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Amtsblatt für den Bezirk Nagold und für Mensteig Stadt. Allgemeiner Anzeiger für die Bezirke Nagold, Lalm und jreudenstadt

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l Was ein Amerikaner sah.

? Unter den namhaften Amerikanern, die in der letzten Mt die Entschädigungsfrage an Ort und Stelle geprüft Laben, nimmt den ersten Platz der frühere Vertreter «Amerikas in der Rheinlandkommission PierrepontB. «Noyes ein. Er begann seine Studienreise in Paris und mußte dort, wie er jetzt in einer Artikelserie im Londoner jOutlook darlegt, feststellen, daß man sich einbilde, daß Deutschland in kurzer Zeit kapitulieren werde. Von «dieser Meinung ist Noyes schnell und gründlich geheilt worden, als er selber an den Rhein und ins Ruhrgebiet 8kam.Ich habe", schreibt er,mit meinen früheren Kol­legen in der Rheiulandkommission und mit französischen «Kommandanten gesprochen. Ich habe auf der deutschen Reite Großindustrielle, Arbeiterführer, einfache Arbeiter, «Regierungsbeamte, Bürgermeister und Geistliche gefragt. Ach habe über eines vollkommene Klarheit gewonnen: Tie Franzosen sind im Irrtum, wenn sie an «eine baldige Kapitulation Deutschlands Klauben, denn der passive Widerstand nimmt eher zu «als ab. Man kann sogar behaupten, daß die Arbeiter sich heute am entschlossensten zeigen, den Kampf bis zum «Ende auszukämpfen. In Frankreich sagte man mir häufig, daß die Arbeiter nur zu gerne wieder zur Arbeit zurüKehren würden, wenn nur die Berliner Regiemng sie auffordere, den passiven Widerstand einzustellen. Aber mir haben die Arbeiter sowohl wie ihre Führer in ganz Unmißverständlicher Weise klargemacht, daß sie keinerlei Werk für Frankreich tun würden, solange noch ein fran­zösischer Soldat an der Ruhr stände, und diese Haltung ist nnr von allen Seiten bestätigt worden. Ein englischer »Beamter erzählte mir, was ihm ein Lokomotivführer ge­sagt hat, der 45 Jahre im Dienste ist, und den er seit längerer Zeit kennt. Dieser Mann erklärte ihm:Bor ein paar Monaten war ich bereit, den Kampf aufzugeben und für die Franzosen zu arbeiten. Ich habe ein eigenes Mus, ein Stückchen Land, zwei Schweine und ein paar Kühner. Ich weiß, daß man mir das alles nehmen wird, aber ich frage jetzt nichts mehr danach. Ich werde nie­mals für die Franzosen arbeiten, solange sie nicht von der Ruhr Weggehen und uns Deutsche als Menschen be­handeln."

Wie es kommt, daß die Franzosen noch immer auf eine deutsche Kapitulation hoffen, erklärt sich Noyes aus Weisache Weise. Zum ersten sind die Beziehungen Wi­chen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Deutschland und namentlich an der Ruhr so demokratisch entwickelt wor­den, wie man es weder in England noch Amerika kennt, wie es sich ein Franzose überhaupt nicht vorstellen kann, da zwischen Arbeit und Kapital in Frankreich säst gar rein Gemeinschaftsgeist besteht. Tie Arbeiter im Ruhrge­biet sehen ihre Arbeitsstätte ebenso sehr als ihre eigene Angelegenheit an, wie es die Unternehmer tun. Das führt rm jetzigen Falle zu einer Einheitsfront gegen Frankreich, die man dort gar nicht versteht.Tie Fran­zosen haben versucht", fährt Noyes fort,die Kommu­nisten auf ihre Seite zu bringen und es hat ja auch einige kommunistische Unruhen in letzter Zeit gegeben. Aber auch mit den Kommunisten werden die Franzosen ihre Enttäuschung erleben. Ter andere Grund aber, warum die Franzosen sich verrechnen, ist ihre Unfähigkeit, sich in den Geist eines andern Volkes zu versetzen. Sonst hätten ste längst erkennen müssen, daß die Verschärfung ihres Regiments, die Zunabme der Ausweisungen und Be­schlagnahmungen. nur die Wirkung haben konnte, den pas­siven Widerstand zu verstärken. Ein Amerikaner, der in, Egien während der ersten Kriegsjahre mit der Ver­teilung von Liebesgaben an die Bevölkerung beschäftigt war und der in den letzten fünf Monaten die Vorgänge an der Ruhr und im Rheinland beobachtet hat, erklärte nnr:Nichts was die Deutschen in Belgien getan Haben, Hat solch allgemeines Elend unter den einfachen Leuten hervorgerufen, wie das jetzige Verhalten der Franzosen »m besetzten Gebiete." Jedenfalls ist es eine Tatsache, haß die Lage der Arbeiterschaft im besetzten Deutschland ^h m e r mehr der eines kriegerisch unterjochten Volkes sich

