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Allensteig, Donnerstag de« 3l Mai.

Jahrgang ivrs

Der Widersinn des Saarre^^^s.

TieFranks. Zeitung" schreibt u. a.:

Wenn vie maßgebenden Kreise in der Welt noch guten Willens wären, so würde i-- dieser Tagen im Saargebiet nicht geschehen, was geschieht. Am 1. Juni tritt gegen den Widerspruch der ganzen Bevölkerung die Frank en- tvährung m diesem Lande in Kraft, wird (mit anderen Worten) dieses deutsche Land wiederum um ein Stück aus dem deutschen Wirtschaftsleben losgelöst, obwohl es nur als dessen Teil entstanden ist und blühen kann. Und das geschieht kurze Zeit, nachdem die Bergarbeiterschaft des Saarreviers siegreich aus einem Lohnkampf geschritten ist, der die Sinnlosigkeit der Bestimmungen des Ver­sailler Vertrags über das Saargebiet aufgedeckt hat. Tenn der Ausbruch des Saarstreiks hat der Welt gezeigt, daß Frankreich dem Großteil der Saarbevölkerung, der Berg­arbeiterschaft, deren Arbeitsstätte es annektiert hat, keine ausreichende Existenz zu bieten vermag: der Verlauf des Streiks bewies, daß es im zwanzigsten Jahrhundert unmöglich ist, eine große Jndustriebevölkerung in die Sklaverei eines herrschsüchtigen Wirtschaftsimperialis­mus zu beugen, so sehr man es versuchte. Toch läßl Frankreich nicht locker: durch die Einführung des Fran­ken gegen den Willen des Saargebiets will es nunmehr nach dem siegreichen Streik der Bergarbeiter aus anderem Gebiete das unglaubliche Regime-verschärfen, das einen Teil des zivilisiertesten Europas seines sreien Willens beraubt, ans seinen natürlichen Banden heransreißt und den Interessen einer ausbeutenden Fremdmacht völlig nnterordnen will.

Werfen wir einen Blick aus den gigantischen Kamps zurück, den die Bergarbeiterschaft des Saarreviers durch­gekämpft hat, in besten Verlauf die unhaltbare Situation des Saargebiets und seiner Regierungsart so recht klar geworden ist. 70000 deutsche Bergarbeiter haben in einem - beispiellos geschlossenen, völlig ruhigen, vorbild­lichen Kampf von dreieinhalb Monaten Frankreich als Arbeitgeber besiegt. Wie kam es zu diesem Streik?

1920 gewährte der französische Staat den Bergarbeitern einen Schichtlohn von 23 Franken. Doch schon Anfang

1921 zeigte es sich, daß sich der französische Wirtschasts- annerionismus übernommen hatte, daß der französische Markt die Menge der Saarkohlen nicht ausnehmen konnte. Man kürzte den Schichtlohn um vier Franken und führte unbezahlte Feierschichten ein. Doch auch diese Reduzierung genügte nicht: am 1. Dezember 1921 wurde der Lohn um weitere drei Franken auf sechzehn Franken herabge­setzt. Tie Bergarbeiter beugten sich zunächst der Macht. Doch ihr Unmut wuchs. Die Entwertung des Franken schritt fort: der reduzierte Lohn der Saarbergarbeiter aber wurde nicht heraufgesetzt. So kam es dahin, daß An­sang 1923 an der Saar nur die Hälfte des lothringischen Schichtlohns bezahlt wurde Tie deutschen Arbeiter des französischen Staats waren ihm nur den halben Lohn Mt wie die französischen Staatsangehörigen. Dazu kam, daß die fremdländischen Beamten ein rücksichtloses und raffiniertes Prämiensystem einführten, um den Arbeits- fUrag zu leben. In jeder Weise sollte der schwere tvirt- schastliche Fehler der Losreißung des Saarreviers von sei- Mn deutschen Wirtschaftsgebiet auf Kosten der Arbeiter­schaft wiedergutgemacht werden. Ter Bogen wurde über­spannt: die Bergarbeiter kündigten deshalb zum 1. Ja- ^"^ 1923 das Lohnabkommen. Immer noch lehnte die Musische Verwaltung jede Besserstellung der Arbeiter- M>k ab. Erst in letzter Stunde bot sie geringe Zuge­ständnisse an. Tie Erbitterung in der Arbeiterschaft war über ft hoch gestiegen, daß der Streik trotzdem beschlossen wui«, obgleich auch die Gewerkschaftsführer ein vor- tünfiges Einlenken anrieten. Am 5. Februar traten die

