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Vor der Kapitulalron.
Es ist ein müßiger Wortstreit, ja eine törichte Wortklauberei, wenn man die neuesten Entschlüsse der Reichsregierung nicht mit dem rechten Namen bezeichnet. Man Hat in Berlin beschlossen, den passivenWi- der st and an der Ruhr preiszugeben. Aus zwingenden Gründen. Nach dem „Berliner Tageblatt" soll der Ruhrkampf in der letzten Woche noch dreitausend Billionen Papiermark gekostet haben. Also um der finanziellen Erschöpfung des Reiches, dem vollständigen Ruin der deutschen Finanzen zu entgehen. Der passive Widerstand wiro bei solchen Aufwendungen zu einer Waffe gegen das ganze Volk. Somit soll demnach die Kapitulation der unvermeidliche Schluß sein, den die politischen Parteien des Nuhrgebiets mit Ausnahme der Deutschnationalen billigten. Auch die Ver- i' treter der Wirtschaft und der Beruss'stände. Nach mehr' als 9 Monaten Rnhrkampf stehen wir also am Ende einer .Periode, die uns eine so schwere Niederlage brachte wie der verlorene Krieg.
Die Franzosen nennen dieses Ereignis — und sie haben diese Forderung schon vor Monaten gestellt — Kapitulation, mit dem Recht des Siegers. Wir aber als die Unterlegenen dürfen uns nicht durch allerlei Gerede täuschen lassen. Man bezeichnete die Aufgabe des passiven Widerstands bisher gerne als eine Frage der Taktik, als eine Maßnahme, um die Rückkehr zur Produktion und zu Verhandlungen mit Frankreich einzuleiten. Auf letzteren Punkten ist in der Hauptsache als den Folgen dieses Schrittes das Schwergewicht. Der Uebergang zur Arbeit an der Ruhr wird schwer, sehr schwer sein. Schon deshalb, weil der Franzose die Herrschaft an der Ruhr behält. Und dann, weil auch die zu erwartenden Verhandlungen mir Frankreich uns, darüber dürfen wir uns nach Poincares Reden nicht Illusionen hingeben, Enttäuschungen bringen werden. Selbst der Reichskanzler warnt vor Illusionen. Es fragt sich nur, ob tvir in diesen Verhandlungen, man könnte sie auch Kapitula- . tionsverhandlungen nennen, die nationale Ehre retten werden. Stresemann erklärt, daß er unter ehrlose Zumutungen seinen Namen nicht setzen werde. Um was handelt es sich dabei? Vor allem um eine Amnestie für die von französischen Gerichten verurteilten deutschen Männer und Frauen, um das Schicksal der Vertriebenen und Ansgewiesenen. Die Regierung wird mit ganzer Kraft für diese Opfer des unglücklichen Ruhrkampfes ern- treten. Poincare hat aber zum Voraus alle Vorbedingungen für Verhandlungen abgelehnt. So gibt es also in der Tat an der Ruhr eine Kapitulation auf Gnade und Ungnade.
Die Konferenzen in Berlin irr diesen Tagen werden nur noch die geplanten Entschlüsse der Reichsregicrung zu billigen oder zu verwerfen haben und über die Form, in Rer die Kapitulation ausgesprochen werden soll, entscheiden. Nochmals sei betont, daß wir durch die Preisgabe des passiven Widerstands, wie man regierungsseitig erklärt, nur die Taktik des Kampfes ändern wollen. Wir halten diese Darstellung für unrichtig insofern: Wir müssen restlos kapitulieren und können nur hoffen, durch Verhandlungen Milderungen zu erreichen. Aber „kämpfen" können wir nicht mehr, nachdem wir kapituliert haben. Poincare hat es mehr als tausendmal in den letzten Monaten gesagt: bedingungslose Unterwerfung. Man soll dem deutschen Volk nicht wie 1918 Selbsttäuschung einreden. Denn alles, was nachkommt, ist in die Hand Frankreichs gegeben.
Auch die Drohung Stresemanns, daß er seinen Namen nicht unter ehrlose Bedingungen setze, wird auf Poincare nicht wirken. Ein Regierungswechsel in, Deutschland würde nur Frankreichs Forderungen verstärken und der Aussicht auf Erfüllung seiner politischen Ziele Vorschub Wien. Wer A sagt, muß auch B sagen.
