MgTDr. Helfftrich (D.natl.) beantragt, daS Er« mäcqtigungsgesetz an einen Ausschuß zu verweisen, da seine Fraktion nicht in der Lage sei, diesem weitgehen­den Gesetz ohne Aufklärung seitens der Regierung über die Absichten, die sie damit verfolgt, zuzustim­men.

Abg. Schiff r (Dem.) stimmt dem Ermächtigungs­gesetz zu und zwar ohne Ausschußberalung. Die Re­gierung müsse schleunigst zu durchgreifenden Maßnah­men ermächtigt werden. Kein Tag dürfe verloren gehen. Es handle sich um Aufgaben, die im Augen­blick gelost werden müssen, um einen Zusammenbruch zu vermeiden.

Abg. Fröyüch (Komm.) sieht in dem Ermächtigungs- ge'etz die Aufhebung des Parlamentarismus, den Tod der Demokratie und den Beginn der Diktatur.

Abg. Müller-Franken (Soz.) teilt mit, daß die So­zialdemokratie bereit sei, das Ermächtigungsgesetz an- - nehmen, weil jetzt der letzte Versuch gemacht wer­den müsse, die rasch zum Abgrund gleitenden Verhält­nisse zu meistern. Dazu gehöre auch die Währungs­reform. Es geht nicht an, daß jetzt die Industrie sich vorschiebt und eigene egoistische Ziele verfolgt. Der Otto Wolfs-Vertrag mit Degoutte sei der schwerste Ein- - griff in die Regelung der Reparativnsfrage, die aus­schließlich Sache der Regierung sei.

Abg. Andre (Zentr.) Werst darauf hin, daß sich der deutschnationale Abg. Graes-Thüringen für die Diktatur ausgesprochen habe.

Abg. Dr. Hugo (D.VP.) stimmt dem Gesetz nicht vom Standpunkt der Partei, sondern von dem des Vater­landes zu. Die Wuchcrgesetzgebung müsse aufgehoben werden. Tabak- und zahlreiche andere Steuern müß­ten durch eine gestaffelte Warenumsatzsteuer, gedeckt werden.

Abg. Wukle (D.Völk.) betont, daß Dr. Stresemann sich erst am 10. August rnit aller Schärfe gegen den Gedanken der Diktatur gewandt habe. Er habe also umgelernt.

Tann sprachen noch Innenminister Sollmanu und der daher. Gesandte v. Preger. Das Haus ging sofort zur 2. Lesung über,

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Verhandlungen der Industriellen

Tie Verhandlungen Stinnes.

Berlin, 9. Okt. Wie dieZeit" erfährt, besteht die Absicht, die Verhandlungen, die von Vertretern der rheinisch-westfälischen Industrie mit General Degoutte ausgenommen wurden, weiterzu­führen. Es sollen daran in dieser Woche auf deutscher Seite die parlamentarischen- Vertreter der besetzte« Gebiete und die Vertreter der deutschen Wirtschaft be­teiligt werden. ' ^

Nach Meldungen aus Düsseldorf ist StinneS in Begleitung verschiedener Industrieller zu Degoutte zu­rückgekehrt. Kurz darauf, wurde eine andere Abord­nung der Vertreter der Phönix-Werke bei dem fran­zösischen Oberkommandierenden vorgelassen. Die Un­terhaltung zwischen letzterer und Degoutte, die im Beisein französischer Sachverständiger erfolgte, bHvg sich auf die Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrgebret.

Paris, 9. Okt. DerMatin" gibt eine umfassende Darstellung der Ereignisse vom 6. und 7. Oktober. Das Blatt versichert ausdrücklich, daß Hugo Stinnes sich im Auftrag der Reichsregierung ber Degoutte eingefunden habe. Er war von Herrn Klöck« uer begleitet, dem Eigentümer des Bergwerkes Vik­tor, der sich während der Unterredung jeden Augenblick gegen die französischen Forderungen erhob. Auf Be­fragen erklärte Stinnes, daß er zunächst die Schaffung eines 8Vs-Stundetages in den Bergwerken und die zehnstündige Arbeitzeit in den Fabriken fordere unter Berufung darauf, daß die deutsche Indu­strie nur bei intensiver Arbeit die Zahlung der Re­parationen vorzunebmen vermöge. Der fransösi«

^ r,reir»e»l. W

Dunkeln muß der Himmel riugS im Rund« Daß sein Sternenglanz zu leuchten «age; Stürme» muß dar Meer bis tief zum Grunde, Daß au'» Land es seine Perlen trage.

klaffe» muß de» Berge» «ffnr Wunde,

Daß sei» Goldgehalt ersteh' zu Tage:

Duukl« Stunden müssen offenbare».

