jetzt ab mit keiner Krankenkasse einen Vertrag abzuschließen und die kassenärztliche Behandlungaller Versichertenunbedingtabzulehnen. Die Kran­ken werden die Hilfe ihrer Aerzte nach wie vor uneingeschränkt finden, nur ohne die Einmischung einer Kassenverwaltung."

Der Vertreter des.Württemberg. Aerztebundes, Dr. Bok-Stuttgart erklärte Namens dieser Organisation, daß in Württemberg feste Verträge zwischen den Krankenkassenvor­ständen und den Aerzten unter Genehmigung der Regierung bestehen und daß deshalb die württembergischen Aerzte sich dem Kampf nicht anschließen können, jedoch den Kampf der an­deren Kollegen im Reich mit voller Sympathie begleiten.

Der Bauernschreck.

Graz, 27. Okt. Aus der weststeirischen Stadt Voitsberg kommt die Mitteilung, daß Sonntagmorgens kaum 10 Min. außer der Stadt von mehreren Leuten, die zur Kirche nach Voitsberg gingen, ein großes katzenartiges Raubtier, das aus dem Walde kam, gesehen wurde. Einem Bauer, der mit seinem Weibe ging, kam das Tier bis auf 30 Schritte näher und schlug erst eine andere Richtung ein, als mehrere Leute herbei­eilten. Die Bevölkerung geriet in große Aufregung. Nach­mittags veranstalteten Schützen eine Treibjagd. Plötzlich sprang das Tier aus einem Dickicht, durchbrach die Treiber­kette und flüchtete in den Wald. Alle Volksschulen sind wegen der Raubtiergefahr in dieser Gegend geschlossen.

Die Wahlen zur italienischen Kammer.

Am Sonntag sind in Italien die Hauptwahlen zur Kam­mer vollzogen worden, die unter dem neuen allgemeinen Wahlrecht vor sich gehen, das die Wählerzahl mit einem Mafl um fast Millionen auf über 8 LI Millionen gesteigert hat. Wie gemeldet wird, ist der Wahltag, entgegen den Erwartun­gen nach der bisherigen Wahlbewegung, im allgemeinen ohne ernste Vorfälle verlaufen; nur in Ruvo (Provinz Bari) kam es zu Ausschreitungen, bei denen ein 14jähriger Knabe durch Revolverschüsse getötet wurde. Man nimmt an, daß von den 508 Mandaten über etwa 400 entschieden worden ist, die der Regierung günstig sind. Die Stichwahlen sind auf den 7. No­vember festgesetzt.

Kabinettssturz in Spanien.

Das seit der Ermordung Canalejas vom Grafen Ro- manones geführte liberale Kabinett ist gestürzt worden. In der Senatssitzung stellte der Liberale Pulido die Vertrauens­frage für die Regierung, bezw. die liberale Tagesordnung. Sie wurde mit 106 Stimmen gegen 103 abgelehnt. Die Republi­kaner enthielten sich der Abstimmung. Romanones beschloß darauf den Rücktritt. Die Kabinettsbildung wurde vom König dem konservativen Parteiführer Dato angetragen. Das neue Kabinett setzt sich wie folgt zusammen: Vorsitz: Dato; Inneres: Sanchea Guerra; Auswärtiges: Marquis Lena: Krieg: Echague; Marine: Angel Miranda; Finanzen: Bu- gallal; öffentliche Arbeiten: Vadillo; Unterricht: Bergamin; Justiz: Ugarte.

Gerichtrsaal.

Milchpantscher.

Oberndorf, 25. Ott. Das Schöffengericht hat die Holz­hauersehefrau Christine Hermann in Rötenbach wegen Milch­verwässerung zu 30 Geldstrafe und den erheblichen Kosten des Verfahrens verurteilt.

Nürtingen, 26. Okt. Der Milchhändler Hart­mann aus Beuren wurde wegen Fahrlässigkeit vom Schöffengericht zu zehn, seine Frau und seine Schwä­gerin zu je zwanzig Mark Geldstrafe verurteilt, weil sie Milch abgerahmt und gewässert hatten. Fünf Milchproduzenten wurden wegen Milchpantscherei gleichzeitig zu Geldstrafen von 1V30 -K verurteilt.

