Dache aus unbekannter Ursache. Das ganze Hotel mit 80 schön eingerichteten Zimmern und der übrigen Einrichtung ist vollständig vernichtet. Gerettet sind nur die Nebengebäude, das Touristenhaus und die Kirche. Die Fürstin Schönburg, deren Jagdhaus sich in nächster Nähe befindet, sandte ihr Automobil nach Achenkirch um Hilfe. Die Feuerwehren ver­mochten nicht viel zu retten. Der Schaden beträgt t-- Million, die Versicherung erstreckt sich ungefähr auf die doppelte Summe. Am Matterer Mittelgebirge ist gestern nacht der Waldgast­hof Zur Eiche, ein erst in diesem Jahre eröffnter Gasthof, vollständig agbebrannt. Auch hier ist die Ursache des Brandes unbekannt.

Sven Hedin politisiert.

Sven Hedin, der bekannte schwedische Asienreisende, hatte vor einigen Tagen bei einem Regimentsfest in Falun in Schweden eine etwas kriegerische Rede gehalten, in der er unter anderem erklärte, daß Norwegen und Dänemark eine für Schweden so wenig freundliche Politik verfolgten, daß es möglicherweise über kurz oder lang zu einer kriegerischen Aus­einandersetzung kommen werde. Dabei werde es Schweden hoffentlich nicht an einem Steinbock, dem Sieger über die Dä­nen zu Anfang des 18. Jahrhunderts, fehlen. Die Rede hat das größte Aufsehen in Schweden erregt und scheint jetzt weitere Folgen nach sich zu ziehen. Wie ein Telegramm aus Slockholm meldet, hat das Kriegsministerium den Komman­deur des 3. Armeekorps um schnellste Aufklärung über diese Rede ersucht; das Ministerium wünsche den genauen Wortlaut der von Sven Hedin gehaltenen Rede und Auskunft darüber zu erholten, durch wen die Einladung an Sven Hedin zur Teilnahme an dem Regimentsfest ergangen sei. Sven Hedin hat, als er des Sturmes gewahr wurde, den seine Rede in der ganzen skandinavischen Presse entfacht hatte, versucht, seiner Rede eine harmlosere Bedeutung zu geben. Seine Erklärun­gen waren aber derart, daß sie viel mehr einer Bestätigung als einer Milderung seiner Ausführungen gleichkamen.

Serkchtrsaal.

Böblingen, 24. Okt. 4 Milchproduzenten aus Magstadt wurden zu je 25 Geldstrafe und eine jugendliche Produ­zentin zu einem Verweis verurteilt, weil sie total verwässerte Milch als Vollmilch verkauft hatten. Auch die Händlerin erhielt eine Geldstrafe von 10 wegen Fahrlässigkeit. In allen diesen Fällen wurde Urteilsveröffentlichung angeordnet.

Im Rausch.

Heilbronn, 26. Okt. Den eigenen Vater erschlagen hat der 26jährige ledige Schmied Wilhelm Braun in Gochsen O. A. Neckarsulm. Er ist ein versoffener Geselle, der deshalb mit den Seinigen oft in Unfrieden geriet. So hatte er auch am 16. Juni wieder einen Rausch im Gesicht, als er abends heim­kam. Der Vater stellte ihn deshalb zur Rede und gab ihm eine Ohrfeige. Darauf griff der Mustersohn zur Haue und schlug sie seinem Vater zweimal derart über den Kopf, daß zwei Splitter der Schädeldecke ins Gehirn drangen und der Vater vierzehn Tage später starb. Die Geschworenen billigten dem Burschen mildernde Umstände zu, worauf die ganze Sühne für die Tat auf 1 Jahr und drei Monate Gefängnis lautete.

Landwirts «Haft und Märkte.

Freudenstadt, 25. Ott. Der heutige Wochenmartt war sehr gut besucht und mit Vorräten jeder Art reich befahren. Der Handel ging lebhaft, die Butterpreise sanken gegenüber denen der letzten Wochen. Es wurden bezahlt für Butter 95100 H, Kisteneier 2 Stück 17 H frische Eier wurden nicht ange- boten, Trauben 2530 H, Birnen 2025 H, Aepfel 20 I, Kastanien 40 H, Endivien 10 H per Stück, Rotkraut 2025 H per Stück, Filderkraut 12 H per Stück, 1,80 ^ per Ztr. (Zufuhr gut), Kartoffeln 2,803 ^ per Ztr. Bei

Gärtner Benz: Gelbrüben 5 H per Pfund, Rote Rüben 10 L> per Büschel, Sellerie 10 H per Stück, Kopfsalat 3 Stück 10 H, Blumenstöcke 20300 H. Auswärtige Händler: Kohlrabi 56 H, Wirsing 510 H, Rundkraut 6 H je per Stück. Aepfel 1820 H per Pfund; Geßler-Frutenhof: Aepfel 16 bis 18 H per Pfund.

