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Nr. 2^2. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk (Lalw._ 88. Jahrgang.

UrschtinungSwtis«: kmol wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OberamtS- tezirk ikaln, für die einspaltige Borgiszeile 10 Psg.. außerhalb desselben 12Pfg., keklamen 2S Psg. Schluß für Jnserarannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S.

Dsnnerrtag, den ^6. Oktober

«ezugsprei«: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.2S oierielgihrltch. Post. bezugSpreiS für den Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bauern und Reich 42 Psg,

Amtliche Bekanntmachungen.

Lurs kür Sattler.

Die Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsichtigt, im November d. Js. einen Kurs für Sattler in der Herstellung englischer Kummete in Stuttgart abzuhalten. Der Kurs wird 2 Wochen dauern. Dabei sind die Kursteilnehmer den gan­zen Tag in Anspruch genommen. Zu dem Kurs werden im Land ansässige selbständige Sattler und ältere Sattlerge- sellcn, in erster Linie solche, welche sich selbständig zu machen im Begriff sind, zugelassen. Für die Teilnahme an dem Kurs wird ein Unterrichtsgeld nicht erhoben. Dagegen haben die Kursteilnehmer die für die Herstellung eines Kummets erforderlichen Materialien für eigene Rechnung zu beschaffen. Solchen Teilnehmern, die nicht in Stuttgart selbst oder in unmittelbarer Nähe von Stuttgart wohnen, können im Fall besonderer Bedürftigkeit Unterstützungen zur Teilnahme am Kurs gereicht werden. Gesuche um solche Unterstützungen sind gleich bei der Anmeldung zum Kurs anzubringen. Da­bei ist die Bedürftigkeit nachzuweisen.

Anmeldungen zur Teilnahme an dem Kurs sind durch Vermittlung der Gemeindebehörden des Wohnorts oder durch Vermittlung des Vorstands einer örtlichen gewerblichen Ver­einigung bis spätestens 1. November 1913 an die K. Zentral­stelle für Gewerbe und Handel in Sruttgart einzureichen. Aus den Anmeldungen sollen ersichtlich sein: Namen, Beruf, Be- russtellung (ob selbständig oder Geselle), Wohnort und Alter der Angemeldeten.

Die gewerblichen Vereinigungen werden ersucht, die ih­nen ungehörigen Sattler auf diese Bekanntmachung in ge­eigneter Weise aufmerksam zu machen.

S t u t t g a r t, den 6. Oktober 1913. Mosthaf

Das Befreiungsjahr und wir.