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seines Volkes für Frankreich zu erkennen, eine Vorliebe, welche die amerikanischen Berichterstatter verführt, gänz­lich haltlose oder gar entstellte Berichte nach Amerika zu senden.Niemand kann", so schließt Noyes seinen Be­richt,sehen, was ich gesehen habe, und unbewegt bleiben. Es ist alles nur die Bestätigung dessen, was ich vor drei Jahren vorausgesagt habe, falls die Politik Poincares zur Herrschaft käme: Militärische Besetzung ist nichts als Fortsetzung des Krieges. Gewiß sind die Kommuni­sten kein ernsthafter Faktor in der Lage, aber der Kampf zwischen einer entschlossenen fremden Militärmacht und einem zwar waffenlosen, aber ebenso entschlossenen Volk kann sehr leicht zu einer sozialen Katastrophe führen, die ebenso schlimm ist wie die russische, wenn sie ihr auch nicht in allen Punkten gleicht. Es wird gewiß keinm Bolsche­wismus russischer Art in Deutschland geben, aber es kann zu einem solchen Zusammenbruch der sozialen Ordnung kommen, daß Deutschland ruiniert wird und Frank­reich, England und selbst die Vereinigten Staaten schwe­ren Schaden davon haben." ..

Die heimliche Devisenzentrale.

(Von unserem Berliner Mitarbeiter.)

Ein Vergleich der beiden Stützungsaktionen dev Reichs­bank in den Monaten Februar-März und Juni-Juli er­gibt einen auffallenden Unterschied. Damals folgten die «Notierungen der Mark an den Auslandsbörsen der Mark­notierung an der Berliner Börse, heute ergibt sich zwi­schen den Kursen der Berliner Börse und den Auslands­börsen ein recht beträchtlicher Unterschied. Ties beweist in erster Linie, daß Deutschland in der Zwischenzeit an Kreditwürdigkeit im Ausland erheblich eingebüßt hat, und zwar nicht nur in Amerika, sondern auch in den übrigen Hochvalutarischen Ländern der Welt, denn die vorhin erwähnte Kursdifferenz ergibt sich ähnlich wie beim Dol­lar auch beim englischen Pfund, beim holländischen Gul­den und beim Schweizer Franken.

Woher kommt dies trotz einer Reihe von -Tevisenver- vrdnnugen und wirtschaftspolitischer Maßnahmen, die von der deutschen Regierung vorgenommen wurden? Selbstverständlich schätzt das Ausland unsere Widerstands­kraft heute geringer ein, als im Februar-Mräz, wo die Ruhrbesetzung erst 12 Monate dauerte, das Ruhrgebiet also noch teilweise arbeitete, während heute nach einem halben Jahr wüster Zerstörunyspolitik durch die Franzosen und Belgier die komplizierte Maschinerie des Ruhrreviers stillsteht und für die volkswirtschaftliche Leistung und Ertragsfähigkeit fast ausfällt. Ter teil­weise Leerlauf der deutschen Wirtschaft bedingt aber, um dem Volke die Existenzmöglichkeit zu sichern, einen außer­ordentlich hohen, sich immer mehr steigernden Einfuhr­bedarf, dem eine Abnahme der Ausfuhr gegenübersteht. Unter dieser Ausfuhr soll Ausfuhr im weitesten Sinne, nicht nur die Warenausfuhr verstanden werden. Um die Einfuhr zu sichern und zu verbilligen, hat die Reichsregie­rung eine Reche von Devisenvewrdnungen Zerlassen, die in ihrer Gesamtheit nichts anderes als eine wenn auch nur heimliche Tevisenzentrale bedeuten. Voraussetzung einer solchen Zentralisierung des Devisenhandels ist aber, daß die Reichsbank den dringendsten Bedarf an Tevisen- material bestreiten, zum mindeestn die Beträge an frem­den Zahlungsmitteln zur Verfügung stellen kann, die im legalen" Tevisenhandel nicht aufgebracht werden (da nicht genug Material an den Markt kommt), weil der Te- visenfreiverkehr verboten ist. Statt dessen erlebt man schärfste Repartierungen, die wichtigsten Devisen wer­den nur zu 3 bis 5 Prozent zugeteilt. Das bedeutet, daß nur 35 Prozent unserer ausländischen Schulden abge­deckt werden können, ein Vorgang, der unsere Kreditwür­digkeit und das Ansehen des deutschen Kaufmannes in der Welt sicherlich nicht erhöht. Fährt man in dieser Weise fort, so heißt das nicht mehr und nicht weniger, als daß die wichtigsten Rohstoffe und Lebensmittel nur zu 35 Prozent eingeführt werden können. Tie Fol­gen liegen auf der Hand.

' Die außenpolitische Lage ist aber nur ein Grund für hie verfehlte Stützungsaktion. Natürlich kann der Wnfiliche Kurs der Mark nur bestimmte Zeit gehalten ^ werden, das ist klar. Die immanenten Gesetze her Wirt- ^rst lassen sich nicht vergewaltigen. Ebenso selbstver- rdlich ist, Hatz dieser politische Kurs 'der deutschen taluta mit Rücksicht auf unsere innerpolitische und außen­politische Laae möa?ichst^nge_r- wepn auch unter großen

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Poineare als Llrheber der bayerischen Verschwörung.