Stuttgart, 25. Ott. Auf dem heutigen Großmartt galten folgende Preise: Aepfel 1428 H, Birnen 1530 H, aus­ländische Trauben 1723 H, ausländische Tomaten 15 H per Pfund. Auf dem Kartoffelgroßmarkt war der Preis für runde 2,502,80 ^ Per Zentner. 100 Stück Filder­kraut kosteten 1014

Wöchentlicher Saatenstandsbericht der Preisberichtsstelle des Deutschen Landwirtschaftsrats. Schönes trockenes Wet­ter begünstigte in der Berichtswoche den Fortgang sämtlicher Feldarbeiten. Im Osten, vorzugsweise in großen Brennerei- Wirtschaften, war man vielfach noch mit dem Aufnehmen der Kartoffeln beschäftigt, doch dürften die letzten Reste in diesen Tagen geborgen werden. Die Futterrüben sind in der Haupt­sache eingeerntet; ihr Ertrag befriedigt. Von den Zuckerrüben befand sich ein Viertel bis die Hälfte noch im Boden. Bei der schönen milden Witterung haben die Rüben in der letzten .Woche noch an Gewicht zugenommen, auch der Zuckergehalt hat sich gebessert. Die Herbstbestellung nähert sich ihrem Ende, meist handelt es sich nur noch um die Aussaat von Weizen auf Rübenland. Die frühen Saaten, die gleichmäßig aufge­gangen sind, haben sich gut bestockt und kommen kräftig in den Winter. Für die später untergebrachten Saaten war das milde Wetter zwar auch von Nutzen, doch wird stellenweise Regen als erwünscht bezeichnet. Sehr zahlreich sind die Klagen über Schneckenfraß, der angerichtete Schaden ist stellenweise so er­heblich, daß mancher Schlag neu bestellt werden muß. Klee und besonders Luzerne haben meist noch guten Bestand, hier und da konnte sogar noch ein Schnitt angenommen werden. Der junge Klee hat sich gut entwickelt, wird aber vielfach durch Mäuse beschädigt. Die Wiesen bieten dem Vieh bei der herr­schenden Witterung immer noch eine gute Herbstweide.

SxreMaal.

Bad Liebenzell. Auf die Erwiderung in Nr. 250 des Blattes. Es ist mir recht angenehm, daß mir der Artikel­schreiberK. H." durch seine Erwiderung Gelegenheit gibt, nochmals die Feder zu ergreifen, um meinem Eingesandt, das offenbar nicht recht verstanden wurde, die richtige Auslegung geben zu können. Der Wahrheit die Ehre zu geben, war nicht nötig, denn der Inhalt meines Schreibens entspricht der Tat­sache. In der Entgegnung wird ja selbst zugegeben, daß die Mitglieder des K.- und Mil.-V. sich an der nationalen Feier schwach beteiligten, auch, daß der Feuerwehrkommandant die Fahne abholte und in die Kirche trug. Daß derselbe die Tat mit Schweif vollbrachte, ist nicht behauptet worden. Fer­ner wird in der Erwiderung nicht widerlegt, daß der streikende Fahnenträger ein Staatsunterbeamter war. Auch kann nicht bestritten werden, daß der Verein einen Beitrag ablehnte; es wäre nur möglich, daß ein solcher erst nachträglich genehmigt wurde. Schließlich sei hier noch ausdrücklich erklärt, und das ist mir heute das Wichtigste, daß die Annahme, als hätte ich dem Staatsangestellten aus persönlichen Gründen einen Hieb versetzen wollen, ganz falsch ist, sondern ich ging davon aus, daß wohl davon gesprochen werden darf, daß es ein vom Staat angestellter Unterbeamter fertig brachte, dieser großen Nationalfeier in so auffälliger Weise fern zu bleiben. Mit meinem Eingesandt hoffe ich keinen giftigen Samen ausge­streut zu haben, meine Zeilen sollten nur bezwecken, daß der­artige Fälle künftig nicht wiederkehren, und ich glaube, es hat gar nichts geschadet, wenn auch die Oeffentlichkeit von dem leidigen Vorkommnis Kenntnis erhielt.