Am Morgen des 30. Dezembers 1812 Unterzeichnete in einer Mühle bei Tauroggen in Ostpreußen der preußische General Jork einen Vertrag, bei dem er Ehre und Leben aufs Spiel setzte. Selten wohl war einem Offizier eine schwerere Verantwortung auferlegt. Er gehörte mit seinen Truppen zum Heere Napoleons, dessen größter Teil zur selben Zeit in den Eiswüsten Rußlands zugrunde ging. Sein König war dem Eroberer, der Preußen bis zur äußersten Grenze des Er­träglichen knechtete, verpflichtet. Gehorchte Park dieser Pflicht, so hätte er die russischen Truppen, die ihm auf dem Fuße folgten, zurückzuwerfen und den französischen Generälen den Rückzug zu decken. Dann war vielleicht eine Gelegenheit zur Befreiung versäumt, wie sie so günstig nie wiederkehrte. Wagte er dagegen die Auflehnung gegen den eignen Kriegsherrn, öffnete er den Russen die preußische Grenze: dann gab er ein kühnes Zeichen zum allgemeinen Kampf gegen die Fremdherr­schaft. Er wußte, wie heiß im Volke die Begierde darnach brannte, er wußte auch daß der preußische König noch nicht offen sich dazu bekennen konnte: allzu eng war noch die Um­klammerung durch Napoleon, Preußen stand allein, der größere Teil Deutschlands lag in den schmählichen Banden des Rhein­bunds, die Haltung Oesterreichs war zweifelhaft. Dennoch wagte Port seine eigenmächtige Tat, mit der er sein Schicksal an das des Vaterlandes kettete. Am 31. Dezember waren seine Soldaten nfleder in Preußen und begrüßten mit stür­mischer Begeisterung den preußischen Adler. Sie ahnten, daß sie zum letzten Male dem Befehle des Korsen gefolgt waren: mitdemNeujahrsmorgen1813dämmertedie Freiheit. Diese kühne entschlossene Tat war ein Vorbild der Ereignisse, die nun folgten. Nicht aus den Beratungen der Kabinette und Diplomaten, nicht aus den Plänen der Herr­scher, sondern aus dem freien Entschluß tatkräftiger, von heißer Vaterlandsliebe beseelter Männer, die den Willen des Volkes zu dem ihren machten, wurde derheilige Krieg" geboren. Erst als Westpreußen schon in Waffen stand und der Krieg ohne wirkliche Leitung auszubrechcn drohte, erkannte die Re­gierung die Kraft, die im Volke lebte, und gab die Erlaubnis zur Bildung freiwilliger Jägerkorps. Wer nicht mit den Frei­willigen ziehen konnte, spendete das Letzte seiner Habe, das von so vielen unglücklichen Kriegen bitter verarmte Preußen wagte seine äußerste Kraft um der erhofften Freiheit willen. EinVolkskriegwarsindesWortcseigcnstcr

(Bedeutung: keiner des Adels, des Bürgers, !des Bauernallein. Der Bauer hatte eben durch Steins ! große Reformen begonnen, die Luft einer neuen Freiheit nach Jahrhunderten dumpfer Leibeigenschaft zu atmen; auf den ; Schlachtfeldern des Freiheitskrieges verdiente er sich die freie ! Scholle vollends. Das Bürgertum, bis dahin unkriegerisch, politisch ohne Einfluß, drängte sich mit neuer starker Begeiste­rung zum Befreiungswerke, und seine Söhne stellten die besten Freiwilligen, die opfermutigsten Führer und die echtesten Dicy- ler des großen Kampfes: das Jahr 1813 brachte dem Bürger­tum die Feuertaufe, die ihm fortan Anspruch gab, mitzu­wirken bei den Geschicken des Vaterlandes. Der Adel aber hacke sich lange Epochen hindurch dem Volke nicht so nahe fühlen dürfen: es wurden ihm neue Ausgaben gewiesen, der Ge­danke eines Vaterlandes, das nicht nur ein Vaterland für auserwählte Schichten bedeuten sollte, wurde ihm zum ersten Male lebendig. Diese Gluten neuer Vaterlandsliebe flammten nicht auf zu glänzenden Strohfeuern ernst und gefaßt, von gläubiger Gotteszuversicht gestärkt, ohne allen Prunk und ohne lärmenden Phrasenschwall zog man aus. Der Haß gegen den Unterdrücker allein, schreibt Hermann Ullmann imGesund­brunnen", hätte diese beispielslose männliche Hingabe eines ganzen Volkes nicht zu erzielen vermocht. Das erzwang nur jenes Ideal eines neuen Vaterlandes. Und wo Schenkendorfs schönes Lied gesunden wurde:Freiheit, die ich meine" da erhoffte man nicht nur die Befreiung von der Fremdherr, schuft, da klang auch noch eine tiefere Sehnsuch^mit.^in Frei­heitsverlangen, das in weitere Zukunftsfernen, weit über die rächsten Tage der Schmach hinweg reichte: da begann man mitten in Kampfesnot und ernstem Siegesdank von einem einigen, starken und innerlich freien Vaterlande zu träumen, von einem Vaterlande des ganzen deutschen Vol­kes. Die äußere Freiheit wurde errungen, Napoleon von-hem Unwetter, in dem sich alter Haß Europas entlud, von der Völ­kerschlacht bei Leipzig zu Boden geschmettert. Aber die tiefe­ren, wertvolleren, mit heißerer Liebe gehegten.Hoffnungen, für die das deutsche Volk sein Blut vergossen hatte, blieben un­erfüllt. Auf dem Wiener Kongreffe, dieser in rauschenden Festen betäubten Versammlung, die über die Schicksale Europas nach soviel schwerster Not der Völker entschied, siegten die Diplo­maten, die Meister der alten Regierungskunst, die von einem Willen des Volkes, von seinen Bedürfnissen und Lebensbedin­gungen nichts wußten noch wissen wollten, Metternich führte den Vorsitz. Derselbe österreichische Staatsmann, der bis zum Revolutionsjahre 1848 Oesterreich und darüber hinaus ganz Europa geistig knebelte. Auf die große Erhebung folgte eine dumpfe Erschlaffung: das Volk hatte schwere Arbeit getan, nun bedurfte man seiner nicht länger. Europahatte Ruhe" eine Zeit nicht minder schmählicher innerer Knechtschaft kam nach der Fremdherrschaft. Deutschland blieb in unzählige Kleinstaaten zersplittert, die schlecht genug durch den deutschen Bund zusammengehalten wurden, und das Volk gewann erst nach 1848 mühsam und Schritt für Schritt Teile jener Frei­heit, auf die ihm schon 1813 seine Taten ein Anrecht zu geben schienen.