M.-Gladbach, 28. Ott. In Overhetfeld bei Elmpt wollte im August d. Js. der Ackerer Peter Bongartz einen Raubvogel schießen, kam aber nicht zum Schuß. Er stellte das geladene Gewehr in das Schlafzimmer, wo seine Frau flank darnieder­lag. Sein neunjähriger Sohn spielte später mit dem Gewehr, wobei die ganze Schrotladung der Mutter in den Kopf drang. Die schwer verletzte Frau starb eine Stunde danach. Die hie­sige Strafkammer verurteilte den Ackerer wegen fahrlässiger Tötung zu einem Monat Gefängnis.

Landwirtschaft und Märkte.

Die Hopfenernte in Württemberg.

Nach der zu Anfang Juni d. Js. vorgenommenen An­bauerhebung waren in Württemberg 139 Gemeinden vorhan­den, in denen je mindestens 5 ba mit Hopfen angebaut waren. In diesenHopfengenreinden" betrug die Hopfenfläche insge­samt 3088 tta; davon sind angelegt worden im Jahr 1913 203 lm, im Jahr 1912 167 tm, in früheren Jahren 2718 bs. Nach vorläufigen Schätzungen der Saatenstands- und End­berichts erstatte!, in deren Bezirken dieHopfengemeinden" ge­legen sind, betrug in den 139Hopfengemeinden" der Gesamt­ernteertrag an Hopfen 12 543 dz. d. i. 4,06 dz. von 1 lra, gegen 6,91 dz. im Jahr 1912 und 7,0 dz. im Durchschnitt der 10 Jahre 1902-1911. Der heurige Hopfenertrag ist hinach er­heblich unter einer Mittelernte zurückgeblieben. Die Quali­tätsnotegut" erhielt fls der Ernte. Im Vorjahr erzielten et­was mehr als der Ernte dieser Note, in dem Jahr 1911 mit seiner ausgezeichneten Sommerwitterung nahezu "fl» das Prä­dikatsehr gut" odergut". Der weitaus größte Teil der 1913er Hopfenernte, nämlich 74,6 AI, also nahezu Ai, ist der Qualität nach alsmittel" veranschlagt worden, was in Anbetracht der ungünstigen Witterung des heurigen Sommers immerhin noch als ein befriedigendes Ergebnis bezeichnet wer­den kann. Mit den Qualitätsnotenunter mittel" undge­ring" wurden insgesamt 5,5 A (im Vorjahr 4,8 "/>>) der Hopfenemte erkannt, in dem schlechten Hopfenjahr 1909 mit diesen beiden Noten mehr als fls (20,4 ^). Nimmt man die in denHopfengemeinden" erzielten Hektarerkäge auch für die übrigen Gemeinden des Landes, in denen je weniger als ,5 iia mit Hopfen angebaut sind, als maßgebend an, so ergibt sich für die gesamte Hopfenanbaufläche von 3329 t>3 nach den Mitteilungen des Statistischen Landesamts ein Gesamtertrag von 13 578 dz. gegen 22 643 dz. im Jahr 1912 und 32 739 dz. im Durchschnitt der 10 Jahre 1902-1911, wobei zu beachten ist, daß die Hopfenfläche im Durchschnitt 1902-11 4687 ka, im Jahr 1913 aber, wie oben angegeben, nur noch 3329 ka betrug.