g^eute in vollkommener Einigkeit in den Ausstand. Zunächst wurde der Bergwerksverwaltung ein feld­marschmäßig ausgerüstetes großes Militäraufgebot zur Msügung gestellt- Tie Bergarbeiter bewahrten ihre Festigkeit und ließen sich nicht provozieren. Tann stueß hie Regierungskommission am 11. März die berüch- Notverordnung zur Anfrechterhaltung der Ord- ung und Sicherheit im Saargebiet", die die öffentliche ternung völlig knebelte, die der liberale Abgeordnete Z- John Simon im englischen Unterhaus als einen erstaunlichen Mißbrauch legislativer Autorität" s.chnete,nur weit ein gewöhnlicher industrieller Streik die Asquith mit dem Despotismus der N?Eskn Tage in der russischen Geschichte verglich. ^ dadurch ließ sich die BerLarbeiterschaft.nicht ein­

schüchtern. Tie Pariser Presse tobte weiter gegen denPo­litischen" Streik, um neue illegale Anordnungen aus Paris an den französischen Vorsitzenden der Regierungs- kommission zu decken. Ten Streikenden wurde zu bestimm­ten Stunden-der Straßenverkehr verboten, Streikende, die während der Streikzeit auf ihren Aeckern arbeiteten, wur­den durch Militär daraus verjagt. Tann schritt die Re­gierungskommission zu der noch berüchtigteren Verord­nung, die das Streikpostenstchen verbot.

Endlich kümmerte sich ein Teil der Welt um die Leiden dieser Jndustriebevölkerung. Außer dem englischen Unter­haus trat vor allem Branting in Schweden und in Genf für die rechtlos Gewordenen ein. Man stellte fest, daß der Versailler Vertrag zwar die Ausbeutung der Kohlenbergwerke durch Frankreich, aber nicht d.ie der Arbeitskräfte vorsieht, sondern die 1918 bestandenen der Arbeiter ausdrücklich anerkennt. Nunmehr bequemte sich die französische Grubenverwaltung endlich zu Ver­handlungen. Doch noch immer besann sich die Re­gierungskommission nicht auf ihre Pflicht, die Verhand­lungen zu vermitteln. Bis zum letzten Tage des Streiks deckten die Beauftragten des Völkerbunds einseitig die Interessen des Arbeitgebers. Ende April weigerte sich die Verwaltung noch, die 2000 entlassenen Vertrauens­leute einzustellen. Am 12. Mai mußte sie auch darin nachgeben. Ten Bergarbeitern wurde eine Lohnerhöhung

von 3.50 bis 5 Franken bewilligt; die Arbeit wurde am 15. Mai wieder ausgenommen.

Tie Tatsache, daß die Bergarbeiter die Arbeit an dem Tao wieder aufnahmen, an'dem ihnen wenigstens ein Teil ihrer Forderungen bewilligt wurde, zeigt, daß die monatelange Behauptung der französischen Presse von politischen Absichten der Bergarbeiter falsch war. Wie an der Ruhr, so läßt sich auch an der Saar eine freie, hochentwickelte und an soziale Rechte gewöhnte deutsche Arbeiterschaft nicht versklaven. Noch immer sind die Saarbergleute heute viel schlechter bezahlt, als die Lothrin­ger. Wenn die Teuerung im Saargebiet nunmehr durch die sinnlose Einführung der Frankenwährung znw'-s- Läufig ansteigt, werden neue Kämpfe kommen.

