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AlieuKeig, MorrLsg de» L 7 September.
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Zur Preispolitik
- Mährend mau irr Berlin cm WährungsPlaMn HSMin- Mtert juind zunächst glaubte, als ob es mit technisches Mitteln Möglich sei, der Wähanngszerrüttung EinhÄÜ W tun, vollzieht sich die Flucht aus der substanzloscm Mpierrnark in immer stärkerem Grat«. Alles flüchtet in „Goldmark", ob wohl von Gold Nirgends eine Spur iK Kon allem Anfang an ist au dieser Stelle die Einführung der Goldmarkrechuung, wie sie seit Ende Juli an- gestrebt und nach dem Sturz des Kabinetts Enno regierungsseitig geduldet und befürwortet wurde, bekämpft worden Jetzt erkennt der Produzent wie der Konsument, baß er durch diese Goldmarkrechuung schwer betrogen M denn der eine wie der andere ist nicht mähr imstande zn kaufen oder zu verkaufen. Die unterschiedliche Preisbildung und die verschiedenartige Preisberechnung ist der beste Beweis dafür, daß die Goldmarkrechuung unserer ganzen Finanzgebahrung wie den Einzelexistenzen dW Todesstoß versetzen muß. Wir werden für die nächsten Wochen in der Preisbildung auf Grund dieser Gvld- vechnnng. die in der Tat nicht anderes ist als der Schleier für größten Preiswucher und wildeste Preisanarchie —- ine Schuld dafür trifft nicht einen einzelnen Erwerbsstauö, sondern die verantwortlichen Stellen, daß sie den Unfug nicht unterbanden — unsere blauen Wunder erleben Milkonenpreise für alles Lebensnotwendige führen zur Aushungerung und zur Katastrophe. Da Helfen dann keine Mahnungen der Minister mehr. - Die Revolution des Magens wird so eingeleitet; denn trotz der ungeheueren Steigerungen der Löhne reichen diese nicht hin, das Merkebensnotwendigste zu beschaffen.
Mit Recht hat der Reichswirtschaftsrat festgestellt, daß die Voraussetzung für das Gelingen einer 'Währungsreform die Schaffung von Ordnung in den öffentlichen Haushalten von Rerch, Ländern und Gemeinden ist. Erst also Ordnung der Staatsfinanzen! Allerdings hängt dies bei uns zusammen mit der Reparationsfrage. Und dennoch fehlen die übrigen Merkmale eines geordneten Haushalts: Sparsamkeit, Einteilung und Äusnütznng der Diener. Die Markentwertrmg wird in dem Maße strtschreiten, als die Autorität des Staates zerfällt. Es ht doch in Wirklichkeit so, daß wir Gesetze übergenug haben. Wer es fehlt an der Durchführung dieser. So- Kmge der Staat aber, wie er es jetzt tut, den letzten Mutstropfen von Substanz abzusaugen sucht, ohne glcich- Mig Ordnung zu schassen, so lange ist das verbrauchte Won „Wiederaufbau" leeres GefMvätz.' Wir sind noch gar nicht weit genug unten in der Tiefe. Erst, wenn die Mehrheit des Volles aus der Erkenntnis, daß das Dahin zur Hungerkur mrd Verelendung führt, den Willen hat. etwas Besseres an die jetzige Stelle der Staatsord- Mng zu setzen, ist die Umkehr da. Jedenfalls hat das Parlamentarische System bisher total versagt, auch dann, Venn man die außenpolitische Zwangslage in Rechnung Mt.
, WM sagt man: „Das Spielen mit dem Gedanken M Diktatur könne nur ans politisch unreife Kopse Ein-
Jir werden es erleben in wenigen Wcheu, wenn Hunger und Mot noch anders auftreten, 'rese letzte, vielleicht schlimmste Epoche nicht zu umist, möge sie kommen von welcher Seite sie wolle, n unter der Voraussetzung, daß die parlamenta- Regiernng sich nicht zu Taten aufrafst.
Me Preisbildung, die fetzt in reiner Willkür, nach dem M amerikanischen Börsenleuten festgesetzten Dollarknrs WWssklrttert, selbst dann, wenn der Dollar auch einmal rückgängig ist, führt dazu, daß niemand mehr kaufen Ms. daß die Betriebe^u Grurche ^gehen, daß wir -m astronomischen Zahlen ohne Inhalt kommen. Dar schlimmste >st, daß der Staat dies« Entwicklung durch seine Tarif- Politik milmacht. Wen« man glaubt, wie der Reichs- sinUHsmrister HllseMng sagt, dH es die Hauptsache M. den Staat zu erhalLn, um in den nächsten Wochen Re Außenpolitik aus ein anderes Weife zu bringen, Ulit andern Worten, die Nirhrsrage zu liquidieren, dann Mß nran noch mehr den Mut haben, im ZNtterrr eine piche Ordnung zu schaffen, die es den Staatsbürgern er- Möglicht, das armselige LÄen zn erhcckte». Und um die- sW geht es jetzt in den Städte» bei Tausenden. Schuld daran trägt die Preisbildung und die Gvldmarkrechnnng.