Der Saatenstand in Württemberg. Die im letz­ten Drittel des Monats August eingetretene warme und trockene Witterung, die nach den zwei vorausge­gangenen regenreichen Wochen hochwillkommen war, setzte sich auch in den ersten Tagen des Monats September fort. Vom 4. bis 23. September herrschte veränderliches Wetter; die letzte Septemberwoche aber brachte wieder trockene und beständige, tags­über warme Witterung, während die Nächte kühl wa­ren. Die Einerntung des Getreides ist nun einschließ­lich des Habers, der Heuer vielfach sehr verspätet zur Reife kam, fast überall beendet. Nur in einigen be­sonders rauhen Gegenden ist die Einheimsung noch nicht ganz beendet; doch haben auch dort die letzten Tage die Erntearbeit sehr gefördert. Allenthalben hat das Getreide Heuer sowohl quantitativ wie quali­tativ einen recht guten Ertrag gegeben. Die Einbringung der Kartoffeln ist in vollem Gange und in den milderen Gegenden sind sie zumeist be­reits eingeerntet. Der Ertrag der Kartoffeln, die unter der nassen Witterung des heurigen Sommers vielfach notgelitten haben, ist sehr verschieden, je nach Bodenbeschaffenheit und Sorte. In leichten, sandi­gen Böden sind die Erträge nach Menge und Güte zu­friedenstellend, wogegen sie in schweren undurchlässi­gen Böden weniger befriedigen, namentlich sind in solchen Böden häufig kranke Kartoffeln anzutreffen. Für die Futtergewächse war die Witterung im Mo­nat September außerordentlich günstig. Die Wiesen geben Heuer noch ein drittes Herbstfutter, und in den milderen Gegenden konnte sogar noch ein dritter Grasschnitt in gedörrtem Zustande gewonnen wer­den. Der junge Klee hat sich recht schön entwickelt. Auch die verschiedenen Rübenarten geben reiche Er­träge. Die Bestellung der Herbstsaaten, für die die Witterung ebenfalls recht günstig war, ist in vol­lem Gange. Mehrfach wird über ein starkes, für die jungen Saaten gefährliches Auftreten von Acker­schnecken geklagt.

Stuttgart, 27. Okt. Landesproduktenbörse. Wenn auch das Getreidegeschäft in der abgelaufenen Berichtswoche ruhig verlief, so war doch ein etwas festerer Grundton zu bemerken, da Amerika mit seinem Angebot nicht mehr so dringend war und die Preise um eine Kleinigkeit erhöhte. Die Herbstarbei­ten bei unseren Landwirten sind infolge des günstigen Wet­ters nahezu beendigt. Die Kartoffelernte, die auch einen gro­ßen Einfluß auf den Brotkonsum ausübt, ist im Quantum gut ausgefallen; jedoch wird über die Haltbarkeit einzelner Sorten geklagt. Guter, trockener Landweizen hält seinen Preis, während beregnete, geringere Qualitäten vernachlässigt sind. Zu den billigen Preisen zeigt sich allenthalben doch etwas niehr Kauflust. An der heutigen Börse kamen mehrfach Ab­schlüsse, sowohl in einheimischer Ware, als auch in gutem rus­sischem und amerikanischem Weizen zustande. Wir notieren:

Weizen württ.

19.50 bis 20.50

fränk.

20.

21.

bayr.

20.50

21.50

Ulka

22.25

23.25

Saxonska

22.75

23.25

., Azima

22.

22.50

Kansas II 22.76

23.25

Manitoba I 22.50

23.

Dinkel neu

13.

14.

Roggen, neu

16.75

17.50

Gerste, württ.

16.

18.

Gerste, Pfälzer

19.25

19.75

Tauber

17.50

18.

fränk.

17.50

18.25

Futtergerste

13.25

14

Safer, württ., neu

15.

17.50

Mais, Laplata

15.

15.25

mit Sack, Kasse 1°/

o Skonto.

(Württ. Marken)

Tafelgries

32.75

33.75

Mehl 0

32.75

33.75

1

31.75

32.25

2

30.75

31.25

3

29.25

30.25

4

25.75

26.75

(netto Kasse

Kleie

8.50

9.

ohne Sack)

Neuenbürg, 25. Okt. Dem heutigen Schweinemartt waren 16 Stück Milchschweine zugeführt. Für das Paar wurden 3237 bezahlt. Handel lebhaft.