Die Garantiefrage.

Berlin, 30. Mai. Auch die Vertreter der deutschen Landwirtschaft haben sich mit der Frage der Sicherheiten für Reparationszahlungen beschäftigt. Darnach erklärt sich die deutsche Landwirtschaft grund­sätzlich bereit, sich an einer Bürgschaftsleistung für das neue deutsche Angebot zu beteiligen. Sie sei' bereit, die gleiche Summe auf sich zu nehmen wie die deutsche Industrie. Die Gewährleistung müßte allerdings von gewissen Voraussetzungen ab­hängig gemacht werden. Dazu gehöre nach außen hin, daß die Entschädigungsfrage eine endgül­tige Lösung findet, nach innen insbesondere, daß sich der Staat jeden Zwangs und möglicher Eingriffe, die die Produktion behindern können, wie z. B. Enteignung, enthält. Tie Land­wirtschaft ist der Auffüllung, daß, wenn sie ihre Kraft in den Dienst der Lösung der Entschädigungsfrage stellt, der Produktion keinerlei Fesseln angelegt werden dürfen, auch jede Zwangswirtschaft fortfallen müsse.

Die führenden Persönlichkeiten der Landwirtschaft begaben sich zum Reichskanzler, dem sie von ihren Beschlüssen Mitteilung machten. Nachdem nun von den 500 Millionen Goldmark, die nach der Berechnung des Reichsverbandes der Industrie als Garantie jähr­lich durch die deutsche Gesamtwirtschaft aufgebracht werden sollen, vierhundert von Industrie und Land­wirtschaft zu gleichen Teilen übernommen worden sind, bleiben noch hundert Millionen, die vom Han­del und der Bankwelt aufgebracht werden sollen. Während die Bürgschaftsleistung bei der Industrie und der Landwirtschaft durch Ausgabe von Goldhhpo- theken erfolgen soll, wird die Heranziehung des Handels und der Banken wahrscheinlich durch die Schaffung von Goldschuldverschreibungen vor sich gehen, da bei diesem Wirtschaftszweig die Ver­hältnisse anders liegen als auf industriellem und land­wirtschaftlichem Gebiet.

Gleichzeitig mit den landwirtschaftlichen Vertretun­gen hat sich auch der Vorstand des Reichsverbands der deutschen Industrie noch einmal mit der Sicherheits- srage beschäftigt, worauf nachmittags eine von etwa 200 bis 250 Mitgliedern besuchte gemeinsame Sitzung des Verbands und de? Hauptausschusses des Ver­bands folgte. Ter Hauptausschuß billigte mit 200 gegen etwa 6 Stimmen die vom Präsidium dem Reichskanzler überreichte Denkschrift.

Die NuhrkrediLe in der französischen Kammern

Paris, 30. Mai. Zu der Kammerdebitte üb:p die Ruhrkredite wird folgend: Darstellung verbrei­tet: Tie Regierung hatte der Finanzkommission der Kammer im Anschluß an die jetzt zur Debatte stehende Gcsetzesvorlage über die Ruhrkredite bis 31. Mai eine weitere Vorlage überreicht, in der die Ausgaben für den Monat Juni vorgesehen sindi Darnach betragen die Ge­samtunkosten für dre Ruhrbesetzung im Monat Juni 35Vs Millionen Francs und für die erste Hälfte des Jahres 1923 zusammen 267 Millionen Francs.

Abg. Flandin billigte das Ruhrunternehmen und empfahl, das Pfand, das man in Händen habe, zu ver­werten etwa durch Verkauf des Ruhrgebiets. Bon radikaler Seite wurde jedoch dieser Plan als undurchführ­bar bezeichnet.