Diese furchtbare Entscheidung in der Kapitulation an her Ruhr hat für das Reich, die Innenpolitik und die Parteien 'die schwersten Folgen. Eine Zeit schwerster Prüfung steht für Deutschland bevor. Die Beschlüsse der Regierung bedürfen noch der Zustimmung der gewählten Vertreter des Volkes. Die Parteien haben noch nicht Stellung zur Lage genommen, die Ministerpräsidenten der Länder werden erst dieser Tage ihr Urteil abgeben. Denn die Hauptsache bleibt, daß mit der Kapitulation an der Ruhr auch das Nachgeben in den kommenden Verhandlungen mit Frankreich Ipruchreij wird. Es lall dabei eine endgültige Lösuna.
der Reparationsfrage herbeigesührt werden. Daß dies nur bei weitgehendstem Nachgeben Deutschlands möglich ist. erkennt man aus der Einstellung der französischen Politik. So lautet eigentlich die letzte Entscheidung: Kapi- j tulation oder Bruch mit Frankreich. Diesen i Bruch sehen die Deutschnationalen kommen, weil sie die z Preisgabe des passiven Widerstands für den Anfang der Auflösung des Reiches halten. Die vaterländischen Verbände würden die militärische Diktatur erstreben, wenn bedingungslos kapituliert würde — so sagt man. Sie sehen nur in einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Frankreich als letztem Mittel die Rettung vor dem Untergang des deutschen Volkes. Beharrt Poincare bei den 16 Forderungen seines Gelbbuches, in denen die deutsche Kapitulation auch in der Reparationsfrage verlangt ist, dann werden die bürgerlichen Parteien, namentlich auch die des Reichskanzlers, nur ein Unannehmbar haben können. Die Entscheidung über die Kapitulation an der Ruhr ist deshalb bitter schwer, eine Schicksalsfrage des deutschen Volkes. In Südbayern droht man, sich vom Reich zu lösen. In den Rheinlanden arbeiten die Sonderbündler mit Hochdruck, um die Rheinische Republik zu schaffen. Gelingt es nicht, bei der Kapitulation die nationale Ehre zu währen, so stehen wir vor Ereignissen, die wir heute nicht abschen können.
l Die Vollmacht für die Regierung.
Berlin, 2S. Sept. Bei der Besprechung der Ministerpräsidenten der deutschen Länder mit dem ReichStabinett «der die Frage der Stillegung des passiven Widerstands brachten nach einer Darlegung des Reichskanzlers die Vertreter der Länder ihre Auffassung zum Ausdruck. Es ergab sich vollständige Uebereinstimmnng darüber, daß der Passive Widerstand aus innerpolitischen und vor allem aus finanziellen Gründen abgebrochen werden m»ß. E—<o war man übereinstimmend -er-Ansicht, daß es Absicht und Aufgabe der Reichsregierung sei, den Abbruch -es passiven Widerstands in einer der Würde und Ehre des deutschen Volkes entsprechenden Weise vorzunehmcn. Gegenüber etwaigen Versuchen, die Einheit des Reichs anzutasten, erklärten alle Verantwortlichen Leiter der deutschen Länder ihren festen Willen, die Einheit des Reichs als unantastbares Gut der Nation zn bewahren und zu verteidigen.
Nun haben auch die Ministerpräsidenten der Länder ihre Zustimmung zum Abbruch des passiven Widerstands gegeben. Natürlich soll er erfolgen in „einxr der Würde und Ehre des deutschen Volkes entsprechenden Weise". Das soll heißen, daß man von Frankreich hofft, daß es die Kerker öffnet und den Vertriebenen Heimat und Beruf öffnet. Und doch hat der Kanzler in einer andern Konferenz gesagt, daß „irgend welche feste Zusicherungen seitens der Gegner nicht gegeben seien". So bleibt es also bei der Kapitulation auf Gnade und Ungnade. Die Verhandlungen der Regierung mit. den Vertretern der Parteien haben ergeben, daß die Politik des Kabinetts auch im Reichstag eine große Mehrheit finden wird. Am Mittwoch wird der Kanzler im Auswärtigen Ausschuß die ganze Entwicklung ^er letzten Wochen und die weiteren Absichten des Kabinetts dar- . legen. Ta diese Sitzung wohl längere Zeit in Anspruch nehmen wird, wird das Plenum des Reichstags erst am Donnerstag zusammentreten.
Der passive Widerstand ist also völlig ergebnislos ge- bliebep und hat die Gegner nicht einmal zum Verhandeln gebracht. Wieder legen wir die Waffen weg. Und wieder hört man das Schlagwort von der „zwangsläufigen Entwicklung". Es wird über die neue Niederlage nicht hinweghelfen. Wir gleiten auf der schiefen Ebene immer tiefer. Tie Anzeichen innerer Zersetzung mehren sich. Hat sich doch in Nordbayern die eigene Partei des Reichskanzlers von der Reichspartei losgesagt und haben die Werliner Sozialdemokraten unter Einfluß des sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Zeigner bereits Stellung gegen die Große Koalition in der Reichsregicrung genommen, wenn sie auch der Kapitulation an der Ruhr zustimmen.
Mit einem „aktiven" Widerstand und einem „Bruch" mit Frankreich, wie er von der Rechten gefordert wird, ist natürlich bei der innerpolitischen Zerrissenheit und der Ohnmacht Deutschlands nichts zu machen. In wenig Dagen wird man klar sehen, wohin das Reichsschiff i 'treibt. ^
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Pariser Jubel.
