ärztlichen Gutachten über das Befinden des geisteskranken Königs vorgelegt worden, der jetzt 65 Jahre alt, krank ist. Die (Hutachten kommen nach einer Darstellung der ärztlichen Beobachtungen zu der Feststellung, daß König Otto an einem geistigen Schwächezustand mit lebhaften Sinnestäuschungen leide, der offenbar das Endstadium der unheilbaren Geisteskrankheit dar- stellc, die schon vor 42 Jahren zum Ausdruck gekommen sei und seitdem eine zunehmende Verschlimmerung erfahren habe. Das Gebiet, in dem sich die Vorstellungen des Königs bewegen. ist allmählich immer enger geworden. Ter Kranke spricht nur selten noch zusammenhängende Worte. Langanhaltende stumpfe Ruhe wechselt mit kurzen zornigen Gemütsafsek- tcn. Die Nahrungsaufnahme geschieht unregelmäßig ohne Benützung von Tellern und Besteck. Der Sinn für Reinlichkeit ist gänzlich geschwunden und die Vornahme der notwendigen
eines gelerntenMonteurs beim Gaswerk an Stelle des Monteurs Marauardt. Ter Gemeinderat spricht sich nach Auslegung der Verhältnisse durch den Vorsitzenden grundsätzlich für die Anstellung eines gelernten Monteurs aus und beschließt, die Stelle auszuschreiben. — Von Handelsschuldirektor Zügel liegt eine Eingabe vor, die Panorama straße besser zu beleuchten. Im Zusammenhang damit wurde auch der Wunsch der Bewohner um das Wurst brunnenreservoir um „mehr Licht" bekanntgcgeben. Diese Eingaben finden die von der Verwaltung vorgeschlagene Genehmigung. — Beleuchtung des Aufgangs zum Kapellenbcrg wünschen weiterhin die Anwohner des Kapellenbergs. Eine Versorgung des gesamten Weges mit Licht lehnt der Gemeinderat ab. Dagegen soll an der Mauer des oberen Kirchhofecks eine elektrische Lampe angebracht werden. — Tie Legung der elek- tri sch enLeitungzum neuen Bezirkskrankenhaus wird an den Gemeindeverband Teinach Station für 1635 einschließlich allen Zubehörs, vergeben. Die Leitung wird als Freileitung geführt werden, geht vom Lamm ab nach dem Bahndamm, mit einem eisernen Gittermast über die Bahnlinie und hinter dem Bergrat Schüz'schen Anwesen auf den neuen Hohen Felsen-Weg zum Endpunkt. Die Leitung, für welche ursprünglich die Kosten auf 3000 ..sti veranschlagt waren, kommt auf diese Weise wesentlich billiger; von Siemens und Schuckert lag ein weit höheres Angebot vor. — Auf dem Muckberg erwirbt die Stadt verschiedene Grundstücke zum Preise von insgesamt 725 Drei der Grundstücke
wären jetzt zu stürzen; auf Befürwortung von GR. Bäuchle sollen sie mit Wald (Laubholz) eingepflanzt werden. — Der definitive Nachfolger des Herrn Lehrers Vincon, Unterlehrer Aichele von Künzelsau, wird seine Stelle auf 1. Dezember antreten. — Der Gemeinderat hatte sich noch mit Bürgeraufnahmegesuchen, Gebäudesjhätzungen und sonstigen laufenden Angelegenheiten zu befassen. Von 6 Uhr ab war dann gemeinschaftliche Sitzung vom Gemeinderat und Bürgerausschuß; von welchem sich 13'Mitglieder beteiligten. — Der Vorsitzende gibt den hier schon mitgeteilten Erlaß der Generaldirektion bezw. des Ministeriums des Aeußern betr. der Belastung der Eisenbahnbauinspektionen in Calw u m Pforzheim bekannt. — Von der Kreisregierung ist die Genehmigung zur Schuldaufnahme von 30 000 NL zur -"Kostendeckung des Hirsauer Wegs eingetroffen. — Die Anregung von B. A. M. Zahn, Calw möge sich um die Erbauung des Handwerkererholungsheims am hiesigen Platze bemühen, ist vom Stadtvorstand an den Verband württembergischer Gewerbevereine weitergegeben worden. Von ihm ist jetzt die Mitteilung eingetroffen, daß die Sammlung von Beiträgen noch nicht so viel ergeben habe, um der Platzwahl näher treten zu können. Aber gleichzeitig bittet der Verband um Gewährung eines städtischen Beitrags; die Kollegien genehmigen 100 — Stadtschulth. Conz begründet alsdann die