Tardieu trat zwar für die Bewilligung der Kre­dite ein, übter aber Kritik an der Regierung, da sie nicht von Anbeginn der Besetzung an zur Ausbeutung des Ruhrgebrets geschritten sei und gegen Sabotage nicht streng genug vorgehe. Diese Behauptung veranlaßte Po in care, auf die soeben erfolgte Hinrichtung Schla- geters zu verweisen. Weiter übte Tardieu an dem schwäch­lichen Vorgehen der Regierung im Ruhrgebiet heftige Kri­tik und forderte weitere Gewaltmaßnahmen. Tardieu führte weiter aus, die französische Regierung habe jetzt wohl ein politisches Pfand, aber kein produktives Pfand in der Hand. Deutschland müsse eine neue Regie­rung für das Ruhrgcbiet, nämlich die Regierung des Belagernngszusta ndes und des Standrech'ts an­gezeigt werden.

Poincare erwiderte, Tardieu habe verlangt, man hätte im Ruhrgebiet im Mai den Belagerungszustand erklären sollen. Tatsächlich bestehe dieser Belage­rungszustand seit Beginn der Besetzung. Tie Regierung habe es für nützlich gehalten, dies Deutsch­land nicht anders anzuzeften,- als durch das Vorhanden­sein der Tatsachen. Entgegen der Behauptung Tardieus müsse er feststellen, daß die Besetzung des Ruhrgebrets viele Monate hindurch sorgfäkteg vorberei­tet worden sei. Ta die Entwaffnung Deutschlands zum größten Teil durchgeführt sei, habe man nicht nötig gehabt, die Truppenmenge aufznbieten, die Tardieu ver­lange. Würde man das getan haben, so hätte man eine Jphftesklasse mobilmachen müssen, was Hunderte von Millionen Küßen verursacht hätte. Tie militärischen Mit­tel, die man ihm Ruhrgebiet anwende, seien genügend.

Tie Ruhrkredite wurden mit 500 gegen 67 Stimmen gebilligt und die Sitzung wird auf Donnerstag rettagt. Damit hat Poincare das Vertrau­ensvotum und irei Land in der Rubrovitik.

Tie Kammer verhandelte auch über einen Gesetzent­wurf, der die Regierung ermächtigt, der rumänischen Regierung Vorschüsse bis zu 100 Millio­nen Francs zu leisten. Ter Berichterstatter Bä­rin erklärte, es handle sich darum, Rumänien zu ermöglichen, sich zu bewaffnen und für die Mufrechterhaltung des Weltfriedens zu arbeiten. Tie Kommunisten und die Sozialisten erhoben Widerspruch gegen den Entwurf. Tie Sozialisten erklärten, sie würden gegen den Gesetzentwurf stimmen, weil die 100 Millionen dazu bestimmt seien, neue Rüstungen zu schassen. Schließlich wurde der Gesetzentwurf mit 420 gegen 115 Stimmen angenommen.

Die -elgisch-französischen Verhandlungen.

Paris, 30 Mai. Poincare hat dem belgischen Außen­minister Jaspar mitgeteilt, daß er am 6. Juni zur Wiederaufnahme der französisch-belgischen Verhand­lungen in Brüssel cintrcffcn werde.

TerMatin" schreibt über die belgische Denkschrrft: Die Belgier gingen von dem Gedanken aus, daß man jährlich mindestens 2,4 Milliarden Goldmark aus Deutschland ziehen könne, ohne sich der Pfänder Zn entledigen und ohne sich der Täuschung mrt großen internationalen Anleihen hinzugeben. Tie Vorschläge gingen von der Schaffung von Monopolen aus. Deutschland besitze ein Alkoholmonopol, aber die Ge­tränke seien nur mit dem vierten Teil des in Frankreich üblichen Satzes belastet. Der deutsche Zucker sei nur mit acht bis zehn Prozent belastet, während der fran­zösische Zucker eine Last von 13 Prozent trage. In gleicher Weise stehe es mit dem Tabak. Auch die deutsche Industrie habe davon gesprochen, die Enenbahnver- waltung in die Hand zu nehmen, um daraus ein privates Nnternekmcn zu mache», das einen Jahres-