Das Ringen nach der deutschen Einheit hat unterdes seine Erfüllung gefunden. Ist aber der Traum von 1813 Wirklichkeit geworden? Sind wir heute dort, wo­hin 1813 die Träume der Besten, und nicht die von Dichtern allein, sondern von klar und hart denkenden Staatsmännern flogen? Nimmt wirklich jeder teil am Wohle des Ganzen als an seinem eigenen? Stehn nicht manchem die Partei- oder die Standes- und Klassenrücksichten höher als die auf das Vaterland? Haben wir ein deutsches Vaterland, das nicht nur äußerlich, das auch innerlich geeint genug ist, um diesen Na­men zu verdienen? Mögen wir diese Fragen als Optimisten oder Pessimisten beantworten: auf keinen Fall dür­fen wir aufhören, an unsrer Stelle, soviel wir vermögen, auf jenes Ideal des Vater­landes hinzuarbeiten. Wenn das Befreiungsjahr nur festlich begangen wird, möge man doch nicht nur feiern und auf den Lorbeeren ausruhn, die die Urgroßväter erfoch­ten möge man sich daran erinnern, daß 1813 uns auch Aufgaben hinterlassen hat, ein Erbe an kühnen Hoffnun­gen, sittlichen Forderungen, großen Gedanken, das uns Pflich­ten auferlegt.

Die Feier der Enkel.

Das Völkerschlacht Denkmal in Leipzig.