Was ein Herz de» Großen bringt und Klare».

hsimgeftmden.

Roselle von Maria Harling.

(Schluß.) (Nachdruck verboten.)

Was aber nun beginnen? Der brausende Beifall der Gesellschaft, der sie noch vor einer Stunde mit Entzücken erfüllt haben würde, läßt sie nun kalt. Was soll er ihr noch, kann er ihr doch die Erfüllung ihrer Wünsche nicht bringen.

Elfriede hat nicht gesehen, daß vor wenigen Sekunden der schlanke, blonde Mann, der unter der Portiere lehnte und mit solch tiefer Ergriffenheit ihrem Gesang lauschte, durch dieselbe Glastür getreten ist, ebenfalls von dem Bedürfnis nach Einsamkeit erfüllt, erfüllt auch von der bangen Frage:Darf ich die Seele dieser gott­begnadeten Künstlerin für mich allein fordern, begehe ich nicht ein Verbrechen an der Menschheit, - wenn ich ihr diesen Stern vorenthalte?" Teilen aber mit der Well, das kann er nicht, entweder alles oder nichts.

Hinter einem hohen Granatbaum verborgen, sieht er Elfriede eintreten, er sieht den gequälten Ausdruck tu ihrem Gesicht, und im selben Augenblick weiß er: W- friede würde unglücklich, tod unglücklich als Sängerin, stß ist für die große Welt nicht geschussen.

^Elsriede, mein Elfenkind!"

sche Delegiert» lehnte es rnnvweg av, dem Ansinnen Stinnes stattznqeben. Darauf erwiderte Strn- nes: Wie Sie wollen. Weiter richtete Stinnes an dre französischen Delegierten die Bitte, den ausgewre- senen Ingenieuren und Vorarbeitern, dre zur Instandsetzung der Fabriken und Bergwerke unent­behrlich seien, die Rückkehr in das Ruhr gebiet zu gestatten. Ter französische Delegierte Wader-- sprach auch dieser Forderung und erklärte, daß ferne Regierung zu gegebener Zeit die geeigneten Maßnah­men ins Auge fassen werde. Ferner hat Stinnes ver­langt, daß die Besetzung der Fabriken, Kokereren sowie der Bergwerke ein Ende nehmen müsse, da sie unter der Leitung ansgebildeter Sachverständrger j einen größeren Ertrag als im gegenwärtigen Augen- f blick abwerfen würden. Die Forderung wurde wie die vorherigen abgelehnt unter Hinweis darauf, » daß die Bergwerke und Fabriken in der Hand Frank- ! reichs in der Hauptsache als Pfänder aufgefaßt wer- , den, die für die Erfüllung der Bedingungen zur Wie- i Herausnahme der Arbeit haften. Stinnes stellte noch eine andere Frage: Können Sie mir Geldvorschüsse zur Wiederbelebung unserer Industrie machen? Ter französische Delegierte gab darauf' sehr deutlich zu verstehen, daß die deutschen Industriellen sich Geld­mittel von anderer Seite und nicht von Frankreich beschaffen mögen, da die Franzosen in das Ruhrgebiet singerückt seien, um bezahlt zu werden. Stinnes führte zur Erwiderung ans, daß, wenn das Ausland nicht sofort Zeuge einer französisch-deutschen Verständigung werde, er nicht mit seinen Anleiheplänen zu Wege komme, und persönlich soeben mit seinen Anletheplä­nen in Amerika einen Mißerfolg erlitten habe. Ter französische Bevollmächtigte legte Stinnes nahe, in Deutschland selbst nach finanziellen Zuschüssen sich um­zusehen. Zum Schluß der Unterredung erklärte Stin­nes. daß er sich zur Berichterstattung nach Berlin begebe, und er bat, durch die Vermittlung des Direktors der Kohlenshndikate die Verbindung mit dem franzö­sischen Delegierten aufrecht zu erhalten. Auch das wurde abgelehnt.