Der spanische Militärputsch. ^
Die Meldungen aus Spanien ergeben ein immer denb-Z licheres Bild von den Gründen und Zielen dieses Militärs Putsches. Die Vermutungen werden immer mehr bestätigt^ daß es sich um eine Bewegung handelt, die einerseits' in gewissen Sonderbestrebnngen der Katalonier, in der, Hauptsache jedoch in jener politischen Einstellung ihren'' Urgrund findet, die man in Italien als Faszismus bezeichnet hat. Von einem Kenner Spaniens wird erklärt, daß die militärische Erregung gegen die Korruption der Geschäftspolitiker und die eingewurzelte Nachlässigkeit der Zivilverwaltung nicht unberechtigt sei. Die Armee sei gut diszipliniert und bilde einen gesunden Körper in einem von Krankheitserscheinungen geplagten Lande. Die jetzige Erhebung sei nicht mit den herkömmlichen Nötigungen zu vergleichen, die die militärischen „Junten", die Geheimbünde spanischer Militärs, auf die Regierung auszuüben pflegten. Die Bewegung sei im Volke wie in der Armee. Es sei nicht verwunderlich, wenn der König, der die Stimmung des Volkes kenne, sich mit dem spanischen „Faszismus" ebenso abfinden werde, wie der König von Italien sich mit dem Faszismus abgefunden habe.
Es handelt sich bei diesem spanischen Militärputsch also tatsächlich um eine Erscheinung, die dem italienischen Faszismussehr ähnlich ist. In fast allen europäischen Ländern war im Laufe des letzten Jahres ein gewisser Ruck nach rechts zu beobachten: außer in Italien auch in England nach dem Sturz Lloyd -Georges, in Frankreich nach dem Rücktritt Briarchs, und auch in Deutschland ist in der letzten Zeit eine gewisse Entwicklung nach rechts zu bemerken gewesen. Diese auffällige Parallele in der politischen Einstellung der europäischen Länder wird sehr wahrscheinlich auf eine gemeinsame politische Grundlage zurückzuführen sein. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß die Industrie all dieser Länder durch den Krieg eine starke Entwicklung und damit einen Zuwachs ihres politischen Einflusses erfahren hat, der sich nun allmählich auch in der Regierung der Länder bemerkbar macht.
Den Führer der spanischen Aufruhrbewegung, Graf Estella, Generalkapitän von Barcelona, erklärte einem Interviewer, daß seine Unternehmung nicht vom Beispiel Mussolinis angeregt worden sei. Sein Urbild sei vielmehr der Marschall Prim. In der Tat, an Ereignissen, wie wir sie jetzt beobachten, ist die neuere spanische Geschichte überreich, Marschall Prim, der Typus des militärischen Revolutionärs, hat seine große Rolle in den sechziger Jahren gespielt. Er ist dann das Opfer eines Attentates geworden. Ob Graf Estella eine so starke Persönlichkeit ist wis Prim, steht dahin.
Faszistisches Programm der Mstlitärpartei. !
Paris, 15. Sept. Der Generalkapitän von Barcelona, Marquis d'Estella, hat einem Havasvertreter folgende Erklärungen über den Sinn und die Tragweite der m Barcelona ausgebvochmen Bewegung abgegeben: Die Bewegung zielt auf die Reinigung der Poli tik ab. Ihr Zweck ist, eine strengere Anwendung der Gesetze durchzusetzen, um der Verschwendung ein Ende zu machen, den Schutz der Arbeit zu sichern und die Verantwortlichkeit für den Zusammenbruch in Marokko leidenschaftslos festzustellen. Schließlich werden wir den Wechsel in der Führung des Rifs-Feldzuges verlangen. Wenn unsere Bewegung die Oberhand behält, wird eine neue Politik ausgeführt werden, die eine strenge Unterdrückung der revolutionären, kommunistischen und Soil- derbunds-Machmschaften mit sich bringen wird, soweit diese Gruppen auf ungesetzlichem Wege Vorgehen. Gleicht- zeitig aber werden wir etwas durchführen, was die Politiker niemals zuwege gebracht haben: eine Gesetzgebung mgunsten der Arbeiter und eine Gesetzgebung, die dre
ändeseinheit nicht gefährdet und doch den Provinzen ihre freie Entwicklung gewährleistet.
Es ist Ihr Vorteil.
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Drr Neichsfinauzminrstcr über d e Währirngsfrage.
«erlm, 15. Sept.