Im Anschluß an die Auseinandersetzungen kommen wir einem Wunsche des Herrn Privatiers Haager gerne nach und stellen fest, daß Herr Haager weder mit der Abfassung noch mit der Einsendung der betr. Artikel etwas zu tun hatte.

Vüchsrtisch.

Von Schwäbischer Scholle.

Der Schwabenkalender, der auf das Jahr 1913 seinen Gang zum erstenmal in die Welt, d. h. in diesem Falle nicht nur die literarische Welt, sondern in vielleicht sämtliche Erdteile, nahm, schickt sich an, zum zweitenmal seine Runde zu machen. Glück auf seinen Weg! Der Verlag von Eugen Salzer in Heilbronn, dem der Gedanke der Herausgabe dieses Schwabenjahrbuchs zu danken ist, der sich um die Verbreitung heimischen Schrifttums in mustergülti­ger Weise seit Jahren mit schönem Erfolg bemüht, hat da wieder ein Meisterwerk geschaffen. Wir sagen nicht: der neue Kalender llbertreffe an Quali­tät des Inhalts seinen älteren Bruder. Das ist nicht wahr, weil es schlechterdings nicht möglich ist; er ist in seinem Wesen bis aufs Tipfelchen hinaus der gleichwertige, prachtvoll geratene Jüngere. Wäh­rend die Monatsbilder im vorigen Jahr alle von Holländer stammten, zeichneten die diesjährigen W. Strich-Chapell, Willy Stahl und E. Wol'fer. Isolde Kurz, Tony Schumacher und ein ganz Neuer: Felix Speidel, steuerten je eine stilistisch famose, in­haltlich blühende, gedankenreiche Erzählung bei, Aufsätze von Stabsarzt Dr. Fritz, Hans Reyhing, Hermann Tafel und Dr. Wildermuth führen in die Gebiete der Kunst (Otto Reiniger), der Wissenschaft (Robert Mayer), der Natur (Maiengang auf der Alb) und die Tätigkeit des Deutschen Roten Kreuzes bei der Tripolis-Expedition ein. Ein reichgewunde­ner Kranz aus dem Blumengarten schwäbischer mo­derner Dichter, unter denen leidenderen Senior in Warmbronn fehlt, ziert und belebt den reichhaltigen Tisch. Etwas, was dem Kalender nach meinem Emp­finden die besondere Note gibt, ihn mit einem Schlage über alle schwäbischen Jahrbücher erhebt, das sind die Jahresübersichten. Die sind alle mit einer Eleganz, Gründlichkeit, einem Tempera­ment, geschrieben, daß sie es wert sind, dereinst für die Geschichtsbücher unsrer Jugend verwertet zu wer­den. Es sind politische, literarische, künstlerische, musi­kalische Essays und solche über das religiöse Leben Schwabens von Namen wie Heust, L. Finckh, Os­wald Kühn, Lic. Dr. Faut u. a., desgl. eine flüssige Abhandlung Güntters über den Schillerverein. Schwäbische Kunst zeigen neben den Monats­bildern die Kunstblätter von Robert v. Haug, Ehr. Landenberger, Anna Schirmer und E. Wolfer. Und das alles zusammen für nur eine einzige Mark! Sauberer, deutlicher Druck zeichnet das Buch aus, das der Verleger dem Grafen Zeppelin als nachträgliche Gabe zum 75. Geburtstag auf den Ge­burtstagstisch legt. Erfreut von der Fülle des Ge­botenen, schrieb mir eine Dame, der ich den Kalender verehrte und die fern von der Heimat lebt:Drau­ßen ist der Kalender noch viel mehr willkommen, und ein rechter Heimatgruß; man kann nur stolz sein, ein Schwabe zu sein," das mag im Blick auf die Schwäbische Scholle" von 1914 wohl stimmen, -ett-

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Als Hans Ringer am nächsten Morgen aus dem Schlafzimmer heraustrat, fiel sein erster Blick auf den Schreibtisch.

Elisabeths Bild lag noch da, wie es hingefallen war. Er stellte es wieder auf und nahm den Brief, den er am Abend vorher geschrieben hatte.

Er hielt ihn in der Hand.

Eine Weile war er unentschlossen. Dann zer­riß er ihn in kleine Fetzen, die er in den Papier­korb warf.

Erst muß ich mit Maria reden!" murmelte er.

Abends gegen sechs Uhr verließ der Assessor sein Bureau.