Forderungen der Rnhrindnstrielle» an die Regierung Berlin, 9. Okt. DerVoss. Ztg." zufolge hat die von Hugo Stinnes geführte Gruppe der Ruhrindustrieb- len hetzt der Reichsregierung zehn Forde­rungen und Fragen überreicht. Sie verlangt u. a. Ersatz der seit der Ruhrbesetzung weggenomme­nen Kohlen, sowie Ersatz der seit der Ruhrbesetzung zwangsweise erhobenen Kohlensteuer, Beseitigung der Kohlensteuer für das Ruhrgebiet, Sicherung der Ver­fügung über alle künftig zu liefernden Entschädigungs­kohlen, bevorzugte Belieferung des besetzten Gebietes mit Rohstoffen und Lebensmitteln, Aufhebung des Koh­lenkommissariats und der staatlichen Verteilungsor­gane für Kohlen im besetzten Gebiet, Ermächtigung der Kommission der Industriellen, die Verhandlun­gen mit der Besatzungsbehörde weiterzuführen. Ferner wird an die Reichsregierung die Frage gerichtet, wie die Industriellen sich zu der Regie bahn stellen - sollen und wie die Reichsregierung sich zu der Schaf- f fung einer Eisenbahnbetriebsgesellschaft, an der das ! Rheinland, Frankreich und die Industrie beteiligt sind, stellt. Schließlich wird die Reichsregierung gefragt, ob sie bereit sei, die Industriellen bei der Durchfüh­rung ihrer Forderungen nach Verlängerung der Arbeitszeit auf 8Vs Stunden unter Tage und 10 Stunden über Tage und nach Aufhebung sämtlicher. Entmobilmachungsverordnungen zu unterstützen. Die Industriellen haben um Antwort bis Dienstag mit­tag ersucht.

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Direkte Verhandlungen.

Berlin, 9. Okt. Die deutsche Regierung hat die deutsche Botschaft in Paris und die Ge­sandtschaft in Brüssel angewiesen, bei der fran­zösischen und belgischen Regierung vorstellig zu wer- den und direkte Verhandlungen über die Frage der Wiederaufnahme der Arbeit im besetzten Gebiet zu empfehlen. Gleichzeitig sind auch die deutschen Botschafter in London und Rom ange­wiesen, über diese Frage Besprechungen einzuleiten. Die englische Regierung dürfte wesentlich andere Maß­nahmen im englisch besetzten Gebiet treffen als die Franzosen und Belgier. Schon jetzt machen sich im englisch besetzten Gebiet wesentliche Erleichterungen bemerkbar.

' Wiederaufnahme der interalliierten Koutrockktz.

Berlin, 9. Okt. Eine neue Note der Botschasterkovko» renz über die Wiederaufnahme der Kontra »1» tätigkeit der interalliierten Kommissionen Reichsregierung schon in T>er vorigen Woche auf matischem Wege angekündigt worden. Sie ist nicht eingetroffen, so daß der offizielle WorthMt nicht bckanntgegeben werden konnte.

WM Die Kommunisten im sächsischen Kabinett- MDM

.Berlin» 9. Okt. Wie demVorwärts" aus DWMW gemeldet wird, wird der Kommunist Brandler von der K.P.D.-Zentrale das Finanzministerium und der sächsische kommunistische Landtagsabg. Böttcher dchH Kultministerium übernehmen. Die gemeinsame Sitzun« der Fraktionen der S.P.D. und der K.P.D., in der diZ gemeinsame Regierungserklärung festgestellt werden solW dürfte am Mittwoch stattfinden- Der Lantag wird vov-' aussichtlich am Donnerstag eröffent werden.

Billionenraub ber Franzosen.

Köln, 9. Okt. Wie aus zuverlässiger Quelle der«, lautet, haben die Franzosen am Samstag in Vohwink» von einer D-Zugs-Lokomotive eine große Summe Reichsbanknoten beschlagnahm:t. Nach Angabe d Franzosen soll es sich um ungefähr 300 Billionen M handeln. Die Lokomotive wurde nach' Düsseldorf ge­fahren und der Lokomotivführer zunächst verhaftet. (Inzwischen ist er aber wieder freigelassen worden.* Die Tatsache, daß die Franzosen beim Einlaufen des,zD- Zuges in Vohwinkel sich sofort auf die Lokomotive stürzten und sie durchsuchten, läßt darauf schlipMt, daß sie lange- vorher von einem Spion benMxiMigk waren. _ '

Deutsche -«industrielle in Neühork.

London, 9. Okt. DemDaily Telegraph" zufolge sind Vertreter von Stinnes und andere deutsche

Industrielle in Neuyork eingetroffen in der offenbare« Absicht, amerikanische Kapitalisten für ihre industriel­len Unternehmungen zu interessieren. An der Spitze dieser Persönlichkeiten steht Herr Alfred Pott und Prof. Bosch sowie der Generaldirektor der Badischen Anilin- und Soda-Werke.