Pforzheim, 25. Ott. Der heutige Schweinemartt war befahren mit 103 Ferkeln und 2 Läuferschweinen. Verkauft wurden 80 Ferkel zum Preise von 3744 Mark das Paar.

Sprschsaal.

Bad Liebenzell. Auf den Artikel in Nr. 251 des Calwer Tagblatts möchte ich dem verkappten Einsender, der vermutlich Mitglied des K.- u. M.-V. ist, noch kurz erwidern: Wenn der Einsender glaubt, ganz lokale Sachen müssen an die Öffent­lichkeit gezerrt werden, so will ich ihm die Freude lassen. Daß der ausgestreute Samen jetzt schon böse Frucht getragen hat, ist mir zu gut bekannt. Dies mein letztes Wort in dieser Angelegenheit. K. ll. (Auch wir schließen jetzt die Ausein­andersetzungen. Weitere Einsendungen in dieser Sache müß­ten in den Anzeigenteil verwiesen werden. D. Redaktion.)

Familien - Register.

Todesfälle. Stuttgart: Wilh. Roser geb. Metzger, 85 I. Marie Meyer, Witwe 58 I. Frauenzimmern: Friedrich Hofmann, Staats- und Polizeidiener, 71 I. Marbach: Gottlieb Thumm, 55 I. Unterjesingen: Wilh. Röcker, Mühlebesttzer, 69 I. Kirchensall: Kath. Salm geb. Schön­hut, 80 I. Appensee: Joh. Weller, Schäfer. Kirch- heim u. T.: Kath. Kahle geb. Blank, 67 I. Florenz: Gustav Freiherr von Liebenstein, Geh. Oberregierungsrat a. D., K. Preuß. Rittmeister der Landwehrkavallerie a. D., 59 I.

VLchertifch.

Große Modenwelt" mit Fächervignette (man achte ge­nau auf den Titel!) zu 1 vierteljährlich, (wofür 6 Num­mern geliefert werden). Sämtliche Buchhandlungen und Postanstalten nehmen Bestellungen entgegen. Probenummern bei ersteren und durch den Verlag John. Henry Schwerin G. m. b. H., Berlin W. 57.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Amtliche und Privatanzeigen.

Stadtgemeinde Calw.

Diejenigen Einwohner, welche das Bürgerrecht nicht besitzen und bei der heurigen Gemeinderatswahl wählen möchten, wollen ihre

Gesuche m Ausnahme i» Hw GemeMdebörgemchl

bis spätestens 3. November ds. Js., beim Stadtschultheißenamt schrift­lich oder mündlich einreichen.

Calw, den 27. Oktober 1913.

Stadtschultheißenamt:

Conz.

Mevberger StelligW-eil-Velli» CM.

Bei genügender Beteiligung Beginn eines Anfängerkurses. An demselben können sich auch Damen beteiligen. Unterrichtsleiter Herr Kaufmann Erh. Kern. Anmeldungen sind zu richten an Kaufmann

Der Vorstand.

Mhrnis-VersteigerW.

Aus dem Nachlaß der -st Barb. Dingler Witwe verkauft Unter- zeichnet« am Freitag de» 31. Okt., nachmittags von 2 Uhr an in der Nonnengasse im Hause der Frau Heugle Witwe folgendes:

Bücher, Franenkleider, 1 vollständiges gutes Bett» Leinwand, Küchengeschirr, Schreinwerk, 1 Kleiderkasten» 1 Waschkommode, 1 Küchekasten, 1 Tisch» Stühle» 1 Koffer, sowie allgem. Hansrat.

Liebhaber sind eingeladen.

Stadtinventierer Kolb.

Am Mittwoch» den 29. ds.» habe ich in meinen Stallungen in Wildberg ausnahmsweis

zrche LWrschml«

zum Verkauf. Die letzten für 1913. Zahlbar I.März 1914.

Johannes Dengler, Schweinehändler.

Rotfelden.

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das fleißig und ehrlich ist. bei gutem Lohn und guter Behandlung.

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Ziehung heute 28. Oktober.

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