Paris, 25. Sept. Pertinax stellt im „Echo de Paris" fest, daß die Vorgänge von 1923 sich genau so zugetragen haben, wie 1918, mit dem Unterschied, daß Deutschland jetzt eine entscheidendere Niederlage als vor 5 Jahren erlitten habe. Es handle sich jetzt darum, ob die Regierung Stresemann, die die Verantwortung für die Einstellung des passiven Widerstandes auf sich genommen hat, sich auch weiter werde halten können und ob Frankreich mit dieser Regierung über die Reparationsfrage werde verhandeln können. Pertinax zweifelt nicht im geringsten daran, daß der Gesinnungswechsel des Berliner Kabinetts Un- ruhen im Reich zur Folge haben werden. — Der Berliner Korrespondent der „Daily Mail" erklärt in sehr bestimmter Weise, daß Stresemann angesichts der. immer stärker werdenden Opposition seine Demission erbitten werde.
SLeues vom Lage.
Protest gegen die Besetzung des Mannheimer Schlosses.
Berlin, 25. Sept. Die deutsche Botschaft in Paris ! ist beauftragt worden, gegen die Besetzung des Schlos- j ses in Mannheim durch französische Truppen bei der s französischen Regierung schärfste Verwahrung einzu-^
? legen.
s Nicht Bodenmark, sondern „Nenmark".
Berlin, 25. Sept. Die Beratungen über die Wgh-' rungsreform haben einige Aenderungen an dem bisher bekannt gewordenen Entwurf ergeben. So wird die Bezeichnung des neuen Geldes nicht Bodenmark, sondern „Neumark" lauten. Das Kapitak der Währungsbank wird 3,2 Milliarden, statt wie bisher vorgesehen 2,4 Milliarden betragen. Wesentlich ist auch, daß die Wäbrnngsbank nicht nur mit dem Reich, sondern auch mit der Rsichsbank bankmäßig^ Geschäfte eingshen darf und zwar in der Form, daß die Reichsbank die von der Wirtschaft bei ihr zur Diskontierung eingereichten Wechsel bei der Währungsbank rediskontieren kann. Eine weitere Aendsrung besteht darin, daß das Kapital der Grundschuld nicht mit KM sondern mit 6 Prozent zu verzinsen ist.
Nene Verkchrssperre ab 1. Oktober. Ludwigshafcn, 25. Sept. Wie die Franzosen durch Anschlag bekanntgeben, tritt Montag, 1. Oktober ern« neue Verkehrssperre zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet in Kraft, lieber den Grund und dre Ausdehnung der Sperre ist noch nichts Näheres bekannt.
Fortdauer der Erwerbslosen-Unruhen in Dresden. Dresden, 25. Sept. Die Erwerbslosennnruhen dauerten am Montag den ganzen Tag über an. Es kam vielfach zu Zusammenstößen mit der Polizei. Dre Straßen sind von großen Menschenmengen angefüllt.
Fr-igckassen, aber ausgewiesen.
Dortmund, 25. Sept. Dank den Bemühungen des Delegierten des holländischen Roten Kreuzes, Grlde- meister, ist es gelungen, die Freilassung von 138 Arbeitern der Zeche „Viktor" zu erreichen, die von den Franzosen wegen Arbeitsverweigerung verhaftet und ins Gefängnis eingeliefcrt worden waren. Aue 138 Arbeiter wurden ausgewiesen.
Borlänsiger Abschluß des Adria-Konflikts. London, 25. Sept. Nach einer Meldung des „Exchange Telegraph" aus Athen ist der Bericht der Internationalen Untersuchungskommission von Janrna zu dem Schluß gekommen, daß die griechischen Behörden alles getan haben, um die Mörder zu entdecken. Das Dokument ist von ällen Tölegierten der Kom- i Mission, mit Ausnahme des italienischen Delegierten,
^ unter'"''"'net worden. : - -
! Am Donnerstag Reichstag.
! B^'Lin, 25. Sept. Das Reichstagsplenum tritt erst ! am Donnerstag, nachm. 3 Uhr, zusammen. Auf Mitt- ! nachm. 4 Uhr ist der Auswärtige Ausschuß zu einer j L-rtzung zusammenberufen worden.
r Gehorsamspflicht der Behörden «nd Beamten.
M ^5^"' ,25- Sept. Die Reichsregierung hat an alle s Behörden ein Rnndtelegramm folgenden Inhalts erlas- S M: Falle innerer Unruhen haben allEeickMehör-
j dey pnd Reichsbeamten ausschließlich Anordnungen der - Reichsregrerung Folge zu leisten. Etwa erforderlich'« Not- i Verordnungen über ihre Dienstpflicht erläßt der Rcichs- s praudent. '