Nus «der Urteilsbegründung im Fuchs-Prozeß.

i Tie Urteilsbegründung im Münchener Fuchs-Prozeß umfaßt 408 Schreibmaschinenseiten. Zunächst wird der Kinwand der Verteidigung über die vermeintliche Un­zulässigkeit der bayerischen Volksgerichte zurückgewiesen und erklärt, daß sie schon nach dem Gesetz von 1870 recht­lich begründet sind. Das Urkundenmaterial gegen die Be­schuldigten und Angeklagten ist so erdrückend, daß es die Zeugenaussagen völlig entbehrlich mache. Auch die «freiwillig aus dem Leben geschiedenen Angeschuldigten Tr. Kühles und Machhaus seien trotz ihrer hinterlassenen Anschuldsbeteuerungen restlos überführt. Ter franzö­sische Generalstabsmajor Richert wird auf Grund der Zeugenaussagen als Verwandlungskünstler ersten Ran­ges bezeichnet. Tie 100 Millionen erhielt er von dev französischen Regierung, um die Einheit des Deutschen Reiches zu sprengen.

.Richert war eine hochoffizielle Persönlichkeit, der beson­dere Vertraute des französischen Ministerpräsidenten Poincare, des französischen Generalstabes und des Ge­nerals De^onites, des Leiters der Ruhraktion. Der Ur­heber dieses Reichszertrümmerungsprozesses sei somit die französische Staatsregierung und ihr Ministerpräsi­dent Poincare.

Richert habe volle sechs Monate an dem Werk des bayerischen Umsturzes gearbeitet. Erwiesen ist: Die fran­zösische Regierung plante das Unternchmen im engsten zeitlichen Zusammenhang mit der franzö­sischen Ruhraktivn durchzuführen. Tie franzö­sische Rhein- und Ruhr-Armee hatte den Befehl, rm Augenblick des bayerischen Kitsches den Vormarsch von Frankfurt a. M. bis Hof mit der französischen Ruhr- aüion durchMführen, sind tzgd»rch den^Lorden pom dent-

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Opfern gehalten werden sollte. Tarüber kann es keine Meinungsverschiedenheit geben. Das enthebt uns aber nicht der Untersuchung, vb wir Fehler gemacht haben, und ob die Methode der Aktion die richtige war. Tie bisher gehandhabte Methode hat sich als unzulänglich er­wiesen.

Ter Notendruck ist in einer Weise gemacht worden, das; die Mark allmählich ausgehöhlt werden mußte. Das Reich hätte die regulären Einnahmequellen viel Nicker heranziehen müssen, als es geschehen ist. Unsere, Steuer­politik, noch mehr unsere Steuergesetzgebung muß refor­miert werden. Weiterhin mußte Kaufkraft aus dem Markt genommen werden, wenn nicht anders durch eine wertbeständige Anleihe, die in Papiermark einzuzahlen wäre. Tie Namen und Beträge der Anleihezeichner wären zu veröffentlichen. Tie Beamtenbesoldung müßte längst anders geregelt werden (VierteljahrsvoräuszahlungenI). Tie auf diese Weise verringerte Kaufkraft der Bevölkerung hätte andererseits Waren zur Ausfuhr freigegeben, die nunmehr im Jnlande verbraucht werden, uns sonst aber Devisen eingebracht hätten. Je höher der Preis für aus­ländische -Zahlungsmittel, umso mehr ist die Kaufkraft auf dem Jnlandsmarkt einzuschränken. Ueber dzese fun­damentale Tatsache hat man hinweggesehen. Eine andere Unterlassungssünde ist die falsche Kreditpolitik der Retchs- bank. Kreditrestriktionen helfen hier nicht, sie sind oft Ungerecht. Verteuerung des Kredits bei gleicher Unter­sagung der Heraussetzung der Kreditsätze der Prwatban- s ken. ist das einzige Mittel. .

Tie heimliche Devisenzentrale hat nicht das gebracht, sie konnte es auch nicht bringen, was man sich von ihr versprochen hatte. Ms isolierte Maßnahme konnte sie nicht wirken. Sie drosselt unsere notwendige Einfuhr, verschafft den Arbitrageuren in Devisen große Gewinne und der vollkommene Zusammenbruch dieser Einrichtung wird uns in eine Tiefe stürzen, die heute niemand ahnen kann, wenn der politische Himmel sich inzwischen nicht aufhellt. Einstweilen geht die zermalmende Teuerungswelle über unser gequältes Vaterland hin wie eine Springflut. Tie Reichsregierung muß sich zu einem energischen operativen Eingriff entschließen, sonst wird aus der heimlichen Tevisenzentrale eine unheim­liche, der deutschen Valuta droht ein noch viel schwär­zerer Tag als der 18. April es war, über den man srch in der Untersuchungskommission über die Stützungs­aktion im Februar-März immer noch den Kopf zer­bricht.

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