Er atmete auf, als er merkte, daß der Pfarrer heute nicht auf ihn wartete und machte einen wei­ten Spaziergang.

Es dämmerte schon, als er heimkam.

Als er die Treppe hinaufkam und die Türe öffnete, sah er Maria am Fenster sitzen.

Er schrak zusammen.

Sie werden sich doch nicht wundern, daß ich da bin, Herr Assessor?" begann sie und sah ihn ruhig an.

In der Hand hielt sie Elisabeths Bild.

Ich denke," fuhr sie fort,daß Sie es begreif­lich finden, wenn ich Sie bitte, mir von dieser Dame einiges zu erzählen."

Alles, was er zu sagen gedachte er hatte es ' sich wohl zurecht gelegt schlug sie mit ihren ruhi­gen Worten nieder.

Er setzte sich neben sie und begann zu erzählen.. : Nichts verschwieg er, gar nichts.

Je mehr er von Elisabeth redete, desto mehr er­glühte sein Herz für sie. Aus seinen Worten ging klar hervor, daß er sie liebte.

Als er geendet hatte, sah ihn Maria voll an und sagte:Herr Assessor! Ich kam zu Ihnen gern und, Sie wissen es, ohne viel Ziererei. Ich glaubte, das tun zu können, denn ich dachte mir schon gleich, daß diesem Mädchen hier" sie wies auf Elisa­beths Bild, das sie noch immer in der Hand hielt »Ihr Herz gehört. Das machte mich sicher und un­befangen. Nun weiß ich es: Ich war zu sicher."

Hans Ringer wollte etwas entgegnen; aber sie ließ ihn nicht zu Worte kommen, sondern fuhr rasch fort:

Sagen Sie nichts! Entschuldigen Sie sich nicht! Ich habe ja selbst. . . Doch genug davon! Nur eines, da doch offen geredet sein muß: Liebe habe ich zu Ihnen, trotzdem ich ... das .. . getan, . . . nicht empfunden ..."

Sie schwieg. Tiefe Röte war ihr in die Wangen gestiegen.

Nun sind Sie wohl heute zum letztenmal bei mir gewesen?" fragte der Assessor kleinlaut.

Auch das habe ich mir überlegt!" gab sie zur Antwort.Ich meinte zuerst: Noch eine Aus­sprache, dann Schluß! Aber Sie wohnen hier im Hause. Es wäre nicht recht durchführbar. Und dann: Ihrer vorigen Erzählung und Ihrem kläglichen Ge­sicht, das Sie jetzt machen, nach zu schließen, habe ich künftig nichts mehr zu fürchten. Gestern Abend, das war wohl so eine Art Rausch. So will ich denn einmal" ein feines Lächeln ver­schönte ihr Gesichtrecht großmütig sein und

Ihnen sagen, daß ich trotz des gestrigen Abends

noch manchmal zu Ihnen zu kommen gedenke, frei­lich nicht mehr allein, und wenn Sie wollen, können wir doch gute Freunde bleiben. Sie sehen: ich habe viel Vertrauen zu Ihnen und Sie werden mich so hoffe ich nicht enttäuschen!"

Hans Ringer fühlte das tief Beschämende der Situation, in der er sich jetzt befand.

Es fiel ihm ein, daß er einmal den Plan ge­faßt habe, es auszuprobieren, ob dieses Mädchen eines rein freundschaftlichen und harmlosen Verkehrs fähig sei. In bezug auf sich selbst hatte er nicht den geringsten Zweifel gehegt, und nun hatte es sich her­ausgestellt, daß er sich von blinder Leidenschaft hatte Hinreißen lasten, daß der Gedanke an Elisabeth wohl ihr, aber nicht ihm die notwendige Harmlosig­keit gegeben hatte.

Das alles bedachte er und sagte:Sie beschä­men mich tief! Ich danke Ihnen für Ihr Ver­trauen! Ich will es nie wieder mißbrauchen! Hier

meine Hand darauf!"

Sie faßte seine Hand und reichte ihm dann Elisa­beths Bild.

Er nahm es und von einem plötzlichen inne­ren Drange erfaßt küßte er es vor Marias Augen.

So ist es recht!" rief sie und atmete auf.Und nun wollen wir aber noch von etwas anderem reden. Auch darum habe ich Sie heut erwartet!"

Hans Ringer sah sie fragend an.

Sie haben mir doch einmal erzählt," fuhr sie fort,daß der Pfarrer Meinhart ein großer Freund von alten Chroniken ist."

(Fortsetzung folgt.)