Ter amtliche Bericht über die gemeinsame Sitzung des Wirtschafts- und finanzpolitischen Ausschusses des Reichswirtschaftsrat» am vergangenen Mittwoch liegt jetzt vor. Besonders hervorzuheben ist die Rede des Reichssinanzministers Tr. Hilferding. Der Minister betonte, daß der Getreide-, Mehl- und Brotbedars bis 16. Oktober sichergestellt ist. Auch für die Zeit nach dem 16. Oktober sind bereits gewisse Bestände beigebracht. Für die Fett- und Margarineversorgung find Devisen zur Verfügung gestellt, so daß die Hoffnung berechtigt erscheint, auch die Fettzufuhr sicherzustek- len. Tie Finanzlage des Reiches ist eine solche, daß wir andere Ausgaben, als die zur Erhaltung des Reiches notwendigen nicht werden leisten können. Li« bedeutendsten Ausgaben, nämlich die für di« Ruhr,
Ruhrkonflikts muß Wege von beschleunigt geführten Berhan lungen versucht werden. Der Reichsfinanz- ^ minister hofft, die Lage auf dem Devisenmarkt zü! bessern und durch Einschränkung, des, DevisetzhaNSÄN ttnen unnützen Import von der Tevisenseite her zu verhindern. Lurch eine Reihe bestimmter scharfer Vc^- sahmen werde eine bedeutende Einschränkung der Frr» - flation in kurzer Zeit möglich sein. Er verlange eine schnelle Erledigung der Erwerbslosenversicherungsvorlage. Die ganze Erwerbslosenfürsorge dürfte rnchr allein dem Reich auferlegt werden, das nahezu zahlungsunfähig gcworven ist. Auch in den Ländern und Kommunen dürfte die Ausgabewirtschaft nicht mehr so weitergehen. Das einzige Mittel, hier zu einer Aen- derung zu kommen, bestehe darin, daß die Länder und - Kommunen wieder die Verantwortung für ihre Ausgaben erhalten und eigene Steuerquellen haben. Tie schwerste Sorge sei jetzt, wie wir über die nächsten Wochen hinwegkommen und die Existenz des Reiches sichern. Tr. Hilferding sieht Gefahren in einer Zurückhaltung der Ernte, wenn man vielleicht auch psychologisch begehen könne, daß der Landwirt angesichts der schwankenden Währung seine Erzeugnisse zurückhält. Man sollte eine Panikstimmung in der Bevölkerung nicht unterstützen. Solange die Papicrmark gesetzliches Zahlungsmittel bleibe, solange in Papiermark die Steuern erhoben werden, solange sei für die Papiermark ein, wenn auch beengter Zirkulationsradius vorhanden und solange könne eine völlige Entwertung der Papiermark nicht eintreten. Jetzt ist keine Zeit, zu irgend etwas anderem, als dafür zu sorgen, daß der Bürgerkrieg, das Chaos vermieden wird. Wir müssen über diese Zeit hinwegkommen, die wir brauchen, um die außenpolitische Lösung zu finden und werden dann erst die Grundlage haben, auf der eine ersprießliche konsequente Wiederaufbauarbeit möglich ist.
Die Unabhängigkeit der Presse.
Berti», 16. Sept. Der Verein Deutscher ZeitunK- . erleger (Herausgeber der Deutschen Tageszeitungen) e. V. mt sich veranlaßt gesehen, folgende Erklärung aK- uigeben:
In der letzten Zeit ist vielfach und von verschiedenen verbänden der Versuch gemacht worden, unter Andvo- iiing von Boykott und anderen Schädigungen lei einer Weigerung, Zeitungen zur Veröffentlichung wn zum Teil umfangreichen Erklärungen und Artikeln im einseitigen Interesse der betreffenden Verbände zu nötigen. Äuf die gleiche Weise wird versucht, ich Erörterung der Forderungen der Verbände und die freie Kritik einzuschränken oder zu verhindern. Deshalb sieht sich die berufene Vertretung der deutschen Zeitungen zu der Erklärung veranlaßt, daß die Presse nicht die Interessen einzelner Berufsklassen und ihrer Organisationen zu vertreten hat, nelmehr verpflichtet ist, Fragen, wie beispielsweise auch die Besoldungs- und Steuerftagen oder irgendwelche wirtschaftlichen und politischen Forderungen und Resorm- vorschläge nach Maßgabe der Interessen des ganzen Vol°
'es in voller Freiheit zu besprechen, lieber die Aufnahme irgendwelcher Einsendungen müssen allein die zuständigen ind verantwortlichen Leiter der Zeitungen entscheiden,
Sie sich die Freiheit und die Grenze der Kritik lediglich durch ihre publizistische Pflicht und die gegebenen Gesetze bestimmen lassen. Sie würden ihre Pflichten gröb- ich verletzen, wenn sie sich durch Einwirkungsversuche, ie die hier geschilderten irgendwie beeinflussen lassen.
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