AnstellungeinesweiterenstädtischenSchutz- manns. Calws Ordnungsdienst versehen 1 Wachtmeister und 4 Schutzleute. Diese reichen nicht mehr aus. Bei. der allmählichen Ausdehnung der Stadt sei dieser Ordnungsdienst sehr zerstreut und es könne von einer wirklichen Polizeiaufsicht nicht mehr die Rede sein. Den Schutzleuten könne auf die Dauer nicht zugemutet werden, daß sie ihre Ruhezeit opfern, aber zur Zeit sei durch Marktdienst (an Viehmärk- tcu z. B. sind alle 4 für den Markt beschäftigt), Beerdigungen, Veranstaltungen usw. eben aus andere Weise die Polizeiaufsicht nicht auszuüben. Das Oberamt hat schon längst empfohlen (und das wäre tatsächlich Bedürfnis), die Polizeiwache ständig zu besetzen, mit 4 Schutzleuten sei das nicht möglich. G. R. Staudenmeyer: Die Kollegien müßten sich in dieser Angelegenheit ganz auf die Begründung des Stadt- oorstandcs verlassen. Als der 4. Schutzmann angestellt wurde, habe man allerdings geglaubt, daß Calw für absehbare Zeit keinen weiteren Schutzmann mehr brauche. Tie Vermehrung des Dienstpersonals auf dem Rathaus sei verhältnismäßig stark gewachsen; die Doppelpatrouillen würden vielleicht besser abgeschafft und die Schutzmannstiefel mit Gummiabsätzen versehen. Es handle sich darum, ob der Vorsitzende einen weiteren Schutzmann als unbedingt notwendig verlange. Stadlsch. Eonz: Er habe vor 1l Jahren alle die heutigen Leute angetroffen und die seien um einen einzigen Mann, um den Gaswerksdiener vermehrt worden. G. N. H. Wagner verweist au; die in Wirklichkeit mehr zurückgehenden Ausläu- scrdienste: die Krankenversicherung falle fort, das Krankenhaus sei nicht mehr in der Nähe usf.; aber daß ein Hilfsschutz- maun nicht mehr zu bekommen sei und im Falle von Erkrankungen unter den Schutzleuten eben die Not, die Polizeiaufsicht ordnungsgemäß aufrecht zu erhalten, da sei, das sei wohl das ausschlaggebende Moment für die Forderung. —Äadt- schulth. Conz betont demgegenüber, daß jedes Gesetz, das gemacht werde, auch umständlicher und verschwert werde und er zeigt an ein paar Beispielen, daß die Botengänge sich vermehrt hätten. B. A. M. Zügel: Wenn die freie Zeit der Schutzleute unter den derzeitigen Verhältnissen unterbrochen werden muß, befürworte ich entschieden die Schaffung einer neuen Schutzmannstelle. Aber dann sollte auch dafür gesorgt werden, daß in der Gegend der neuen Altburgerstraße Schutzleute anzutreffen sind, namentlich zur Zeit des Schlittenfahrens. — DerweitereSchutzmannwirdan- ge stellt werden. Der Beschluß geht einstimmig, ohne Abstimmung, durch. Die Stelbe wstd ausgeschrieben, der Anfangsgehalt beträgt 1200 Mark ohne Kleidung. Auf Anregung von G. R. H. Wagner wird das Stadtschultheißen-Amt mit dem Post-Amt wegen Einführung eines telefonischen Nachtdienstes in Calw bezw. ach der Polizeiwache verhandeln. — G. R. F e l d w e g bringt zur Sprache, daß der Krankenwagen droben im neuen Bezirkskrankenhaus untergebracht ist und dadurch eine umständliche Erschwerung und unnötige Verzögerung bei Ab-