Erhöhung ver Fernsprechgebühren. ^ Berlin, 9. Okt. Vom 12. Oktober ab werden die Telegraphen- und Fernsprechgebühren erneut erhöht, ^wohilliche Telegramme werden 16 Millionen Grund- und 8 Millionen Wortgebühr kosten, Ortsgespräche 10 Millionen; andere Gebührensätze erhöhen sich entspre­chend.

Heinz!" Wie ein Schrei nach Hilfe und Rettung löst sich der Name von Elfriedens Lippen und ehe sie weiß, wie ihr geschieht, liegt sie an seiner Brust; seine schlan­ken, weichen Künstlerhände streicheln ihre Wangen. Doch dann kommt Elfrieden die Besinnung zurück, jäh richtet sie sich auf, fast heftig stößt sie den Geliebten zurück.

Heinz, was soll das? Was werden die Menschen denken, wenn sie uns in solcher Stellung sehen?"

Heinz lacht fröhlich', in seinen Augen blitzt der Schalk.'

Was die Menschen denken werden, wenn sie uns sehen? Nun, was sie wohl immer beim Anblick eines glücklichen Brautpaares denken: Sind die beiden zu be­neiden!"

Elfriedens Blick wird finster, in ihren Augen schim­mern Tränen.

Warum verhöhnst Du mich, Heinz, was tat ich Dir» daß Du mir so wehe tun mußt?"

Jetzt wird auch Heinz ernst, vorwurfsvoll blickt er die Geliebte an.

Elfriede, wie finde ich Dich wieder? Ist das mein tapferes Mädchen, das ausgezogen, um den Geliebten zu suchen? War Deine Liebe so klein, oder Dein Ver­trauen so nichtig? Ich hätte mein Vertrauen, meinen Glauben mir nicht erschüttern lassen, nicht eine Sekunde rst mir der Gedanke gekommen:Du könntest Elfriede m den Armen eines Anderen finden." Wie auf eine» Felsen habe ich auf Dich gebaut. Bin ich denn so wenig Demes Vertrauens wert, daß Du mir durch Deinen Zwei­fel so weh tun mußt?"

Elfriede ist totenbleich geworden, aufschluchzend, das Gepcht in ihren Händen bergend, sinkt sie vor Heinz nieder.

bab^"^ vergib mir, s Du weißt nicht, was ich gelitten

hebt die Geliebte empor, mit starkem Arm um­schlangt er sie.

Törrchtes, keines Mädchen. Ja, der Schein mag

gegen mich gewesen sein, mein Herz hat nichts von Un­treue gewußt."

In diesem Augenblick betritt Margret an des Profes­sors Arm den Wintergarten.

Elsriede errötet heiß, als sie Margret sicht, Heinz aber stellt ihr mit lachendem Munde nach ein paar aufklären­den Worten seine Braut vor und Margrets Glückwunsch ist viel zu herzlich, viel zu aufrichtig, um auf verschmähte Liebe schließen zu lassen. -

Nach wenigen Wochen läuten die Glocken im kleinen Heimatdorfe, die Böller krachen und die Fahnen wehen. Der Haidhof ist fast begraben unter Blumen und Kränzen, der alte Schulze sieht wieder ganz jung aus, das Glück seines jüngsten Sohnes hat ihn verjüngt.

Vom bekränzten Dorfkirchlein her naht der Brautzug in Begleitung des Pfarrers, tveißgekleidete Mädchen streuen dem Neuvermählten Paare Blumen.

Im Haidhof soll das Hochzeitsfest gefeiert werden, daß kleine Schulhaus vermag ja die Menge der Gäste nicht zu fassen.

An der Schwelle des Haidhofes steht der Schulze, um das junge Paar willkommen zu heißen.

Als Heinz sein junges Weib mit strahlenden ArtgM über die Schwelle führt, da flüstert er mit einem innigen Blick:Jetzt habe ich ganz und voll heimgefunden durch - Dich, Dp mein guter, treuer Engel. Du warst der Anlaß zu meinem Bilde, das unser Glück begründet hat. Dis- l ses Bild aber soll zum steten Andenken, daran, daß ich ' durch Dich wieder auf die rechte Bahn gekommen bin, einen Ehrenplatz in unserer neuen Heimat haben!" ^

Und wie als Antwort auf diese Worte krachen Äe . Böller, klm gen die Gläser aneinander, jubeln die Gäste, darunter aM Professor Treugott und Makgret mit ihrer Mutter, dem jungen Paare zu. ,

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