Stolz erhebt sich heute das größte Denkmal der Welt aus der blutgetränkten Ebene bei Leipzig, in der das Deutschtum seine Wiedergeburt erkämpft hat. Fünfzehn Jahre lang waren fleißige Hände ununterbrochen an dem gewaltigen Bau tätig und während dieser Zeit sind schon manche interessante Einzel­heiten über die riesigen Abmessungen des 91 Meter hohen Denkmals oder seine einzelnen Teile bekannt geworden. So besteht die Außenhülle des Denkmals aus Granit- bezw. Dio- ritporphyr, von dem 15 000 Kubikmeter erforderlich waren. An Beton wurden bei dem Denkmalbau insgesamt 120 000 Kubikmeter verbraucht. Dazu waren 300 000 Zentner Zement nötig. Von diesen Riesenmengen kann man sich erst eine rechte Vorstellung machen, wenn man überlegt, daß die Beförderung des Zements und des Granits 5400 Güter-Doppelwagen erfor­dert hatte, die aneinandergereiht einen Güterzug von 54 Kilometer Länge bilden würden. Würde man nur den Stampfbeton, der im Denkmal steckt, auf eine Grundfläche von 2000 Quadratmeter aufschütten, so erhielte man ein Prisma von 60 Meter Höhe, also so hoch wie die Siegessäule in Ber­lin. Die größten verwendeten Steine wogen je 360 Zentner; ein einziger solcher Stein kostete 700 Mark. Das ganze Denk­mal hat nach den angestellten Berechnungen ein Gewicht von 6 Millionen Zentnern. Stellt man die 6 Millionen Mark be­tragenden Gesamtkosten dem Gewicht gegenüber, so ergibt sich die originelle Tatsache, daß ein Zentner Denkmal (samt dem zugehörigen Grund) 1 Mark kostet. Freilich derartige pmfane Tinge vergißt man, wenn man vor dem Bau steht und MaH'- sieht an den gewaltigen Steinmassen oder wenn man von der höchsten Zinne aus in die Ferne blickt, bis der Harz und das Erzgebirge den Horizont begrenzen.. Erhaben ist der Eindruck, und die Wucht des riesenhaften Bauwerks läßt jeden die Größe der gewaltigsten der Schlachten empfinden, in der unser deutsches Volk um Seiy oder Nichtsein, um Leben oder Unter­gang gekämpft hat. ^ ZurEinweihung am Ge­dächtnis tage der Völkerschlacht erscheinen an außersächsischen Militarabordnungen aus Preußen: die Generalfeldmarschglle, dieHieneralinspekteure der Armeeinspek­tion, der Chef des Grossen Generalstabs, der Kriegsminister, sowie Äe 'kommandierenden Generale, ferner Major Graf Aork von Wartenburg, Rittmeister Graf Blücher von Wahlstatt und Leutnant Graf Bülow von Dennewitz; aus Oester- r e i ch: fünf Vertreter der Familie Schwarzenberg unter Füh­rung des Fürsten Karl von Schwarzenberg, ferner je ein Ver­treter der fürstlichen, bezw. gräflichen Familien Radetzky, Bianchi, Folliot de Crenneville, Nostitz-Rieneck und Hardegg, weiter der Chef des Generalstabes Frhr. von Hötzendorfl. Kriegsminister von Krobatin, sowie die Kommandanten der­jenigen Regimenter, die an der Schlacht bei Leipzig hervor­ragenden Anteil genommen haben; aus Rußland: außer der unmittelbaren Begleitung des Großfürsten Kyrill der der Person des Kaisers beigegebene Generaladjutant Baron Mezcndorff, der Oberst und Flügeladjutant des Kaisers Fürst Mestschersky, 12 Offiziere unter Führung des Chefs des Gene­ralstabes, General der Kavallerie Jilinsky; ausSchweden: außer der persönlichen Begleitung des Kronprinzen General von Bildt und eine Abordnung unter Führung des Obersten Toll; vom Königreich Bayern die kommandierenden Gene­rale der drei Armeekorps, der Kriegsminister und der Chef des Generalstabs, vom Königreich Württemberg der Kriegsminister und der kommandierende General des Württ. Armeekorps.

Stuttgart, 15. Okt. Der Präsident des Württ. Krieger­bundes, General der Inf. z. D. Freiherr von Hügel, wird einer Einladung des Königs von Sachsen zufolge als Ver­treter des Württ. Kriegerbundes am 18. d. Mts. an der Feier der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig teil­nehmen und einen Kranz am Denkmal niederlegen.

Stuttgart, 15. Okt. An dem Schülerfestzug zur Jahr­hundertfeier werden aus 71 Schulen Groß-Stuttgarts sich rund 12 000 Knaben und 9200 Mädchen unter der Führung von 400 Lehrern und Lehrerinnen beteiligen. Die Beteiligung wird aus allen Schulen eine fast vollzählige sein.

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